

Wenn Hannes Langeder sich auf den Sitz seines Fahrradi Farfalla FFX schwingt, trägt er einen hellbeigen Anzug, Krawatte und an jedem Handgelenk ein goldenes Rolex-Imitat. Er sieht dann ein bisschen aus wie Burt Reynolds im Vollgas-Klassiker "Auf dem Highway ist die Hölle los".
Die Hölle war auch auf Langeders ersten Testfahrten durch Linz los: "Es war richtig arg. Vor allem die Auto-Auskenner gerieten völlig aus dem Häuschen, als sie den Fahrradi sahen", sagt der Künstler.
Das Tretauto spielt an auf den Ferrari Enzo und soll gleichzeitig eine Vision des künftige Top-Modells der Marke aus Maranello sein. Damit geht Langeder einen Schritt weiter als bei seinem ersten Tretauto, dem Ferdinand GT3 RS, mit dem er vor zwei Jahren für Furore sorgte und bei dem es sich um einen Porsche-911-Nachbau mit Goldfolienüberzug handelte. "Diesmal ist die Karosserie keine Kopie, sondern das Ergebnis von Recherchen, Designideen und einer gehörigen Portion Hellseherei", sagt Langeder.
Abheben mit Muskelkraft
Auch technisch ist der Fahrradi ein ganz anderes Kaliber. Er verfügt nämlich über zwei Flügeltüren, die über eine mechanische Umlenkung in den Kettenantrieb eingekuppelt werden können und sich dann bedächtig auf und ab bewegen. Dadurch entsteht eine Bewegung "ähnlich der des Flügelschlag eines Schmetterlings", wie Langeder sagt. Daher der Namenszusatz Farfalla (italienisch für Schmetterling). "Außerdem wird dadurch der Innenraum angenehm belüftet", sagt Langeder.
Das ist nicht unwichtig, denn aufgrund einer Untersetzung ist das Fahren mit dem Fahrradi enorm schweißtreibend. "Die Langsamkeit ist enorm, ich wurde schon von Fußgängern überholt", berichtet der Konstrukteur, "dafür aber kann man noch krassere Steigungen hinauffahren." Man könne den Fahrradi derart zeitlupenartig bewegen, dass ein einspuriges Fahrzeug längst umfallen würde, erklärt der Künstler - und genau das sei ein Ziel seiner Arbeit: Die Entschleunigung im Gewand der nahezu grenzenlosen Schnelligkeit und Kraft voranzutreiben.
Einladung vom Ferrari-Club
Bis zum 4. Juli sind der Fahrradi Farfalla FFX und auch der Ferdinand GT3 RS im Lentos Kunstmuseum Linz im Rahmen der Ausstellung "Car Culture" zu sehen. Wer mag, kann eine Ausfahrt mit Langeder im Fahrradi buchen; übrigens auch bei Dunkelheit, denn der Wagen ist mit rund 200 LED ausgerüstet und entspricht sämtlichen Regeln der österreichischen Straßenverkehrsordnung.
Ob es eine Summe gibt, für die er das Unikat verkaufen würde? "Sicher gibt's da eine Summe", sagt Langeder, "aber wie hoch die ist, habe ich mir noch nicht überlegt." Gut so, denn eventuell entwickelt sich ja eine rege Nachfrage nach dem visionären Supersportwagen mit Kettenantrieb. Langeders Automechaniker, der sich um den schon etwas klapprigen Ford Transit des Künstler kümmert, hat jedenfalls schon mal den Kontakt zum Ferrari-Club Österreich hergestellt. Langeder: "Der Club-Präsident will mich und den Fahrradi demnächst mal nach Wien einladen."
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Fahrradi Farfalla FFX: Hannes Langeder präsentiert sein Supercar mit Tretantrieb, den Fahrradi Farfalla FFX. Bauzeit: Mehr als ein Jahr, auch wegen der Flügeltüren, die mit dem Antrieb gekoppelt werden können und sich dann während der Fahrt auf und ab bewegen.
Krasse Reaktionen: Der Fahrradi während der Testfahrten in Linz. Das Tretauto löst praktisch überall größtes Hallo aus - und fast immer findet sich ein Ferrari-Kenner, der die Formgebung fachmännisch kommentieren kann.
Filigraner Leichtbau: Kunststoffrohre auf einem speziellen Tandem-Fahrradrahmen bilden das Gerüst der Karosserie. Die Flügeltüren können über ein Umlenkgetriebe an der Hinterachse mitbewegt werden.
Ein Traum-Treter entsteht: Das Bild zeigt eine frühe Phase in der Entstehung des Fahrradi Farfalla FFX.
Form folgt Form: In dieser Entwicklungsstufe des Fahrradis lassen sich die Proportionen des späteren Supercars schon recht gut erahnen.
Hightech-Handarbeit: Es sei "irrsinnig zeitaufwendig" gewesen, den Fahrradi zu bauen, sagt Hannes Langeder. Leider hat sich bislang noch niemand aus Maranello gemeldet, um diese Anstrengung zu würdigen.
Ahnengalerie: Autos waren schon immer Distinktionsapparate. Der Fahrradi, der ja eigentlich gar kein richtiges Auto ist, bildet da keine Ausnahme. Warum eigentlich baut niemand ein solches Gefährt in Serie?
Das Fahrradi-Team bei der Arbeit: Der rote Renner mit Pedalantrieb gehört zum Fuhrpark des 2011 gegründeten Rennsportteams MT Racing. MT ist die Abkürzung des lateinischen Fachbegriffs Mikadotorochus, zu deutsch: Millionärsschnecke.
Erste Ausfahrt: Es ist immer ein besonderer Moment, wenn ein Fahrzeug nach monatelanger Konstruktionsarbeit zum ersten Mal die Straße unter die Räder bekommt und zeigen kann, was es kann.
Einfach rassig: Um die Formgebung von Ferrari-Autos kümmert sich normalerweise das Designhaus Pininfarina. Die Formgebung des Fahrradi ist die Arbeit des österreichischen Künstlers Hannes Langeder.
Voll verkehrstauglich: Der Fahrradi Farfalla FFX entspricht sämtlichen Vorschriften der Straßenverkehrsordnung in Österreich, darf also legal auf öffentlichen Straßen bewegt werden.
Rasante Optik: Der Flügeltürer Fahrradi sieht aus jeder Perspektive extrem schnell aus. Tatsächlich jedoch kann er so langsam gefahren werden, dass sogar Fußgänger locker überholen.
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