
Honda Prelude
Günstige Oldtimer - Honda Prelude Technikwunder mit Klimperaugen
Sie haben richtig Lust auf einen Oldtimer, trauen sich aber nicht, einen zu kaufen, weil Altautos in vielen Medien nur noch als Wertanlage thematisiert werden? Keine Angst, man muss nicht erfolgreich an der Börse spekuliert haben, um schönes Blech zu fahren.
Klar, für Großvaters abgelegte Karren von Mercedes oder BMW sind inzwischen stolze Summen fällig, und für die meisten alten Porsches werden heute Mondpreise gezahlt. Aber zwischen all den teuren Strahlemännern, die in der Regel kaum noch bewegt werden, gibt es sie noch: die Mauerblümchen, die Exoten, die kaum jemand auf dem Schirm hat – und die entsprechend wenig kosten. Und das nicht nur in der Anschaffung, sondern auch im Unterhalt. Autos, bei denen die Ersatzteilversorgung kein Problem ist und für einen Auspuff nicht ein ganzes Monatsgehalt einkalkuliert werden muss.
Wir haben sie zusammengetragen und stellen sie in einer Serie in regelmäßigen Abständen vor.
Allgemeines zum Modell
Der japanische Automobilhersteller Honda setzte früh auf kompakte, bissig motorisierte Autos mit Spaßfaktor, während etwa in den USA noch voluminöse Straßenkreuzer durch die Vorstädte rollten. 1978 kam der Prelude auf den Markt, ein zweitüriges Sportcoupé auf Basis der Mittelklasse-Limousine Accord. Hondas Rezept: Technisch innovative und zugleich zuverlässige Fahrzeuge zu bauen, die obendrein gut aussehen. "Normalerweise waren japanische Autos früher ja eher bieder, wenn man etwa an die Toyotas der Achtzigerjahre denkt", sagt Lars Heineken vom Prelude-Club-Stuttgart.
Als günstiger Klassiker sticht heute der Prelude der dritten, ab 1987 gebauten Modellgeneration (Typcode BA4) heraus. Exemplare der beiden Vorgänger-Generationen sind rar geworden. Zudem trumpfte der BA4 als Technologieträger auf: Er war das erste Großserienfahrzeug mit Vierrad-Lenkung, zumindest optional. Bei starkem Einschlagen, etwa beim Einparken, ermöglicht das rein mechanische, lenkwinkelabhängige 4WS-System (Four-Wheel-Steering) einen besonders kleinen Wendekreis. Bei höherer Geschwindigkeit wiederum wirken die durch den geringeren Lenkwinkel gleichlaufenden Hinterräder stabilisierend. "So hat man mitunter das Gefühl, wie auf Schienen zu fahren", erklärt Prelude-Liebhaber Heineken.
Dazu kam serienmäßig eine geschwindigkeitsabhängige Servolenkung, die im Stadtverkehr bequem leichtgängig ist und auf der Autobahn einen stabilen Geradeauslauf ermöglicht. Bei den Motoren gab es zwei Varianten: Den EX 2.0 mit Dreiventil-Vierzylinder (12V) und einer oben liegenden Nockenwelle (109 PS) sowie den EX 2.0i-16 als drehzahlhungrige Vierventil-Version (16V) mit zwei oben liegenden Nockenwellen und 137 PS. Die reichten bei nur 1.150 Kilo Leergewicht für 204 km/h Spitze, von null auf hundert raste der 16V in 8,7 Sekunden.

Als Klassiker ist vor allem die dritte Modellgeneration BA4 interessant.
Foto: Prelude-Club-StuttgartSehen lassen konnte sich beim Honda Prelude auch die üppige Serienausstattung. Schon der EX 2.0 wurde ab Werk mit Glasschiebedach, Sportsitzen mit Veloursstoff, Drehzahlmesser, Halogen-Klappscheinwerfern und anderen Features ausgerüstet. Beim EX 2.0i-16 kamen unter anderem ABS, elektrische Fensterheber und Stereoanlage dazu. Aufpreispflichtige Zusatzausstattungen gab es nur drei: Viergang-Automatik und ABS (EX 2.0) sowie das 4WS-Vierradlenksystem (EX 2.0, EX 2.0i-16). Der Grundpreis für den 16V lag 1987 bei 34.780 Mark.
Vor allem in den USA verkaufte sich der Prelude gut, aber auch in Deutschland konnte Honda allein vom BA4 knapp 30.000 Stück absetzen. 1992 erschien mit dem BB1 dann die vierte, deutlich runder gezeichnete Modellgeneration. Trotz vergrößerter Motorenpalette und einem nun elektronisch gesteuerten, aber deutlich empfindlicheren 4WS-System konnte der neue Prelude aber nicht an die Erfolge seines Vorgängers anknüpfen.
Warum ausgerechnet der?
Die Siebziger-, und Achtzigerjahre waren die Ära der bürgernahen Coupés wie VW Scirocco, Ford Capri oder Opel Manta. Die fesche und exotische Alternative aus Japan ist der Honda Prelude mit seinen unwiderstehlichen Klappscheinwerfern. "Mit seiner extrem flachen Motorhaube und dem keilförmigen Design ist der Wagen ein Hingucker", sagt Lars Heineken.
Der 40-Jährige verliebte sich bereits als Teenager in das Nippon-Coupé und kaufte sich nach dem Führerscheinerwerb einen gebrauchten, metallic-silbernen Prelude als erstes Auto. Für einen Fahranfänger waren über 100 PS damals enorm viel. Manch ein Prelude-Besitzer rüstete nachträglich noch ein Sportfahrwerk mit Tieferlegung nach, dabei sei das gar nicht nötig, sagt Experte Heineken: Bei Slalom-Tests in den USA habe der agile Prelude mit 4WS-System diverse Ferraris geschlagen, berichtet Heineken.
Ein wenig Übung setzt die skurrile Vierrad-Lenkung allerdings voraus: So ist beim Einparken etwas Abstand zu Mauern oder Gebäuden am Straßenrand empfehlenswert. Denn beim Ausrangieren bewegen sich die hinteren Räder und damit das Heck mit - manch ein Prelude-Fahrer ist dabei schon unfreiwillig angeeckt.
Verfügbarkeit
Vor allem Rost hat den Bestand des Honda Prelude dezimiert, auch in der dritten Modellgeneration. Aber man findet noch Exemplare, dabei ist es wie bei vielen Klassikern: Auch beim Prelude überwiegen heute die Modelle, die am vorsichtigsten gefahren wurden - dies sind in der Regel die etwas schwächer motorisierten 12V-Modelle, oft in Kombination mit Automatik.
Ersatzteilversorgung
Wartungsstau kann beim Prelude problematisch werden, denn die Ersatzteillage ist eher mau. Was Honda noch auf Lager hat, ist teuer. Die Alternative für gängige Verschleißteile sind Fremdanbieter. Blechteile gibt es nur noch gebraucht, richtig kompliziert wird es bei Ersatz für Interieur und Zierrat.
Ersatzteilpreise (beispielhaft)
Satz Bremsscheiben vorne: ca. 60 Euro
Neuer Zahnriemen mit Einbau: ab 500 Euro
Tür: gebraucht ca. 100 Euro
Frontscheinwerfer: gebraucht ca. 60 Euro
Schwachstellen
Korrosion ist der ärgste Feind des Honda Prelude. Oft faulen die Radläufe, anschließend kriecht die braune Pest weiter und das Auto rostet von innen nach außen durch. Dass HU-Prüfer mit dem Schraubendreher den zerbröselten Unterboden bis zu den Sitzen durchstechen, ist keine Seltenheit. Typisch ist auch Wassereinbruch in den Kofferraum über die Rückleuchten. Ablaufen kann das Wasser, indem man deren Dichtungen unten aufschneidet. Bekannte Honda-Krankheit ist ein defektes Starter-Relais für die Benzinpumpe. Dann springt der Wagen im warmen Zustand nicht mehr an. Die Motoren gelten als robust und sind für hohe Laufleistungen gut, regelmäßiger Zahnriemen-Wechsel vorausgesetzt.
Preis
Schon für 3.000 Euro kann man einen Honda Prelude finden - gültige HU-Plakette und oft sogar das H-Kennzeichen inklusive. Selbst gepflegte Exemplare aus erster Hand gibt es für rund 5.000 Euro.
Anlaufstellen im Internet

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Haiko Prengel