Isdera Commendatore 112i unterm Hammer Es kann nur einen geben

Bei RM Sotheby's wird ein Kleinod deutscher Ingenieurskunst versteigert: Der Supersportwagen Isdera Commendatore 112i aus dem Jahr 1993
Foto: Rémi Dargegen / RM Sothebys
Bei RM Sotheby's wird ein Kleinod deutscher Ingenieurskunst versteigert: Der Supersportwagen Isdera Commendatore 112i aus dem Jahr 1993
Foto: Rémi Dargegen / RM SothebysUnterm Hammer: Der Isdera Commendatore 112i aus dem Jahr 1993, mit knapp 10.500 Kilometern auf dem Zähler.
Warum mitbieten? Ganz einfach – weil es nicht exklusiver geht. Der Isdera Commendatore 112i ist ein in Handarbeit gefertigter Supersportwagen, dessen Schöpfer Eberhard Schulz sich die damals besten verfügbaren Komponenten besorgte, und sie zu einem noch heute erstaunlichen Fahrzeug komponierte.
Der Motor, ein Zwölfzylinderaggregat des Typs M 120, stammt von Mercedes. Er entwickelt aus sechs Liter Hubraum 408 PS Leistung und trieb ursprünglich die S-Klasse an. Das Triebwerk steckt aber auch, in diversen Ausbaustufen, in exotischen Vollgastypen wie dem italienischen Pagani Zonda, dem deutschen Lotec Sirius — oder eben dem Isdera Commendatore 112i von Eberhard Schulz. Achsen und Scheinwerfer kommen von Porsche, das Getriebe von Getrag und das elektronisch gesteuerte Fahrwerk wurde von Bilstein entwickelt.
Schulz, Jahrgang 1940, arbeitete ab 1971 für Porsche, ab 1978 beim Tuner BB und gründete 1982 seine eigene Firma, das »Ingenieurbüro für Styling, Design und Racing«, kurz: Isdera. Er übernahm Entwicklungsarbeiten für Autohersteller und konstruierte eigene Sportwagen, darunter ab 1984 eine Kleinserie von 30 Exemplaren des Isdera Imperator 108i.
Um diesen schon ziemlich radikalen Sportwagen mit V8-Motor zu übertrumpfen, ging Schulz bei der Konstruktion des Nachfolgemodells ein paar Schritte weiter. Er konstruierte das Zwölfzylindergeschoss Isdera Commendatore 112i. Der Name war eine Verneigung vor Enzo Ferrari, der hochachtungsvoll »il Commendatore« genannt wurde.
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Um die zugekauften technischen Komponenten formte Schulz einen filigranen Gitterrohrrahmen, auf dem eine geschmeidige Karosserie aus glasfaserverstärktem Kunststoff saß. Das Auto und vor allem die Aerodynamik wurde von den ersten Skizzen an für einen Einsatz beim 24-Stunden-Rennen in Le Mans optimiert. Daher verzichtete Schulz auf herkömmliche Außenspiegel und setzte dem Wagen stattdessen ein Periskop aufs Dach, durch das der Fahrer nach hinten blicken konnte. Außerdem ließ sich das Fahrwerk bei hohem Tempo um sieben Zentimeter absenken.
Beides sollte Vorteile auf der langen Vollgaspassage in Le Mans – der legendären Hunaudières-Geraden – bringen. Die jedoch bekam der Isdera Commendatore nie unter die Räder. Denn die japanischen Geldgeber, von denen ein Großteil des Isdera-Kapitals stammte, kappten Anfang der Neunzigerjahre die Zahlungen. Und so rollte der Isdera Commendatore 112i im Jahr 1993 nicht an den Start in Le Mans an der Sarthe, sondern lediglich auf einen Stand bei der IAA in Frankfurt am Main.
Dort gehörte der Flachmann mit den Flügeltüren und einem Monoscheibenwischer aus dem japanischen Hochgeschwindigkeitszug Shinkansen zu den Stars der Messe. Neben imponierenden Fahrdaten wie 342 km/h Höchstgeschwindigkeit und einem Spurtvermögen von 0 auf 100 km/h in 4,1 Sekunden wurde auch ein Preis kommuniziert: 800.000 Mark. Der Schweizer Albert Klöti kaufte damals das Einzelstück. Außerdem gab er den Wagen 1997 für das Playstation-Spiel »Need for Speed II« frei, was dem Auto Kultstatus in Videospielerkreisen bescherte. 1999 war der Isdera Commendatore nochmals auf der IAA zu sehen, da allerdings mit herkömmlichen Leichtmetallfelgen und konventionellen Außenspiegeln.
Zwischendurch bot Klöti, der bisher einzige private Besitzer des Autos, das Unikat für 1,5 Millionen Euro auf der Internetverkausplattform Ebay an, doch offenbar ohne Erfolg. 2016 dann kaufte die zwischenzeitlich neu formierte Isdera AG, die heute in Saarwellingen ihren Sitz hat, das Auto zurück. Anschließend wurde der Isdera Commendatore 112i wieder in den Ursprungszustand von 1993 versetzt, also mit BBS-Rädern und Periskop-Rückspiegel auf dem Dach.
Zuschlag! Das Auktionshaus RM Sotheby's versteigert den Isdera Commendatore 112i (Lot 121) am 13. Februar während einer Onlineauktion in Paris. Erwartet wird ein Preis von mindestens 400.000 Euro. Der Käufer darf sich über eine Rarität in nahezu Neuzustand freuen. Und auch gleich auf die erste Ausfahrt. Sotheby's weist darauf hin, dass der Wagen in Reutlingen abgeholt werden muss.
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Der Isdera Commendatore 112i wurde 1993 vorgestellt. Zu den auffälligsten Details des Autos gehört der Rückspiegel auf dem Dach über dem Fahrerplatz. Wer dort sitzt, blickt über ein Spiegelsystem ähnlich dem eines Periskops in einem U-Boot nach hinten. Diese Lösung wurde gewählt, um das Auto aerodynamischer zu machen, denn die beiden Außenspiegel werden dadurch überflüssig.
Flach und geduckt schält sich der Isdera Commendatore über die Straße. Für die Sauberkeit der Panoramawindschutzscheibe sorgt ein Monoscheibenwischer, den Isdera aus dem japanischen Hochgeschwindigkeitszug Shinkansen übernahm.
Hoch die Klappen! Außer den beiden Flügeltüren, durch die man auf die beiden Sitzplätze des Isdera Commendatore gelangt, gibt es auch noch zwei Klappen, die den Motorraum im Heck öffnen.
Den Luftwiderstand des Isdera Commendatore 112i testeten seine Erbauer damals im Windkanal von Mercedes. Die Messung ergab einen cW-Wert von 0,306. Bei hohen Geschwindigkeiten senkte sich zudem das Fahrwerk um bis zu sieben Zentimeter ab.
Die Farben blau und schwarz dominieren den Innenraum des Isdera Commendatore. Die Sportsitze stammen von Recaro, die Instrumente von Mercedes, das Lenkrad von OMP. Ein entscheidendes Detail: Die Tachoskala reicht bis 400 km/h.
Der Isdera Commendatore 112i erreicht eine Spitzengeschwindigkeit von 342 km/h. Die Angaben über das Gewicht des Autos schwanken je nach Informationsquelle ein wenig. Rund 1500 Kilogramm sind wohl ein guter Richtwert.
Aus dieser Perspektive ist das langgezogene Heck des Isdera Commendatore deutlich zu sehen. Ursprünglich sollte der Wagen beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans starten. Dort gelten Langheckrennwagen aufgrund der langen Geraden als aerodynamisch vorteilhaft.
Unter den Hammer kommt der Isdera Commendatore 112i jetzt in der Originalversion von 1993 — darunter mit zweiteiligen BBS-Rädern und dem Periskoprückspiegel. Zwischenzeitlich trug der Wagen andere Felgen und zwei herkömmliche Außenspiegel auf den vorderen Kotflügeln.
Insbesondere die hinteren »Flügeltüren« des Isdera Commendatore sehen merkwürdig aus. Sie sind aber vor allem praktisch – und sollten bei einem geplanten Renneinsatz Servicearbeiten am Motor erleichtern.
Als Antrieb sitzt ein V12-Motor von Mercedes vor der Hinterachse. Der 6-Liter-Zwölfzylinder, der sonst in der S-Klasse zum Einsatz kam, leistet 408 PS und gibt seine Kraft über ein modifiziertes Sechsganggetriebe, das ursprünglich für Porsche entwickelt worden war, an die Hinterräder ab.
Der Isdera Commendatore ist 4,66 Meter lang und lediglich 1,04 Meter hoch. Bei Sotheby's wird er jetzt für einen Preis zwischen 400.000 und 600.000 Euro angeboten.
Der Isdera Commendatore 112i wurde 1993 vorgestellt. Zu den auffälligsten Details des Autos gehört der Rückspiegel auf dem Dach über dem Fahrerplatz. Wer dort sitzt, blickt über ein Spiegelsystem ähnlich dem eines Periskops in einem U-Boot nach hinten. Diese Lösung wurde gewählt, um das Auto aerodynamischer zu machen, denn die beiden Außenspiegel werden dadurch überflüssig.
Foto: Rémi Dargegen / RM SothebysUnter den Hammer kommt der Isdera Commendatore 112i jetzt in der Originalversion von 1993 — darunter mit zweiteiligen BBS-Rädern und dem Periskoprückspiegel. Zwischenzeitlich trug der Wagen andere Felgen und zwei herkömmliche Außenspiegel auf den vorderen Kotflügeln.
Foto: Rémi Dargegen / RM SothebysAls Antrieb sitzt ein V12-Motor von Mercedes vor der Hinterachse. Der 6-Liter-Zwölfzylinder, der sonst in der S-Klasse zum Einsatz kam, leistet 408 PS und gibt seine Kraft über ein modifiziertes Sechsganggetriebe, das ursprünglich für Porsche entwickelt worden war, an die Hinterräder ab.
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