Fotostrecke

Iso Grifo A3/C: Hallydays Flitzer

Foto: Remi Dargegen ©2017 Courtesy of RM Sothebys

Versteigerung Iso Grifo A3/C Der bessere Ferrari

Für manche Autos muss man einfach mehr bieten: SPIEGEL ONLINE zeigt Fahrzeuge mit berühmten Vorbesitzern und Raritäten, die versteigert werden. Diesmal: Italienisches Design trifft amerikanischen V8.

Unterm Hammer: Ein Iso Grifo A3/C, Baujahr 1965, dessen erster Besitzer kein geringerer als Johnny Hallyday war, die französische Rock'n'Roll-Legende.

Warum mitbieten? Der Grifo ist das Beste aus zwei Welten: Italienisches Design außen, amerikanischer V8 innen.

Die Welt verdankt den Iso Grifo A3/C einem Streit. Sein Schöpfer Giotto Bizzarrini war eigentlich Ingenieur bei Ferrari. Dort konstruierte er vor allem Rennwagen, unter anderem den legendären 250 GTO. Allerdings nur bis 1961 - dann musste Bizzarrini zusammen mit anderen Ingenieuren gehen. Sie waren Teil der sogenannten Palastrevolte gegen Enzo Ferrari: Nach dem Tod von Enzos Sohn Dino zog sich der Patron mehr und mehr aus dem Tagesgeschäft zurück. Seine Frau Laura engagierte sich daher stärker in der Firma, lag aber oft im Clinch mit den Technikern. Ferrari-Geschäftsführer Girolamo Gardini hatte irgendwann genug und stellte Enzo vor die Wahl: Entweder Laura lässt seine Mitarbeiter in Ruhe, oder er geht.

Der Patron ließ sich das nicht bieten und warf Gardini raus. Die Ingenieure um Bizzarrini protestierten daraufhin mit einem Brief gegen Gardinis Entlassung. Für Enzo zählte jedoch vor allem Loyalität, er entließ kurzerhand fast alle wichtigen Ingenieure. Glaubt man dem Formel-1-Journalisten Rob Wiedenhoff, erinnerte die Entlassung mehr an den "Paten" als an klassischen Büroalltag: Enzo Ferrari traf seine Ingenieure zu einer ganz normalen Besprechung, an deren Ende verließ der Patron wie immer den Raum. Als seine Ingenieure gingen, erhielt jeder einen Umschlag von der Sekretärin des Chefs. Darin: Ein Monatsgehalt und die Aufforderung, nie mehr zurückzukommen.

Für Bizzarini war dies der Beginn einer Rivalität mit Ferrari. Er gründete ein eigenes Konstruktionsbüro in Livorno: Autostar. Einer der ersten Aufträge war 1962 die Entwicklung des Sportwagens Grifo für Iso Rivolta, den Hersteller der Isetta. Zwei Versionen entstanden, der A3/L als luxuriöser GT und der A3/C als Langstreckenrennwagen. Das Ziel war klar: Die ehemaligen Kollegen und den von ihm konstruierten Ferrari 250 GTO schlagen.

Eine Außenhülle wie ein Flugzeug

Dafür griff Bizzarrini tief in die Trickkiste: Die Außenhülle des Wagens besteht aus Duralumin, einer sehr leichten Aluminiumlegierung aus dem Flugzeugbau, die kaum für Autos verwendet wurde. Sie machte das Auto zwar extrem leicht, war aber sehr schwer zu schweißen. Die Karosserie musste deshalb wie bei einem Flugzeug genietet werden. Giorgetto Giugiaro, damals Angestellter bei Bertone, perfektionierte schließlich die Form des Wagen. Gebaut wurden die Karosserien des A3/C wegen der Nieten nicht bei Iso selbst, sondern in der Werkstatt von Piero Drogo, einem ehemaligen Ferrari-Rennfahrer. Dessen Werkstatt lag nur 20 Kilometer von Maranello entfernt, in direkter Nachbarschaft der Sportwagenschmiede De Tomaso - mehr italienisches Flair geht bei einem Sportwagen wohl kaum.

Die nötigen PS kamen aus den USA: Ein 5,4-Liter V8 aus der Corvette wurde für den Grifo noch mal getunt, geschaltet wird bei diesem Grifo stilecht mit einem Hurst-Shifter. Die Firma war damals ein Zulieferer von Schaltgetrieben für viele amerikanische Hersteller, ihre massiven Schalthebel aus Chrom mit den groß eingeprägten Lettern des Firmennamens sind in der Muscle-Car- und Hot-Rod-Szene noch heute ein Synonym für Performance.

Der relativ schwere Motor hätte den A3/C jedoch sehr frontlastig gemacht. Bizzarrini platzierte ihn deshalb weit hinter der Vorderachse und machte ihn so zum Front-Mittelmotor. Die 390 PS des Achtzylinders, die geringe Höhe von nur 1,11 Metern und das geringe Gewicht machten den A3/C zu einem ernsthaften Herausforderer für Ferrari. Auf einer Schweizer Autobahn erreichte einer der Wagen 1965 270 km/h - im normalen Straßenverkehr.

Statt auf die Autobahn ging es für diesen dunkelroten A3/C auf die Straßen von Paris, zu einem gewissen Jean-Philippe Smet, besser bekannt als Johnny Hallyday. Der "Elvis Frankreichs" kaufte den Wagen ab Werk, fuhr ihn jedoch nur kurz und verkaufte ihn bereits im Februar 1966. Danach ging der Wagen auf eine Odyssee durch Frankreich, war zwischenzeitlich weiß samt blauem Rennstreifen lackiert, bevor er schließlich 1992 wieder ins klassische Rot umlackiert wurde.

Nach 22 Stück war Schluss

Heute ist der Iso Grifo A3/C ein extrem seltener Klassiker, denn auch Bizzarrinis Zusammenarbeit mit Iso zerbrach schnell. Bereits im Sommer 1965, nach nur 22 produzierten A3/C, trennten sich Iso-Chef Renzo Rivolta und Giotto Bizzarrini im Streit. Iso behielt den Namen "Grifo", Bizzarrini bekam die Rechte am A3/C. Er verkaufte den Wagen nun als Bizzarrini 5300 GT, von dem bis 1968 133 Exemplare gebaut wurden.

Zuschlag! Sotheby's versteigert den Wagen  am 7. Februar in Paris, erwartet werden 2,5 bis 3 Millionen Euro. Dafür gibt es immerhin einen italienisch verpackten V8 aus dem Fuhrpark von "Frankreichs Elvis". Und ein Ferrari 250 GTO wäre deutlich teurer, um die 50 Millionen Dollar würden für Bizzarrinis frühes Werk fällig. Am Ende konnte Bizzarrini Ferrari also doch nicht schlagen.

Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren
Mehrfachnutzung erkannt
Bitte beachten Sie: Die zeitgleiche Nutzung von SPIEGEL+-Inhalten ist auf ein Gerät beschränkt. Wir behalten uns vor, die Mehrfachnutzung zukünftig technisch zu unterbinden.
Sie möchten SPIEGEL+ auf mehreren Geräten zeitgleich nutzen? Zu unseren Angeboten