
Lada 2101: Russen-Fiat zum Schnäppchenpreis
Günstige Oldtimer - Lada 2101 Russen im Kommen
Sie haben richtig Lust auf einen Oldtimer, trauen sich aber nicht, einen zu kaufen, weil Altautos in vielen Medien nur noch als Wertanlage thematisiert werden? Keine Angst, man muss nicht erfolgreich an der Börse spekuliert haben, um schönes Blech zu fahren.
Klar, für Großvaters abgelegte Karren von Mercedes oder BMW sind inzwischen stolze Summen fällig, und für die meisten alten Porsches werden heute Mondpreise gezahlt. Aber zwischen all den teuren Strahlemännern, die in der Regel kaum noch bewegt werden, gibt es sie noch: die Mauerblümchen, die Exoten, die kaum jemand auf dem Schirm hat – und die entsprechend wenig kosten. Und das nicht nur in der Anschaffung, sondern auch im Unterhalt. Autos, bei denen die Ersatzteilversorgung kein Problem ist und für einen Auspuff nicht ein ganzes Monatsgehalt einkalkuliert werden muss.
Wir haben sie zusammengetragen und stellen sie in einer Serie in regelmäßigen Abständen vor.
Lada 2101

Italo-Eastern: Fiat-Nachbau von Lada, der günstigste Oldtimer überhaupt
Foto: REUTERS/ AvtoVazAllgemeines zum Modell: Auf den Lada reagieren die Menschen in der Regel so: Entweder fragen sie sich offenkundig, was das da eigentlich für ein Auto ist. Oder sie sagen: "So einen hatten wir auch mal." Wobei die Hälfte der letzten Gruppe falsch liegt - sie hatte mal einen Fiat, aber keinen Lada.
Nix verstehen? Ganz einfach. Mitte der Sechzigerjahre handelte die Sowjetunion mit Fiat einen Deal aus: Die Russen bekamen die Lizenz zur Nachfertigung der Fiat-124-Limousine und technisches Know-how, Fiat bekam Stahl aus russischer Produktion. Die Russen stampften so eine Millionen-Automobilproduktion aus dem Boden, die Italiener wegen der rostanfälligen Tauschware ihr Image in denselbigen.
Warum ausgerechnet der? Der Lada bietet feinstes italienisches Three-Box-Design der Sechzigerjahre - für unfassbar wenig Geld. Er bietet robuste, zuverlässige Technik, bei der man auch als Laie noch Hand anlegen kann. Er bietet erstaunlich viel Platz und erstaunlich viel Komfort, klappern tut bei diesem Auto selbst bei Fahrt über Kopfsteinpflaster nichts. Unter allen klassischen Oldtimern, die es auf dem Markt gibt, ist er der günstigste - Punkt.
Verfügbarkeit: Vom eigens für den 2101 errichteten Werk Togliatti aus wurden die Lada während des Kalten Kriegs in den ganzen Ostblock verkauft - und zwar millionenfach. Entsprechend gibt es auch heute noch ein reichhaltiges Angebot. Dafür braucht man noch nicht mal weit zu reisen, es reicht ein Blick in Richtung neue Bundesländer. Wer Glück hat, findet dort ein vom Erstbesitzer mit dem Korrosionsverhüter Elaskon beschmiertes Exemplar, dessen blecherne Schönheit nicht rostverblüht ist.
Ersatzteilversorgung: Die Millionenauflage ist auch hier ein Segen, zumal sich auch die Nachfolgemodelle 2105 und Nova nur beim Blechkleid unterschieden und kaum technische Änderungen boten. Fast alle Teile sind deswegen selbst über Ebay zu beziehen, und das zu unverschämt günstigen Preisen. Kostprobe gefällig? Ein komplett neues Fünfganggetriebe kostet knappe 600 Euro. Und nein - wir haben nicht aus Versehen eine Null unterschlagen. Einzig bei Ersatz in Sachen Interieur gibt es keine Neuteile im Angebot, aber einschlägige Händler können problemlos gute und günstige Gebrauchtware beschaffen.
Ersatzteilpreise (beispielhaft):
Bremsscheiben vorn: ca. 30 Euro
Bremsbeläge vorn: ca. 15 Euro
Kotflügel vorn: neu ca. 70 Euro
Lichtmaschine: neu ca. 90 Euro
Schwachstellen: Die einzige Problemzone ist das Blech - wegen des geringen Wiederverkaufswerts sollte man das Auto deswegen einer peniblen Rostprüfung unterziehen. Kleine Stellen an Türen oder Kotflügeln sind wegen der günstigen Teilepreise kein Problem, bei größeren Schweißarbeiten ist flugs die Grenze des wirtschaftlich Sinnvollen erreicht.
Die Technik ist so einfach wie robust, die Motoren keine sinnliche Offenbarung, dafür zuverlässig und sogar genügsam. Mit der kleinen Maschine (1,2-Liter Vierzylinder) lässt sich der Lada problemlos zu einem Verbrauch von acht Litern bewegen - in der Stadt. Ältere Modelle mit Kontaktzündung lassen sich kostengünstig (80 Euro für das Kit) auf elektronische Zündung umrüsten.
Preis: Ab 2000 Euro bekommt man ein vernünftiges Exemplar, alles darunter sind Bastelbuden, deren Restauration nicht lohnt.
Weitere, fast schon frech günstige Fuhren finden Sie in den vorangegangenen Folgen der Serie:

Günstige Oldtimer: Bock auf Blech? Bitte hier lang
Haiko Prengel