
Land Rover-Fan Dag Rogge: Der Landy-Lord
Land-Rover-Fan Dag Rogge Allrad fürs Leben
Trekking-Hose, Fleece-Pullover, darunter ein Multifunktionshemd. Dag Rogge mag es rustikal. Nicht nur bei seiner Kleidung, auch bei seinen Fahrzeugen. Der 54-Jährige besitzt den ältesten in Deutschland zugelassenen Land Rover Series I, Baujahr 1949. Und er betreibt zwei Steinbrüche, in denen sich Offroad-Fans austoben können. Natürlich nur mit Land-Rover-Fahrzeugen.
Seine Leidenschaft fürs britische Blech begann früh. Der Patenonkel seiner damaligen Freundin betreute mit seiner Promotionagentur britische Automarken und bot Geländetraining an. Rogge, der damals eine Ausbildung zum Fernmeldetechniker machte, arbeitete dort als 18-Jähriger am Wochenende mit. Als er erstmals den Geländewagen Defender sah, war er sofort begeistert. "Das Auto war überall zu Hause, es roch nach Abenteuer. Das hat mich total fasziniert", sagt er - vor allem die robuste und zuverlässige Technik, die sich leicht reparieren ließ.
Schon ab 1983 organisierte er nebenbei am Wochenende Fahrveranstaltungen. So blieb er auch während seines Studiums der Betriebswirtschaftslehre und seinem anschließenden Job beim Fernmeldeamt in Düsseldorf den Autos treu.

Land Rover-Fan Dag Rogge: Der Landy-Lord
Als sein Arbeitgeber umstrukturiert und ihn in den Innendienst stecken will, kündigt der gebürtige Wuppertaler. "Ich war zwar Beamter auf Lebenszeit, aber ich suchte keine Sicherheit, sondern das Abenteuer". Und als der Patenonkel seiner Bekannten 1988 die Agentur verkauft, greift er zu. "Damals habe ich die ersten Trainings alleine durchgeführt und bin dann nach und nach gewachsen", sagt er. Für die Wiedereinführung des Defenders auf dem deutschen Markt, mietete er dann einen Steinbruch. "Da kam ich auf die Idee, solche Trainings das ganze Jahr anzubieten", sagt er.
Mehr als 300 Kurse im Jahr - fast alle ausgebucht
Der zwölf Hektar - ungefähr 17 Fußballfelder - große Steinbruch in Wülfrath bei Düsseldorf wurde schon in den Siebzigerjahren stillgelegt. Zwei Jahre dauerte das Genehmigungsverfahren, um dauerhaft mit Offroad-Fahrzeugen durch den Matsch fahren zu dürfen. Rogge bekam harte Auflagen, legte Biotope für Kreuzkröten an, erweiterte die vorhandenen Fahrstraßen und baute Hindernisse aus Holz und Stein. Einige Flächenteile sperrte er ab und rekultivierte den Bereich - so siedelten sich in den vergangen Jahren wieder neue Pflanzen an.
Außerdem erlaubten ihm die Behörden, nur mit Neufahrzeugen zu fahren - damit kein Öl den Boden kontaminiert. Seitdem wühlen sich rund 7000 Teilnehmer im Jahr durch die Kuhle mit 45 Hindernissen, kriechen bei ihren Fahrertrainings mit dem Untersetzungsgetriebe den steilen Hang hinauf und mit der Motorbremse wieder hinunter.
Die eine Hälfte der Kursteilnehmer fährt privat Land Rover, die andere will nur ein wenig im Matsch spielen. "Natürlich braucht der Fahrer das Hardcore-Geländetraining nicht. Aber was er bei manchen Übungen lernt, kann er auch bei Glätte im Alltag anwenden", sagt Rogge. Die Idee scheint anzukommen: Die meisten der mehr als 300 Kurse im Jahr sind ausgebucht.

Abenteuerspielplatz für Geländewagen in Wülfrath
Foto: Sascha SchuermannDer SUV-Trend spielt ihm die Kunden zu. "Für mich, der ich mit Geländewagen groß geworden bin, ist das schön, dass es diesen SUV-Trend gibt. Mit dem Komfort und der Vielseitigkeit wundert es mich nicht, dass die Autos beliebter werden", sagt er.
Heute beschäftigt er 45 Festangestellte und 150 Freiberufler. Neben den Fahrtrainings organisiert Rogge seit 2000 noch die Land Rover Experience Tour , Nachfolger der Camel Trophy. Zwischen 1980 und 1999 veranstaltete die Zigarettenmarke eine Art Autorallye mit Expeditionscharakter, anfangs mit Fahrzeugen von Jeep, später von Land Rover. Jedes Jahr führte die Tour durch ein anderes Land. Doch die Rallye verkam zur hippen Sportveranstaltung und einem Werbegag. Land Rover zog sich 1998 zurück, ein Jahr später wurde die Camel Trophy eingestellt.
1999 entwickelte Rogge deshalb die Land Rover Experience Tour, zuerst nach Jordanien, dann nach Island, Namibia, Mexiko und Kanada. Mittlerweile findet die Veranstaltung zum zwölften Mal statt. Zwei Jahre Vorbereitung stecken in einer Tour. Aus gut 30.000 Bewerbern werden 3600 zu den Qualifikationswochen eingeladen, daraus nehmen 60 an der Endrunde teil. Am Ende fahren dieses Jahr sechs nach Peru mit, die sich drei Wochen lang fern der Heimat durch unwegsames Gelände kämpfen. Für die Teilnehmer ist es die Reise ihres Lebens. Und für Rogge?
Rogge träumt von Neuseeland als Reiseziel
Sein Traumziel, wie könnte es für Land Rover-Fahrer anders sein, ist Afrika, vor allem Namibia. Weite, Wüste und eine tolle Tierwelt. Aber auch Südamerika begeistert ihn, mit Argentinien, Chile und Peru. "Der ganze Kontinent ist ein Traum", sagt er. Seine Liebe zur Entdeckung der Welt wächst von Jahr zu Jahr. Privat möchte er einmal nach Neuseeland und dann mit einem Auto das Land erkunden. Natürlich in einem Land Rover.
Zwar musste als erstes eigenes Auto ein Mercedes /8 als 200D herhalten, ein altes Taxi mit einer Million Kilometer auf dem Tacho. "1989 habe ich mir aber einen Discovery gekauft, das Standauto von der Internationalen Automobilausstellung in Frankfurt. Es war der erste in Deutschland zugelassene Disco", sagt er. Seitdem fährt er nur Autos der britischen Marke. "Mein Blut ist grün - so wie die Farbe des Land-Rover-Logos - ich stehe total hinter der Marke, die strahlt für mich Freiheit und eine Glaubwürdigkeit aus", sagt Rogge. Früher klang der Dieselmotor wie bei einem alten Trecker, die aktuellen Autos sind sehr komfortabel und in Zukunft fahren die Autos vielleicht elektrisch", sagt Rogge. Er ist gespannt wie er dann mit den E-Autos durchs Gelände fährt. Vielleicht ziehen wir uns dann den Strom aus Solarzellen vom Dach".
Bis es soweit ist, setzt er zwangsweise auf Verbrenner, aber auf ganz spezielle. Seinen Series I Land Rover von 1949 fand er über einen befreundeten Fotografen aus England. "Ich wollte unbedingt einen Series I, da es für mich das Ur-Auto von Land Rover ist".
Das Auto bewegt er nur selten auf Oldtimer-Rallyes, stilecht mit britischem Kennzeichen. Das Auto besitzt eine nachvollziehbare Geschichte: Im August 1949 landete es auf der Isle of Wight, 1965 wurde es erstmals verkauft und danach noch fünf weitere Male. 1984 kam der damals betagte Oldtimer für eine Restauration in ein Museum. Gut zehn Jahre und mehr als 1200 Arbeitsstunden flossen in den Neuaufbau. 2009 wird der Land Rover in den Norden Englands verkauft, wo der befreundete Fotograf das Auto für Dag Rogge entdeckte.
Der griff sofort zu und meldet dafür extra einen Wohnsitz in England an.
Verrückt? Nicht für einen, der sich 24 Stunden am Tag mit der Marke auseinandersetzt. Daneben besitzt er einen Series I von 1951 im Originalzustand und einen Series II. Zum Schrauben kommt er allerdings nur noch selten.
Im Sommer geht Rogge fremd - dann fährt er Fendt
Bis zu 200 Tage im Jahr ist er unterwegs, hat bisher über 100 Länder bereist. Neben der Organisation der Land Rover Experience Touren besitzt Rogge eine Reiseagentur für Offroad-Touren und das Experience Center in Namibia. "Ich bin halt Berufsabenteurer und habe viel Spaß daran, neue Sachen auszuprobieren und meine Kreativität auszuleben", sagt er.
Nur nicht im Sommer. Da bleibt er in Mettmann bei Düsseldorf. 2007 kaufte er sich einen alten, kleinen Bauernhof, restaurierte und bewirtschaftet ihn. Nebenbei arbeitet er als Landwirt, mäht die Wiesen, züchtet Pferde. Zur Entspannung von der ganzen Offroad-Arbeit setzt er sich hinters Lenkrad seines 240 PS starken Fendt Traktors - und presst Stroh.