
Autoklassiker mit Wertverlust: Diese Oldtimer leiden an Altersschwäche
Autoklassiker mit Wertverlust Oldie statt Goldie
Wer einen alten Ford Mustang fährt, muss sich um die Aufmerksamkeit anderer Autofahrer in der Regel keine Sorge machen: Dieser Wagen zieht garantiert Blicke auf sich. Wer allerdings erwägt, sein Ponycar zu verkaufen, muss sich auf eine kleine Enttäuschung gefasst machen - denn der Mustang ist weniger wert als noch vor ein paar Jahren. Der Grund ist eine Art Mustang-Schwemme aus den USA.
In den vergangenen Jahren wurden derart viele Exemplare aus Amerika nach Europa importiert, dass es heute ein Überangebot gibt. Wer in einem von Deutschlands größten Gebrauchtwagen-Portalen nach Modellen aus den Jahren 1965 bis 1970 sucht, bekommt rund 570 Treffer angezeigt. Von einem Exoten kann man da nicht mehr sprechen.
Die Folge: Bei einem Top-Klassiker wie dem Mustang, gestern noch eine sichere Bank in Sachen Geldanlage, sinkt plötzlich der Wert.
Das Garagengold verliert an Glanz
Das bestätigt auch Marius Brune von Classic Data , der Sachverständigenorganisation für klassische Fahrzeuge. Die Bochumer beobachten seit mehr als 30 Jahren die Preisentwicklung historischer Fahrzeuge. Beim Mustang (aus der Bauzeit 1964 bis 1966) errechneten sie vor vier Jahren noch einen Durchschnittswert von knapp 22.000 Euro. Heute liegt er bei 21.000 Euro.
Auch wenn die Differenz auf den ersten Blick nicht groß erscheinen mag - das Garagengold verliert an Glanz. Und das Schicksal des Mustang teilt eine ganze Reihe anderer Oldtimer, darunter echte automobile Perlen.

Rolls-Royce Silver Shadow: Auch Nobellimousinen erleiden einen Wertverlust
Foto: DPA/ EPA/BONHAMSDer Rolls-Royce Silver Shadow (1977-1980) beispielsweise - ein Modell, zu dessen ersten Besitzerinnen Prinzessin Margaret aus dem Hause Windsor gezählt haben soll. 2007 wurde die Luxuslimousine noch mit 34.800 Euro bewertet. 2015 taxiert Classic Data den Wagen nur noch auf 27.100 Euro. Oldie, but Goldie? Von wegen.
Dahinter steckt nach Ansicht von Oldtimer-Experte Brune ein Imageproblem. Der Silver Shadow mag ein luxuriöses Fahrzeug sein, "aber was fehlt, ist der Glamour-Faktor". Der Trend gehe eher zum Sportlichen. "Die Leute kaufen sich lieber einen Porsche 911 oder Audi Quattro."
Und mal ehrlich: Würden Sie gerne im Alltag mit einem Rolls-Royce zum Supermarkt fahren oder damit vor der Kita halten? "Dann wird eher eine S-Klasse gekauft, Deutschland ist einfach Mercedes-Land", sagt Brune.

Opel Laubfrosch: Geringe Nachfrage nach dem Vorkriegsauto
Foto: OpelVorkriegsfahrzeuge haben ebenfalls ein Problem. Es gibt kaum noch Menschen, die einen Bezug zu teils hundert Jahre alten Veteranen wie Ford Model T oder Opel Laubfrosch haben. Wer solche Autos in seiner Kindheit auf der Straße gesehen hat, ist heute in der Regel: tot. Die Folge ist, dass viele Uralt-Oldies zum Minusgeschäft werden. Die Fixkosten für Stellplatz und Wartung fressen die oft magere Wertsteigerung auf.
So sank der Preis eines Kadett K38 zuletzt von 22.700 auf 19.500 Euro. Und auch für dieses Geld muss man erst einmal einen Käufer finden. "Es ist sehr schwer geworden, diese Autos loszuwerden", sagt Brune. Dabei war der K38 das erste Auto mit selbsttragender Karosserie - ein echter Verkaufsschlager. Doch mit 23 PS und einer Reisegeschwindigkeit von 60 Stundenkilometern ist der Wagen heute nur noch ein Verkehrshindernis. "Wenn auf der Autobahn ein 40-Tonner mit 110 Sachen von hinten anrauscht, wird Ihnen im Kadett ganz anders", sagt Brune.
Pech für Anbieter, Glück für Suchende
Wenn es ein Überangebot an einem Produkt gibt oder es schlicht nicht mehr viele Menschen anspricht, sinkt der Wert - so funktioniert nun mal der Markt. Für viele Oldtimerfreunde ist das aber eine gute Nachricht: Es bedeutet nämlich, dass die Autos erschwinglicher werden. Wem bei einen Klassiker also nicht die Rendite, sondern der Fahrspaß und die Freude am Besitz im Vordergrund stehen, sollte sich die Autos in unserer Bildergalerie genau anschauen.