Günstige Oldtimer – Opel Monza Das Traumschiff

Wenig Geld, aber trotzdem Lust auf einen Oldtimer? Kein Problem – es gibt sie nämlich, die Schnäppchenschlitten. Diesmal: der Opel Monza, das fast vergessene Luxus-Coupé mit serienmäßigem Charme der Siebziger.
Foto:

Opel

Dieser Artikel gehört zum Angebot von SPIEGEL+. Sie können ihn auch ohne Abonnement lesen, weil er Ihnen geschenkt wurde.

Günstige Oldtimer

Sie haben richtig Lust auf einen Oldtimer, trauen sich aber nicht, einen zu kaufen, weil Altautos in vielen Medien nur noch als Wertanlage thematisiert werden? Keine Angst, man muss nicht erfolgreich an der Börse spekuliert haben, um schönes Blech zu fahren.

Klar, für Großvaters abgelegte Karren von Mercedes oder BMW sind inzwischen stolze Summen fällig, und für die meisten alten Porsches werden heute Mondpreise gezahlt. Aber zwischen all den teuren Strahlemännern, die in der Regel kaum noch bewegt werden, gibt es sie noch: die Mauerblümchen, die Exoten, die kaum jemand auf dem Schirm hat – und die entsprechend wenig kosten. Und das nicht nur in der Anschaffung, sondern auch im Unterhalt. Autos, bei denen die Ersatzteilversorgung kein Problem ist und für einen Auspuff nicht ein ganzes Monatsgehalt einkalkuliert werden muss.

Wir haben sie zusammengetragen und stellen sie in einer Serie in regelmäßigen Abständen vor.

Allgemeines zum Modell:

Rekord, Ascona, Kadett: Mit seinen zuverlässigen Volksautos war Opel in den Siebzigerjahren oft erfolgreicher als VW. Doch die Rüsselsheimer konnten auch Luxus: Als Nachfolger der Dickschiffreihe KAD (Kapitän, Admiral, Diplomat) brachte der Hersteller 1978 seine neuen Spitzenmodelle Senator und Monza auf den Markt.

Damals wollte Opel in der automobilen Oberklasse mitmischen. Doch bei den Luxuslimousinen hatte es der etwas biedere Senator gegen Mercedes S-Klasse oder den BMW 7er schwer. Ein optischer Volltreffer gelang dagegen mit dem dreitürigen Monza, der eleganten Sportcoupé-Variante. Stylisch würde man heute wohl zu dem fein gezeichneten Fastback mit der großen, gläsernen Heckklappe sagen. Dabei kam gelegen, dass Ford beim Granada die Coupé-Version gerade eingestellt hatte. VW oder Audi hatten auch nichts Vergleichbares im Programm. Nur BMW bot mit dem 6er (E24) ein echtes Oberklasse-Coupé, der Mercedes SEC (C126) kam erst 1981.

Opels Clou: Die solide Großserientechnik von Senator und Monza stammte größtenteils vom Mittelklasse-Modell Rekord E, das Baukastenprinzip senkte die Produktionskosten. Senator und Monza bekamen als erste Opel-Modelle eine Einzelradaufhängung hinten (die KAD-Reihe fuhr auf Starrachse). Gepaart mit mondänen Reihensechszylinder-Motoren freuten sich die Käufer über ein völlig neues Fahrgefühl. Der durstige 2.5 E mit 136 PS war allerdings unbeliebt. Deutlich besser zur Oberklasse passte das Spitzenmodell 3.0E mit 180 PS und 215 km/h Spitze.

Fotostrecke

Opel Monza – Stilikone der 70er und 80er

Foto: Opel

Die Ausstattung eines Monza konnte sich für einen Opel sehen lassen. Drehzahlmesser, Zentralverriegelung oder Lenkradhöhenverstellung gab es ab Werk. Gegen Aufpreis waren auch Klimaanlage, Automatikgetriebe oder Ledersitze erhältlich. Viel besser und Siebziger pur sind aber die plüschigen Velourssitze, etwa in gediegenem Rot oder Grün.

1983 kam für Senator und Monza die Modellpflege, Plastikelemente ersetzten die barocken Chromteile – etwa an den Stoßstangen. Besser kam bei vielen Fans das neue durchgehende Leuchtenband am Heck von Monza und Senator A2 an. Geradezu innovativ waren der optionale Bordcomputer sowie der spacige Digital-Tacho, auch »Mäusekino« genannt.

Ein Vierzylinder aus dem Rekord ergänzte die Motorenpalette beim Monza A2. Neben dem 3.0 E mit 180 PS bot Opel ab 1985 auch einen 3.0i mit Dreiwege-Kat und 156 PS an. Begehrt ist heute der sportliche Monza GSE mit serienmäßigem Dreilitermotor, Recaro-Sportsitzen, zwei Zentimeter Tieferlegung, strafferem Fahrwerk und anderen Extras. Eine Kleinserie blieb das Monza Cabriolet, das der Auto-Veredler Keinath in den 1980ern baute: 144 Exemplare mit abgeschnittenem Dach sollen damals entstanden sein.

1986 war Produktionsende für den Monza. Opels neues Sportcoupé hieß ab 1989 Calibra. Das war aber ein Mittelklasseauto, abgeleitet vom Vectra.

Warum ausgerechnet der?

Opels bekanntestes Sportcoupé ist der Manta B, doch dessen Ruf ruinierten Heizer und Proleten. Fast vergessen ist dagegen der edle Monza. Der Beau war 1977 der Star auf der IAA in Frankfurt. Heute sagen nicht wenige, dass es das schönste Auto war, das Opel je baute. »Es ist ein zeitloses, formschönes Coupé, das seinesgleichen sucht«, sagt Dirk Lating aus dem nordrhein-westfälischen Metelen – in der Szene auch als »Monzaguhru« (ja, »mit h«) bekannt. Der 52-Jährige fährt seit 30 Jahren Opel Monza und lädt jährlich zum großen Typentreffen der Alt-Opel-Hecktriebler Monza, Senator, Rekord und Commodore.

Klassisch gezeichnete Coupés sind generell selten geworden auf den Straßen. Heutzutage wird die für viele eleganteste Fahrzeugform gerne vermischt: So hat das Gran Coupé von BMW vier Türen wie eine Limousine. Und Mercedes nennt sogar das fette, über zwei Tonnen schwere SUV GLE ein Coupé.

Dagegen kommt so ein Monza geradezu filigran daher, obwohl auch er einst High End war, zumindest für Opel-Verhältnisse. Und weil er mit dem Senator größtenteils baugleich ist, ist der Dreitürer mit vier Sitzplätzen auch wunderbar alltagstauglich. Platzangebot im Innenraum und im Kofferraum sind üppig. »Wenn man die Rücksitze umklappt, kann man auf der riesigen Ladefläche sogar eine Waschmaschine transportieren oder darauf schlafen«, sagt Lating, der in Metelen ein großes Ersatzteillager für Monza, Senator und Co. unterhält.

Wer die Wahl hat, nimmt keinen Monza mit Vierzylinder, sondern gleich den großen Reihensechszylinder mit 180 PS. Opels alte CIH-Graugussblöcke halten praktisch ewig. Ob A1 oder A2 ist eine Geschmacksfrage: Die erste Modellgeneration besticht mit Chromschmuck und Plüschsesseln wie in Omas Wohnzimmer. Der A2 ist typisch Achtziger, das »Mäuse-Kino« im Tacho ist für sich allein schon Kult. Wichtig: Ein Fünfgang-Schaltgetriebe sollte es sein und keine Automatik, Alt-Opel-Fahrer schalten – anders als Mercedes-Fahrer – lieber selbst.

Verfügbarkeit:

Trotz ihrer Qualitäten verkauften sich Opel Monza und Senator nicht wirklich gut. Heute sind passabel erhaltene Veteranen selten, aber man findet sie. Ja, der Monza ist in den Gebrauchtwagenportalen sogar häufiger zu finden als der Senator – auch weil etliche Limousinen geschlachtet wurden, um die Coupés aufzurüsten oder neu aufzubauen. Eventuell lohnt auch ein Blick nach Großbritannien, wo Vauxhall den Monza als Royale Coupé verkaufte.

Ersatzteilversorgung:

Zu Opel braucht man bei Ersatzteilproblem nicht zu fahren. Die Marke kümmert sich wenig um ihre Klassiker. Die Alt-Opel-Szene ist umso aktiver. Gängige Verschleißteile für den Monza gibt es dank Senator- und Rekord-Verwandtschaft recht problemlos, etwa im Zubehörmarkt. Bei rar gewordenen Blechkomponenten, Interieur und Zierrat helfen Spezialisten, die Restbestände aufgekauft haben. Oder man fragt bei Foren und Klubs nach.

Ersatzteilpreise (beispielhaft):

  • Bremsleitungssatz: ca. 60 Euro

  • Reparaturblech Endspitze: ca. 70 Euro

  • Rückleuchte: ca. 100 Euro

  • Auspuff Endtopf original: ca. 200 Euro

Schwachstellen:

Rost ist bei Opels alten Flaggschiffen das Hauptproblem, das gilt aber auch für zeitgenössische Mercedes. Neuralgische Stelle bei Senator und Monza sind die Federbeindome. Die wurden zu weich konstruiert. Im Alter bricht die Vorderwagenaufhängung korrosionsgeschwächt ein. Auch Schweller, Endspitzen, Radläufe, Türunterkanten und die Ecken hinter den Scheinwerfern gammeln oft. Wenn die Heckklappe beim Monza nur noch mit einem Besenstiel als Stütze offen bleibt, sind die Gasdruckdämpfer dahin. Im Innenraum lässt Sonneneinstrahlung die Armaturenbretter reißen, Ersatz ist rar. Die Technik gilt als solide und schrauberfreundlich, die CIH-Motoren können bei normaler Pflege mehrere Hunderttausend Kilometer halten. Vorsicht ist bei getunten/verbastelten Exemplaren geboten, auch vor dem Monza machte Opels Tiefer-Breiter-Schneller-Fraktion keinen Halt.

Preis:

Fahrbereite Baustellen gibt es ab etwa 3000 Euro. Ordentliche Exemplare mit H-Kennzeichen finden sich ab 6000 Euro. Gepflegte Dreiliter-Sechszylinder und speziell gute Monza GSE gehen inzwischen steil in den fünfstelligen Bereich.

Anlaufstellen im Internet:

opel-hecktriebler-forum.de 

senator-monza.de 

monzaguhru.de 

senatorman.de 

alt-opel.eu 

Fotostrecke

Günstige Oldtimer: Bock auf Blech? Bitte hier lang

Foto:

Haiko Prengel

Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren