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Günstige Oldtimer VW Scirocco: Wer rast, der rostet

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Günstige Oldtimer - VW Scirocco Ritter Rost

Wenig Geld, aber trotzdem Lust auf einen Oldtimer? Kein Problem - es gibt sie nämlich, die Schnäppchenschlitten. Diesmal: Der VW Scirocco, der Golf im Sportanzug - mit einer fatalen Schwäche.
Günstige Oldtimer

Sie haben richtig Lust auf einen Oldtimer, trauen sich aber nicht, einen zu kaufen, weil Altautos in vielen Medien nur noch als Wertanlage thematisiert werden? Keine Angst, man muss nicht erfolgreich an der Börse spekuliert haben, um schönes Blech zu fahren.

Klar, für Großvaters abgelegte Karren von Mercedes oder BMW sind inzwischen stolze Summen fällig, und für die meisten alten Porsches werden heute Mondpreise gezahlt. Aber zwischen all den teuren Strahlemännern, die in der Regel kaum noch bewegt werden, gibt es sie noch: die Mauerblümchen, die Exoten, die kaum jemand auf dem Schirm hat – und die entsprechend wenig kosten. Und das nicht nur in der Anschaffung, sondern auch im Unterhalt. Autos, bei denen die Ersatzteilversorgung kein Problem ist und für einen Auspuff nicht ein ganzes Monatsgehalt einkalkuliert werden muss.

Wir haben sie zusammengetragen und stellen sie in einer Serie in regelmäßigen Abständen vor.

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Allgemeines zum Modell: Der VW Scirocco erschien 1974 und wurde rasch zu einem der populärsten Sportcoupés seiner Zeit. Opel Manta und Ford Capri, seine Konkurrenten, waren damals schon länger auf dem Markt und wirkten entsprechend angestaubt. Designer Giorgio Giugiaro hatte das schnittige 2+2-sitzige Sportcoupé entworfen, Produktionsort war Karmann in Osnabrück, wo schon der Vorgänger Karmann Ghia gefertigt wurde.

Der hatte wie der Käfer Heckantrieb und luftgekühlte Motoren. Beim Scirocco setzten die Ingenieure erstmals auf wassergekühlte Quermotoren und Vorderradantrieb. Die komplette Technik war identisch mit der des Golf - nur Blechkleid und Innenausstattung nicht.

Mit seiner schnittigen Karosserie kam der Scirocco gut an. Die Kunden schätzten das italienische Design sowie die Leichtfüßigkeit des 800 Kilo schweren Dreitürers - jedenfalls wenn er mit 1,6-Liter-Motor und 85 PS bestellt wurde. 1976 kam der GTI mit 110 PS und 185 km/h Spitze dazu. Rentner orderten den Scirocco auch mit 1,1-Liter (50 PS) oder als 1,5er mit 70 PS, gerne in Kombination mit träger Dreigang-Automatik und plüschigen Velourssitzen.

"Die Rentner-Autos wurden nachträglich oft umgebaut und mit allem bestückt, was der Autozubehörshop D&W hergab", sagt Lars Busemann von Auto Bild Klassik. BBS-Felgen, Momo-Sportlenkrad, Tieferlegungsfedern: "Schon früh war der Scirocco wegen seiner scharfen Optik DAS Auto für Vorstadt-Discotizer, die mit Anbauteilen und Fahrwerkssätzen ihren Geltungsanspruch auf der Straße offenkundig machen wollten", sagt Busemann.

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Günstige Oldtimer VW Scirocco: Wer rast, der rostet

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1981 folgte der Scirocco II. Der basierte ebenfalls auf dem Golf I, allerdings war der Innenraum komplett neu gestaltet, die Karosserie weicher gezeichnet. Die Motorenpalette ergänzte ab 1982 das Sondermodell GTS mit 112 PS. 1985 folgte der Scirocco 16V mit 139 PS.

Mit weiteren Sondereditionen versuchte VW, den Absatz anzukurbeln. Der Tropic etwa bot Verspoilerung, höhenverstellbare Sportsitze und Metallic-Lackierung (Madisontürkis oder Kiwibraun). Begehrt ist heute auch das Sondermodell White Cat mit alpinweißem Blechkleid, weißen Felgen und Rückleuchten.

1988 erschien der Corrado, ursprünglich als VW Scirocco III geplant. Doch VW entschied sich, den Technologieträger auf Golf-II-Basis eine Klasse höher anzusiedeln. Der Scirocco II blieb so bis 1992 im Programm, verkaufte sich aber nur halb so gut wie der 1er.

Warum ausgerechnet der? Noch einmal jung sein! Mit einem VW Scirocco war man früher auf dem Disco-Parkplatz der King. Es sei denn, die Manta-Fraktion fuhr vor. Der Opel war zwar schwerer und älter, mit Hinterradantrieb und stärkeren Motoren in den Topversionen aber auch schneller. Das Heck eines Manta oder Ford Capri kann man auf dem Rundkurs mit dem Gaspedal steuern. Da kann der Scirocco mit seinem faden Frontantrieb nicht mithalten.

Aber wer driftet schon im Alltag um die Kurven? Für zivile Fahrer hat der Scirocco sogar Vorzüge - nämlich ein untersteuerndes Fahrverhalten im Grenzbereich, was für Ungeübte einfacher zu beherrschen ist. So ist die Gefahr geringer, dass man die Giugiaro-Perle an die Wand fährt. Wäre doch schade, denn auf Oldietreffen ist der inzwischen seltene Scirocco ein Hingucker.

Verfügbarkeit: Trotz der hohen gefertigten Stückzahl gibt es nur noch sehr wenige Scirocco I auf dem Markt. Die leistungsstarken Versionen wurden oft verbastelt. Der Restbestand an originalen, rostfreien Autos sind überwiegend Rentner-Fahrzeuge mit kleineren Maschinen. Deutlich größer ist die Auswahl beim Scirocco II.

Sportliches Interieur und griffiges Lenkrad

Sportliches Interieur und griffiges Lenkrad

Foto: Volkswagen

Ersatzteilversorgung: Bei Technikkomponenten gibt es wenig Probleme, hier zahlt sich die Verwandtschaft zum Golf aus. Die Preise bei VW Classic Parts sind teils saftig, eine Alternative sind spezialisierte Händler. Nicht mehr lieferbar sind Interieurteile. Selbst Gebrauchtware ist rar. Gesucht sind auch Karosserie-Ersatzteile. Kotflügel oder Türen aus Schlachtautos gibt es selten in der gewünschten Farbe, zudem sind sie oft durchgefault.

Ersatzteilpreise (beispielhaft)

  • Heckklappe Scirocco I: gebraucht ca. 250 Euro

  • Satz Bremsen vorne: ca. 60 Euro

  • Zylinderkopfdichtung-Satz Scirocco II 1.6: ca. 40 Euro

  • Lichtmaschine 1.6/85 PS: ca. 300 Euro

Schwachstellen: Der Scirocco I wurde auch Scirosto geschmäht, denn er gammelte im Zeitraffer. Schweller, Türunterkanten, Kotflügel, Endspitzen: Nach ein paar Wintern ohne Rostvorsorge war der Wagen reif für die Presse. Deutlich besser wurde der Rostschutz beim IIer. Doch auch bei der zweiten Generation ist der Besuch auf der Hebebühne bei einer Besichtigung Pflicht. Zweite große Schwachstelle ist die Originalität. Ein schwächer motorisiertes, aber originales Exemplar aus Rentnerhand ist mitunter die bessere Wahl als ein verbastelter GTI oder "Sechszehnvau".

Preis: Scirocco II gibt es schon zu Preisen ab etwa 1.500 Euro. Autos dieser Preisklasse sind aber meist nicht mehr original. Einigermaßen ordentliche Exemplare ohne Rost und Wartungsstau kosten um die 5.000 Euro. Scirocco I sind selten, daher sind die Preise für gepflegte, originale Autos fünfstellig und liegen je nach Motor und Variante zwischen 10.000 (1.1, 50 PS) und 25.000 Euro (GTI/GLI).

Anlaufstellen im Internet

  • www.ig53.de 

  • www.volkswagen-classic-parts.de 

  • www.werk34.de 

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    Günstige Oldtimer: Bock auf Blech? Bitte hier lang

    Foto:

    Haiko Prengel

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