Morgens 8:40 Uhr in Barcelona. Wo normalerweise morgendlicher Berufsverkehr herrscht, radeln jetzt um die einhundert Kinder im Konvoi zur Schule. Die Straßen auf der Route sind in dieser Zeit für Autos gesperrt. Bicibus nennt sich das Projekt – das bedeutet so viel wie Fahrrad-Bus. Wer auf der Route »einsteigen« will, kommt an einer Straßenecke mit seinem Rad dazu. Polizei und Eltern begleiten den Tross.
Lena Xirinacs, Schülerin
»Ich muss früher aufstehen... Ja, ich mag es, weil ich mit dem Bicibus fahren will, aber ich fühle mich auch sehr müde.«
Die Bürgerinitiative ging im März 2021 an den Start. Anfangs fuhr die Kolonne ausschließlich freitags. Jetzt, mehr als eineinhalb Jahre später, treffen sich die jungen Radfahrer täglich für die gemeinsame Fahrt zur Schule.
Für Lena und ihren Vater ist die Route 2,5 Kilometer lang. Mittlerweile gibt es 15 verschiedene Bicibus-Strecken in der Stadt, die aber nicht alle täglich gefahren werden. Das Projekt hilft den Kindern nicht nur aktuell, sicher zur Schule zu kommen, es könnte auch Auswirkungen auf ihr zukünftiges Verhalten im Verkehr haben.
Jordi Honey-Rosés, Stadtplaner, Institut für Umwelt und Technik, Autonome Universität Barcelona
»Wir gehen davon aus, dass Kinder, die beim Bicibus teilnehmen, auch später eher mit dem Fahrrad fahren werden. Oder zumindest werden sie es stärker gewohnt sein, Rad zu fahren und nachhaltige Verkehrsmittel zu nutzen. Wir glauben auch, dass Kinder, die an Bicibus teilnehmen, das Verkehrsverhalten ihrer Familien beeinflussen werden.«
Der Bicibus von Barcelona hat auch Kinder und Eltern in anderen europäischen Städten inspiriert, ähnliche Fahrradkonvois zu starten. So zum Beispiel in Glasgow, Wien oder auch in Hamburg. Es ist einer von vielen kleinen Schritten, die die Verkehrswende vorantreiben und die Vorherrschaft des Autos in den Großstädten beenden sollen.