Verkehrswende-Umfrage der KfW Fahrrad statt Auto – auch auf dem Land möglich

Radfahrer vor Windenergieanlagen in Brandenburg
Foto: Patrick Pleul/ dpaDie Mehrheit der Menschen in Deutschland kann sich einer Umfrage zufolge grundsätzlich vorstellen, häufiger vom Auto auf öffentliche Verkehrsmittel oder aufs Fahrrad umzusteigen. Allerdings nannten die rund 4000 befragten Haushalte Voraussetzungen dafür. Nach Angaben der staatlichen Förderbank KfW halten rund 75 Prozent der Haushalte, die regelmäßig ein Auto nutzen, einen häufigeren Wechsel auf Bus und Co. für vorstellbar, bei fast 66 Prozent gilt dies fürs Fahrrad.
Beim Umstiegswillen aufs Rad zeigten sich kaum Unterschiede zwischen Stadt und Land. Die Studie beschreibt das als »durchaus bemerkenswert, weil ein Ausbau des Fahrradverkehrs bisher in erster Linie im urbanen Kontext diskutiert wird«.
Voraussetzung für eine stärkere Nutzung des Fahrrads ist für mehr als die Hälfte der Haushalte eine bessere Infrastruktur (Städte mehr als 50/Landgemeinden gut 48 Prozent). Fast die Hälfte der Befragten (Städte rund 45/Landgemeinden rund 42 Prozent) würde bei einer besseren Kombinierbarkeit mit dem Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) das Rad häufiger nutzen. Die Anschaffung eines E-Bikes könnte für insgesamt fast 28 Prozent der Haushalte ein Anreiz für einen Umstieg sein, dies wurde auf dem Land noch etwas häufiger genannt. Das Fahrrad habe somit auch auf dem Land Potenzial, eine tragende Säule der Verkehrswende zu werden, heißt es in der KfW-Studie.
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Rund 35 Prozent der Befragten gaben an, ein Wechsel zum Fahrrad komme für sie unter keinen Umständen infrage. Dies betraf vor allem Haushalte, denen das Auto als Statussymbol wichtig ist, sowie Ältere: Eine Mehrheit der über 70-Jährigen sah keine Möglichkeit, das Auto durchs Fahrrad zu ersetzen.
Autos in der Stadt stehen nur herum
Je ländlicher die Region und je schlechter die Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr ist, desto häufiger wird das Auto genutzt. Auf dem Land ist den Angaben zufolge sowohl der Pkw-Bestand je Haushalt als auch der Anteil der Haushalte, die täglich ein Auto nutzen, etwa doppelt so hoch wie in Großstädten. In Großstädten wird der Pkw nur von einem Fünftel der Haushalte täglich genutzt, rund 36 Prozent haben gar kein Auto.
Die Förderbank, die einen großen Anteil von Investitionen in Klimaschutz mitfinanziert, hat die Zahlen für ihren Energiewendemonitor ermittelt. »Der Verkehr spielt eine entscheidende Rolle bei der Erreichung der Klimaschutzziele«, erklärte KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib. Ein Fünftel der deutschen Treibhausgasemissionen kamen zuletzt aus dem Verkehrssektor, vor allem wegen der seit Jahren zunehmenden Autofahrten.
Auch elektrische Autos sind ineffizient
Den raschen Wechsel zu Elektroautos, die auf dem Land bereits stärker verbreitet sind als in der Stadt, bezeichnet die KfW als wichtig, aber nicht ausreichend. Die energetische Ineffizienz der in der Regel gering besetzten Pkw bleibe auch dann bestehen, wenn sie elektrisch betrieben werden, heißt es in der Studie. Und Strom aus erneuerbaren Quellen bleibe auf absehbare Zeit ein knappes Gut.
Am meisten verspricht sich die KfW von einem Wechsel zu Bus und Bahn, die deutlich effizienter sind als der Autoverkehr. Im ländlichen Raum nennen 71 Prozent der Befragten eine bessere Anbindung als wichtigste Voraussetzung für eine stärkere Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel. In den Großstädten, die meist gut versorgt sind, treten andere Gründe in den Vordergrund. Rund 58 Prozent der Haushalte würden bei günstigeren Fahrpreisen demnach öfter auf Bus und Co. umsteigen.