Emissionen bei Hitze Wenn der Asphalt Feinstaub schwitzt

Asphalt erreicht im Sommer hohe Temperaturen und stößt dabei einer Studie zufolge Schadstoffe aus - in Südkalifornien übertreffen die Werte bereits die Feinstaubemissionen von Pkw.
Asphaltdecken stoßen einer Studie zufolge im Sommer große Mengen Schadstoffe aus

Asphaltdecken stoßen einer Studie zufolge im Sommer große Mengen Schadstoffe aus

Foto: AlexLinch / iStockphoto / Getty Images

Über dunklen Straßenbelägen vor Hitze flimmernde Luft ist ein vertrautes Bild des Sommers. In der warmen Jahreszeit wird normaler schwarzer Asphalt schnell zur unerwünschten Fußbodenheizung, da er bis zu 95 Prozent des Sonnenlichts absorbiert und sich dadurch stark aufheizt. Dabei entsteht jedoch nicht nur Wärme, das Baumaterial setzt auch Schadstoffe frei. Das ergab eine Studie von Wissenschaftlern der US-Universitäten Yale und Carnegie Mellon sowie vom Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz. Die Forscher untersuchten in der im Magazin "Science Advances"  erschienenen Studie, welche Stoffe Asphalt unter verschiedenen Umweltbedingungen freisetzt.

Das Ergebnis ist alarmierend: Während längerer Hitzeperioden und bei starker Sonneneinstrahlung stoßen Asphaltdecken deutlich mehr Schadstoffe aus als bisher angenommen. Aus dem Straßenbelag traten dabei flüchtige organische Chemikalien aus, unter anderem Kohlenwasserstoffe wie das gesundheitsschädliche Naphthalin. Dabei hatte direktes Sonnenlicht neben warmen Temperaturen hier einen besonders großen Effekt: sobald die Sonne direkt auf den Asphalt scheint, stiegen die Emissionen um dreihundert Prozent. Die austretenden Chemikalien werden in der Luft vor allem zu Vorläufersubstanzen von Feinstaubpartikeln der Klasse PM2,5, also zu Partikeln, deren aerodynamischer Durchmesser kleiner als 2,5 Mikrometer ist. Teile dieser Größenordnung gelten als besonders gesundheitsschädlich, da sie bis in die Lungenbläschen vordringen können.

Mehr Feinstaub durch Asphalt als durch Autoverkehr

In der Region Los Angeles übersteigen die Feinstaubemissionen aus Asphalt laut einer Hochrechnung der Forscher den Feinstaubausstoß des dortigen Pkw- und Lkw-Verkehrs. Und dieser Anteil dürfte nach Ansicht der Forscher durch die Klimaerwärmung und die stetig wachsende Infrastruktur in Form von breiter werdenden Straßen und zunehmender Zersiedelung weiter steigen.

Bisher spielte der Straßenbelag als Feinstaubquelle im Vergleich zum Autoverkehr eine untergeordnete Rolle, dabei werden weltweit im Jahr rund 122 Millionen Tonnen Flüssigasphalt verwendet. In den vergangenen Jahren richteten sich Maßnahmen jedoch vor allem gegen die Wirkung des Asphalts als Hitzequelle. So begann die Stadt Los Angeles im Jahr 2017 damit, einige Straßen testweise mit einer hellen Spezialfarbe zu beschichten. Man versprach sich von dem dadurch helleren Straßenbelag Temperaturunterschiede von sechs bis sieben Grad. Der Anstrich funktionierte offenbar, Anwohnern zufolge  wirkte die Umgebung anschließend kühler.

ene
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