ICE-3neo vorgestellt Das will die Bahn in ihren neuen Zügen besser machen

Der ICE-3neo auf einer Versuchsfahrt
Foto: Volker Emersleben / Deutsche BahnWer sein Fahrrad im ICE mitnehmen will, braucht bisher nicht nur eine Reservierung, sondern auch Glück, überhaupt einen Platz zu finden. Nur in den Zügen der Modellreihen ICE-4 sowie den Neigezügen ICE-T gibt es aktuell Stellplätze. In Zukunft sollen Radnutzer mehr Möglichkeiten bekommen – das ist eine der Änderungen, die der neue ICE-3neo bringen soll, den Deutsche Bahn und Hersteller Siemens in Berlin vorgestellt haben.
Der Zug, der auf der Plattform des ebenfalls von Siemens gefertigten ICE-3 basiert, verfügt über Abstellmöglichkeiten für acht Fahrräder. Vor allem aber gibt es 439 Sitzplätze, 99 in der 1. Klasse, 340 in der 2. Klasse – davon 16 im Bordrestaurant. Zwei Rollstuhlplätze sind vorhanden. Im Familienbereich gibt es ebenfalls 16 Plätze, dazu ein Kleinkindabteil mit fünf Plätzen.
Üppig wirken diese Zahlen nicht, Fahrradlobbyisten werden die Bahn wohl weiter kritisieren. In alten ICEs dürfen Fahrräder weiter nicht mitfahren.

Fahrradstellplätze im neuen ICE-3neo
Foto: Siemens MobilityBahn und Hersteller verweisen auf eine Menge an Verbesserungen im neuen Zug. So sollen neue Scheiben elektromagnetische Strahlung besser durchlassen und stabilen Empfang ermöglichen. Bisher sind Qualität von Telefon- und Internetverbindungen unterwegs oft miserabel. Die verwendeten Scheiben machen die Waggons zum faradayschen Käfig, weshalb aufwendig Repeater installiert werden müssen. In der Schweiz sind die mobilfunkgeeigneten Scheiben schon länger im Einsatz.
In Rekordzeit gebaut
Auch bei den Gepäckregalen habe es Veränderungen gegeben, so die Bahn. Nun stehe mehr Stauraum zur Verfügung. Auch die fehlenden Ablagemöglichkeiten für Gepäck waren bisher für viele ICE-Reisende stetiger Quell von Missvergnügen. Und noch ein altbekanntes Problem soll der neue Zug zumindest entschärfen: Durch zusätzliche Türen soll ein Stau beim Ein- und Aussteigen an Bahnhöfen schneller aufgelöst werden.

Pro Zug gibt es knapp 440 Sitzplätze, es können aber auch zwei Züge zusammengekoppelt werden
Foto: Siemens MobilityDer neue Zug wurde im ICE-Werk Berlin-Rummelsburg vorgestellt. Die Unternehmen erklärten, er sei in zwölf Monaten gebaut worden – so schnell wie nie ein ICE zuvor. Dass die Bahn nicht auf eine Weiterentwicklung des ICE-4 setzt, dürfte auch mit einer Zulassungsfrage zu tun haben: Dessen Höchstgeschwindigkeit liegt bisher deutlich unter der des ICE-3. Bei einer Anhebung hätte man strengere Anforderungen des Eisenbahn-Bundesamtes erfüllen müssen, bei einer neuen Variante des ICE-3 war das nicht nötig, der ICE-3neo kann eine Höchstgeschwindigkeit von 320 Kilometern pro Stunde erreichen.
Die Bahn hatte zunächst im Juli 2020 30 ICE des neuen Typs für rund eine Milliarde Euro bestellt. Nun sollen noch einmal 43 dazukommen, für weitere 1,5 Milliarden Euro. Die Bestellung wurde am Dienstag bekannt gegeben. »Mehr Eisenbahn ist der Schlüssel für den Klimaschutz in Deutschland«, so Bahn-Chef Richard Lutz.

In der ersten und zweiten Klasse soll es Tablethalter und Steckdosen an allen Plätzen geben
Foto: Siemens MobilityDurch die Neubestellungen wachse die ICE-Flotte bis Ende des Jahrzehnts auf insgesamt rund 450 Züge, so die Bahn. Das tägliche Platzangebot für die Fahrgäste im Fernverkehr steige mit den 73 neuen Zügen um 32.000 Sitze. Mit den neuen Zügen komme die Regierung ihrem Ziel, die Fahrgastzahlen auf der Schiene in den kommenden acht Jahren zu verdoppeln, einen weiteren Schritt näher, erklärte Verkehrsminister Volker Wissing.
Die ersten ICE-3neo sollen nach Angaben der Bahn ab dem Jahresende zum Einsatz kommen, zunächst zwischen Nordrhein-Westfalen und Süddeutschland.