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Jeep Cherokee XJ als Oldtimer: Im Vollsuff

Foto: Barry Hathaway / JEEP

Günstiger Oldtimer – Jeep Cherokee XJ Gelände gut, alles gut

Wenig Geld, aber trotzdem Lust auf einen Oldtimer? Kein Problem – es gibt sie nämlich, die echten Schnäppchen. Diesmal: der Jeep Cherokee XJ, das Hardcore-SUV für Straße und Feldweg.

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Günstige Oldtimer

Sie haben richtig Lust auf einen Oldtimer, trauen sich aber nicht, einen zu kaufen, weil Altautos in vielen Medien nur noch als Wertanlage thematisiert werden? Keine Angst, man muss nicht erfolgreich an der Börse spekuliert haben, um schönes Blech zu fahren.

Klar, für Großvaters abgelegte Karren von Mercedes oder BMW sind inzwischen stolze Summen fällig, und für die meisten alten Porsches werden heute Mondpreise gezahlt. Aber zwischen all den teuren Strahlemännern, die in der Regel kaum noch bewegt werden, gibt es sie noch: die Mauerblümchen, die Exoten, die kaum jemand auf dem Schirm hat – und die entsprechend wenig kosten. Und das nicht nur in der Anschaffung, sondern auch im Unterhalt. Autos, bei denen die Ersatzteilversorgung kein Problem ist und für einen Auspuff nicht ein ganzes Monatsgehalt einkalkuliert werden muss.

Wir haben sie zusammengetragen und stellen sie in einer Serie in regelmäßigen Abständen vor.

Allgemeines zum Modell:

Für Geländewagen interessierten sich früher Förster oder Landwirte, auf den Straßen waren sie Exoten. Das änderte sich Anfang der Neunzigerjahre mit dem ersten Offroader-Boom, von dem der Jeep Cherokee XJ profitierte. Der Amerikaner kam 1984 auf den Markt und wurde dann auch in Europa populär. »In den Neunzigern war er in Deutschland einmal das meistgeklaute Auto«, sagt Werner Hamann, der sich mit seiner Werkstatt im oberbayerischen Eching auf klassische Jeeps spezialisiert hat.

Der Cherokee XJ hatte mehrere Vorzüge. Mit zuschaltbarem Allradantrieb war der hochgelegte Kombiwagen geländetauglich. Trotzdem wog er nur 1,6 Tonnen, denn statt des klassischen schweren Leiterrahmens steht der Cherokee auf einer selbsttragenden Karosserie wie normale Pkw. »Auf der Straße fährt er sich so durchaus agil«, sagt Experte Hamann.

Vorausgesetzt, der Erstbesitzer hatte nicht den Basis-Vierzylinder von AMC mit 105 PS bestellt. Mit ihm kostete der Cherokee XJ um die 40.000 Mark und damit deutlich weniger als etwa ein Range Rover, war dann aber relativ schwach motorisiert. Auch die 122 PS der Einspritzer-Version änderte diesen Eindruck nicht wesentlich. Der 2,5-Liter Diesel lieferte bloß 120 PS, aber immerhin 300 Newtonmeter Drehmoment.

So führte im Grunde kein Weg am Vierliter-Benziner vorbei, um aus einem Geländewagen ein Reisewagen zu machen, zumal Klimaschutzaspekte damals keine Rolle spielten: Der 180 PS starke Reihensechszylinder macht den Jeep heute noch Autobahn-tauglich, dort sind 180 km/h drin.

Mit einfachen Stoffsitzen und Kurbelfenstern war die Sparversion des Jeep Cherokee karg ausgestattet. Das knochige Schaltgetriebe war zum Glück für den europäischen Markt nicht vorgesehen, hier gab es stets das sahnige Automatikgetriebe ohne Aufpreis. Die Anhängerkupplung war ein beliebtes Extra, weil der Cherokee XJ ein starkes Zugpferd ist: 2 bis 2,5 Tonnen darf er ziehen, die zweite Generation ab 1997 sogar bis 3,25 Tonnen. Das Topmodell hieß Limited und bot für etwa 60.000 Mark »volle Hütte«, darunter Ledersitze, Klimaanlage, elektrische Sitze, Zentralverriegelung mit Funkfernbedienung und andere Accessoires.

Die Modellpflege 1997 umfasste ein optisches Facelift und einen neu gestalteten Innenraum. Die Antriebstechnik blieb die alte. 2001 liefen die letzten Jeep Cherokee XJ vom Band.

Warum ausgerechnet der?

Kein Mensch braucht in der Stadt Geländewagen. Trotzdem sind SUV heute beliebt wie nie. Der Jeep Cherokee XJ ist ihr Pionier, vor allem trägt er den Namen SUV zu Recht. Denn anderes als moderne Pseudo-Geländewagen ist der rustikale Amerikaner tatsächlich noch ein »Sports Utility Vehicle«: Er kann Straße UND Offroad, und zwar deutlich mehr als nur durch eine große Pfütze fahren. »Der Cherokee XJ ist ein Alleskönner«, betont Liebhaber Werner Hamann. Mit dem XJ und seiner selbsttragenden Karosserie bewies Jeep seinerzeit, dass auch Geländewagen ohne schweren Leiterrahmen wald- und wiesenfähig sein können.

Zugleich taugt der XJ als schicker Klassiker für die Familie, der Innenraum ist groß und mit der umklappbaren Rückbank variabel. Und er fährt sich herrlich entspannt. Der Vierliter-Benziner ist ein Reihensechszylinder alter Schule. Er klingt schön, ist kräftig – kombiniert mit der Viergang-Automatik der perfekte Motor zum Cruisen. Die solide Technik ohne viel anfälligen Elektronik-Schnickschnack entschädigt für den recht hohen Spritverbrauch von 14 Litern und mehr, der Sechszylinder ist für eine halbe Million Kilometer gut. Tipp: Ein Exemplar mit nachträglich eingebauter Gasanlage (LPG) wählen, dann sinken die Betriebskosten auf rund zehn Euro pro 100 Kilometer.

Verfügbarkeit:

In den Gebrauchtwagenbörsen finden sich noch Dutzende Exemplare. Dabei überwiegen Benzinermodelle. Es gibt auch noch ausreichend Vierliter-Modelle, weswegen man sich die überforderten Vierzylinder nicht antun muss. Die meisten Diesel-Cherokees haben nicht bis heute überlebt.

Ersatzteilversorgung:

Die Teilesituation ist für einen Geländewagenklassiker in Ordnung. Einen Range Rover am Leben zu erhalten, ist deutlich teurer. Gängige Verschleißteile sind recht problemlos erhältlich und preiswert. Karosserieteile wie Türen oder Kotflügel bekommt man gebraucht, auch Interieur-Ersatz lässt sich über Kleinanzeigen im Internet aufstöbern.

Ersatzteilpreise (beispielhaft):

Auspuff ab G-Kat mit Einbau: ca. 400 Euro

Wasserpumpe wechseln: ca. 300 Euro

Einbau neuer Kühler: ca. 400 Euro

Satz Bremsen vorn neu: ca. 355 Euro

Schwachstellen:

Rost kommt vor, vor allem nach Winterbetrieb mit gesalzenen Straßen. Die Schweller gammeln dann häufig, auch Endspitzen, Kofferraumboden, der Scheibenrahmen vorn und bei den hinteren Seitenfenstern sowie die Heckklappe sind korrosionsgefährdet. Wartungsstau zeigt sich oft an ausgeschlagenen Kreuzgelenken, die Achsen müssen regelmäßig abgeschmiert werden. Das Aisin-Warner-Automatikgetriebe ist extrem langlebig, sofern alle 48.000 Kilometer ein Ölwechsel erfolgt. »Ich habe in meiner Werkstatt in fast 30 Jahren noch keine kaputte Automatik beim Cherokee XJ gesehen«, sagt Fachmann Werner Hamann. Wenn der Motor im Normalbetrieb zu kochen anfängt, könnte Kühlwasserverlust die Ursache sein. Dahinter stecken meist gammelnde Frostbuchsen, für einen Austausch muss der Motor ausgebaut werden. Zündprobleme sind Folge von oxidierten Kontakten der Verteilerkappe. Cherokee XJ ab 1991 sind diagnosefähig und können ausgelesen werden, Modelle ab 1995 verfügen sogar über eine OBD-Schnittstelle.

Preis:

Exemplare mit »Patina« werden ab 3000 Euro angeboten, meist verbirgt sich dahinter beträchtlicher Wartungsstau. Ab 5000 Euro finden sich ordentliche Cherokee XJ mit frischem TÜV. Gute Limited-Modelle mit Sechszylinder können weit über 10.000 Euro gehen.

Anlaufstellen im Internet:

www.jeep-club.de 

www.jeep-forum.de 

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Volvo

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