Wir drehen eine Runde: Kia Niro EV Vorfahrt auf Knopfdruck
Moin, Niko. Von mir aus können wir anfangen. Ja, von mir aus auch. Aber wo ist unser Testwagen? Der wartet auf ein Zeichen von mir. Pass auf. Da kommt das Auto, ferngesteuert, fast wie früher im Kinderzimmer. Per Knopfdruck hier auf dem Zündschlüssel. Remote Smart Parking Assistance heißt diese Funktion, und die hilft dabei, von außen den Wagen automatisch in enge Parklücken rein oder raus zu manövrieren. Oder eben vor deine Kamera. Wir drehen heute eine Runde mit dem Kia Niro EV. Und damit wir uns das Auto von allen Seiten gut anschauen können, fahren wir jetzt erst mal raus aus der Tiefgarage. Der Niru ist ein kompaktes SUV des südkoreanischen Herstellers Kia. 2016 kam die erste Generation auf den Markt. Seit einigen Monaten wird die zweite Generation angeboten. Den Wagen gibt es mit Hybrid Antrieben, Plug-in-Hybrid-Antrieben und mit einem reinen Elektroantrieb. Diese Variante, den Niro EV, den fahren wie heute. Die Frontpartie, die nennt Kia »Tigerface«, und Auffälligkeiten sind zum Beispiel diese durchgehende Zierleiste, dann die zackigen LED-Tagfahrleuchten und dieser vorne in der Mitte platzierte Ladeanschluss. Der Niro EV ist damit ein sogenannter Nasenlader. An der Seite fallen hier diese farblich abgesetzten und aufpreispflichtigen Zierelemente auf, hier zum Beispiel um die vorderen Radhäuser, dann unten an den beiden Türen. Außerdem diese farblich abgesetzte C-Säule mit den langen integrierten LED-Rückleuchten. Diese C-Säule, das ist nicht nur eine optische Besonderheit, sondern auch eine aerodynamische. Die kann nämlich von Luft hinterströmt werden. Ich habe einen Zollstock dabei, da kann man sich das mal anschauen. Und hier strömt die Luft durch. Das soll den Luftwiderstand verbessern. Der cW-Wert des Autos liegt bei 0,29, der des ungefähr vergleichbar großen VW Golf bei 0,27. Allzu groß kann der aerodynamische Effekt also nicht sein. Zur Einordnung noch ein paar Maße: Der Fünftürer und Fünfsitzer ist 4,42 Meter lang, 1,83 Meter breit und 1,57 Meter hoch. So viel von außen. Jetzt schauen wir uns drinnen um. Niko, guck heute mal von hier, drüben sitzt du ja gleich noch. Okay. Den Niro EV, den gibt es ausschließlich in der Topausstattung namens »Inspiration«. Und der erste Eindruck ist: übersichtlich, aufgeräumt und modern. Zentrales Element sind diese beiden jeweils 10,25 Zoll großen Bildschirme, die so eine Monitorleiste ergeben. Die sind zusammengefasst, einmal hier das Digitalcockpit und dann der Touchscreen für alle Infotainment-Funktionen. Hier auf dem Lenkrad haben wir auch jede Menge Tasten und Bedienelemente, zum Beispiel für den Tempomat, zum Beispiel für die Cockpit-Anzeige oder auch die Sprachsteuerung. Und was Besonderes ist hier in der Mitte das sogenannte Multimode-Bediensystem. Das gibt es nämlich sozusagen doppelt, einmal hier mit den ganzen Funktionstasten für das Infotainment-System. Und wenn man hier drückt, dann wechselt es in die Klimaregelung. Man kann hier zum Beispiel die Temperatur verstellen an den Drehreglern. Und sobald man wieder umschaltet, dann wird hier mit diesem Drehregler die Sendefrequenz verstellt und mit diesem Drehregler die Lautstärke. Da vertut man sich zumindest am Anfang manchmal. Das ist also ein bisschen gewöhnungsbedürftig. Was gibt es noch hier drin? Zum Beispiel nachhaltige Materialien. Dieses Kunstleder auf den Sitzen, in das sind zum Beispiel Eukalyptusblätter mit eingearbeitet und im Dachhimmel, da finden recycelte Tapeten Verwendung. Es gibt auch jede Menge Assistenzsysteme, zum Beispiel ein Head-up-Display, eine Spurhalteassistenten oder eine Einparkautomatik. Und es gibt eine Reihe von USB-Anschlüssen, hier vorne zum Beispiel. Auch hier USB-Anschlüsse an den Rückenlehnen der Vordersitze und im Fußraum hinten gibt es auch noch eine 230-Volt-Steckdose. So, und jetzt drehen wir endlich eine Runde. Niko, dazu musst du jetzt drüben einsteigen. Mache ich. Kompakte Form, vertrautes Fahrgefühl, so lässt sich der Wagen auf den Punkt bringen. Der Kia Niro ist so eine Art Remake. Vieles kennt man schon so oder so ähnlich, aber hier ist es erfrischend und modern umgesetzt. Hier in der Mitte auf der Mittelkonsole, dieser runde große Drehregler, mit dem wird das Eingangautomatikgetriebe gesteuert. Am Lenkrad wiederum gibt es diese beiden Wippen, mit denen sich die Rekuperation, also die Energierückgewinnung regulieren lässt, stärker oder weniger stark. Und ebenfalls am Lenkrad gibt es den Drivemode-Taster, hier unten, mit dem lassen sich unterschiedliche Modi anwählen. Das sieht man dann im Bordinstrument: Normal, Sport oder Eco - und durch längeres Drücken auch die Winterfunktion Snow. Wir kümmern uns jetzt gleich als nächstes um den Elektroantrieb. Aber dazu suchen wir uns einen Parkplatz. Okay. Den Kia Niro EV gibt es mit nur einer Antriebskonfiguration, und die besteht aus einem Elektromotor, der sitzt hier vorne, treibt die Vorderräder an mit einer Leistung von 150 KW. Das entspricht 204 PS. Das maximale Drehmoment liegt bei 255 Newtonmeter, die mögliche Höchstgeschwindigkeit bei 167 km/h und der Durchschnittsverbrauch bei 16,2 Kilowattstunden pro 100 Kilometer. Im Augenblick bei deutlichen Minustemperaturen verbrauchen wir zwischen 20 und 22 Kilowattstunden pro 100 Kilometer. Die Energie zum Fahren, die stammt aus einem Lithium-Ionen-Polymer-Akku, der im Unterboden sitzt. Die Batterie wiegt 443 Kilogramm und hat ein Speichervermögen von 64,8 Kilowattstunden. Unter optimalen Bedingungen reicht diese Energie für eine Reichweite von 460 Kilometern. Derzeit, bei diesen Minustemperaturen, sind es vielleicht noch 250 Kilometer. Geladen werden kann der Akku mit bis zu elf Kilowatt Wechselstrom oder bis zu 72 Kilowatt Gleichstrom. Das sind keine besonderen Werte. Andere Elektroautos bieten höhere Ladeleistungen. Aber der Kia Niru EV, der kann bidirektional alles laden, und das bedeutet über diese Buchse hier vorne, die haben wir schon gesehen, kann nicht nur Energie zugeführt, sondern auch abgenommen werden. Und zwar bis zu drei Kilowatt. So, und hier vorne, ganz praktisch, gibt es auch einen kleinen Frunk, also ein Frontkofferraum, Ladevolumen von 20 Litern. Und das ist genau richtig, um das Ladekabel unterzubringen. Das hat man dann immer gleich griffbereit. Es gibt natürlich noch einen größeren Laderaum, und den schauen wir uns jetzt an. So, noch der Blick unter die hintere Klappe, die öffnet und schließt elektrisch. Das ist der Kofferraum, der fasst 475 Liter. Wenn man die Rücksitzlehnen umklappt, ist das maximale Stauvolumen 1392 Liter, und es gibt hier noch ein Kellerfach, ebenfalls für Ladekabel oder andere Kleinigkeiten. Das war es vom Heck des Autos, jetzt setzen uns noch einmal rein und drehen Runde. Sitzposition, Platzverhältnisse, Handling. Der Kia Niro ist ein Elektroauto, mit dem man auf Anhieb klarkommt. Gewöhnen muss man sich allerdings an die etwas eigenwillige Multimode-Bedienung und an die doch recht breiten C-Säulen, die den Blick nach hinten im Verbund mit der Heckscheibe einschränken. Pluspunkte des Kia Niro sind die gute Ausstattung der Elektrovariante, die ordentliche Reichweite und die sieben Jahre Garantie von Kia, die auch für den Akku gilt. Minuspunkte sind die manchmal, zumindest anfangs, unvertraute Multimode-Bedienung hier, dann die geringe Ladeleistung und die eingeschränkte Sicht nach schräg hinten durch diese breiten C-Säulen, die dann noch nicht mal die Aerodynamik so richtig doll beeinflussen. Und was kostet der Jung? Den Kia Niro EV gibt es ab 47.590 €. Und unsere Variante mit einigen Extras, die kostet 53.450 €. Da ist dann aber auch schon das ferngesteuerte Ein- und Ausparken dabei. Einerseits eine Spielerei natürlich, auf der anderen Seite ein Effekt, der aus einem durchschnittlichen Kompakt-SUV wenigstens ab und an ein Showcar macht. Stimmt.