Günstige Oldtimer: Mercedes T2 »Düdo« Düsseldorfs Last Top Model

Ein Mercedes T2-Transporter, auch »Düdo« genannt, im Einsatz
Foto: DaimlerSie haben richtig Lust auf einen Oldtimer, trauen sich aber nicht, einen zu kaufen, weil Altautos in vielen Medien nur noch als Wertanlage thematisiert werden? Keine Angst, man muss nicht erfolgreich an der Börse spekuliert haben, um schönes Blech zu fahren.
Klar, für Großvaters abgelegte Karren von Mercedes oder BMW sind inzwischen stolze Summen fällig, und für die meisten alten Porsches werden heute Mondpreise gezahlt. Aber zwischen all den teuren Strahlemännern, die in der Regel kaum noch bewegt werden, gibt es sie noch: die Mauerblümchen, die Exoten, die kaum jemand auf dem Schirm hat – und die entsprechend wenig kosten. Und das nicht nur in der Anschaffung, sondern auch im Unterhalt. Autos, bei denen die Ersatzteilversorgung kein Problem ist und für einen Auspuff nicht ein ganzes Monatsgehalt einkalkuliert werden muss.
Wir haben sie zusammengetragen und stellen sie in einer Serie in regelmäßigen Abständen vor.
Allgemeines zum Modell:
Als der Mercedes T2 1968 auf den Markt kam, waren Wohnmobilfahrer noch eine exotische Minderheit. Den T2 sah Mercedes-Benz entsprechend als reines Nutzfahrzeug vor. Gebaut wurde der 3,5- bis 7-Tonner in Düsseldorf, daher der Spitzname »Düdo«. Als Kastenwagen, Pritsche oder Fensterbus wurde der T2 der Transporter der Siebziger- und Achtzigerjahre: vom Design her ein fahrender Kleiderschrank, aber wahnsinnig praktisch und mit enorm viel Raum.
Bei Behörden wie Feuerwehr, Polizei oder Deutscher Bundespost waren die robusten T2 massenhaft und teils bis zur Jahrtausendwende im Einsatz – auch, weil sie in ihrer Schlichtheit sehr zuverlässig waren.
Das ist bis heute ein Pluspunkt: Mit streikender Elektronik müssen sich »Düdo«-Fahrer nicht herumplagen. In dem Kasten aus 1,2 Millimeter dickem Stahlblech (die Bleche von heutigen Transportern sind deutlich dünner) sind kaum Extras verbaut. Kurbelfenster waren schon Luxus, in den ersten Modelljahren wurden sie per Hand geschoben.
Selbst ein Radio galt als verzichtbar, was auch daran liegen könnte, dass man die Musik ohnehin kaum hört: direkt unter der Fahrerkabine malocht lautstark der Motor. »Da braucht man schon eine gute Soundanlage, wenn man den Lärm übertönen will«, sagen Jörg Höppner und Hans-Ullrich Lange. Sie sind Experten für den »Düdo« und betreiben die Seite Bustechnik Maniacs.
Feuerwehr und Rettungsdienste ordern den T2 meist mit Benzinmotoren, etwa als 408 mit 80 und später 85 PS. Die Ottomotoren haben den Vorteil, dass sie sofort anspringen und nicht erst vorglühen müssen wie vergleichbare Dieseltriebwerke. Heute sind die Benziner weniger empfehlenswert, weil sie mit 20 Litern Durchschnittsverbrauch ein Trinkproblem haben. Auch die damalige Vergasertechnik beherrschen viele Werkstätten heute nicht mehr.

T2 der zweiten Generation, auch »Vor-Vario« genannt: Runderneuert inklusiver modernerer Motoren – aber leider sehr rostanfällig
Foto: DaimlerWirtschaftlicher sind die Selbstzünder. Gängigste und populärste Dieselvariante sind die Modelle 508 D und 608 D mit 80 oder 86 PS, die auf der Autobahn durchaus 100 km/h Spitze schaffen. Auch der Verbrauch ist mit 11 bis 13 Litern für einen Transporter dieser Größe moderat. Weniger empfehlenswert sind die Pkw-Motoren im 406/407 mit 60 oder 72 PS. Mit diesen Ölbrennern mutiert schon eine Mercedes-Strichachter-Limousine zur Wanderdüne. Im schweren T2 sind die Pkw-Diesel erst Recht überfordert.
Topmotorisierung beim »Düdo« ist ab 1977 der 613 D mit Sechszylinder-Diesel und 130 PS, der dank schneller übersetzter Hinterachse flott im Antritt ist. Dazu kommen Extras wie eine serienmäßige Servolenkung sowie eine Motorbremse. Standard war bei dieser Motorisierung ein Viergang-Schaltgetriebe.
1986 endet die Produktion des ersten T2. Der auch »Vor-Vario« genannte Nachfolger-Transporter kommt auf den Markt. Er ist ein völlig neu entwickeltes Fahrzeug – zwar mit moderneren Motoren, aber nicht unbedingt besserer Haltbarkeit. »Beim ›Düdo‹ fing es mit Rost nach 20 Jahren an«, sagen die Experten von Bustechnik Maniacs. »Beim Vario waren die Bleche oft schon nach fünf bis zehn Jahren durchgefault.«

Günstige Oldtimer: Mercedes Transporter T2 »Düdo«
Bus Technik Maniacs
Warum ausgerechnet der?
Weil der Mercedes T2 so gut wie unzerstörbar ist. Insbesondere die Lkw-Diesel sind für beachtliche Laufleistungen gut. Exemplare mit einer Million Kilometer auf dem Tacho hatten die Schrauber von Bustechnik Maniacs schon öfter auf dem Hof. Geht doch mal etwas kaputt, kann die simple Mechanik von den meisten Werkstätten gerichtet werden. »Beim ›Düdo‹ brauchst Du kein Auslesegerät, da reichen Hammer, Zange und Schraubendreher«, sagt Jörg Höppner, der seit 27 Jahren an alten »Düdos« schraubt.
Allerdings muss man im »Düdo« noch richtig anpacken beim Fahren. Das Lenkrad ist mehr Steuerrad, und der knöcherne Schaltknüppel flitzt auch nicht in die Gassen, wie man es von modernen Wohnmobilen gewohnt ist, die sich eher wie Pkw fahren lassen.
Ja, mit einem VW Bulli T4 oder T5 kann man 140, 150 km/h auf der Autobahn fahren. Dafür hat man in einem »Düdo« deutlich mehr Platz: Wer den Transporter zum Wohnmobil umfunktionieren will, kann dort das Bett auch quer einbauen. Auf der Autobahn ist man hingegen zu einem Leben auf der rechten Spur verdammt. Die Reisegeschwindigkeit liegt bei 80 bis 90 km/h, weshalb lässige T2-Fahrer lieber gleich Landstraße fahren.
Verfügbarkeit:
Für ein Nutzfahrzeug ist der Bestand 35 Jahre nach Produktionsende erstaunlich groß. Vor allem in Metropolen sieht man den »Düdo« häufig als nachträglich umgebautes Wohnmobil. Diese Fahrzeuge überwiegen auch auf dem Gebrauchtwagenmarkt, wobei die Preise wegen des Booms der Campingbranche stark gestiegen sind. Man findet aber auch noch originale Behördenfahrzeuge von Feuerwehr oder Technischem Hilfswerk – mit etwas Glück sogar ein top gewartetes Exemplar bei einer amtlichen Auktion.
Ersatzteilversorgung:
Die Lagerbestände bei Mercedes sind noch recht gut gefüllt, wenngleich das Angebot abnimmt. Das liegt teils auch an den Zulieferern: Wenn etwa Hella eine Rückleuchte aus dem Programm nimmt, gibt es Ersatz nur noch auf dem Gebrauchtmarkt. Verschleißteile sind problemlos erhältlich, Karosserieersatz vor allem gebraucht. Kotflügel gibt es als Reproteile neu, die haben aber Qualitätsmängel. Vom Nachfolger-Transporter Vario passen beim »Düdo« nur einige Teile.
Ersatzteilpreise (beispielhaft):
Satz Bremsbeläge vorne: ca. 160 Euro
Starter: überholt 240 Euro
Reparaturblech für die untere Tür: ca. 20 Euro
Lichtmaschine: gebraucht ca. 100 Euro

Günstige Oldtimer: Bock auf Blech? Bitte hier lang
Volvo
Schwachstellen:
Obwohl die Blechqualität beim »Düdo« ab Werk gut war, ist Rost im Alter das Hauptproblem. An den Hauptrahmen ist ein Hilfsgestell geschraubt, das oft durchfault. Die Instandsetzung ist aufwendig, aber machbar. Weil die Karosse beim T2 lediglich aufgesetzt ist und abgenommen werden kann (Lkw-Technik), ist die Rostbeseitigung generell einfacher als beim T1 Bremer oder bei einem VW Bus, wo Aufbau und Rahmen miteinander verschweißt sind.
Mit Skepsis müssen beim »Düdo« die nachträglichen Wohnmobil-Umbauten beäugt werden. Oft wurden Hohlräume zwecks Schalldämmung und Wärmeisolierung mit Mineralwolle zugestopft. Die saugt dann Feuchtigkeit aus dem Innenraum wie ein Schwamm auf, Korrosion ist vorprogrammiert.
Feuchtbiotope entstehen auch, wenn mit Bauschaum die Wasserabläufe versiegelt werden. Wenn die Fahrzeuge durchgereicht wurden, ist die Reparaturhistorie oft lang und voller Überraschungen – etwa wenn sich 10 bis 11 Vorbesitzer amateurhaft an der Bordelektrik versucht haben. Viele 4-Tonner sind auf 3,5 abgelastet, zum Fahren der großen T2 reicht der neue Pkw-Führerschein nicht.
Die Motoren sind solide, allerdings sind die kleineren Pkw-Maschinen auf Dauer mit dem schweren Transporter überfordert. Wenn die Maschinen immer lauter werden und auffällig qualmen, können Pleuel- und Lagerschäden dahinterstecken. Eine bessere Wahl sind die Lkw-Motoren, die aber andererseits öfter frisches Öl brauchen. Trocken gelaufene Motoren bilden tiefe Riefen in den Kolben, dann wird das Öl in Mengen verbrannt, statt dass es schmiert. Die Leute von Bustechnik haben schon »Düdos« gesehen, die 10 Liter Öl auf 1000 Kilometer verbrauchten: »Trotzdem können solche T2 noch jahrelang fahren.«
Preis:
Die Zeiten, in denen man fahrbereite Mercedes T2 Transporter für 2500 Euro ergattern konnte, sind vorbei. Annehmbare Fahrzeuge mit überschaubaren Reparaturaufwand kosten inzwischen 5000 Euro aufwärts, ordentliche Exemplare 8000 Euro und mehr. Für original gebliebene Behördenfahrzeuge mit geringer Laufleistung werden auch 20.000 Euro verlangt, für top ausgebaute Wohnmobile bis zu 35.000 Euro.
Anlaufstellen im Internet:
www.bustechnik.de
www.busfreaks.de