Tchibo vertreibt Elektroautos im Abo
Kaffee mit Milch und Tesla
Bei Tchibo gibt's jetzt auch Teslas: Der Kaffeeröster steigt ins Geschäft mit Elektroauto-Abos ein. Doch der vermeintliche Coup mit den Fahrzeugen des US-Unternehmens wirft Fragen auf.
Tchibo vertreibt Fahrradhelme, Büstenhalter oder Grillschürzen, sowie natürlich Kaffee — und ab sofort auch Elektroautos auf Zeit. Die Fahrzeugtypen Tesla Model 3 und Fiat 500e werden in Kooperation mit dem Autoabo-Anbieter »like2drive« angeboten.
Foto: Tchibo
Ein reiner Kaffeehändler ist Tchibo schon lange nicht mehr. Auch Unterwäsche, Möbel oder Gewächshäuser bietet das Hamburger Unternehmen feil.
Die jüngste Sortimentserweiterung dürfte jedoch auch Handelsprofis überraschen: Bei Tchibo gibt's ab sofort auch Teslas. Und den Fiat 500e. Die beiden Elektroautos werden in einer Kooperation mit dem Autoabo-Dienst »like2drive« vermarktet. Die Elektrolimousine von Tesla war das meistverkaufte Elektroauto des vergangenen Jahres, und der Retro-Kleinwagen von Fiat ist noch ganz frisch auf dem Markt.
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Zum monatlichen Fixpreis lassen sich nun für beide Modelle Abos bei Tchibo abschließen – es geht also um Autobesitz auf Zeit. Beim Tesla läuft der Vertrag 12 oder 24 Monate, beim Fiat 13 Monate. In der Monatsrate enthalten sind Kosten wie Versicherung, Steuern, Wartung, TÜV und Anmeldung. Einzig der Kraftstoff, in diesem Fall Strom, muss zusätzlich gezahlt werden.
Schon häufiger haben sich branchenferne Unternehmen an der Vermarktung von Autos versucht. Telefonanbieter 1&1 offerierte vor einigen Jahren bei Abschluss einer neuen Flatrate ein spezielles Leasingangebot für einen Peugeot 208. Auch Discounter Lidl machte mit Leasingangeboten Schlagzeilen, unter anderem zu Kia- und Fiat-Modellen. Allerdings warf die Wettbewerbszentrale Lidl vor, »veraltete Ladenhüter« zu vertreiben.
Foto: Stellantis / Fiat
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Diese Elektroautos gibt's jetzt bei Tchibo
Tchibos Plan, die Fahrzeuge nun im Abo zu vermarkten, liegt im Trend. Die neue Offerte könnte den klassischen Autovertrieb weiter verändern, schätzt Ferdinand Dudenhöffer, Direktor des Center Automotive Research (CAR) in Duisburg. »Autos werden künftig vermehrt auf solchen Kanälen vertrieben werden. Der klassische Autohändler verliert weiter an Bedeutung«, sagt der Autoexperte. Dass das potenziell margenstarke Geschäft mit Autoabos wichtiger wird, belegen Zahlen aus dem CAR-Report: Die Zahl der Angebote nahm auch im März deutlich zu, während die Zahl klassischer Rabattaktionen zurückging.
Die Anzahl der Tchibo-Autoabos ist limitiert
Im April könnte es, auch dank Tchibo, so weitergehen — zumindest kurzfristig. Denn die Kooperation von Tchibo und »like2drive« endet, wenn alle für diese Aktion reservierten Fahrzeuge vergriffen sind. Das Tesla Model 3 sei lediglich im »zweistelligen Bereich« verfügbar, der Fiat 500e »vierstellig« — das sagte eine Tchibo-Sprecherin auf Nachfrage des SPIEGEL, genauere Zahlen nannte sie nicht. Nur soviel: Sollte die Aktion ein Erfolg werden, könnten weitere Angebote folgen.
Klingt zumindest mit Blick auf die Teslas wie ein reiner PR-Gag und nicht nur wegen der beschränkten Anzahl an Autos stellen sich weitere Fragen. Zum Beispiel nach den festgelegten Freikilometern. Beim Tesla sind es bei 12 Monaten Laufzeit 10.000 Kilometer und bei 24 Monaten 20.000 Kilometer. Beim Fiat sind 13.000 Kilometer in den 13 Monaten inkludiert.
Für Aboauto-untypisch hält das Stephan Lützenkirchen, Mitgründer des Anbieters »Vive la Car«. Das Angebot ähnele stark einem komplexen Full-Service-Leasingvertrag, der keine Flexibilität bei Laufzeit und Laufleistung biete, urteilt er über das Angebot von Tchibo und »like2drive«. Das kurzfristige Kündigen sowie das bei Bedarf monatlich anpassbare Kilometerpaket fehle in dem Angebot. Bei »like2drive« hingegen heißt es, die angebotenen Vertragslaufzeiten von 12 und 13 Monaten seien schlicht die am häufigsten nachgefragten Nutzungszeiträume.
Preis scheint attraktiv – Bedingungen sind starr
Die Autoabo-Firma »like2drive« übernimmt beim Tchibo-Angebot die gesamte Abwicklung. Die Autos stammen aus der Flotte des Anbieters und werden von ihm betreut. Übergeben werden die Fahrzeuge an einem der sechs bundesweiten »like2drive«-Standorte. Für einen Aufpreis von knapp 199 Euro wird das Fahrzeug direkt vor die Haustür des Abonehmers geliefert.
Doch ist es überhaupt von Vorteil, ein Elektroauto im Abo von Tchibo zu buchen? Die Antwort dürfte im Preis liegen. Nur in der Kooperation mit Tchibo gebe es den Tesla für 777 Euro pro Monat, heißt es bei »like2drive«. Beim Autoabo-Wettbewerber »Finn Auto« etwa gibt es das Tesla Model 3 ab sechs Monaten Laufzeit für monatlich 799 Euro (inklusive 1000 Kilometer pro Monat). Angaben des CAR-Instituts zufolge könnte der Kauf eines Model 3 wirtschaftlich sinnvoller sein als ein Abo.
Beim neuen Fiat 500e dürfte das Abo umgerechnet oft billiger sein als Auto plus Nebenkosten. Den Wagen bietet Tchibo für eine Monatsrate von 289 Euro an, bei »Finn Auto« kostet der Wagen 299 Euro pro Monat — bei gleicher Laufzeit (13 Monate) und identischen Freikilometern (1000 pro Monat). Allerdings lassen sich bei »Finn Auto« auch andere Kilometerpakete buchen. Angebote zu vergleichen bleibt unerlässlich.
Offenbar kommen potenzielle Fahrer bei Tchibo etwas schneller an ihr Auto als anderswo. Die Lieferzeit für den elektrischen Fiat liege bei ungefähr acht Wochen, heißt es bei Tchibo. Beim Fiat-Händler selbst betragen die Lieferzeiten für den 500e derzeit rund drei Monate.
Für Tchibo indes scheint das Geschäft in jedem Fall vielversprechend zu sein. »Das Abomodell ist für das Unternehmen risikolos«, sagt Autoexperte Dudenhöffer. »Tchibo ist letztlich ein einfacher Vermittler, der Margen für im Markt platzierte Autos kassiert. Autoabos lassen sich deshalb genauso anbieten wie Sessel, Waschmaschinen oder Möbel.«
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Tchibo vertreibt Fahrradhelme, Büstenhalter oder Grillschürzen, sowie natürlich Kaffee — und ab sofort auch Elektroautos auf Zeit. Die Fahrzeugtypen Tesla Model 3 und Fiat 500e werden in Kooperation mit dem Autoabo-Anbieter »like2drive« angeboten.
3 BilderDiese Elektroautos gibt's jetzt bei Tchibo
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Der neue Fiat 500e Icon wird bei Tchibo für 289 Euro pro Monat angeboten. Die Laufzeit beträgt 13 Monate, die dieser Zeit können 13.000 Freikilometer zurückgelegt werden.
Foto: Stellantis / Fiat
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Das Tesla Model 3 in der Variante Standard Range Plus kann wahlweise für 12 oder 24 Monate übernommen werden. Pro Jahr sind 10.000 Freikilometer inbegriffen. Die Monatsrate für die Elektrolimousine liegt bei 777 Euro.
Foto: Tesla
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Anders als sonst bei Autoabo-Anbietern üblich sind die Vertragskonditionen bei Tchibo allerdings von Anfang an festgelegt und damit unflexibel.
Foto: Tchibo
Der neue Fiat 500e Icon wird bei Tchibo für 289 Euro pro Monat angeboten. Die Laufzeit beträgt 13 Monate, die dieser Zeit können 13.000 Freikilometer zurückgelegt werden.
Foto: Stellantis / Fiat
Das Tesla Model 3 in der Variante Standard Range Plus kann wahlweise für 12 oder 24 Monate übernommen werden. Pro Jahr sind 10.000 Freikilometer inbegriffen. Die Monatsrate für die Elektrolimousine liegt bei 777 Euro.
Foto: Tesla
Anders als sonst bei Autoabo-Anbietern üblich sind die Vertragskonditionen bei Tchibo allerdings von Anfang an festgelegt und damit unflexibel.