Assistenzsystem 23 verdächtige Unfälle – US-Behörden ermitteln wegen Teslas »Autopilot«

Teslas Fahrassistent mit dem irreführenden Namen Autopilot gerät immer wieder in die Kritik. Nach einer Reihe von Unfällen untersuchen US-Bundesbehörden mögliche Mängel des Systems.
Touchscreen im »Model 3« von Tesla (2019)

Touchscreen im »Model 3« von Tesla (2019)

Foto: Sjoerd van der Wal / Getty Images

Immer wieder Ärger mit dem »Autopiloten«: Teslas Fahrassistenzsystem stand mehrfach nach Unfällen in der Kritik. Nun droht dem Elektroautohersteller aus Kalifornien erneut Ungemach. Die US-Verkehrssicherheitsbehörde National Highway Traffic Safety Administration (NHTSA), ermittelt laut »New York Times«  wegen 23 Unfällen, bei denen das System entweder eingeschaltet war oder aktiv gewesen sein könnte.

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Dabei geht es unter anderem um einen Unfall, bei dem ein Model Y auf einem Highway nahe der Stadt Lansing im Bundesstaat Michigan auf einen stehenden Streifenwagen aufgefahren ist. Im Februar fuhr ein Tesla in der US-Großstadt Detroit unter den Auflieger eines Lkw, der die Straße überquerte. Dabei riss das Dach ab, die Insassen des Wagens wurden verletzt. Der Zusammenstoß ähnelte einem Unfall, bei dem im Jahr 2016 ein Teslafahrer im US-Bundesstaat Florida tödlich verunglückte.

Eine Anfrage des SPIEGEL zu dem Bericht ließ Tesla zunächst unbeantwortet. Auch gegenüber der »New York Times« blieb eine Stellungnahme des Herstellers aus.

Autofahrer verlassen sich zu sehr auf Assistenzsysteme

Teslas »Autopilot« gilt als fortschrittlich, er erreichte im Herbst des vergangenen Jahres in einem Test des US-Verbrauchermagazins »Consumer Reports« den zweiten Platz hinter Cadillacs »Supercruise«-System. Solche ausgereiften Fahrassistenten haben jedoch ein Problem: Sie übernehmen zwar einfache Aufgaben verlässlich, können ein Auto aber nicht völlig selbstständig fahren – auch wenn es sich für den Fahrer so anfühlt. Viele Nutzer verlassen sich zu sehr auf die Systeme.

Bryant Walker Smith, der sich an der Universität von South Carolina mit dem autonomen Fahren befasst, kritisierte Teslas »Autopilot«-System gegenüber der »New York Times« – genauer gesagt dessen Namen und Vermarktung, die dem Fahrer suggerierten, man könne die Aufmerksamkeit von der Straße abwenden. Es gebe eine unglaubliche Differenz zwischen dem, was die Firma Menschen glauben ließe, und dem, was ihr System tatsächlich könne, so Walker Smith. Im vergangenen Sommer hatte ein deutsches Gericht dem Hersteller deshalb untersagt, mit dem Begriff »Autopilot« zu werben.

Andere kontrollieren besser, ob Fahrer bei der Sache sind

Tatsächlich stoßen Teslas Systeme an ihre Grenzen. So ergaben Ermittlungen rund um den tödlichen Unfall im Jahr 2016 in Florida, dass der »Autopilot« einen hellen Lkw-Auflieger vor einem hellen Himmel nicht erkannte. Zudem konnte der Fahrer das System nutzen, obwohl er nicht auf einem Highway fuhr. Der Wagen war 119 km/h schnell, obwohl dessen Fahrer mehrere Aufforderungen des Systems ignorierte, die Hände ans Steuer zu legen.

Zurückrufen musste Tesla wegen des Vorfalls keine Fahrzeuge. Auch sonst sind die US-Behörden mit dem Hersteller oft großzügig umgegangen. Je nachdem, was die aktuellen Ermittlungen ergeben, könnte zumindest ein Imageschaden für Tesla zurückbleiben. Denkbar ist auch, dass die Behörde unter Präsident Joe Biden härter auf mögliche Verfehlungen reagiert als unter Donald Trump.

Die laxe Überwachung des Fahrers gab auch den Ausschlag im Test von »Consumer Reports« für Platz zwei, obwohl der »Autopilot« die Spur am besten hielt und insgesamt die besten Fähigkeiten zeigte. GMs System »Supercruise« siegte vor allem dank einer Infrarotkamera, die kontrolliert, ob die Augen des Fahrers auf die Straße gerichtet sind. Ist das nicht der Fall, schaltet sich das System aus, notfalls bremst es bis zum Stillstand ab.

ene
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