Vor dem Autogipfel Studie prognostiziert Boom der E-Mobilität

Zum Produktionsstart des Volkswagens ID.3 war Kanzlerin Merkel bei VW zu Gast und ließ sich vom Vorstandsvorsitzenden Herbert Diess die Produktion des E-Autos erklären
Foto: STAR-MEDIA / imago imagesJe weniger Verbrenner auf deutschen Straßen unterwegs sind, desto stärker wird die Belastung durch Feinstaub und Lärm der verbliebenen fossil betriebenen Fahrzeuge wahrgenommen werden. Dies ist das Ergebnis einer neuen Untersuchung der Beratungsfirma "Strategy& Deutschland" im "Digital Auto Report". Schon in fünf Jahren sei es "möglich bis wahrscheinlich", dass in Deutschland die Diskussion um ein generelles Fahrverbot von Verbrennern in Innenstädten richtig Fahrt aufnehme, sagt Jörn Neuhausen, Direktor der Beratungsfirma. Die Analyse liefert damit neuen Diskussionsstoff für den Autogipfel von Politik und Wirtschaft, der am Dienstag im Kanzleramt stattfindet.
Coronakrise und Klimawandel als große Themen
Bereits zum vierten Mal lädt Bundeskanzlerin Angela Merkel zur "Konzertierten Aktion Mobilität" ein. Neben Regierungsvertretern kommen dann die Chefs der deutschen Autokonzerne Volkswagen, Daimler und BMW und der großen Autozulieferer sowie der Verband der Automobilindustrie (VDA) zusammen, um darüber zu sprechen, wie die größte deutsche Industrie durch die Coronakrise kommt. Auch Arbeitnehmer sind mit den Vorsitzenden der IG Metall und Betriebsräten in der Runde vertreten.
Die beiden größten Themen des Autogipfels werden die Herausforderungen durch Coronakrise und Klimawandel sein. Die Branche steht unter hohem Veränderungsdruck. Der Umstieg von Autos mit Verbrennungsmotoren zu Elektrofahrzeugen nimmt an Dringlichkeit zu, gleichzeitig setzt der Umsatzeinbruch durch Corona die Branche unter Druck.
Absatz von alternativen Antrieben könnte sich versiebenfachen
Dass trotzdem das Thema Antriebswende nicht an Wichtigkeit verliert, zeigen die ersten Erkenntnisse des "Digital Auto Report": "Nach unserer Analyse ist damit zu rechnen, dass der Markt für den konventionellen Antriebsstrang - also Verbrennungsmotor, Schalt-/Automatikgetriebe, Abgasanlage, Tanksystem - europaweit sinken wird", so Neuhausen. Gleichzeitig könne sich das Marktvolumen neuer Antriebstechnologien für deutsche Hersteller von heute rund 12 Milliarden auf bis zu 84 Milliarden Euro im Jahr 2030 versiebenfachen, schreiben die Berater. Der größte Anteil, 67 Milliarden Euro, werde dabei auf Elektroantriebe auf Batteriezellen-Basis entfallen.
Das Konjunkturpaket der Bundesregierung mit der zusätzlichen Förderung von Elektroautos und der Ladeinfrastruktur setze bereits wichtige Impulse für emissionsfreie Alternativen. Das reiche aber noch nicht: "Um kommende Fahrzeuggenerationen mit alternativem Antrieb früh genug wettbewerbsfähig auf den Markt zu bringen, sind weiterhin Investitionen in Forschung und Entwicklung notwendig", sagt Neuhausen.
Investieren in Forschung und Entwicklung
Inwiefern der Strukturwandel in Zeiten des Nachfrageeinbruchs und des damit einhergehenden Kostendrucks möglich ist, gilt es beim Treffen zu besprechen. Vor allem, weil in der Pandemie auch Investitionsbudgets der Firmen gekappt wurden. Erwartet wird daher, dass die Politik auf dem Treffen weitere Unterstützung auf den Weg bringt.