Opel-Konzepte Voll auf Angriff
"Wir müssen radikal umdenken", fordert Carl-Peter Forster. Zwar meint der Opel-Chef damit die geänderten "Mobilitätswünsche der Kunden" angesichts eines gesättigten europäischen Automarkts, doch die Aufforderung betrifft auch das eigene Unternehmen. Denn der angeschlagene Autobauer will weg von seinem Langeweiler-Image. So genannte "Crossover-Autos", die klassische Segmentgrenzen überschreiten, sollen der Marke neue Kunden bringen. "Künftig werden rund 40 Prozent unserer Modelle solche wegweisenden Fahrzeugkonzepte verkörpern", verspricht Forster.
Die ersten beiden will Opel im Frühjahr nächsten Jahres auf den Markt bringen. Wobei man hier vor allem dem Meriva gute Chancen einräumen dürfte. Der Van-artige Fünfsitzer, der die Lücke zwischen Agila und Zafira schließen soll, hat mit dem so genannten "FlexSpace" ein ähnlich cleveres Innenraumkonzept, mit dem sich der Platz im Fond individuell gestalten lässt. Erstmals präsentiert wird der kleine Bruder des Zafira auf dem Pariser Automobilsalon Ende September, produziert werden soll er ab Januar 2003 im spanischen Saragossa.
Äußerlich ist die Serienversion der Concept M-Studie, die seit ihrem Debüt auf dem Genfer Automobilsalon als Corsa-Van durch die Fachblätter fuhr, mit ihren trapezförmigen Scheinwerfern dem neuen Vectra wie aus dem Gesicht geschnitten. Der rundliche Rücken mit den hochgezogenen Rückleuchten hingegen erinnert an das Corsa-Heck. Seine kompakte Form verdankt der 4,05 Meter lange und 1,62 hohe Wagen einem vergleichsweise langen Radstand von 2,63 Meter mit extrem kurzen Überhängen.
"FlexSpace"-Sitzkonstruktion: optimaler Transport
Zum Vergleich: der Zafira hat eine Radstand von 2,69 Meter, ist aber 27,5 Zentimter länger. Das sieht nicht nur dynamisch aus, sondern schafft viel Platz im Innenraum. Dieser wiederum kann durch eine so genannte "FlexSpace"-Sitzkonstruktion zwischen optimalem Personen- und maximalem Gepäckraumtransport genutzt werden.
Wird die dreisitzige Rückbank komplett umgelegt entsteht ein ebener Ladeboden, der das Gepäckvolumen von 380 Liter auf rund 1300 Liter erweitert. Andererseits kann der mittlere Sitz auch so zusammengefaltet werden, dass sich anschließend die zwei äußeren Sitze nach vorn und zur Seite schieben lassen. Ohne umständlichen Ausbau wird so aus dem Fünfsitzer ein geräumiger Viersitzer, dessen Fondpassagiere eine Bein- und Schulterfreiheit wie in der automobilen Mittelklasse genießen. Der freie Platz in der Mitte kann als Ablage oder auch für eine Kühlbox genutzt werden.
Zur Markteinführung: Benzinmotoren mit bis zu 125 PS
Den 150 PS starken 1,6-Liter-Erdgas-Turbo aus dem Prototypen sucht man unter der Motorhaube des Meriva allerdings vergeblich. Zur Markteinführung Anfang nächsten Jahres werden Benzinmotoren mit 1,6- und 1,8-Litern Hubraum zwischen 87 und 125 PS angeboten. Hinzu kommen ein Diesel mit 75 PS sowie ein neues Common-Rail-Triebwerk mit 100 PS.
Das zweite Modell, das Opel ebenfalls im Frühjahr auf den Markt bringt, ist die dritte Vectra-Variante Signum. Forster nennt sie die Opels "Business Class". Bei gleichen Außenmaßen wie Vectra Limousine und Vectra GTS wurde der Radstand um 13 Zentimeter vergrößert, die den Fondpassagieren zu Gute kommen. Die können nämlich ihre Sitze um genau diese Länge verschieben und ihre Beine ausstrecken. Wird dann noch die Lehne um 30 Grad nach hinten geneigt, sitzen sie "so bequem wie in der Business Class im Flugzeug", meint Opel-Chef Forster. Wir das komplette Fondgestühl nach vorn geklappt, entsteht eine ebene Ladefläche, auf der bis zu 1400 Liter Gepäck verstaut werden kann.
Fahren soll der Signum mit dem ersten 2,2 Liter-Benzin-Direkteinspritzer von Opel. Der 155 PS-Motor soll weniger Sprit verbrauchen und zehn Prozent mehr Drehmoment entwickeln als der herkömmliche 2.2-Benziner. Zur Motorenpalette gehören außerdem ein Zweiliter-Turbo mit 175 PS sowie ein V6-Common-Rail-Diesel, der aus drei Litern Hubraum 177 PS und 370 Newtonmeter Drehmoment schöpft. Übertragen wird die Kraft von einem neuen Sechsgang-Schaltgetriebe.
Weitere Signum-Neuheiten sind die Bi-Xenon-Scheinwerfer mit Kurvenlichtfunktion oder ein "medizinisch empfohlener" Fahrersitz mit Klimatisierung, der sich durch vielfache Verstellung der Körperform anpassen soll. Vom Signum will Opel jährlich rund 85.000 Stück produzieren. Ehrgeizige Ziele, doch "wir von Opel schalten voll auf Angriff", sagt Carl-Peter Forster.