Klimaschädlicher Pkw-Antrieb Italien will gegen Verbrenner-Aus der EU stimmen

Die EU will ab 2035 keine Benziner und Diesel mehr zulassen – doch Italien stellt sich quer. Auch Deutschlands Jastimme wackelt. Und es gibt offenbar weitere Länder, die das Vorhaben zu Fall bringen könnten.
Autos vor dem Kolosseum in Rom: Italien stellt sich gegen europäisches Verbrenner-Aus

Autos vor dem Kolosseum in Rom: Italien stellt sich gegen europäisches Verbrenner-Aus

Foto: Dominika Zarzycka / ZUMA Wire / IMAGO

Italien will auf europäischer Ebene gegen das Aus für Verbrennungsmotoren in neuen Pkw ab 2035 stimmen. Das Land werde am Mittwoch bei einem Treffen der Botschafter der EU-Länder in Brüssel seine Position gegen die vorgeschlagene europäische Verordnung zum Ausdruck bringen, kündigte Italiens Energieminister Gilberto Pichetto Fratin laut Reuters am Dienstagabend an.

Das Europäische Parlament hatte das Vorhaben im Februar beschlossen. Demnach sollen Autohersteller die CO2-Emissionen der verkauften Neuwagen um hundert Prozent bis 2035 senken müssen – dies bedeutet ein Produktions- und Verkaufsverbot für Benziner und Diesel. Die EU-Länder müssen dies aber noch formal absegnen. Das könnte nun scheitern, denn auch der deutsche Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) hatte zuletzt mit Gegenwind für das Vorhaben gedroht.

»Italien ist der Ansicht, dass Elektrofahrzeuge nicht der einzige Weg sein sollten, um Nullemissionen in der Übergangsphase zu erreichen«, so der Minister in einer Erklärung. Schon zuvor hat sich das Land gegen das Vorhaben ausgesprochen.

In der vergangenen Woche hatte die italienische Regierung erklärt, sie wolle sich mit Frankreich und Deutschland zusammenschließen, um das Tempo der EU-Gesetze zur Reduzierung von Pkw- und Lkw-Emissionen zu beeinflussen und zu verlangsamen. In Brüssel ist derweil zu hören, dass auch Polen und Bulgarien nicht für das Verbrennerverbot stimmen könnten, wenn Deutschland sich enthält. Damit wäre das bedeutende Klimaschutzvorhaben der von Ursula von der Leyen (CDU) geführten EU-Kommission vorerst gestoppt.

Am Dienstag erklärte Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) in der »Bild«, dem Vorhaben nur zustimmen zu wollen, wenn es einen Kompromiss zum Einsatz von E-Fuels gebe. Die FDP verlangt, dass nach 2035 noch neue Autos mit Verbrennungsmotor zugelassen werden dürfen, wenn diese ausschließlich mit E-Fuels betankt werden können. Diese synthetischen Kraftstoffe lassen sich zwar theoretisch klimaneutral herstellen. Doch dafür sind riesige Mengen Ökostrom erforderlich – der Herstellungsprozess ist extrem energieintensiv. Zudem arbeiten Verbrennungsmotoren so ineffizient, dass ein Großteil der eingesetzten Energie ungenutzt wieder verpufft.

lki/Reuters
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