Reifen, Batterie und Co. Im Auto sicher durch den Winter – diese Tricks sollten Sie kennen

Autofahren im Winteridyll. Damit das sicher und problemlos gelingt, sollten auch moderne Fahrzeuge auf die kalte Jahreszeit vorbereitet werden.
Foto: Jan Eifert / imago imagesWinterreifen, Enteisungsspray, Frostschutzmittel – wer sein Auto fit machen möchte für die kalte Jahreszeit, für den gibt es haufenweise altbewährte Tipps. Dabei hat sich in den vergangenen Jahren viel getan – sowohl in der Fahrzeugtechnik als auch beim Wetter. Mehr Elektronik in den Autos und wärmere Winter beeinflussen, wie man ein Auto optimal auf die Monate von November bis März vorbereitet. Eine wichtige Frage in diesem Zusammenhang: Sollte man wirklich noch Winterreifen aufziehen, oder tut es ein Ganzjahresreifen auch?
»Ein Allwetter- oder Ganzjahresreifen kann nichts perfekt«, sagt Bernd Stürmer, Fachreferent für Fahrzeugtechnik und Fahrzeugprüfung beim TÜV Nord. »Wenn ich aber weiß, dass ich in meiner Region auf nicht allzu starke Winterverhältnisse treffe, kann diese Variante ausreichen.« Wichtig beim Abwägen sei die Laufleistung. »Für alle, die das Auto nur auf kurzen Strecken nutzen, genügt ein Ganzjahresreifen.« Vielfahrer jedoch, die mehr als 10.000 Kilometer im Jahr zurücklegen, sollten auf Winterreifen nicht verzichten.
Profiltiefe und Luftdruck kontrollieren
Ob Winter- oder Ganzjahresreifen – in beiden Fällen muss regelmäßig die Profiltiefe kontrolliert werden. »Reifen haben eine Verschleißmarkierung bei 1,6 Millimeter, das ist die gesetzlich vorgeschriebene Mindesttiefe«, sagt Stürmer. »Diese Grenze ist allerdings zu niedrig, da sind sich alle Experten einig. Ich entsorge meine Winterreifen bei einer Profiltiefe von vier Millimetern – und das empfehle ich auch allen anderen.«
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Ebenso wichtig für ordentlichen Grip ist der korrekte Reifendruck. Stürmer empfiehlt: »Gerade im Winter sollte man nach jeder zweiten Tankfüllung oder alle vierzehn Tage den Reifendruck kontrollieren.« Es sei nicht ratsam, sich allein auf die Fülldrucksensoren zu verlassen. Zumal diese nach einem Reifenwechsel neu initialisiert werden müssen. »Hier ist der Griff zum Handbuch ratsam«, sagt Stürmer. »Dort stehen alle wichtigen Informationen, um die Sensoren auf die neuen Reifen einzustellen.«
Was ist los bei »weißem Moos«?
Moderne Autobatterien sind wartungsarm, ganz außer Acht lassen sollte man sie allerdings nicht. »Eine Batterie geht zwar erst nach sehr langer Zeit kaputt – dann aber meist plötzlich«, sagt Stürmer. Wer also wissen will, ob der Stromspeicher noch über den Winter hält, sollte eine Werkstatt aufsuchen – empfehlenswert ist das ab einem Batteriealter von fünf Jahren oder mehr. »Ob die Pole des Akkus oxidiert sind, kann man allerdings selbst rausfinden«, sagt Stürmer. »Wenn sich dort etwas gebildet hat, das aussieht wie weißes Moos, ist das ein deutliches Anzeichen.« Auch das ist ein Fall für die Werkstatt. Oder für Schrauber, die wissen, dass man in diesem Fall die Kontakte abklemmen, die Pole mit säurefreiem Fett einstreichen und dann die Kontakte wieder festschrauben muss.
Ein weiterer wichtiger Punkt bei der Wintervorbereitung eines Autos – und das gilt für Verbrenner ebenso wie für Hybrid- oder Elektrofahrzeuge – sind die Betriebsflüssigkeiten. Vor allem jene im Kühler und in der Scheibenwaschanlage. Sie müssen mit Frostschutzmittel aufgefüllt werden. Stürmer empfiehlt Fertigprodukte aus dem Baumarkt oder von der Tankstelle. »Im Frostschutz für die Waschanlage wird Alkohol verwendet, damit der Klebstoff, mit dem die Scheiben befestigt sind, nicht angegriffen wird. Außerdem sorgt ein kleiner Anteil an Glycerin dafür, dass die Scheibenwischer nicht quietschen.«
Lappeneinsatz für freie Sicht
Auch die Scheibenwischer selbst haben einen Kontrollblick verdient. Ist beispielsweise die Wischlippe lädiert und kann sie noch beschnitten werden? Oder sollten die Wischergummis komplett ausgetauscht werden? In jedem Fall ist es ratsam, die Wischerblätter »ab und zu mit einem feuchten Lappen und einem Spritzer Glasreiniger abzuwischen, um Schmutz oder Wachsrückstände aus der Waschanlage zu entfernen«, erklärt Stürmer.
Auch bei modernen Autos voller Assistenzsysteme ist es sinnvoll, regelmäßig die Beleuchtung zu kontrollieren, Beschädigungen an Lack und Scheiben rasch zu beheben und kleine Helfer wie etwa einen Eiskratzer oder eine Abdeckplane griffbereit zu haben. »Auch ein Schlossenteiser sollte parat liegen, und zwar nicht im Handschuhfach«, sagt Stürmer. Zwar werden nahezu alle Autos mittlerweile mit einem Funkschlüssel entriegelt, doch auch deren Batterie ist irgendwann leer. Dann kommt der Ersatzschlüsselbart zum Einsatz – und der funktioniert nur in einem eisfreien Schloss.
Durchblick für die Sensoren
Eis, Schnee oder Schmutz vertragen sich auch nicht mit der Hightechsensorik aktueller Fahrzeuge. »ABS-, Regensensoren, oder Kamerasysteme sind zwar wartungsfrei«, sagt Stürmer, »allerdings benötigen sie sozusagen freien Blick.« So gibt es etwa in der Karosserie rundum Einlässe, hinter denen die Sensoren positioniert sind, die für die Einparkhilfe benötigt werden. Sind diese Stellen voller Schnee oder vereist, funktioniert das System nicht mehr. Gleiches gilt für den Radarsensor, der meist zentral im vorderen Stoßfänger oder im Kühlergrill sitzt. Und hinter der Windschutzscheibe, zentral auf Höhe des Rückspiegels, befinden sich meist eine oder mehrere Kameras. Bedeckt Schnee diese Bereiche, arbeiten die Assistenzsysteme nicht. Deshalb sollten außer Scheiben und Spiegel auch diese Bereiche vor Fahrtantritt gesäubert werden.
Und noch einen Tipp hat TÜV-Experte Stürmer parat: »Die Klimaanlage sollte im Winter mindestens alle vier Wochen für eine Stunde eingeschaltet werden, damit die Dichtungen in den beweglichen Teilen der Klimaanlage nicht verkleben.« Ansonsten könnten die Dichtungen bei Wiederinbetriebnahme nach längerer Zeit beschädigt und damit undicht werden, sodass Kältemittel entweichen kann. »Das wird dann richtig teuer«, sagt Stürmer. »Außerdem trocknet die Klimaanlage die Innenluft und die Scheiben beschlagen nicht so schnell.«