In eigener Sache Bericht der Aufklärungskommission zum Fall "Der Todesschuss"
Liebe Leserin, lieber Leser,
im Dezember 2018 meldete sich Ex-Generalbundesanwalt Alexander von Stahl beim SPIEGEL und verlangte die Aufarbeitung einer Titelgeschichte, die 25 Jahre zuvor erschienen war. Am 27. Juni 1993 waren bei einem pannenreichen Anti-Terror-Einsatz auf dem Bahnhof von Bad Kleinen der Polizist Michael Newrzella und der Terrorist Wolfgang Grams ums Leben gekommen. Der SPIEGEL berichtete, ein "Zeuge" habe gesehen, wie ein Polizist Grams erschoss. In der Folge trat der damalige Bundesinnenminister Rudolf Seiters zurück, Generalbundesanwalt Alexander von Stahl wurde in den einstweiligen Ruhestand geschickt, gegen zwei GSG-9-Beamte wurde wegen vorsätzlicher Tötung ermittelt.
Schon kurz nach Veröffentlichung kamen Zweifel an der Glaubwürdigkeit der SPIEGEL-Quelle auf, die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft ergaben, dass sich Grams selbst erschossen hatte. Warum der SPIEGEL der Quelle trotzdem vertraut hatte, darüber wurde in den Jahren nach dem Einsatz von Bad Kleinen immer wieder kontrovers diskutiert - wirklich aufgearbeitet wurde der Sachverhalt allerdings nie.
Eine vom SPIEGEL beauftragte Kommission hat das Schreiben Alexander von Stahls nun zum Anlass genommen, die Entstehung der damaligen Titelgeschichte – soweit heute noch möglich – zu untersuchen und zu dokumentieren. Ihr Fazit: Der SPIEGEL hat mit der Berichterstattung auf Basis einer mangelhaft geprüften und falschen Aussage einen journalistischen Fehler begangen. Wir bedauern diesen Fehler und machen die Untersuchung auf den folgenden Seiten transparent.
Hier finden Sie den Bericht als pdf-Dokument zum Download
Thomas Hass, Geschäftsführer
Steffen Klusmann, Chefredakteur