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Artikel 75 / 76

Patrick Mariathasan für den SPIEGEL

Briefe

Corona, Horst Seehofer und Angela Merkel – das waren die Themen, zu denen wir in der vergangenen Woche die meisten Zuschriften erhalten haben.
aus DER SPIEGEL 47/2021

Der Preis der Unvernunft

Heft 46/2021 Ein Beitrag für mehr Freiheit 

  • Den ganzen Sommer über warnten Christian Drosten und Karl Lauterbach vor einer vierten Welle im Herbst angesichts der viel zu niedrigen Impfquote in Deutschland. Die Warnungen blieben ungehört. Wieder einmal zeigte sich, was seit Jahren das Agieren der deutschen Politik prägt: Nein, nicht Unvernunft, sondern vielmehr Überheblichkeit, Inkompetenz und Ignoranz. Beispiel gefällig? Letztens rechtfertigte Bayerns Gesundheitsminister Holetschek sein Versagen damit, dass die Wucht der vierten Welle niemand habe voraussehen können. Wie bitte? Holetschek hat einfach nur die Warnungen ignoriert. Und FDP-Mann Wissing beschwichtigte noch letzte Woche, die gesundheitliche Versorgung der Bevölkerung sei sicher. Von wegen! Noch vor wenigen Wochen hat die Politik über einen Freedom Day diskutiert. Wundert sich irgendjemand, dass das Vertrauen in die Politik unter null gesunken ist?
    Josef Geier, Eging am See (Bayern)

  • Wir wollen keine Impfpflicht, aber uns rennt die Zeit davon. All die Impfskeptiker und -verweigerer, die trotz erschütternder Reportagen aus Intensivstationen noch immer meinen, die Corona-impfung sei gefährlicher als die Erkrankung, sollten in logischer Konsequenz beim Arzt oder in den Impfzentren eine Erklärung unterschreiben müssen, dass sie als Ungeimpfte im Fall einer Covid-19-Erkrankung kein Anrecht auf intensivmedizinische Behandlung haben. Ich bin mir sicher, dies würde die Impfzahlen signifikant in die Höhe schnellen lassen. Es wäre eine freie, individuelle Entscheidung in einem freien, demokratischen Land, zu der niemand gezwungen wird. Anne Essmann, Berlin

  • Wie viele Menschen der schweigenden Mehrheit habe ich mich bisher wenig zur Pandemie und dem Umgang damit geäußert. Doch jetzt ist es Zeit, Position zu beziehen, denn ich habe die Pandemie satt. Ich habe es satt, voller Einschränkungen und Absurditäten zu leben. Ich habe es satt, dass die Heilmittel, die uns im Gegensatz zu vielen anderen auf dieser Welt zur Verfügung stehen, von einem Teil verteufelt werden. Das dadurch entstehende Leid tragen alle. Ich habe es satt, dass meinem Sohn die unbeschwerteste Zeit seines Lebens genommen wird. Ich habe so vieles satt, was längst nicht mehr sein müsste. Ich denke, damit bin ich nicht allein. Wer Ja zur Impfung sagt, handelt im Sinne des Gemeinwohls und geht dafür ein, wenn auch geringes, Risiko ein, um sich und somit auch andere zu schützen. Diese Menschen leisten damit einen Beitrag für mehr Freiheit. Wer Nein zur Impfung sagt, handelt gegen das Gemeinwohl, denn diese Menschen nehmen billigend in Kauf, sich und damit andere zu infizieren. Ein Nein muss Konsequenzen haben, und damit meine ich finanzielle. Wer sich ungeimpft infiziert, hat sich dafür frei entschieden. Ab diesem Zeitpunkt trägt er oder sie dann aber bitte auch die Kosten dieser Entscheidung. Ich halte es für rundweg falsch, die positiven Effekte einer individuellen Entscheidung zu privatisieren und die negativen Effekte zu sozialisieren. Niemand muss sich impfen lassen, aber jeder muss dafür bezahlen, wenn dadurch Kosten entstehen, die von Geimpften mitgetragen werden. Alles hat seinen Preis, auch die Freiheit.
    Oliver Cynamon, Burgoberbach (Bayern)

  • Nichts dagegen, dass ein Mitmensch meint, zur freien Entfaltung der Persönlichkeit gehöre es, sich nicht impfen zu lassen. Es ist jedoch nicht hinnehmbar, dass dieser Mitmensch andere durch eine solche Haltung in ihrer körperlichen Unversehrtheit gefährdet. Demzufolge sollte man solchen Personen doch den humanitären Akt gewähren, sich vor sich selbst zu schützen und sie mit geeigneter Gesetzgebung darin unterstützen, auch anderer Menschen Wohl zu respektieren, etwa indem man sie schlicht daran hindert, in irgendeiner Art in der Öffentlichkeit in Erscheinung zu treten. Kein Bus, keine Bahn, kein Kino, kein Fußballstadion, kein Shopping, etc. Nichts. Niente. Nada.
    Bernd Cierpiol, Düsseldorf

  • Es ist absolut fürchterlich, wie derzeit Ungeimpfte pauschal verurteilt werden. Da kann man als Mensch noch so vernünftig und zurückhaltend leben, es interessiert keinen, wenn man (aus gutem Grund) ungeimpft ist! Leider macht der SPIEGEL da keine Ausnahme.
    Philip Jonke, Dormagen

  • Fragen, die man Frau Wagenknecht stellen sollte: Glaubt sie, dass die Impfstoffentwickler entweder völlig unfähig, hinterlistig oder nur geldgeil waren? Und dies mit Billigung oder Beteiligung von Robert Koch-Institut und Gesundheitsministerium? Glaubt sie, dass die Zahlen, die hinsichtlich der Impferfolge veröffentlicht wurden, gefakt sind, um die Bevölkerung in Sicherheit zu wiegen? Verfügt sie hier über ein Insiderwissen, das sie der Allgemeinheit mitteilen könnte? Wenn sie aber über keinerlei Informationen verfügt, die ihr Misstrauen erhärten – was wäre dann genau ihr Plan, um die Pandemie in den Griff zu kriegen?
    Albert Hefele, Oberelchingen (Bayern)

  • Faktisch existiert eine Koalition aus führenden Politikern, vielen Ungeimpften und den Coronaviren.
    Norbert Eichenseher, Tübingen

  • Wer unseren – trotz klarer Ansagen von Drosten & Co. – bisherigen Umgang mit einer akuten Pandemie geistig Revue passieren lässt, dem mag alles Mögliche in den Sinn kommen, aber kaum der Gedanke, dass wir der erst im Werden begriffenen Klimakrise jemals Paroli bieten werden.
    Erwin Bixler, Rodalben (Rhld.-Pf.)

»Der Mensch darf irrationale Entscheidungen treffen«

Heft 45/2021 Der Unvernunft eine Grenze 

  • Ich (Mutter eines Fünfjährigen und Ehefrau eines immungeschwächten, schwer kranken Mannes) bin doch immer wieder verwundert und auch zunehmend wütend über die Dummheit einiger Behauptungen. Frau Rostalski reitet auf der Tatsache herum, dass jeder, der das wolle, sich schützen könne. Dies ist so falsch wie unverschämt. Mein Mann hat sich zum dritten Mal impfen lassen und zeigt, wie so viele immungeschwächte Menschen, nahezu keine Antikörperreaktion. Für mein Kind gibt es noch keine Impfung. Wie lange wird man uns noch vergessen? Wir sind nervlich wirklich am Ende, und ich gebe als überzeugte Impfbefürworterin Herrn Montgomery in allen Punkten recht!
    Mona Pfeiffer, Venlo (Niederlande)

  • Wir leben in einer Demokratie. Dies lässt dem Einzelnen eine weitgehende Entscheidungsfreiheit. Dies gilt auch für Impfungen gegen Corona. Wenn aber der Kollaps des Gesundheitssystems vor der Tür steht, endet diese Freiheit. Es ist offensichtlich, dass wir vor einer pandemischen Katastrophe stehen. Die Politik und auch Frau Rostals-ki sind nicht in der Lage, vorausschauend die notwendigen Konsequenzen zu ziehen: Impfpflicht zumindest in bestimmten Berufen, Auskunftspflicht der Arbeitnehmer zum Impfstatus gegenüber dem Arbeitgeber. Selbst bei den sehr viel weniger problematischen Masern wurde eine Impfpflicht beschlossen. Wir müssen der Unvernunft eine Grenze setzen. Und hoffen, dass viele Unschlüssige begreifen, dass die Impfung der einzige Weg ist, um halbwegs unbeschadet über den Winter zu kommen. Dr. med. Franz Bundscherer, Königsdorf (Bayern)

  • Man braucht dringend eine konzertierte Aktion von Ethikrat und Politik, um die Öffentlichkeit deutlich besser und umfassender als bisher aufzuklären, dass die Impfpflicht keinen Angriff auf Grundrechte darstellt. Politik und Administration in Deutschland haben, gerade im Vergleich etwa zu Spanien, Italien oder Frankreich gezeigt, wie schlecht die Bewältigung der Pandemie bei uns funktioniert. Dass die Impfpflicht ein erheblicher Eingriff in die Körperintegrität sein soll, verliert als abstrakte Vorstellung an Bedeutung, wenn Gesundheit und Leben der Mitmenschen durch die eigene Impfverweigerung gefährdet werden. Klaus Reisdorf, St. Paulet de Caisson (Frankreich)

  • Der Mensch darf so lange irrationale Entscheidungen treffen, bis er andere Menschen gefährdet. Deswegen sind Impfverweigerer eine potenzielle Gefahr für meine Gesundheit und die anderer. Und da hört diese individuelle Freiheit einfach auf. Es geht nicht darum, dass jemand »zum Selbstschutz gezwungen« wird; es geht darum, die anderen vor diesen Leuten zu schützen. Rolf Lorenz, Stuttgart

  • Ich finde Frau Rostalskis Argumente absolut nachvollziehbar. Ihr letzter Satz »wir sollten alles versuchen, um das Freund-Feind-Schema aufzubrechen«, hat mich tief berührt, denn darum geht es. Heidemarie Varga, Berlin-Friedenau

  • Das übersteigt den (nichtjuristischen) Verstand: »Impfpflicht ist ein wesentlich stärkerer Eingriff als ein Lockdown« – wie bitte? Die private Neigung von Wissenschaftsleugnern und ähnlichen Ignoranten wiegt verfassungsrechtlich höher als die massive Einschränkung von Grundrechten durch Lockdowns – inklusive aller sozialen, psychischen, wirtschaftlichen Verheerungen? Wie wäre es dann mal, Schadstoffe in Nahrung, Luft und Wasser als unzulässigen »Eingriff in die Körperintegrität« zu betrachten? Peter Meier-Hüsing, Bremen

»Ich baue da mein Leben nach«

Heft 45/2021 Ikone des Kindischen 

  • Ein Minister, den ich so bisher nicht kannte. Ein toll geführtes Interview, das den Menschen Seehofer in einem ganz anderen Licht rüberbrachte.
    Otto Hartseil, Rödern (Rhld.-Pf.)

  • Sie inszenieren Horst Seehofer zum Ende seiner 50-jährigen Politikerkarriere per Homestory von »Bunte«-Format als Ikone des Kindischen. Ist Ihnen dabei nicht die Idee gekommen, dass Sie Ihrem Modelleisenbahnfreak auf den Leim gehen, der sich via »kindisch« prächtig aus der Verantwortung stehlen kann? Welche Verantwortung? Nun, vielleicht, um mit dem allerletzten Skandal zu beginnen: das schändliche Im-Stich-Lassen der afghanischen Ortskräfte nach dem Fall Kabuls, auch und gerade durch Seehofers Ministerium.
    Prof. Dr. Christian Niemeyer, Berlin

Manifest eines modernen Konservatismus

Heft 45/2021 Weniger Arroganz 

  • Es wäre eine gute Übung, nicht immer abstrakt, begrifflich, kategorial, in ideologischer Abgrenzung von anderen Parteien die CDU zu definieren, sondern die Frage zu stellen, was eine liberale konservative Partei wie die CDU dazu beitragen kann, die konkreten und teilweise existenziellen Herausforderungen der Zukunft zu analysieren und zu gestalten – in der Balance von Ökonomie, Ökologie, sozialer Gerechtigkeit, in der Berücksichtigung von Kultur- und Identitätsfragen, in der Beantwortung von Sinnfragen. Um die Erneuerung der Partei zu ermöglichen, genügen nicht die Suche nach neuen Personen, die Akzentuierung von Themen und Inhalten. Es geht vielmehr um die Analyse der gesellschaftlichen Wirklichkeit, um Ziele und Utopien, Strukturen und Verfahren, Rollen- und Feindbilder, Repräsentanz und innerparteiliche Demokratie, Transparenz und Offenheit, neue Formen der Kooperation und Kommunikation.
    Uwe Querengaesser, Husby (Schl.-Holst.)

  • Inhaltlich ist man nach der Lektüre des Manifests so schlau wie vorher. Dass Konservative bürgerlich sind und gegen die Linken, das wusste man spätestens seit dem vergangenen Wahlkampf. Rödder führt das eleganter aus als manche Parteivorsitzende, fügt aber nichts Substanzielles hinzu. Was auch immer der Konservativismus außer den Pfründen der Bischöfe und Barone bewahren will, das wird nicht gelingen, indem man immer nur die Links-Story aufsagt. Und die »Fehlbarkeit« der Menschen, das ist eine moderne Ausdrucksweise der im Konservativismus verbreiteten Auffassung, die Leute seien eh zu blöd für Demokratie, deswegen waren die Konservativen im 19. Jahrhundert ja dagegen. Der Kon­servativismus müsste von seiner Arroganz abrücken, wenn er in Zukunft eine Chance haben will.
    Dr. Gregor Babaryka, München

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