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Artikel 73 / 74

Patrick Mariathasan für den SPIEGEL

Briefe

Reichsbürger, Olaf Scholz, Hansi Flick – das waren die Themen, zu denen wir in der vergangenen Woche die meisten Zuschriften erhalten haben.
aus DER SPIEGEL 51/2022

Noch immer ein blinder Fleck

Nr. 50/2022 Operation Staatsstreich 

  • Die Tragödie ist, dass diese Menschen sich zum einen maßlos überschätzen und zum anderen nur eine Minderheit sind, aber denken, eine schweigende Mehrheit zu vertreten. Sie scheitern immer, und das ist gut so. Es ist nicht das erste Mal, dass hier Fantasien in die Realität umgesetzt werden. Ich erinnere an die Wehrsportgruppe Hoffmann, die im Libanon trainiert wurde.
    Dr. Jürgen Schöfer, Manila (Philippinen)

  • Kaum hatte ich am Samstagmorgen den neuen SPIEGEL in der Hand, packte mich schon mein Unverständnis. Diesen »Reichsbürgern« gebt Ihr solch eine Plattform? Ich fasse es nicht.
    Martina Möller, Bad Marienberg (Rhld.-Pf.)

  • Bundesweite Razzia gegen eine eher operettenhaft wirkende »terroristische Vereinigung«, und die Medien – darunter der SPIEGEL – werden flächendeckend vorab informiert, sind pünktlich am Ort des Geschehens und liefern fast schon reflexartig die offenbar gewünschte Berichterstattung. Das ist ein Skandal, wenn man etwa an die Gefahren denkt, denen die Polizisten durch diese Durchstechereien ausgesetzt wurden. Es ist aber vor allem ein Skandal für die Medien selbst, die instrumentalisiert wurden – und sich instrumentalisieren ließen. Bleibt die Frage, wer ihn aufarbeitet. SPIEGEL und Co. können das ja nicht leisten, weil sie ihre Quellen schützen müssen. Clever eingefädelt.
    Gerhard Leverkinck, Ochtendung (Rhld.-Pf.)

  • Sie suggerieren, »Reichsbürger« und die AfD seien quasi eins. Auszuschließen ist das nicht, Beweise dafür bleiben Sie allerdings schuldig. Aber man kann sich erneut am Lieblingsthema AfD abarbeiten. Vielleicht müssen alle zur Weihnachtszeit erkennen, dass es nur ein Sturm im Wasserglas war. Viel Lärm um nichts, und alle in Gewahrsam genommenen sind wieder frei.
    Knut Kriegsmann, Ulm

  • Wir sollten uns darüber im Klaren sein, dass für die Reichsbürger genau das gilt, was nachgewiesenermaßen für die Rote Armee Fraktion (RAF) galt, nämlich, dass terroristische Gruppen in der Regel nicht isoliert, sondern im Kontext breiterer Protestbewegungen auftreten. Es geht den Reichsbürgern im Dunstkreis der mit ihnen sympathisierenden Gruppierungen um einen Angriff auf die Legitimationsgrundlage des Staates. Diese Gefahr darf nicht unterschätzt werden, denn gestern wie heute haben wir es eben nicht mit Irren zu tun! Die sogenannten Anti-Terror-Gesetze, die ab 1976 in Kraft traten, bieten Grundlage genug, um hier hart durchgreifen zu können, wenn man es denn will.
    Rüdiger Reupke, Isenbüttel (Nieders.)

  • Man mag heute noch über diese Leute lachen. Das hat man vor rund 99 Jahren auch gemacht, als ein wirrer Haufen mit Hakenkreuzbinden einen Putsch wagen wollte. Auch damals waren es Verschwörungstheoretiker und Militärs, die sich erhoben. Es brauchte erst die Weltwirtschaftskrise und den Vertrag von Versailles, um die Macht legal zu erhalten. Ich glaube nicht, dass die Gegner, die damals noch gelacht haben, heute auch lachen. Was passiert, wenn der Vertrag von Maastricht und eine weltweite Wirtschaftskrise uns ein Comeback des Nationalsozialismus bescheren? Wenn Spanien und Italien den Euro kollabieren lassen und Deutschland das ausbaden wird, kann aus ein paar Spinnern schnell eine Welle entstehen, die wir uns heute noch gar nicht vorstellen können.
    Stephan Schneider, Ludwigshafen am Rhein (Rhld.-Pf.)

  • Es ist schon merkwürdig, dass bei dem von den Sicherheitsbehörden vereitelten Staatsstreich ein Prinz Reuß nicht nur beteiligt, sondern sogar das Oberhaupt gewesen sein soll. Diejenigen, die im Geschichtsunterricht aufgepasst haben, erinnern sich vielleicht noch an den Kapp-Putsch in der Weimarer Republik. Bei diesem marschierte ein Adeliger, Walter von Lüttwitz, an der Seite von Adolf Hitler mit. Auch jetzt waren viele Bürger der oberen Gesellschaftsschicht beteiligt. Da bin ich froh, dass die Innenministerin so beherzt und entschlossen eingegriffen und dem Spuk ein Ende bereitet hat. Jetzt können Prinz Reuß und die mutmaßlich beteiligten Mandatsträger, Polizisten und Soldaten die braune Suppe, die sich eingebrockt haben, nach einer Verurteilung auslöffeln. Die Sicherheitsbehörden haben ihre Aufgabe gut erledigt: Die Demokratie wurde verteidigt.
    Götz Doll, Köln

  • Die wirren und absurden Thesen, die die Festgenommenen vertreten, dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie keine harmlosen Spinner sind. Einige von ihnen tragen legal oder illegal Waffen und haben Kontakte in die Bundeswehr. Die »Reichsbürger« und »Querdenker« negieren nicht nur die Legitimität der Bundesrepublik Deutschland, sondern propagieren faschistisches Gedankengut. Der Ermittlungserfolg des Generalbundesanwaltes ist das eine, das andere sind die Versäumnisse beim Aufspüren rechtsextremistischer Strukturen bei Polizei, Bundeswehr und den Geheimdiensten. Das ist noch immer ein blinder Fleck.
    Andreas Meißner, Tutzing (Bayern)

  • Landauf, landab liest und hört man aus den Mündern der politisch Verantwortlichen in unserem Land: »Wir müssen die Demokratie verteidigen«. Würden die Volksvertreter ihre Arbeit tun, müssten sie diese auch nicht verteidigen. Nach einer Umfrage der Friedrich-Ebert-Stiftung sind 60 Prozent der Bundesbürger mit der aktuell praktizierten Demokratie nicht komplett zufrieden. Das Gutachten legt alle Schwachstellen der aktuellen Demokratie bloß und benennt Verbesserungsmöglichkeiten. Also, sehr geehrte Bundestagsabgeordnete: Nehmen Sie die Umfrage der Friedrich-Ebert-Stiftung als Grundlage ihres Arbeitspapiers und arbeiten Sie es durch. Reformieren Sie, möglicherweise mit Verzicht auf eigene Privilegien, die Demokratie – dann muss sie auch nicht verteidigt werden.
    Ulrich Bihler, Homburg (Saarl.)

  • Unsere Politiker können sein, wie sie wollen, Tatsache ist, dass sie von uns Bürgern gewählt worden sind. Die radikalen Gruppierungen missachten unseren Volkswillen. Andererseits werden leider alle, die nicht der vorherrschenden Meinung sind, zu Rechtsradikalen abgestempelt. Es ist nicht gleich jeder oder jede, die gegen die coronabedingten Schließungen von Kinderspielplätzen protestierten, rechtsradikal. Was heißt »Polarisierung«? Eine Demokratie lebt von der Meinungsvielfalt und der Auseinandersetzung.
    Margot Rybka, Köln

  • Unsere Demokratie hat ein vorbildliches Grundgesetz, nur fehlen mir vielerorts die Vorbilder, die es ausfüllen können. Und das beginnt oft genug in den Kommunen und setzt sich nach oben durch mit Arroganz, Verirrungen, mehr oder weniger Korruption und Ausblendungen. Wenn ich mich so umhöre, treffe ich auf ein Gemisch aus Verdrängungen, Rationalisierung, Projektion und Verleugnung, ein wahres Betätigungsfeld für die Psychoanalyse. Die Wirrungen und Verschwörungen, wie sie der SPIEGEL beschreibt, sind leider nur die Spitze des Eisberges, auf den die demokratische Titanic zusteuert. Das Grundgesetz wackelt!
    Uwe Rakow, Kirn (Rhld.-Pf.)

Nur kein Neid!

Nr. 49/2022 Bücher prägen Olaf Scholz und seine Politik 

  • Ein belesener Kanz­ler – was, bitte, ist das Problem? Wohin es führt, wenn ein Regierungschef sich offenbar auf die kurze Lektüre von Umfragen in Boulevardmedien, Börsenkursen und eigenen Kontoaus­zügen beschränkt, haben wir in Öster­reich gerade erlebt.
    Irmgard Rieger, Graz (Österreich)

  • Ein außergewöhnlicher Mensch! Wer diesen Artikel gelesen hat, sieht unseren Bundeskanzler von einer ganz anderen Seite. Wie er sich über Bücher und anerkannte Schriftsteller vorbereitet, welchen Politiker und welches Land auch immer er besucht. Er ist nicht arrogant, sondern ist von seiner Politik überzeugt.
    Irmela Christen, Berlin

  • Man muss schon sehr wenig Kritikwürdiges am Kanzler finden, wenn man ihm vier Seiten lang seine umfassende Lektüre vorwirft und dabei in einer Art Verschwörungstheorie unterstellt, diese würde seinen Blick auf die Realität vernebeln. Und als Beleg dafür anzuführen, dass er ja Putins Überfall auf die Ukraine nicht vorhergesehen habe, ist langsam zum Gähnen, auch das verschämte »wie viele andere auch«. Fairer- und korrekterweise müsste hier noch stehen: »auch der SPIEGEL.«
    Martin Heberlein, Würzburg

  • Welche Schlussfolgerung möchte uns der Artikel von Frau Amann und Herrn Knobbe nahelegen – dass es Deutschland und Europa besser ginge, wenn der Bundeskanzler unbelesener, ungebildeter wäre? Journalisten, die jenen Menschen mit Skepsis begegnen, die um ein besseres Verständnis komplizierter Zusammenhänge bemüht sind, sollten konsequenterweise den Beruf wechseln.
    Marianne Vouel, Mondercange (Luxemburg)

  • Dass der derzeitige Bundeskanzler für sein Amt einschlägige Fachliteratur selbst liest, kann man nur ausdrücklich begrüßen. Hätte seine Amtsvorgängerin zum Beispiel Timothy Snyders’ »Der Weg in die Unfreiheit« gelesen, dann wäre uns wahrscheinlich die Energieabhängigkeit von Herrn Putin erspart geblieben, weil man sich rechtzeitig um Alternativen bemüht hätte.
    Prof. Dr. Thomas Weise, Hamburg

  • Ich habe die gleichen Bücher wie Olaf Scholz gelesen. Sogar das eine, das er selbst geschrieben hat. Aber diese Lektüren führen mich zu gänzlich anderen politischen Schlussfolgerungen als den Bundeskanzler, der wider bessere Buch-Erfahrungen an seiner neoliberalen Politik festhält. Merke: Es kommt nicht darauf an, was du liest – sondern ob du es verstehst und die richtigen Konsequenzen daraus ziehst.
    Torsten Teichert, Hamburg

  • Nur kein Neid und keine Häme! Welcher Nichtkanzler hätte es besser gewusst, weil er weniger Bücher liest? Die gegenwärtige Regierung ist weder an der drohenden Klimakatastrophe noch an Putins Morden in der Ukraine schuld. Ich finde es beeindruckend, wenn ein viel beschäftigter Politiker noch ganze Bücher liest und nicht nur News-Clip-Häppchen zur Kenntnis nimmt.
    Dr. Bernd Hornung, Ebersdorfergrund (Hessen)

  • Sie haben mir unseren Bundeskanzler sehr nahegebracht.
    Doris Niedecken, Berlin

  • Sie könnten daraus eine kleine Serie machen. Mich würde interessieren, was Oppositionspolitikerinnen und -politiker zwecks Vorbereitung auf angestrebte künftige Regierungsämter lesen, das könnte aufschlussreich sein.
    Peter Herold, Bad Orb (Hessen)

Umgekehrt wird's ein Fußballschuh

Nr. 49/2022 Bundestrainer Hansi Flick ist mit seinem WM-Plan gescheitert 

  • Mit einer standhaft getragenen »One Love«­-Armbinde und deshalb möglicher­weise von der Fifa vorzeitig vom Wett­bewerb ausgeschlos­sen: Das wäre für die Nationalmannschaft ein würdigerer Aus­stieg aus der Fußball­-WM gewesen.
    Peter Wachter, Nürnberg

  • Es gab noch nie einen auf der Bank sitzenden Fußballtrainer, der für seine aktiv spielende Mannschaft Tore am Fließband schoss. Dafür sind allein die Spieler auf dem Feld zuständig. Für Deutschland kickten in Katar die vermeintlich besten deutschen Spieler – also keine dürftig bezahlten Amateure –, die trotz teils brutaler Überlegenheit ihr ganzes Können in Sachen Unvermögen zeigten! Allein Trainer Hansi Flick wird für das letztlich chaotische Ausscheiden »un­serer« Mannschaft verprügelt. Warum eigentlich? Die SPIEGEL-Redakteure konnten in ihrem Report nicht nachweisen, dass der DFB mit dem grundsätzlichen Einsatz von Niclas Füllkrug sehr viel weiter gekommen wäre.
    Uwe Schmidbauer, Höhenkirchen-Siegertsbrunn (Bayern)

  • Was soll das Füllkrug-Bashing vonseiten des SPIEGEL gegenüber dem besten deutschen Torjäger mit dem Fazit, »mit ihm gewinnt man keine WM und auch keine EM«? Mit seinen drei Toren in den letzten vier Spielen der Nationalelf war er der beste Torschütze, obwohl er immer erst in der zweiten Halbzeit eingewechselt wurde. Und auch in der Bundesliga ist er Spitzenklasse mit seinen zehn Toren. Also: Umgekehrt wird ein Fußballschuh draus. Hätte Füllkrug im ersten Spiel gegen Japan von Anfang an gespielt, wäre die DFB-Elf wohl noch im Wettbewerb.
    Wolfert von Rahden, Berlin

  • Vielleicht gewinnt man mit Niclas Füllkrug keine WM oder EM, aber mit ihm wäre das deutsche Team ziemlich sicher weitergekommen. Hansi Flick hat diese Schmach eindeutig zu verantworten. Ebenso wie Oliver Bierhoff sollte er abgelöst werden.
    Jörg Einemann, Celle

  • Warum Oliver Bierhoff? Er ist das DFB-Bauernopfer. Die Wahrheit liegt nur und immer auf dem Platz. Hier haben immer zuerst die Spieler, die Spieler, die Spieler die Verantwortung: 300 Minuten, 65 Torschüsse, 6 Tore? Zweitens dann der Trainer. Wer denn sonst? Spanien hat seinen Trainer entlassen, der belgische ging selbst. Bei uns wiederholt sich das Löw-Debakel!
    Eberhard Kraske, Rimsting (Bayern)

  • Wer ein Testspiel gegen Oman als echten Maßstab nimmt, erlebt im Turnier seine Überraschung. Sehr oft spielte die deutsche Mannschaft in Turnieren ihr erstes Spiel gegen Gegner aus der zweiten oder gar dritten Reihe und hatte die Chance, sich zur Turniermannschaft, die mit den Gegnern wächst, zu entwickeln. Japan wurde bei dieser WM unterschätzt und hat nur deshalb »überraschend« gewonnen. Und: Der Spielerpool von Bayern München ist Segen und Fluch zugleich. Würde er komplett aus deutschen Spielern bestehen, wäre die Versuchung groß, alle elf spielen zu lassen, obwohl auch der FCB ab und an grottenschlechte Phasen hat. Spieler aus anderen Vereinen wurden nur zögerlich eingesetzt, weil es offensichtlich zu großen Aufwand macht, sie passgenau zu integrieren. Ohne Konsequenzen wird der deutsche Fußball eher mittelmäßig bleiben – was die Länderspiele natürlich viel spannender macht.
    Joachim Eckardt, Jesberg (Hessen)

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