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Artikel 72 / 75

Patrick Mariathasan für den SPIEGEL

Briefe

Warum der klassische Kapitalismus nicht mehr funktioniert, Kulturkampf um das preußische Erbe und Gentechnik auf dem Acker – das waren die Themen, zu denen wir in der vergangenen Woche die meisten Zuschriften erhalten haben.
aus DER SPIEGEL 2/2023

Der Kampf um immer mehr

Nr. 1/2023 Titel: Hatte Marx doch recht? 

  • Sie schreiben: »Warum der Kapitalismus so nicht mehr funktioniert – und wie er sich erneuern lässt.« Er hat nie funktioniert, jedenfalls nicht für die Arbeitenden. Wer den Kapitalismus »erneuern« will, hat seine wesentliche Grundlage nicht verstanden: Der Kapitalgeber eignet sich die Arbeitsergebnisse der Arbeitenden an und damit den aus­schließlich durch Arbeit erzeugten Mehrwert. Die Arbeitenden erhalten dafür lediglich den Betrag, der zur Wiederherstellung ihrer Arbeitskraft erforderlich ist – bestenfalls, zunehmend jedoch auch weniger. An Diebstahl gibt es nichts zu »verbessern«!
    Torsten Thiele, Meppen (Nieders.)

  • Die Zeit ist marxistischer denn je. Nur das Bewusstsein dazu ist entfernter denn je. Daher wird es Zeit, die blauen Bände wieder zu lesen.
    Werner Dinkelbach, Sinzig (Rhld.-Pf.)

  • Dass Marx recht hat, ist mir nicht erst seit heute geläufig. Ich habe diese Gewissheit seit 60 Jahren, als ich mir in der DDR die Marx/Engels-Werke (MEW) kaufte. Endlich gelangt der SPIEGEL mit seiner aktuellen Titelgeschichte auch zu erstaunlichen Erkenntnissen wie dass der Kapitalismus nicht mehr weiter »siegen« wird, sondern sich mit fatalen Folgen abgewirtschaftet hat. Diese Erkenntnis in der aktuellen Ausgabe ist durchaus neu – huldigte der SPIEGEL doch in der Vergangenheit zu häufig dem Neoliberalismus. Das Thema der Titelgeschichte und der differenzierte, gute Inhalt waren längst überfällig.
    Dieter Hooge, Frankfurt am Main

  • Der Kapitalismus ist nicht immer gerecht, aber immer noch besser als der Kommunismus. Wir steuern auf den puren Kommunismus zu, wo eine Elite die Herrschaft hat und alle anderen Sklaven sind. Ich glaube nicht, dass jemand so etwas will, außer der Elite.
    Catherine Hafner, Bronschhofen (Schweiz)

  • Die Diagnose des Kapitalismus von Marx mag richtig gewesen sein, allerdings haben sich seine Therapievorschläge in der Praxis bisher als untauglich erwiesen. Angefangen von der Diktatur des Proletariats bis hin zur Vergesellschaftung der Produktionsmittel. Marx wollte nicht den Kapitalismus reformieren, er wollte ihn abschaffen, wobei er die Entwicklung vom Sozialismus zum Kommunismus als einer historischen Gesetzmäßigkeit folgend zwangsläufig ansah. Insofern hat das, was jetzt in überwiegend akademischen Kreisen zur Reform des Kapitalismus diskutiert wird, mit den Ideen von Karl Marx wenig bis gar nichts zu tun.
    Ernst Jolitz, Berlin

  • Der Artikel hat mir gefallen, besonders der Satz »wenn ausgewiesene Superkapitalisten plötzlich klingen wie Fans von Karl Marx«. Ich hoffe, dass sie nicht nur so klingen, sondern dass sie sich als lernfähig erwiesen haben. Was wäre das für eine Zeitenwende!
    Ursula Lemke, Köln

  • Irgendwann, aber das wird leider noch sehr lange dauern, wird der Begriff Wirtschaftswachstum einmal als Unwort des Jahres, wenn nicht des Jahrzehnts oder sogar des Jahrhunderts, gewählt werden.
    Dr. Werner Ohler, Remscheid

  • Was wir brauchen, ist ein privates Höchsteinkommen und -vermögen, damit dieser Kampf um immer mehr ein Ende findet. Und jede Ware muss ihren wahrhaftigen Preis bekommen. Der setzt sich zusammen aus (mindestens) gerechtem Mindestlohn, menschenwürdigen Arbeitsbedin­gungen und einer ökologischen Herstellung und ist nicht quersubventioniert. Das heißt auch, Werbefinanzierung und Sponsoring sollten verboten werden. Das Geld muss in den Umwelt- und Naturschutz fließen.
    Bernd Scherwatzki, Mönchengladbach

Fehlbesetzung mit Ansage

Nr. 52/2022 Leitartikel: Verteidigungsministerin Lambrecht sollte ausgemustert werden 

  • Sie haben hier eine sehr realistische Einschätzung der aktuellen Situation der Einsatzbereitschaft der Bundeswehr vorgelegt. Welcher ich, als ehemaliger Berufsoffizier der Bundeswehr, leider Gottes voll zustimmen muss. Hoffen wir alle inständig, dass unsere äußere Sicherheit nicht von der eigenen Armee abhängt, denn dann sieht Deutschland plötzlich sehr alt aus! Oder müssen wir doch wieder unsere amerikanischen Verbündeten um Soforthilfen bitten?
    Peter Götze, Potsdam

  • So langsam wird es peinlich, das Draufhauen auf denjenigen, der den ganzen Schlamassel am wenigsten verursacht hat. Es bedurfte vieler CDU-Verteidigungsminister, um diesen Zustand der Armee herzustellen.
    Helga Crocoll, Pötenitz (Meckl.-Vorp.)

  • Nach meinem Empfinden zeugt der Leitartikel von der Abwesenheit jeglicher fundierter Sachkenntnis über den tatsächlichen Ablauf von Beschaffungspro­zessen bei der Bundeswehr. Der SPIEGEL sollte sich vielleicht einmal der Mühe unterziehen, den Ablauf von der Entstehung eines Lastenheftes bis zum Einsatz des Produktes bei der Truppe zu recherchieren. Ich bin sicher, man würde überraschende und interessante Zusammenhänge erkennen, die aber auch die Komplexität der Vorgänge und die bisher begrenzten Erfolge der Bemühungen der verschiedenen Ministerinnen und Minister verdeutlichen.
    Hans-Dieter Hallbauer, Jork (Nieders.)

  • Auch der SPIEGEL sollte eigentlich wissen, dass das Problem nicht von der jetzigen Regierung verschuldet worden ist. Herr von Hammerstein ist als kompetenter Journalist bekannt. Er könnte mal die Damen von der CDU, die vorher das Amt viele Jahre innehatten, fragen, wie das denn damals war, auch mit den Verträgen, die ohne Gewährleistung abgeschlossen wurden. Jetzt, wo die Pro­bleme aufgrund des Ukrainekriegs auftreten, kommt Herr von Hammerstein hinterm Ofen vor. Das ist journalistisch ganz schlecht recherchiert und wird der Situation in keinster Weise gerecht.
    Lothar Wirth, Berlin

  • Eine Fehlbesetzung mit Ansage! Schon kurz nach ihrem Amtsantritt war zu sehen, dass Frau Lambrecht keinerlei Interesse an der Truppe und ihrem Amt hat. Es ist nicht so, dass nicht seit Jahren allen Nato-Verbündeten klar ist, dass die Bundeswehr wahrscheinlich nicht mal eine Feldküche betreiben könnte, um im Bündnisfall wenigstens irgendwas beizusteuern. Aber durch den russischen Angriffskrieg gibt es endlich Geld und eine breite öffentliche Unterstützung, um das zu ändern. Es braucht eine Amtsperson, die anpackt und gestaltet.
    Lukas Orbke, Herford (NRW)

Ein zweischneidiges Schwert

Nr. 52/2022 Gastbeitrag: Die Nobelpreisträgerin Christiane Nüsslein-Volhard fordert Gentechnik auf dem Acker 

  • Frau Nüsslein-Volhard unterstellt Gentechnik-Skeptikern eine »gefährliche und rein ideologisch begründete Haltung«. Dabei repräsentiert ihre Sicht auf die künstliche Gentechnik das typisch mechanistische Biologiebild des 20. Jahrhunderts, in dem sich Gene wie Legobausteine zusammenfügen lassen, um optimierten Zielen zu dienen.
    Mag. Dr. Günther Witzany, Bürmoos (Österreich)

  • Sachlich, präzise und verständlich legt die Biologin dar, dass wir in der EU und insbesondere in Deutschland mit unserem Gentechnikverbot in eine ideologische Falle gerannt sind. In Zeiten wie diesen, wo angesichts der globalen Überlebenskrisen Tempo und Beschleunigung gefragt sind, dürfen wir uns nicht durch verbohrte Ideologien ausbremsen lassen. Neue Technologien sind oft ein zweischneidiges Schwert, sie beherrschen zu lernen ist unsere verdammte Pflicht.
    Anton Burnhauser, Biologe, Augsburg

  • Ich habe Angst vor den unkon­trollierten Hinterhoflaboren, die mittels der einfachen Crispr-Cas-9-Technik in welchem Genom auch immer herumpfuschen. Angst vor dem Irrglauben, komplexe Probleme könnten mit einfachen Lösungen behoben werden, statt sich mit den tatsächlichen Ursachen auseinanderzusetzen. Angst vor der Zulassung dieser Technik, die nicht zu einem weniger an Ressourcenverbrauch, sondern zu verstärkter Ausbeutung von Mensch und Natur führen kann.
    Gerd Wülpern, Heeslingen-Boitzen (Nieders.)

  • Frau Nüsslein-Volhard ist eine ausgezeichnete Naturwissenschaftlerin; ihre Ansichten zur grünen Gentechnik jedoch überzeugen nicht. So geht sie davon aus, dass die wachsende Weltbevölkerung nur durch intensive Landwirtschaft mit gentechnischen Mitteln ernährt werden kann, da die Anbauflächen begrenzt seien. Recht hat sie mit Letzterem – sie hat jedoch nicht berücksichtigt, dass etwa 80 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen weltweit der Produktion von Tierfutter dienen. Unsere Erde hat genügend Ressourcen, mehr Menschen zu ernähren als jetzt: durch ein deutliches Zurückschrauben von Massentierhaltung und Fleischkonsum nämlich.
    Gisela Graf, Magdeburg

Im Guten wie im Schlechten

Nr. 52/2022 Geschichte: Über den Umgang mit dem historischen und kulturellen Erbe Preußens ist ein Kulturkampf entbrannt 

  • Mit großem Interesse habe ich den inhaltlich sehr guten Artikel gelesen. Es bleibt mir allerdings ein Rätsel, warum Herr von Preußen in diesem (und leider auch in anderen Artikeln des SPIEGEL) immer noch als »Hohenzollern-Oberhaupt« bezeichnet wird. Die Adelsprivilegien wurden 1919 aufgehoben. In diesem Sinne ist die Familie von Preußen seitdem eine ganz normale Familie, die aus der Dynastie der Hohenzollern hervorgegangen ist. Sie sind somit streng genommen Nachfahren der Hohenzollern und nicht »die Hohenzollern«. Darüber hinaus ist der Oberhauptbegriff auf Familien bezogen dermaßen aus der Zeit gefallen. Wie wurde ihm die Oberhauptfunktion überhaupt verliehen? Durch Wahl? Einen Rang bekleidet ja seit 1919 niemand mehr. Gesellschaftlich gesehen sind patriarchalische Strukturen komplett überholt und zum Glück auf dem Rückzug.
    Marc Sawala, Nordstemmen (Nieders.)

  • »Stiftung Preußischer Kulturbesitz«: Wer im In- oder Ausland kann mit diesem Namen auf Anhieb schon etwas anfangen? Man sollte den verdienten Leiter dieser bedeutsamen Einrichtung, Hermann Parzinger, von der ständigen Verlegenheit befreien, den antiquierten Stiftungsnamen erläutern und verteidigen zu müssen. Vor allem aber sollte man den Namensgeber des integrierten Humboldtforums, Alexander von Humboldt – der sich bekanntlich viel lieber in Paris als in Berlin aufhielt – durch den Preußenbezug nicht in seiner beispiellosen weltbürgerlichen Haltung schmälern.
    Ludwig Engstler-Barocco, Bonn

  • Ohne weiteres grün-rot-blaues kulturkämpferisches Gezänk sollte die »preußische Kultur-Stiftung« schlicht und einfach in »Stiftung deutscher Kulturbesitz Berlin« umbenannt werden. Das würde übergreifend national kulturgeschichtlich stimmig und zutreffend sein und wäre sogar einfach international leicht lokalisierbar, übersetzbar und verständlich.
    Renate Rauh, Berlin

  • Ob man alles an Preußen mag oder nicht – das Land war ein prägender Teil der deutschen Geschichte über lange Zeit, im Guten wie im Schlechten. Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz geht auf Preußen zurück – mehr nicht, aber eben auch nicht weniger. Eine Umbenennung ist eine sehr ideologische Handlung, die Beibehaltung hingegen einfach genau das: eine Beibehaltung. Die Stiftung heißt ja nicht »Preußens Gloria« oder ähnlich, der Name »Preußen« in ihr steht lediglich für ihre Herkunft, ohne Verehrung oder Verdammung. Wenn ständiges Umbenennen zur Tradition wird, läuft das auf eine Geschichtslosigkeit hinaus, denn genau wie wir heute manches an der Vergangenheit kritisch sehen, werden das folgende Generationen an unserer Zeit tun. Warum also die jeweilige Vergangenheit auslöschen, wenn sie nicht in allen Nuancen genau dem heutigen offiziellen Wertekanon entspricht – oder gar nur nicht dem Wertekanon einer nicht einmal demokratisch legitimierten Denkrichtung?
    Andreas Umbreit, Gotha

Milliardenschwere Einigung

Nr. 52/2022 Milliardenablöse für Zahlungen des Staats an die Kirchen geplant

  • Anstatt zehn Milliarden aus dem Fenster zu werfen, sollte Finanzminister Lindner eine Bilanz der beiden großen Kirchen einfordern und diese in eine übliche Kapitalgesellschaft überführen.
    Walter Borrmann, Emsdetten (NRW)

Baby One More Time

Nr. 52/2022 Die Neunziger sind wieder da 

  • Der Neunziger-Boom wird mit Blick auf die bekannten Auktionsplattformen bestätigt.Dort werden für Poster von Britney und Co. Preise verlangt, die teilweise das Zehnfache der seinerzeitigen Ladenpreise betragen. Pre-owned und gefaltet! Bieter und Käufer werden wohl kaum heutige Teenies sein.
    Wolfgang Kessler, Beckenried (Schweiz)

»Der Bergdoktor«

Nr. 52/2022 Interview mit Schauspieler und Moderator Hans Sigl 

  • Wieso glaubt der österreichische Schauspieler Hans Sigl, aufgrund seiner Rolle in »Der Bergdoktor« erklären zu können, dass die Deutschen nicht zu ihren Gefühlen stehen und wie unser Gesundheitssystem aussehen soll?
    Helga Hage, Mettmann (NRW)

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