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Artikel 70 / 73

Patrick Mariathasan für den SPIEGEL

Briefe

Prinz Harry und sein Bruch mit dem britischen Königshaus, ein Interview mit dem Pazifisten Jürgen Grässlin und wie unkonventionell darf eine Witwe sein? Das waren die Themen, zu denen wir in der vergangenen Woche die meisten Zuschriften erhalten haben.
aus DER SPIEGEL 3/2023

Erschreckende Boulevardisierung

Heft 2/2023 Titel: Der Hofverrat 

  • Zwölf Seiten Tratsch und Klatsch – im SPIEGEL. Echt jetzt?
    Andrea Köpp-Partenheimer, Stuttgart

  • Manchmal stellen Sie Ihre Leserschaft auf eine harte Probe. Es wäre Ihnen zu wünschen, dass Sie dieses Titels wegen, der von einer erschreckenden Boulevardisierung zeugt, mit Protestmails zugedeckt werden. Die Beschreibung der Zustände in royalen Irrenhäusern wäre dann von Relevanz, wenn sie deren Abbruch beschleunigte. Es besteht jedoch wenig Hoffnung, da aus diesen Häusern noch genügend Schmiere zum Betrieb der medialen Blödmaschinen herausgepresst werden kann.
    Heinz Abler, Winterthur (Schweiz)

  • Ihre beiden Titelbilder zu Jahresbeginn verstören mich als jemanden, der die SPIEGEL-Titelbilder auch aus historischen Gründen sammelt. Maradona schaffte es nach seinem Tod auf Ihren Titel – Pelé nicht; ein verstorbener deutscher Papst ist Ihres Titels nicht wert, Prinz Harry schon. Das verstehe, wer will.
    Ingeborg Ziethen, Ratzeburg (Schl.-Holst.)

  • Seit wann begibt sich der SPIEGEL auf das Niveau von Zeitschriften, die ich beim Friseur oder in der Arztpraxis lesen kann? Und wo bleiben die kri­tischen Fragen zur unseligen Kolonialgeschichte Englands? Mit der ist ja auch das englische Königshaus innigst verbunden (gewesen)! Nein danke, das ist nicht mehr mein SPIEGEL. Und Grund genug auf, weitere Lektüren zu verzichten.
    Manfred Leitz, Oedheim (Bad.-Württ.)

  • Mit einer gewissen Sorge beobachte ich als jahrzehntelanger Leser die jüngste Entwicklung Ihres von mir sehr geschätzten Magazins. Die Artikel werden immer kürzer und das neueste Titelblatt ist seltsam. Genauso seltsam im letzten Heft die Kurzbeiträge Ihrer Redakteure und Korrespondenten mit unwichtigen, teils banalen Passagen, zum Beispiel über den Kauf von Masken mit Corgi-Motiven und einer royalen Sammeltasse! Das war schon eine Art Selbstbeweihräucherung. Bewegen Sie sich nicht in Richtung »Focus«-Niveau.
    Ralph Detzel Ehingen (Bad.-Württ.)

  • Die Welt brennt. In der Ukraine tobt ein Krieg, der jederzeit weiter eskalieren kann. Die Gletscher schmelzen, und der Klimawandel schreitet rasant voran. Die sozialen Verwerfungen innerhalb der Gesellschaft nehmen zu, wie Ihr Bericht über das eklatante Versagen der Jugendämter im Schutz für die ihm anvertrauten jungen und jüngsten Menschen zeigt; über die rabiaten, rassistischen Zustände im Sporttraining, besonders für Frauen und Mädchen; über die Vorgänge in der Silvesternacht 2023 in Berlin und nicht nur dort. Es ist wichtig, alles aufzuarbeiten. Aber Harry und Meghan überlassen Sie doch bitte der Regenbogenpresse.
    Nele Perpéet, Krefeld (NRW)

  • Welch gähnend langweilige, verschenkte Titelgeschichte. Ich habe die Ausgabe trotzdem gekauft – und es nicht bereut. Das Blatt enthält viele interessante Texte, die es wert gewesen wären, als Aufmacher auf dem Titelblatt platziert zu werden. Allein der Artikel über die Bienen und Hummeln – wirklich substanziell und relevant!
    Christoph Schickhardt, Ludwigsburg

  • In einer zerrütteten und aufgewühlten Welt tut es immer wieder mal gut, zwischendurch bei einer Titelstory mit einem Informationswert von null zu entspannen.
    Dieter Pittermann, Trondheim (Norwegen)

  • Nach dem Titel der Nr. 51/2022, »Pfusch am Rücken«, nun dieser zu Prinz Harry. Damit zeigt der SPIEGEL, dass er zur Illustrierten verkommt. Aber Hauptsache, die Auflage stimmt.
    Udo Bauer, Wedel (Schl.-Holst.)

Mit der Nase im Hundefell

Heft 1/2023 Trauer: Wie unkonventionell darf eine Witwe sein? 

  • Nun hole ich nach, was ich schon seit 2019 vorhabe: Ihrer Autorin »Katrin Seyfert« danken für ihre so ehrlichen und tief bewegenden Texte über das Leben mit ihrem an Alzheimer erkrankten Mann. Selten bin ich so berührt worden von einem Schicksal, das jeden ereilen kann und doch so fern erscheint, als würde es nur andere und vor allem ältere Menschen treffen. Ganz besonders der aktuelle Text hat mich beeindruckt. Ich wünsche Frau Seyfert ganz viel Kraft, mit ihren Herausforderungen weiterhin so stark und besonders umzugehen.
    Doris Andresen-Zöphel, Todendorf (Schl.-Holst.)

  • Ich habe jahrelang die Artikel Ihrer Autorin über die Alzheimer-Erkrankung ihres Mannes verfolgt. Mein Vater, 82 Jahre, ist ebenfalls an Alzheimer erkrankt und lebt seit mittlerweile neun Monaten einem Pflegeheim. Meine Mutter, die 18 Jahre jünger ist als er, war am Ende, nach vielen schwierigen Jahren, schier überfordert mit der Pflege. Für mich waren die letzten Monate ehrlich gesagt eine Erleichterung, da ich mir weniger Sorgen um meine Mutter machen musste und meinen Vater in sicheren Händen wusste. Ich bin 38 Jahre alt, verheiratet und habe zwei kleine Kinder. Die Angst, die ein Mensch in meiner Lebenssituation irgendwie ständig im Hinterkopf hat, ist genau das: Tod und Krankheit in einer Lebensphase, die »klappen« muss, in der am besten niemand ausfällt, niemand verstirbt, alles wie im Bilderbuch ablaufen sollte. Was ich aus diesen Artikeln mitgenommen habe, waren der ungeheure Mut und die Aufrichtigkeit der Autorin. Ich bin grenzenlos ehrfürchtig vor dem, was sie und ihre Familie durchlebt haben, an organisatorischem Chaos, an widersprüchlichen Emotionen und auch an unpopulären, für einen Menschen so schwierige Entscheidungen wie eine Heimunterbringung. Zurückgeblieben ist bei mir ein Trost und Optimismus, dass man sich nicht vor dem Leben fürchten muss. Diese Familie ist ein Beispiel für mich, wie ein Leben weitergehen kann, mit Höhen und Tiefen. Danke an diese Frau, wer immer sie sein mag.
    Name und Wohnort sind der Redaktion bekannt

  • Vielen Dank für diesen Artikel, der mich sehr berührt hat. Mit dem Tod eines geliebten Menschen konfrontiert zu sein, kann einem auch in der Trauer die eigene Lebendigkeit mehr denn je bewusst machen. Und ja, neben der Trauer auch die Freude, das Leben mehr denn je als Geschenk zu begreifen und tief zu genießen und zu umarmen. Niemand sollte einem vorschreiben dürfen, auf welche Weise und wann man trauert und welchen Gefühlen und Stimmungen man in welcher Situation ehrlichen Ausdruck gibt. Lachend im pinkfarbenen Kleid oder weinend mit der Nase im Hundefell.
    Name und Wohnort sind der Redaktion bekannt

  • Als mein Mann Anfang 2011 an den Folgen einer Oberschenkeltrümmerfraktur starb, war meine jüngste Tochter neun Jahre alt. Wir hatten in einer kleinen Stadt in Rheinland-Pfalz eine Arztpraxis. Meine Tochter weinte und meinte, dass ich nichts Schwarzes mehr anziehen sollte. Ich habe mein Kind auf später vertröstet. Dann habe ich gedeckte Kleidung angezogen, wie man so schön sagt. Kurze Zeit später rief mich ein Kollege meines Mannes an und erzählte mir, wie die Leute redeten. Über mich, über mein Verhalten, kein Schwarz mehr zu tragen. Ich hatte nach mehr als zwei Jahrzehnten meinen Mann verloren. Unsere Existenz. Alles. Ich hatte drei Kinder. Die Praxis wollte wegen der Lage kein anderer Arzt auch nur geschenkt haben. Ich hatte alles verloren. Meinen Mann, meinen Partner, meinen Chef – und dann verlangte das Umfeld von mir, Schwarz zu tragen. Als hätte Trauer etwas mit der Farbe zu tun.
    Name und Wohnort sind der Redaktion bekannt

  • Die Kirche trägt wohl den größten Anteil am Entstehen dieser gesellschaftlichen Konventionen. Was muss das für ein Gott sein, der uns verbietet zu lachen und fröhlich zu sein?
    Manfred Mengewein, Arnsberg (NRW)

  • Zutiefst berührend, zutiefst beeindruckend. Hochachtung und Bewunderung für die Autorin. Für einen Text, der alles sagt und alles fühlt.
    Oliver Witzel, Mülheim an der Ruhr

  • Unter den vielen meist interessanten, manchmal eitlen, zuweilen auch läppischen Artikeln im SPIEGEL sticht dieser hervor – weil er nicht von außen beobachtet ist, sondern erlebt und erlitten und treffend geschrieben. Meine Hochachtung für die menschliche Autorinnen- und Pflegerinnen-Leistung!
    Dirk Josczok, Berlin

Eine Illusion

Heft 1/2023 Aktivisten: Jürgen Grässlin, der bekannteste Pazifist und Rüstungsgegner des Landes 

  • Danke, dass Sie dem Kämpfer für den Frieden, Jürgen Grässlin, Raum gaben und damit seiner Stimme zu Nachdruck verhalfen. Er hat einen Friedenspreis verdient. Ich vermisse im Ukrainekonflikt Lösungsansätze. Waffen bringen Zerstörung, Tod, Elend, aber keinen Frieden.
    Gisela Neudeck, Wiesbaden

  • Ich bin zwar – zumindest im Fall der Ukraine – entschieden anderer Meinung als Herr Grässlin: Einem Volk, das sich gegen Mord, Verschleppung und Vergewaltigung wehren will, können wir unsere Hilfe nicht verweigern; was Waffenlieferungen einschließt. Und dennoch sind Menschen wie Herr Grässlin unverzichtbar. Er stellt die Argumente der Falken infrage, zeigt Alternativen und stört damit auch die putinsche Logik der Gewalt. Es ist gut, dass der SPIEGEL dieser Stimme Raum gibt.
    Michael Mans, Oberursel (Hessen)

  • Seit dem Überfall durch Russland am 24. Februar 2022 wird sowohl vonseiten der Politik als auch durch die Medien die immer wieder gleiche Zielsetzung verbreitet: Dieser Krieg sei nur durch die Lieferung möglichst vieler schwerer Waffen an die Ukraine zu beenden. Auch von der Diplomatie werden keine Erfolgsaussichten erwartet. Deshalb ist es interessant, dass Jürgen Grässlin die Forschungsergebnisse von Erica Chenoweth aufzeigt, die belegen, dass auch gewaltfreier Widerstand möglich ist. Zur Beendigung des Mordens und der Zerstörungen in diesem Krieg sollten unbedingt auch solche Vorschläge in Betracht gezogen werden, denn die bisherige Strategie hat nur zu einer Verschärfung des Krieges, zu mehr Toten und Verletzten geführt.
    Karl Augart, Untermeitingen (Bayern)

  • Allen Pazifisten ist gemeinsam, dass sie eine These aufstellen, die weder beweisbar noch widerlegbar ist, somit inhaltslos. Beispiele: »Jeder Tote im Krieg führt zu mehr Gewalt und mehr Hass«, oder: »Kriege sind nie alternativlos.« Vor dem Ukrainekrieg hätte es Alternativen gegeben? War Minsk eine solche? Nein, wie man heute weiß. Das Münchner Abkommen soll eine pazifistische Alternative gewesen sein? Ein fürchterlicher Witz mit 100 Millionen Opfern. Dass es vermeidbare Kriege gab, bestätigt nicht, sondern widerlegt Grässlins These, die absolut ist. Die Synthese muss lauten: »Verhandeln bis zum Ende, aber dann kämpfen.«
    Peter Wolter, Leonberg (Bad.-Württ.)

  • Der kompromisslose Pazifismus und die Vorstellung, man könne im Prinzip alle Konflikte dieser Welt gewaltfrei lösen, ist eine Illusion, begleitet von irrealen Lösungsvorschlägen. Möglich ist es, internationale Zonen des Friedens zu schaffen, wie die EU es auf wunderbare Weise vollbracht hat, und diese nach außen hin militärisch abzusichern. Die wahre Aufgabe des Pazifisten ist es, den Traum von einem Frieden auf der ganzen Welt wachzuhalten, nicht aber, jenen Ländern, die für ihre Freiheit und Selbstbestimmung kämpfen, zur Kapitulation zu raten, denn dies würde letztlich nichts anderes bedeuten als eine Rückkehr in die Ära des Kolonialismus, wo das Recht des Stärkeren gilt.
    Wilfried Huchzermeyer, Karlsruhe

  • Vielen Dank für dieses hervorragende Beispiel für guten Journalismus. Uwe Buse ist ein differenziertes Porträt inklusive Würdigung der Forschungsergebnisse von Erica Chenoweth gelungen. Ein Lichtblick.
    Thomas Carl Schwoerer, Neu-Isenburg (Hessen)

  • Weder Herr Grässlin noch Herr Buse kommen offenbar auf die Idee, dass der Erfolg von Widerstand gegen Okkupation sich nicht nur in der Anzahl der (vermiedenen) Toten bemisst, sondern in dem Nutzen, den er insgesamt für die Bevölkerung des Landes hat, in dem ein Befreiungskrieg geführt wird. Ohne Frage ist jede(r) Tote eine Tragödie, und viele Tausend sowieso, aber was ist denn mit dem Lebensgefühl der vielen Millionen Menschen, die nach Herrn Grässlins Empfehlung – möglicherweise über Jahre, Jahrzehnte oder für den Rest ihres Lebens – unter Unfreiheit, Drangsalierung und Angst zu leben hätten? Zumal durch das Verhalten der Russen in den besetzten Gebieten der Ukraine klar ist, was den Ukrainern im Falle einer Okkupation durch die Russen drohen würde. Von dieser Warte aus ist die moralische Pflicht, die Ukrainer in ihrer Verteidigung gegen Russlands Aggression und Terror zu unterstützen, doch wohl überdeutlich, nachdem sich die ukrainische Bevölkerung wohl sehr eindeutig entschieden hat, diesen Befreiungskrieg zu führen.
    Andrej Tarnowski-Hoffmann, Düsseldorf

Genug von der Kirche?

Heft 1/2023 Jahresausblick: Bleiben die Krisen im neuen Jahr? Antworten von Promis aus Kultur, Politik, Showbusiness und Wissenschaft 

  • Kein Theologe, kein Kirchenmensch wurde zu diesem Thema befragt. Ob das wohl an der gesellschaftlichen Betrachtung von Kirche liegt oder an der kleinen Gruppe von Medienmachern, die mit Weihnachten genug von Kirche hatten?
    Ralf Diez, Eckernförde (Schl.-Holst.)

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