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Artikel 65 / 66

Patrick Mariathasan für den SPIEGEL

Briefe

Die Titelgeschichte über den Raubbau für die Rettung des Planeten, die irrationale Abneigung der Deutschen gegen ein Tempolimit und ein Porträt der Kunstfälscher-Gattin Helene Beltracchi – das waren die Themen, zu denen wir in der vergangenen Woche die meisten Zuschriften erhalten haben.
aus DER SPIEGEL 45/2021

Das wahre Dilemma

Nr. 44/2021 Titel: Raubbau im Namen der Umwelt 

  • Wenn ich wieder mal, wie hier beim Thema Metalle, lesen muss, welche grundsätzlichen strategisch-strukturellen Fehlentscheidungen unsere überbezahlten »Supermanager« in Zusammenarbeit mit der Politik getroffen haben und leider immer noch treffen, bin ich sprachlos. Schade.
    Dr. Jean-Arno Topp, München

  • Ich hatte mir schon Worte wie Wiederverwertung und Aufarbeitung an den Rand geschrieben, als ich endlich das Wort Recycling las. Das Aufatmen hielt aber nicht lange an, als ich las, dass »die Menschheit schrumpfen« muss. Das wäre zwar sinnvoll, wenn man gleichsam an Hungersnöte oder Wasserknappheit denkt, aber wie soll das gehen? Solange Verhütung und Abtreibungsrecht auf der einen Seite verhindert werden und Bildung sowie Menschenrechte nicht für alle Menschen gelten, wird es für die Menschheit auf unserem Planeten eine Zweiklassengesellschaft geben. Deshalb muss ein Umdenken global stattfinden – nicht die Ausbeutung.
    Barbara Lissack, Dresden

  • Es könnte, sollte, müsste, bräuchte? Stopp! Die Fakten sind eindeutig! Wir scheitern nicht an mangelndem Wissen, sondern an der Unfähigkeit, dieses umzusetzen, weil es uns an nötigem ehrlichem Willen zur Vernunft zu sehr mangelt. Mit einem persönlichen Blick in den Spiegel zeigt sich das wahre Dilemma.
    Rüdiger Reupke, Isenbüttel (Nieders.)

  • Das ist mal ein wirklich gutes Titelbild. Es hat mich sehr bewegt und ist auch dringend notwendig. Bislang sahen wir Bilder von der Erde immer als diesen gewaltigen blauen Planeten, der in seiner Schönheit unantastbar scheint. Aus dem Weltall betrachtet scheinen unsere irdischen Nöte oft unwirklich und lächerlich klein. Das Gegenteil ist der Fall: Wenn wir nicht endlich verstehen, dass wir Raubbau an unseren Lebensgrundlagen betreiben, werden lebensnotwendiges Blau und Grün sicher immer weiter von der Erdoberfläche verschwinden. Der Planet wird in weiten Teilen unbewohnbar. Was fehlt: Auf dem Bild sieht das Weltall unversehrt und rein aus. Sollte man die Millionen Teile von Weltraumschrott, die wir dorthin geschossen haben, nicht auch einmal sichtbar machen?
    Inka Brunke, Hannover

  • Welch ein Segen, dass es den SPIEGEL gibt. Erkenntnisse wie »rund 67 Tonnen Kupfer allein in einer Windkraftanlage auf See« und die schändlichen, menschenverachtenden Förderbedingungen, unter denen unter anderem dieses kostbare Metall in einer der weltgrößten Kupferminen im Norden Chiles gewonnen wird, haben mich sprachlos gemacht. Wer stellt sich angesichts dieser großartigen Recherche nicht die Frage: Warum habe ich das alles in dieser erschreckenden Deutlichkeit nicht schon vor der Bundestagswahl erfahren können? Dennoch: Danke!
    Karl-Heinz Groth, Goosefeld (Schl.-Holst.)

  • Durch den Einsatz von E-Mobilität, Solardächern, Windrädern und Lastenfahrrädern bleiben trotzdem in Teilen des globalen Südens und Ostens die Teller leer, Hunger und mangelnde medizinische Versorgung sind weiter an der Tagesordnung. Es fehlt eine wirkliche internationale Entwicklungs- und Wirtschaftspolitik auf Augenhöhe, mit der Forderung, in den jeweiligen Ländern die vorhandenen gesellschaftlichen Strukturen anzuerkennen und die Religionen zu achten. Die Fördergelder müssen aber ergebnisorientiert und kontrolliert investiert werden.
    Lutz Grosskopf, Erfurt

  • Ich habe die Titelstory mit großem Interesse gelesen, insbesondere die letzten Sätze: »Wackernagel hält es für sinnvoll, dass die Menschheit schrumpft. Weniger Menschen verbrauchen weniger Ressourcen: Das ist der größte Hebel.« Ich wünsche mir, dass der SPIEGEL einen Beitrag zum Thema Bevölkerungsentwicklung im Kontext der Energiewende veröffentlicht und aufzeichnet, welche Maßnahmen erforderlich sind, damit die Menschheit schrumpft. Ich weiß, dass dieses Thema tabuisiert ist, hoffe aber, dass der SPIEGEL den Mut hat, sich auch mit unbequemen Themen zu befassen.
    Rainer Sager, Essen

  • Chapeau und Dank für die aufrüttelnde Titelstory; die Ausführlichkeit und der Überblick – das macht dem SPIEGEL keiner nach. Und was lernt man daraus? Wir müssen uns umstellen. Und zwar schnell. Jede und jeder Einzelne ist gefordert, jeder kleine Betrieb, jede große Firma muss mitmachen. Nicht nur hierzulande, sondern weltweit. Denn eine wirkliche Umkehr wird nur möglich sein, wenn auf der Ebene der Supermächte ein Umdenken einsetzt. Ich weiß, das klingt unwahrscheinlich, das betonen auch immer wieder die Berufsskeptiker; aber was wir brauchen, ist Hoffnung, nicht Skepsis – und immerhin ist der Mensch ein lernendes Wesen. In zehn Jahren werden wir klüger sein, hoffentlich zum Besseren. Denn sonst überlassen wir unseren Enkeln einen Scherbenhaufen, und das wäre eine schreckliche Schande.
    Dirk Roßmann, Gründer der Drogeriekette Rossmann, Burgwedel (Nieders.)

  • Die Menschheit muss die Folgen ihres unbesonnenen Verhaltens illusionslos zur Kenntnis nehmen: Das Klima hat Fieber. Ohne wirkungsvolle globale Maßnahmen wird es weiter steigen und vor allem ungewiss lange anhalten. Eine einfache Therapie gibt es nicht, auf jeden Fall wird sie teuer werden und nicht ohne Einschränkungen auskommen.
    Dr. Hans-Jürgen Quadbeck-Seeger, Bad Dürkheim

Lieber Macho als Macher

Heft 43/2021 Wir Geisterfahrer 

  • Wow! Nach Abwahl vom Verkehrsminister Scheuer keimte Hoffnung auf Normalisierung auf, aber so wie CSU-Legende und Pilotenscheininhaber Strauß die Nichtbesteuerung von Flugbenzin für Privatpiloten mal durchsetzte, wird wohl Rennfahrerlizenzbesitzer FDP-Chef Lindner jegliches Tempolimit – egal ob bei 130 km/h oder bei 310 km/h – verhindern wollen. Klientel- und Symbolpolitik aus ideologischen Gründen – Liberalität, Freiheit! Quasi nach dem Motto: Lieber wie ein verrückter Macho rasen – als wie ein vernünftiger Macher regieren.
    Anders Eriksson, Bühl (Bad.-Württ.)

  • Ein sehr schöner Bericht. Leider fehlt noch das i-Tüpfelchen: Polizeibehörden, die ihre Kontrolldaten samt Standortangaben über die Medien vorab verbreiten. Da fährt man langsam vorbei und gibt 200 Meter weiter wieder richtig Gummi. Man stelle sich vor, der Warenhausdetektiv würde seinen Besuch am Regal ebenso anmelden.
    Christof Sperl, Kassel

  • Die neuerliche Aneinanderreihung der immer gleichen lauwarmen Begründungen für ein allgemeines Tempolimit auf deutschen Autobahnen im Beitrag Herrn Fichtners ist einfach nur ermüdend. Ich selbst danke jedenfalls, obschon SPD-Mitglied, den Ampelverhandlern der FDP, dass sie eine weitere symbolpolitische Beschneidung von Freiheitsrechten durch Einführung eines allgemeinen Tempolimits offenbar verhindern konnten.
    Benedict Bock, Essenheim (Rhld.-Pf.)

  • Ein Tempolimit ist Klimaschutz, Lärmschutz und Gesundheitsschutz in einem, und eine Reform der Berechnungsmethoden für Straßenverkehrslärm ist überfällig. In der bisherigen Form sind diese Berechnungen unrealistisch und schützen nicht die Gesundheit der lärmgeplagten Anwohner, sondern die »freie Fahrt für freie Bürger«.
    Rosemarie Fano, Kirchheim-Teck (Bad.-Württ.)

  • Die Mehrheit der Gesellschaft hat sich schon längst für ein Tempolimit auf unseren Autobahnen ausgesprochen. Da hinkt so mancher Politiker wieder hinterher. Das gelbe Blinklicht der Ampel könnte schon bald auf Grün umschalten; denn nach der Wahl ist vor der Wahl.
    Bernd Schönecker, Idstein (Hessen)

  • Jetzt bin ich seit über 30 Jahren SPIEGEL-Abonnent und habe mich wirklich selten gewundert über Ihre Berichterstattung. Der offensichtlich mit gehörigem Sendungsbewusstsein ein Tempolimit verherrlichende Artikel vermischt Fakten. Wenn es so einfach wäre, dann verbieten Sie doch morgen Kreuzfahrtschiffe, und wenn wir schon dabei sind, doch bitte auch Rauchen – und Alkohol sowieso. Alle diese Dinge sind erwiesenermaßen der Gesundheit kaum zuträglich. Wie meist im Leben gilt doch der Grundsatz des verantwortungsvollen Umgangs mit den Spielregeln.
    Sascha Hancke, Weichering (Bayern)

Idealistisch bis märchenhaft

Heft 43/2021 Daten lügen nicht 

  • »China hat nicht den Wunsch, dem Westen seine Sicht aufzuzwingen« – eine erstaunliche Feststellung angesichts der dringenden Warnung von Bildungsministerin Karliczek vor dem Einfluss der chinesischen Konfuzius-Institute an verschiedenen deutschen Universitäten.
    Rüdiger Patschan, Berlin

  • Der Beitrag des Herrn Mahbubani spricht für die bewährte Meinungsvielfalt des SPIEGEL. Meine Ehefrau und ich bedanken uns ausdrücklich bei Ihnen. Und so nebenbei: Manches Kopfschütteln aufgrund uns nicht genehmer Beiträge verwandelte sich jetzt in laute Begeisterung. Die Aussagen des Autors bekräftigen unsere Auffassungen über die treibenden, oft unheilvollen Kräfte des Westens. Andere Kulturkreise mit westlichen Werten zu züchtigen oder unsere kränkelnden Demokratiemodelle anderen Völkern überzustülpen – im häufig herbeigeführten Zweifelsfall mit kriegerischer Gewaltanwendung –, all dieses darf nach dem Lesen des Beitrags infrage gestellt bleiben.
    Ursula und Bernd-Ulrich Maciejewsky, Annaberg-Buchholz (Sachsen)

  • Idealistisch bis märchenhaft, wie simpel laut Herrn Mahbubani doch unterschiedliche Weltanschauungen zur globalen Einheit führen könnten. Gäbe es da nur nicht uns Menschen. Sind wir doch das großartige Wesen, das sich mittels Denkvermögen über die eigene Ratio hinwegzusetzen vermag. Und das seit jeher tut und weiter tun wird. Prädikat: hoffnungslos.
    Tom Brüderl, Landshut (Bayern)

Köstliche Gaunerkomödie

Heft 42/2021 Die Erotik des Täuschens 

  • In allen Artikeln, die ich zu den Beltracchis gelesen habe, kommt eine Gruppe, die in meinen Augen die wichtigste ist, kaum oder allenfalls am Rande vor: die »kopierten« Künstler! Da hat sich jemand ihre unter oft größten Opfern entstandenen Lebenswerke zu eigen gemacht, und merkwürdigerweise wird dieses Verbrechen in den meisten Artikeln auch noch gefeiert. Künstler, die sich nicht mehr wehren können, wurden in der miesesten Weise beklaut, und (fast) alle empfinden das als gut. Es ist wohlfeil, sich über Kritiker, Sachverständige, Auktionatoren mitunter lustig zu machen. Niemand ist perfekt.
    René Böll, Maler und Grafiker, Köln

  • Kleinkriminelle ohne Reue. Ob jemand Geld, Zeugnisse oder Bilder fälscht, ist letztlich egal. Allen gemein ist ein krimineller Geist, der glaubt, durch Schlauheit andere zu seinem Vorteil austricksen und sich an der Unwissenheit seines Opfers bereichern zu können.
    Ulrich Bihler, Homburg (Saarl.)

  • Endlich wieder einmal eine Nachricht von den Beltracchis. Vor allem freut mich, dass Frau Beltracchi ihrer Erkrankung weiterhin Widerstand leistet. Reue über diese köstliche Gaunerkomödie würde nicht ins Bild passen. Als ihr Buch »Selbstporträt« 2014 erschien, habe ich es unbesehen gekauft, aus Sympathie und Freude darüber, dass da jemand die Verlogenheit und Profitgier der Kunstszene so schön vorgeführt hat. Was ich nicht ahnte: Das Buch ist ein Meisterwerk als Gaunerkomödie. Ich habe es zweimal gelesen und viele Male verschenkt. Es wäre wirklich schade, wenn es in Vergessenheit geriete. Leider spricht mich Beltracchis eigenständige Malerei nicht an; von ehrlichen Nachschöpfungen seiner Vorbilder könnte er aber natürlich nicht leben.
    Dr. Michael Schunck, Ludwigshafen (Rhld.-Pf.)

  • Mit dem Text leistet sich der SPIEGEL einen Beitrag zur immer wieder zu beobachtenden Relativierung, Verharmlosung oder gar Bewunderung und Nobilitierung von Fälschern und ihren Straftaten. Das ist unethisch und eines Presseorgans, das sich jenseits vom Boulevard verortet, unwürdig.
    Heinrich Wagener, Bergisch Gladbach (NRW)

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