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Artikel 74 / 75

Patrick Mariathasan für den SPIEGEL

Briefe

Wladimir Putin und die Ukraine, die entsetzlichen Zustände in der Schweinemast und die seltsamen Geschäfte des ehemaligen Wunderkindes Lars Windhorst – das waren die Themen, zu denen wir in der vergangenen Woche die meisten Zuschriften erhalten haben.
aus DER SPIEGEL 40/2022

Vom Tiger zum Bettvorleger

Heft 39/2022 Titel: Gefährlich schwach 

  • Aus den verschiedensten Disziplinen – Psychologie, Militär­wissenschaft, Historie – wird versucht, das Phänomen Putin zu deuten, und es erweist sich als letztlich unerklärlich. Der Putin vor dem 24. Februar war ein unbehelligter, respektierter, akzeptierter und gefürchteter Diktator und Alleinherrscher. Ein Krieg konnte ihm nicht von Nutzen sein (was die heutige Sachlage belegt), und er führt ihn jetzt auch gegen sein Volk und gegen seine Inte­ressen – mit absolutem Zerstörungswillen. Putin handelt nach der Grundmaxime jedes totalitären Gewaltherrschers: Dass es keinen Kriegsgrund gibt, ist kein Grund, einen Krieg nicht zu führen.
    Prof. Dr. Hermann Hofer, Marburg (Hessen)

  • Putin erinnert mich mit seiner Mobilmachung an Diktatoren, die großes Unglück über die Menschheit brachten: Stalin, Hitler, Mao. Alle strebten die uneingeschränkte Herrschaft an, übten ihre Macht mit größter Brutalität – Repressalien, Terror, Mord – aus. Ihr Misstrauen bezog sich auf alle Menschen. Vertraute im eigentlichen Sinne ließen sie nicht zu. Die Ausweglosigkeit ihres Tuns führte immer ins Elend. In ihrer wahnsinnigen Feigheit sollte und soll das gesamte Volk zum Untergang verdammt sein. Putin, der Stalin rehabilitierte, ist in seinem Denken so strukturiert. Er handelt irrational. Ein Tier, das sich ausweglos in der Ecke befindet, geht zum Angriff über. Putin weiß, dass er diesen Krieg nicht gewinnen kann. Mit der Denkweise eines Diktators greift er zu allen Mitteln – Atomwaffen nicht ausgeschlossen.
    Janni Zoll, Hamburg

  • Die Titelstory hat es auf den Punkt gebracht – auch darin, warum wir gerade jetzt auf gar keinen Fall mit der Unterstützung der Ukraine nachlassen dürfen, sondern: Kurs halten!
    Manuela Pinggèra, Mittenwald (Bayern)

  • Das Titelbild ist unpassend und zu reißerisch. In einer so angespannten Situation sollte man als seriöses Medium so nicht arbeiten. Es provoziert unnötig.
    Thomas Richter, Herne (NRW)

  • Nicht das blaue Auge, die blutende Nase oder der blutbefleckte Finger dominieren die Betrachtung des gelungenen Titelbildes, es sind die Augen des Aggressors, die den Blick anziehen, weil sie seine gefährliche Unberechenbarkeit spürbar vermitteln. Die derzeitigen Blessuren werden diesen Mann nicht stoppen. Man muss ihm weiterhin gemeinsam, wirksam, entschlossen und rechtzeitig entgegentreten.
    Dr. Thomas Weise, Hamburg

  • Als russischer Tiger gestartet, als abgewetzter Bettvorleger gelandet. Diesen Status will Wladimir Putin nicht anerkennen und mobilisiert unschuldige junge Männer und droht – der Höhepunkt eines pathologischen Verhaltens – mit der finalen Waffe. Für wen oder was sollen die russischen Soldaten ihren Kopf hinhalten? Für persönliche Freiheit? Für Menschenrechte und fried­liche Koexistenz? Oder für die Machenschaften einer Clique mit mafiösen Strukturen, die in einer Parallelwelt lebt und für deren Machterhalt das normale Volk gut genug ist?
    Wilhelm Stauch-Becker, Stuttgart

  • Wenn China nicht nur eine wirtschaftliche Weltmacht sein will, dann sollte es stärker in diesen kriegerischen Konflikt vermittelnd eingreifen und einen richtigen diplomatischen Vorstoß betreiben. Denn die Eskalations­spirale muss ein Ende haben. Es ist für alle Beteiligten – und es betrifft mittlerweile die ganze Welt – eine Lose-lose-Situation. Da Russland sich jetzt in eine Abhängigkeit zu China begibt, wäre das aktuell die einzige Stimme, auf die Moskau hören würde.
    Rainer Szymanski, Grünheide (Brandenb.)

  • Vom russischen Militär hat der Geheimdienstler Putin offensichtlich keine Ahnung. Mit der angeordneten Teilmobilmachung sollen Russen in einen putinschen Krieg gegen die Ukraine gezwungen werden, den sie nie gewollt haben. Kein Wunder, dass sich viele Russen dem entziehen wollen. Es wäre interessant zu erfahren, ob auch Familienangehörige vom Diktator selbst, von Außenminister Lawrow oder insbesondere von Verteidigungsminister Sergej Schoigu einen Einberufungsbefehl erhalten haben.
    Dieter Obst, Wiesbaden

  • Viele Russen unterstützten bisher Putins Krieg, weil sie meinten, dass ihr Land infolge des Zerfalls der Sowjetunion vom Westen aus der Reihe der Weltmächte heraus­gedrängt wurde. Die Drecksarbeit des Krieges machten ohnehin nur Berufssoldaten und Angeworbene aus fernen Regionen. Aber jetzt ist der Krieg in der Mitte der Gesellschaft angekommen, auch bei den russischen Patrioten. Es kann jeden treffen, vor allem aber Hunderttausende Mütter, die nicht ihre toten Söhne beweinen wollen. Man kann nur hoffen, dass es dort immer mehr Vernünftige gibt, die dem Treiben bald ein Ende setzen.
    Rüdiger Lüttge, Gielsdorf (Brandenb.)

Toxisches Narrativ

Heft 38/2022 Leitartikel: Friedrich Merz und der CDU mangelt es an Ernsthaftigkeit 

  • Ann-Katrin Müller hat versäumt zu erläutern, was sie unter Trumpismus versteht. Da Ismen bekanntlich negativ besetzt sind, darf davon ausgegangen werden, dass in diesem Leitartikel Friedrich Merz mit Donald Trump gleichgesetzt wird. Ich greife mir die Aussagen über das vom Ehepaar Habeck verfasste Kinderbuch heraus. Sechzehn Seiten Text und noch mal dieselbe Anzahl Bilder haben sogar mir als altem Mann Angst eingejagt. Als langjähriger Lehrer, Schulleiter, Studienleiter und Prüfungsvorsitzender an den beiden Landesuniversitäten hätte ich große Bedenken gegen eine ungeschützte Verbreitung gehabt. Dieses Traktat ist nichts anderes als Teil eines grünen Wahlprogramms. Das hat Merz angesprochen. Unerträglich diese Häme und Spott speiende Sprache der Autorin, die in jeder Zeile zu spüren ist.
    Karl-Heinz Groth, Goosefeld (Schl.-Holst.)

  • Ein längst überfälliger Kommentar. Mit billigem Populismus zu punkten ist angesichts der gegenwärtigen multiplen Krisen höchst gefährlich. Wir brauchen eine breite Allianz der Problemlöser, parteitaktische Spielchen und Kulturkampfrhetorik untergraben das ohnehin lädierte Vertrauen in unsere pluralistische Demokratie. Wer ernsthaft eine Brandmauer gegen rechts hochziehen will, wie Friedrich Merz stets beteuert, darf nicht unkritisch deren toxisches Narrativ – Cancel-Culture, bedrohte Meinungsfreiheit, links-grüner Staatsfunk – bei jeder Gelegenheit bedienen.
    Rüdiger Paul, Wedel (Schl.-Holst.)

Im Dunkel der Ausreden

Heft 38/2022 Koalition: Entzweit die Frage von Panzerlieferungen Kanzler und Außenministerin? 

  • Die Angst vor gewissen Waffenlieferungen an die Ukraine dürfte auch darin begründet sein, dass der Kreml behauptet, Deutschland wolle sich »nachträglich« für verlorene Schlachten im Zweiten Weltkrieg rächen.
    Rainer Große, Cottbus

  • Ihre Druckerschwärze war noch nicht mal trocken, schon wurde Ihre Frage »Wird Scholz Baerbock zurückpfeifen?« mit einem klaren »Ja« beantwortet. Zu meiner tiefsten Enttäuschung hat sich die vor der Uno und in der Ukra­ine so wortgewaltige Außenministerin Baerbock ins Dunkel der Ausreden und Bedenken zurückgezogen. Die Worthülsen des Kanzlers Scholz und seines Kofferträgers Kevin Kühnert macht sich Frau Baerbock zu eigen: historische Schuld, Furcht vor Putins Unberechenbarkeit, keine Alleingänge, sondern Handeln nur nach Absprache mit wem auch immer. Von der ausgerechnet von Verteidigungsministerin Lambrecht viel beschworenen Führungsrolle der Deutschen wird weiterhin nichts zu sehen sein. Ich rechne zudem mit den berechtigten Vorwürfen, wie viele Opfer in diesem verbrecherischen Angriffskrieg hätten vermieden werden können, wenn die Deutschen in ihrer historischen Verantwortung entschlossener und schneller den Ukrainern mit schweren Waffen geholfen hätten.
    Wolfgang Emil Focke, Bremen

Wie ein glitschiger Flummi

Heft 38/2022 Karrieren: Die seltsamen Geschäfte des ehemaligen Wunderkindes Lars Windhorst 

  • Danke für diese kurzweilige Lehrstunde! Endlich habe ich halbwegs verstanden, wie das »Deutsche Wirtschaftswunder« und der magische Stuhlgang des märchenhaften Goldesels der wie von Zauberhand hyperschnell reich Gewordenen und Oligarchen in einer globalisierten Welt funktionieren. Wunderbar ist auch das Bild von Lars Windhorst als »halber Robin Hood«: »Er gibt zwar nicht den Armen. Aber er nimmt den Reichen.« Ergänzen könnte man, dass diese Reichen dann die Verluste über Abschreibungen und Steuertricks indirekt und latent auf die ehrlichen Steuerzahler*innen abwälzen.
    Prof. Dr. Lothar Schwarz, Saarbrücken

  • Von all den Blendern und Finanzhasardeuren ist Lars Windhorst einer von den ganz großen. Lars Windhorst wurde zu Lars Windbeutel.
    Stefan Reber, Waltenhofen-Oberdorf (Bayern)

  • Sind Sie sicher, dass der Mann nicht »Windei« heißt? Jedenfalls ist das, was er treibt, das reine Schneeballsystem. Scheint aber abzuschmelzen, der Ball. Warum fallen nur immer wieder Leute aus allen Gesellschaftsschichten auf solche Typen wie Lars Windhorst rein?
    Ralf Reske, Langenbach (Rhld.-Pf.)

  • Eine sehr aufwendig recherchierte Geschichte mit einem spannend zu lesenden Text über viele Seiten. Allerdings mit einem großen Makel: Wirklich nachweisen lässt sich kaum einer der Taschenspielertricks des Herrn Windhorst. Am Ende der Lektüre hat man einen glitschigen Flummi-Ball in der Hand, der einfach nicht zu packen ist.
    Heinz Holtgrefe, Lilienthal (Nieders.)

  • Ein großes Lob für diese gelungene Reportage über den vermeintlichen Finanzinvestor Lars Windhorst. Allein beim Aufmacherbild drängt sich mir der Begriff Kaltschnäuzigkeit auf, und es passt, wie ich finde, zu diesem Jongleur. Sehr gut recherchiert, sehr gut geschrieben. Mit viel Witz und Ironie über diese verschachtelte und graue Welt des Geldes. Weiter so!
    Tino Kretschmer, Bad Essen (Nieders.)

  • Das Finanzgebaren von Investoren, Spekulanten und Geldadel ist ein Sumpf, dem von Politik und Justiz keinerlei Grenzen gesetzt werden. Ganz im Gegenteil, es werden der Finanzindustrie immer mehr Schlupflöcher in Gesetzen geschaffen, um strafrechtliche Konsequenzen zu umgehen. Sie dürfen ihre Profite etwa in Steueroasen oder Stiftungen verstecken und kommen mit allenfalls Strafzahlungen davon, die sie wiederum, wenn überhaupt, aus fragwürdigen Machenschaften tilgen. Dieser Finanzsumpf wird bei geschicktem Vorgehen der Beteiligten noch mit Steuergeldern subventioniert. Man könnte sie fast als kriminelle Vereinigung bezeichnen.
    Christa Schonscheck, München

Was ist mit uns Menschen los?

Heft 38/2022 Tierschutz: Ein Landwirt versucht zu erklären, warum die Schweine in seinen Ställen leiden mussten 

  • Unglaublich, dass der »geständige« Bauer weiterhin Schweine halten darf. Er hat seine Tiere entsetzlich leiden lassen, ist frei von jeglicher Selbstkritik und hat kein lebenslängliches Tierhalteverbot auferlegt bekommen? Wozu haben wir ein Tierschutzgesetz, welches sogar im Grundgesetz verankert ist, wenn dieses nicht zur Anwendung kommt?
    Sonia Lühring, Breisach (Bad.-Württ.)

  • Tragisch ist, dass die Landwirte im Laufe der Zeit zum Selbstschutz zu Verdrängungskünstlern und betriebsblind werden. Typisch ist, dass sich immer wieder Rechtsanwälte finden, die mit Klagen gegen Tierschützer vorgehen, statt ihren Auftraggebern zu erklären, dass auch »Nutztiere« unter dem Schutz des Artikels 20 a Grundgesetz und der Paragrafen 1 und 2 Tierschutzgesetz stehen.
    Eckard Wendt, Vorsitzender Arbeitsgemeinschaft für artgerechte Nutztierhaltung e.V., Stelle (Nieders.)

  • Ich weiß nicht, was für einen Artikel ich erwartet hatte, nachdem ich im Inhaltsverzeichnis gelesen hatte: »Ein Landwirt versucht zu erklären, warum die Schweine in seinen Ställen leiden mussten.« Vielleicht hatte ich doch auf irgendeine Einsicht gehofft, auf das ein oder andere erklärende, entschuldigende oder mitfühlende Wort. Wie naiv bin ich immer noch! Nein, der »Bauer« will Strafanzeige erstatten wegen illegaler Videoaufnahmen in seinem Betrieb. Was soll man dazu noch sagen? Diese Menschen, die diese Tiere auf diese absolut grausame Weise leiden lassen, haben jegliches Mitgefühl für unsere Mitgeschöpfe verloren. Klar, die Schweine sind schuld! Die sich in dieser abscheulichen Haltung nicht entwickeln wie gewünscht. Was ist nur mit uns Menschen los?
    Katja Wasserthal, München

Kampf gegen den Antisemitismus

Heft 38/2022 Bilanz: Die Documenta hat gezeigt, wie antisemitischunsere Gesellschaft ist 

  • Die nächste Documenta muss voll und ganz dem Kampf gegen den Antisemitismus gewidmet sein. Das hätte Signalwirkung für das ganze Land und würde es zwingen, endlich einmal klar Position zu beziehen. Wie lange wollen wir uns denn noch durchmogeln?
    Uwe Protsch, Frankfurt am Main

Unsolidarischer Vorschlag

Heft 38/2022 Parteien: Die Linke steht vor der Spaltung 

  • Wagenknechts Vorschlag, weiter Putins Gas zu kaufen, gern auch durch Nord Stream 2, würde Deutschland im gesamten Westen isolieren und zudem das russische Gas an Polen vorbeilotsen. Unsolidarischer kann man sich nicht verhalten – der gesamte Westen würde uns das spüren lassen.
    Martin Stemmrich, Essen

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