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Artikel 68 / 69

Patrick Mariathasan für den SPIEGEL

Briefe

Die Affäre um Machtmissbrauch bei der »Bild«-Zeitung, die Versagensangst der Grünen und der vergebliche Versuch, einem Rentnerpaar ein Mehrfamilienhaus zu klauen – das waren die Themen, zu denen wir in der vergangenen Woche die meisten Zuschriften erhalten haben.
aus DER SPIEGEL 44/2021

Waten durch den »Bild«-Sumpf

Nr. 43/2021 Titel: Der Schöngeist und das Biest

  • Dass nach dem Rauswurf von Julian Reichelt nun auch Matthias Döpfner in die Kritik gerät, ob seiner bigotten Äußerungen nach zitierten SMS und seiner Empörung darüber, dass er die hauseigene Medizin zu schmecken bekommen hat, wird von Journalist:innen und deren Vertreter:innen hoffentlich als die besondere Chance wahrgenommen, die sie ist. Angenommen, der aktuelle Zeitungsverlegerpräsident stürzte über die hausgemachte Reichelt-Affäre, wäre Deutschlands Medienkollektiv gut beraten, die Gelegenheit am Schopfe zu packen und zum Hausputz anzusetzen. Eine Neuausrichtung wäre erstrebenswert.
    Stefan Groß-Sonnenberg, Essen

  • Insistieren beim investigativen Recherchieren – und das kann der SPIEGEL gut – brachte die Wahrheit ans Licht. Der Fisch stinkt vom Kopf. Wer täglich im Sumpf der schlimmen »Bild«-Welt watet, den Voyeurismus bedient, Fehler der anderen genüsslich ausschlachtet, in kurzen Sätzen und dicken Buchstaben und Frauen als Lustobjekte darstellt, wird anfällig wie der nun gefallene Reichelt.
    Harald Dupont, Ettringen (Rhld.-Pfl.)

  • Wenn kritische Äußerungen über eine Flüchtlingspolitik, »die kaum unterscheidet zwischen Kriegs- und Wirtschaftsflüchtlingen«, dazu führen, dass die SPIEGEL-Autorinnen und Autoren »Stammtischgefasel« vernehmen und sich auf einem »AfD-Parteitag« wähnen, dann enttäuscht mich das als SPIEGEL-Leser und konterkariert die gründliche Recherche, die diesen Artikel auszeichnet.
    Heiner Mees, Rosengarten (Bad.-Württ.)

  • Sex, Lügen, Machtmissbrauch und ein irre gutes Titelbild. Der rote BH als Detail, einfach top. Chapeau an den SPIEGEL und die Courage von Frau Löffler. Döpfner, Reichelt und der »Bild«-Boys-Club vom rot-weißen Springer Verein in Berlin – eine wahrlich sehr lesenswerte Reportage. Danke für diese großartige Titelgeschichte, die den Sexismus der »Bild« und ihrer Vertreter mal deutlich in die Köpfe (zurück) bringt. »Die Ärzte« sangen schon so schön und wahr: »Die meisten Leute haben ihre Bildung aus der Bild. Und die besteht nun mal, wer wüsste das nicht, aus: Angst, Hass, Titten und dem Wetterbericht!«
    Patricia Gawlick, Muttenz (Schweiz)

  • Die Titelgeschichte zur »Bild«-Affäre war überfällig. Die Skrupellosigkeit der »Bild«-Redaktion, unsinnige, irreführende und offensichtlich unwahre Information auch in heiklen politischen Fragen zu veröffentlichen, macht fassungslos. Nicht erkennbar, ob es sich um Nachrichten, persönliche Kommentare bis hin zu maßlosen Polemiken handelte. Ein derartiger Missbrauch der Medien- und Meinungsmacht ist unvertretbar. Dass es hiergegen bislang keine nachhaltige öffentliche Kritik gab, ist beunruhigend. Dass der SPIEGEL sich dieser Problematik angenommen hat, ist beruhigend. Die Konsequenzen bleiben abzuwarten.
    Rainer Feuerstack, Bonn

  • Das Geschäftsmodell von »Bild« ist darauf ausgelegt, auch die niederen Instinkte bei der Leserschaft anzusprechen. Dazu braucht es entsprechendes Personal. So kommt es eben vor, dass der Chefredakteur selbst von seinen niederen Instinkten geleitet, wenn nicht gar beherrscht wird. Immerhin soll sogar eine Scheidungsurkunde gefälscht worden sein. Das hat etwas Komisches. Wenn da nicht die Mitarbeiterinnen wären, die in diesem System eingeschüchtert wurden und niemals eine Option auf gleiche Chancen und leistungsbezogene Anerkennung hatten.
    Swantje Weiss, Nürnberg

  • »Auch Döpfner sammelt nackte Frauen, bei ihm hängen sie an der Wand.« Es ist peinlich, wie sich der SPIEGEL auf Yellow-Press-Niveau begibt, nicht nur im Layout, sondern auch inhaltlich. Oder färbt der »Bild«-Stil automatisch auf die RechercheurInnen ab?
    Detlev Brandt, Berlin

  • Der »New York Times« und dem SPIEGEL ist es zu verdanken, dass jetzt unmissverständlich klar wurde, wes Geistes Kind der sich als Schöngeist gerierende Vorstandsvorsitzende von Axel Springer, Mathias Döpfner, in Wirklichkeit ist. Die abstruse Infragestellung der freien Presse in Deutschland und die ungeheuerliche Verunglimpfung seiner Kollegen entspringen offenbar seiner innersten Überzeugung, denn er nimmt davon inhaltlich mit keiner Silbe Abstand, sondern verweist lediglich auf den irrelevanten Umstand, dass die Äußerung im privaten Rahmen erfolgt sei. Wer glaubt ihm da noch seine Beteuerung, Springer müsse »ein Vorbild sein, was moderne, respektvolle, diverse Unternehmungsführung betrifft«?
    Ludwig Engstler-Barocco, Bonn

  • Eigentlich ist es keine Überraschung, solche schmierigen Geschichten voller Frauenverachtung und Machogehabe aus dem Hause Springer zu lesen. An der Art und Weise der Berichterstattung dieser Blätter aus diesem Verlag kann man erkennen, dass dort journalistische Standards und ein Berufsethos wenig zählen. Es geht vielmehr um die Auflage. In diesem Sinne ist es erstaunlich, dass es die Causa Reichelt noch nicht auf die Titelseite eines der Springer-Blätter geschafft hat.
    Andreas Meißner, Dresden

Ironie statt Aufschrei

Heft 42/2021 Rülpsende Nachbarn 

  • Man möchte am liebsten jedes Mal die Kolumnen von Markus Feldenkirchen loben; sprechen sie einem, zumindest mir, doch (fast) immer aus der Seele. Aber dieses Mal hat er sich selbst übertroffen. So treffend wie amüsant, wie er die Wesenskerne von AfD und FDP aufspießt. So leid es mir um die sympathischen Bernds aus meinem Bekanntenkreis auch täte, aber das Etikett »die Bernds« sollte zum Synonym für die pöbelnde Truppe am rechten Rand des Parlaments werden. Einfach so schön griffig.
    Hans-Dieter Schabram, Berlin

  • Ich bedanke mich ausdrücklich für diesen Beitrag. Mit Ironie und Satire kann man manchmal vielleicht mehr erreichen als mit einem Aufschrei. Indes habe ich Zweifel am Ausgang des Beitrags: Ich bin 1949 in die Schule aufgenommen worden. Da waren die Bevölkerungsstrukturen sehr verworren. Vorsichtshalber habe ich mich nie mit dem Klassenrüpel angelegt. Ich hätte bei einer körperlichen Auseinandersetzung stets den Verlierer gemacht. Auch in dem kleinen Dorf, in dem ich mich seit 2000 auf meinen Alterssitz zurückgezogen habe, spielen rülpsende Nachbarn eine Rolle. Sie werden sicher auch noch sehr lange rülpsen. Unsere einzige Möglichkeit besteht offensichtlich darin, ihnen aus dem Weg zu gehen. Deshalb möchte ich Herrn Feldenkirchens Konklusion deutlich widersprechen.
    Dr. Klaus Lange, Turnow-Preilack (Brandenb.)

  • Die Kolumne »Der gesunde Menschenverstand« lese ich regelmäßig. Der Unterhaltungswert ist hoch, und mich interessieren die Einordnungen und Ansichten. In der vergangenen Ausgabe geht die Unterhaltung allerdings auf Kosten meines Vornamens: Bernd. Zuletzt war es ruhig geblieben um diesen »richtigen Loser-Vornamen« (Stromberg-Autor Ralf Husmann), auch die »Bernd-Höcke-Affäre« ist bei vielen in Vergessenheit geraten. Nun dieser Rückfall. Das sind meine Vorschläge für eine Entschuldigung: eine kleine Serie über »verdiente Bernds unseres Landes«, eine kleine Serie, in der betroffene Bernds über ihre schlimmen Erfahrungen im Zusammenhang mit ihrem Vornamen berichten, oder ein Jahr den SPIEGEL gratis für alle Bernds.
    Bernd Kleinmanns, Havixbeck (NRW)

Stresstest für die Vernunft

Heft 42/2021 Angst vor dem Zeugnistag 

  • Schade, dass die investigative Kraft nicht zu mehr gereicht hat, als Rainer Baake, Leiter der Stiftung Klimaneutralität, mit seinen hinlänglich bekannten und oft wiederholten Titeln auszustatten (zweimal Vordenker der ersten Stunde, Architekt der Energiewende, Leiter der Stiftung Klimaneutralität, Grüner, Glaubender). Ich hätte mir, gerade für die immer stärker in den Fokus rückende Finanzierungsfragen, gewünscht, auch eine Evaluierungsfrage zu lesen: Was haben die Abermilliarden für die Erneuerbaren bis heute (und für das Klima) gebracht? Energiesicherheit? Wie viele Milliarden seit Auflage des EEG sind bereits geflossen? Wofür genau ist das Geld ausgegeben worden? Dazu passt auch die selbst mitleidige Klage: Hätten wir nur schon vor Jahren mit der Wende begonnen.
    Willi Bertram, Höxter (NRW)

  • Man fühlt sich wieder mal von der Politik als Wähler verschaukelt. Vollmundige Versprechen zum Tempo 130 wurden von den Grünen gemacht. Eine Maßnahme zum Klimaschutz und zur Bewusstseinsförderung, die schnell hätte umgesetzt werden können. Und was ist passiert? Wieder mal nichts als leere Versprechungen. Wobei der neuen Regierung doch schnelle und billige Einsparmöglichkeiten für CO₂ fehlen werden. Da zeigt sich, wie dringlich der Politik der Klimaschutz ist.
    Birgit Tessmer, Kiel

  • Die Argumentation der Autoren ist für mich sehr schlüssig und nachvollziehbar. Bei einem großen Bevölkerungsteil, sicherlich auch bei vielen Grün-Wählern, kann man nicht erwarten, dass sie die harten, aber notwendigen Einschnitte wirklich bereit sind, zu tragen. Man hat ja mit seinem Kreuzchen bei Habeck und Baerbock genug getan. Die menschliche Widersprüchlichkeit wird dafür sorgen, dass auch diese Leute am »Zeugnistag« (gratuliere zu diesem Begriff) die Bilanz zur CO₂-Einsparung trotzdem kritisch beurteilen werden. Die Pandemie war ein wahrer Stresstest für die Vernunft. Die Energiewende wird sie in den Schatten stellen. Bei den Maßnahmen zur Beherrschung des Klimawandels wird es richtig knallen, da werden den Gemäßigten und Vernünftigen die Fetzen um die Ohren fliegen.
    Hans Neubig, Goldkronach (Bayern)

Chapeau, Familie Schäfer!

Heft 42/2021 Das böse Erwachen 

  • Dass sich der Staat die Korrektur der haarsträubenden Fehlleistungen seines Bürokratiemolochs von seinen Bürgern bezahlen lässt, habe ich bis zur Lektüre dieses Artikels nicht für möglich gehalten.
    Matthias Riemenschneider, Hamburg

  • Chapeau, Familie Schäfer, für Ihren Willen und Ihren Mut, auch in höherem Alter für Ihr Recht zu kämpfen. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei dem Versuch, die entstandenen Kosten bei den Schädigern einzutreiben. Ich frage mich aber auch, wie oft so etwas vielleicht schon geschehen ist, ohne dass sich die Geschädigten erfolgreich zur Wehr setzen konnten. Und sei es nur deshalb, weil diese nicht das Wissen, die Kraft oder die finanziellen Mittel hatten, sich zu wehren.
    Anne Schneider, Solingen (NRW)

  • Wenn weder Notare noch Rechtspfleger die Dokumente zur Eintragung in ein Grundbuch auf Richtigkeit prüfen müssen, kann es keine Rechtssicherheit und keinen Rechtsfrieden geben. Schon gar nicht für über 80–Jährige. Die Dauer der notwendigen Gerichtsverfahren, um Recht (zurück)zu erhalten, übersteigt die Lebenserwartung der Geschädigten. Das können sich Kriminelle systematisch zunutze machen, nicht nur aus dem Schmuddelmilieu bekannter Clans, sondern auch aus dem der weißen Kragen.
    Jutta Lindberg, Hamburg

Überbleibsel hierarchischen Denkens

Heft 42/2021 Stirbt das Siezen aus, Professorin Wöllstein?

  • Vor einigen Jahren habe ich die Allgemeinverwendung des Du – wie in Skandinavien üblich – dem Ex-Bundespräsidenten Gauck als präsidialen Vorstoß vorgeschlagen. Als Beitrag für mehr »Brüderlichkeit mit Herz und Hand«, wie sie in unserer Nationalhymne besungen wird. Eine Antwort steht aus.
    Thomas Künzer, Wetzlar (Hessen)

  • Es ist einfach falsch, was Frau Professorin Wöllstein und die Verfechter des Siezens behaupten: dass durch das Duzen die Distanz und Wertschätzung verloren geht, dass es unhöflich oder respektlos oder was sonst noch immer ist. Es kommt einzig und allein darauf an, wer mit wem wie umgeht, wer zu wem was wie sagt. Auch mit dem Siezen kann man unhöflich oder respektlos sein. Es kommt nicht nur darauf an, was man sagt, sondern wesentlich wichtiger ist es, wie man etwas sagt. Respekt äußert sich in Haltung, nicht in Worten. Mir scheint das Siezen ein Überbleibsel hierarchischen Denkens zu sein.
    Joachim Fischer, Bad Abbach (Bayern)

  • Vor etwa 60 Jahren sagte ein sehr kluger, lieber Zeitgenosse zu mir: »Es ist ein erheblicher Unterschied, ob ich zu jemandem sage: ›Du Arschloch‹ oder ›Sie Arschloch‹.«
    Günter Ebert, Neu-Ulm (Bayern)

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