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Artikel 72 / 75

Patrick Mariathasan für den SPIEGEL

Briefe

Wie die Lieferung des Leopard 2 den Krieg verändern könnte, warum immer mehr Kinder an Deutschlands Schulen als geistig beeinträchtigt gelten und was man tut, wenn das eigene Kind sich Wunden zufügt – das waren die Themen, zu denen wir in der vergangenen Woche die meisten Zuschriften erhalten haben.
aus DER SPIEGEL 6/2023

Vabanque-Spiel

Heft 5/2023 Titel: Kann die Ukraine jetzt siegen? 

  • Heute Morgen starrt mich von Ihrem Titelblatt ein Panzer frontal an. Ich erschrecke über die bedenkenlose Wortwahl. Nicht genug, dass in den inzwischen von grüner Kriegstreiberei durchsetzten TV-Medien gefühlt nur in eine Richtung argumentiert wird. Obwohl die Hälfte der Bevölkerung in Deutschland eine immer tiefer gehende Verstrickung unseres Landes in das Kriegsgeschehen mit Sorge betrachtet! Durch einen frechen Titel provozieren ist ja schön, aber bitte nicht bei diesem Thema.
    Alexandra Gehr, Deuerling (Bayern)

  • Das Titelbild ist widerlich, in­sofern aber realistisch, als wir langsam in die Mündung eines großkalibrigen Geschützlaufs schauen.
    Dr. Gregor Babaryka, Weismain (Bayern)

  • Auf der Titelseite suggerieren Sie, dass der Leser Fakten über den militärischen Nutzen des Leopard erfahren würde. Innen findet man nur ein Bildchen aus dem Lehrbuch über Panzerschlachten, auf dem die Kampfpanzer fast nicht zu finden sind, zwei Kästen mit bekannten, aber belanglosen technischen Daten und ein paar verklärende Werbefotos. Dafür wurden dann seitenweise die Ansichten von A-, B- und C-Promis abgedruckt. Das ist weit unter dem erwarteten Informationsniveau des SPIEGEL.
    Guido Hasel, Sindelfingen (Bad.-Württ.)

  • Kaum hat ein beispielloses Kesseltreiben unsere Regierung veranlasst, den Leopard-Panzer zu liefern, folgt der Ruf aus der Ukraine nach Kampfjets. Besonnenes Handeln wird in Kiew nicht akzeptiert. Nein – es gibt keine Absichten, Gespräche zu führen, um die Ausweitung des Krieges zu bremsen. Aber wo soll der Waffenrausch enden?
    Peter Jäger, Quickborn (Schl.-Holst.)

  • Wer glaubt allen Ernstes, die Lieferung einer Handvoll Panzer aus Deutschland werde dazu führen, dass die Ukraine diesen Krieg gewinnt? Die Wunderwaffe Leopard 2 wird genauso versagen wie alle anderen Panzer auch, zumal wenn ihr Einsatz zuvor monatelang in der Weltpresse angekündigt wird. Wie so oft fehlt deutschen Politikern der Blick, vor allem auf die Landkarte.
    David Malecki, Tübingen

  • Die jetzige Situation ist ein einziges Vabanquespiel. Von dem einstigen Grundsatz »keine Waffen in Kriegsgebiete« sind wir meilenweit entfernt. Sukzessiv wird die Lieferung tödlicher Waffen zwar zögerlich, aber dennoch höchst riskant vollzogen. Was folgt auf die Bereitstellung von Kampfpanzern? Sind Kampfflugzeuge und Kriegsschiffe das Nächste? Diese Strategie führt zu Leid und Tod, zur unnötigen Verlängerung des unsäglichen Krieges. Die Gefahr, dass irgendwann ABC-Waffen zum Einsatz kommen, ist zumindest latent gegeben. Im Übrigen bestimmt allein Putin, wann die Schwelle zur Kriegserklärung erreicht ist. Mögen am Schluss die Vernunft und Verhandlungen dieses schreck­liche Szenario beenden.
    Horst Winkler, Herne

  • Ich kann die Kritik am Zögern des Kanzlers verstehen, aber mir ist ein Kanzler, der langsam einen Schritt nach dem anderen macht, lieber als ein Politiker, der wie ein Schlafwandler in einen Krieg hineinstolpert. Immerhin hat er es geschafft, die Amerikaner auf seine Seite zu ziehen. Nur im Verbund mit dem Nato-Partner USA und den übrigen europäischen Verbündeten kann eine effiziente Versorgung der Ukraine mit den benötigten Waffensystemen gelingen. Vermutlich wird sich der Krieg noch hinziehen, bis Putin zur Einsicht kommt, dass er ihn nicht gewinnen kann. Deshalb müssen sich die Staaten, die der Ukraine in ihrem Kampf beistehen, um Einigkeit bemühen. Diese Einigkeit ist auch eine Waffe, mit der die EU ihre Freiheit und Demokratie verteidigt.
    Götz Doll, Köln

  • Wer die Sinnhaftigkeit der Lieferung schwerster Waffen an die Ukraine infrage stellt, sollte bedenken, dass der Sowjetunion im Zweiten Weltkrieg von den Westalliierten circa 5000 Panzer, 7000 Flugzeuge, Millionen Schuss Munition und weiteres Kriegsgerät zur Verfügung gestellt wurden. Das trug wesentlich zur vernichtenden Niederlage des deutschen Aggressors bei. Wer der Ukraine heute derartige Hilfsleistungen verwehrt, nimmt billigend in Kauf, dass Putins Mördertruppen weiter Menschen töten – und Schritt für Schritt in Richtung Polen vordringen.
    Dr. Klaus Swieczkowski, Hildburghausen (Thüringen)

  • Am Ende eines jeden Krieges gibt es nur Verlierer. Menschen auf beiden Seiten sterben. Wie kann man da von »siegen« sprechen?
    Jürgen Schöfer, Manila (Philippinen)

Neuorientierung der Mobilität

Heft 4/2023 Verkehr: Wo die Bahn besonders oft verspätet ist – und warum 

  • Neben der zunehmenden Unpünktlichkeit der Reisefernzüge hat der Reisekomfort insgesamt ebenfalls stark nachgelassen: kurzfristig geänderte Wagenreihungen, oft defekte Toiletten und geschlossene oder nur mit reduziertem Angebot geöffnete Bordbistros gehören leider auch zum Alltag von Bahnreisenden in den Fernzügen. Zu allem Überfluss verlangt die Bahn für kurzfristige Fernreisen teilweise Preise, bei denen man sich verwundert die Augen reibt: So wurden beispielsweise für die günstigste Fahrt von München nach Lüneburg am 23.12. vergangenen Jahres gut 368 Euro für die zweite Klasse verlangt, zuzüglich Reservierung. Wie solche Preise zu rechtfertigen sind, weiß wohl nur die Bahn.
    Heiko Herms, München

  • Die Bundesregierung muss sich entscheiden: Will sie die Bahn weiterhin als Wirtschaftsunternehmen betreiben oder als Ins­trument ihrer Mobilitätspolitik einsetzen? Sie muss der Bahn ermöglichen, ihre Vorteile gegenüber anderen Mobilitätssystemen zu nutzen: Eine Spur Schiene ist um ein Vielfaches leistungsfähiger als eine Spur Straße, die Bahn ist sicherer und zugleich schneller, die Elektrifizierung des Antriebs ist lange bewährter Standard, die Bahn ist umweltfreundlicher. Deshalb ist die von Verkehrsexperten seit Jahrzehnten geforderte Verlagerung von der Straße auf die Schiene eine mobilitätspoli­tische Notwendigkeit. Die Bahn braucht zwei unabhängig von­einander bespielbare Hochgeschwindigkeitsnetze, eins für den Personen-, eins für den Güterverkehr. Eine leistungsfähige, umweltfreundliche, sichere Mobilität ist ein wichtiger Standortfaktor für die deutsche Wirtschaft. Die Zeit drängt.
    Hans Lafrenz, Hamburg

Gefräßige Maschine

Heft 4/2022 Nachhaltigkeit: SPIEGEL-Gespräch mit Sandrine Dixson-Declève, Präsidentin des Clubs of Rome 

  • Man muss sich nicht wundern, dass Frau Dixson-Declève in ihrer Position über eine gehörige Portion Optimismus verfügt, sonst wäre der Posten sinnlos. Erstaunlich ist nur, dass sich überhaupt noch jemand für die Position findet. Trotz der Erkenntnis, dass die verheerenden Konsequenzen des Klimawandels bald nicht mehr abwendbar sein werden, ist die Menschheit offensichtlich nicht willens, gegenzusteuern. Es ist so deprimierend!
    Carl Ibs, Salzgitter

  • Vor 50 Jahren wurde eine wissenschaftliche Analyse unserer auf exponentiellem Wachstum basierenden zerstörerischen Lebensweise veröffentlicht. Die vom Club of Rome erstellte Prognose »Die Grenzen des Wachstums« hat zunächst für große Aufregung gesorgt. Aber schon bald wurden die Aussagen, vor allem von der Wirtschaft, die gut an der gnadenlosen Ausbeutung der Erde verdient, in Zweifel gezogen. Die Menschen in den reichen Ländern der Nordhalbkugel haben von dem System profitiert und ließen sich gerne beruhigen. Erst mit der Jugendbewegung Fridays for Future rückte das Thema, »unterstützt« von den inzwischen immer häufigeren und katastrophaleren Umweltkatastrophen, in das Bewusstsein der Bevölkerung. Die Politik und die Konzernlenker haben, wie Dixson-Declève sagt, die Probleme negiert, und nun bleibt kaum noch Zeit, um das Richtige zu tun. Die Politik muss endlich handeln und die Regeln der Marktwirtschaft so verändern, dass Profit nur dann möglich ist, wenn umweltschonend, nachhaltig und gemeinwohlorientiert gewirtschaftet wird.
    Dieter Murmann, Dietzenbach (Hessen)

  • Die Weltwirtschaft kann man sich als gefräßige Maschine vorstellen, die sich ziellos und zerstörerisch durch Raum und Zeit bewegt. Es gibt keine vernunftbegabte Zentrale, sondern zahlreiche Dilettanten, die jeweils ihren egoistischen Zielen folgend an der Steuerung arbeiten. Das kann nicht funktionieren, weil es archaisch und chaotisch ist. Diese weltweite Kleinstaaterei wird immer eine globale Lösung verhindern. Nur eine Weltregierung mit allen Vollmachten könnte den Kollaps aufhalten. Und das wird niemals geschehen.
    Rainer Kollewe, Laer (NRW)

Mitten ins Herz

Heft 4/2023 Familie: Was tun, wenn das Kind sich selbst Wunden zufügt? Aus dem Alltag eines Vaters 

  • Endlich, endlich, endlich schreibt jemand auf, wie es ist. Danke! Lange habe ich nicht mehr so viel geweint wie bei der Lektüre Ihres Artikels. Fast alles wie bei uns, nur dass man in Tirol noch weniger adäquate, von Herzen kommende Hilfe bekommt und es fast keine mit örtlichen Schulen vernetzten SchulpsychologInnen oder SchulsozialarbeiterInnen gibt. Das Hilfssystem für Jugendliche ist in Westösterreich noch wesentlich dürftiger ausgebaut als in Deutschland, scheint mir. Außer der Kinder- und Jugendpsychiatrie in Hall/Tirol waren für uns lange keinerlei ambulante Unterstützungsmöglichkeiten erreichbar. Die Kinder- und Jugendpsychiatrie haben wir als sehr wenig hilfreichen, personell absolut unterbesetzten und atmosphärisch kalten Ort erleben müssen, der die Not unserer Tochter eher verschlimmert als gelindert hat. Man ist als Eltern in einer solchen Situation hier lange komplett auf sich allein gestellt. Ich würde mir so wünschen, dass Schulen und Lehrpersonal besser auf die Seelen unserer Kinder und Jugendlichen achten. Nichts wäre wichtiger als das – schon gar nicht Klassenarbeiten, Referate und gute Noten!
    Martina Hahne-Mair, Kolsass (Österreich)

  • Aus unserer Erfahrung ist es tatsächlich so, dass Erziehungsberechtigte als Letzte erfahren, dass sich Kinder und Jugendliche selbst verletzen, weil sie Strategien entwickelt haben, dies zu verbergen. Hinweise gibt es zwar, wie Schlabberkleidung oder Rückzug, dies wird aber oft als pubertäre Entwicklung überspielt. Zumeist sind die Ersten, denen sich geöffnet wird, engere Freunde. Hier kommt der Schule eine große Aufgabe zu, da dies der Ort ist, wo Jugendliche sich in der Öffentlichkeit zeigen, sich Betroffene oder Freunde Lehrer:innen anvertrauen. Es ist daher entscheidend, wie Lehrkräfte reagieren, Vertrauen aufbauen, aber auch, dass sie sich nicht zu Komplizen der Betroffenen entwickeln. Es ist dringend notwendig, psychische Erkrankungen von Kindern und Jugendlichen verstärkt in die Ausbildung von Lehrer:innen aller Schulformen zu integrieren. Ein rechtzeitig erkannter Behandlungsbedarf verhindert eine Verfestigung.
    Rainer Staska (Mitgl. Arbeitskreis Schule und Psychiatrie), Herborn (Hessen)

  • Dieser Artikel hat mitten ins Herz getroffen, einfach, weil ich fast jede Zeile nachfühlen konnte und der Bericht mehrere Jahre der Verzweiflung und auch der Erleichterung wieder aufgewühlt hat. Gelernt haben wir, dass wir als Eltern die Hilfe Profis überlassen müssen. Wir können nur unterstützen, dürfen dafür aber endlich wieder einfach nur Eltern sein. Es steht und fällt mit dem richtigen Therapeuten, der echten Zugang zum Kind findet. Letztendlich hat eine langfristige Therapie den Weg gewiesen, bei der unsere Tochter irgendwann zu dem Punkt kam, sich helfen lassen zu wollen, um aus eigener Kraft aus dem tiefen Loch zu kommen. Nach mehreren Jahren durch diese Hölle sitzt eine ziemlich abgeklärte junge Frau neben mir, die ihre Grenzen kennt und einen ganzen Handwerkskasten voll Strategien hat für die Momente, in denen es ihr nicht gut geht. Das Allerschönste aber: Sie hat ihr Lachen zurückgewonnen, macht Pläne für die Zukunft und ist zu einem sehr mitfühlenden Menschen herangewachsen. Vielleicht kann dieser gute Ausgang Mut machen. Der Weg ist lang und hart, aber er lohnt sich. Liebe unbekannte Eltern: Haltet durch, unterstützt euer Kind, aber überlasst die Hauptarbeit den Profis. Dann könnt ihr einfach wieder nur Eltern sein. Und auch wichtig: Verliert euch selbst nicht auf diesem Weg!
    Michaela Stege, Hamburg

Vorschläge umsetzen

Heft 4/2023 Die Steuerfahnderin Birgit E. Orths berichtet von dummen, dreisten und erfolgreichen Tätern 

  • Dank an die Steuerfahnderin für ihren langjährigen Einsatz und ihr Buch. In Zeiten, in denen der Staat Unsummen Schulden machen muss, sollten Frau Orths’ Vorschläge doch umgesetzt werden.
    Günter Pfeiffer, Herchen (NRW)

Tief berührt

Heft 4/2023 SPIEGEL-Gespräch mit Rachel Hanan, die vier Konzentrationslager überlebte 

  • Dieses Interview hat mich tief berührt. Man kann vor Frau Hanan nur auf die Knie sinken und sie und alle Holocaust-Überlebenden um Verzeihung bitten. Diese Untaten dürfen sich nie wiederholen und nie vergessen werden.
    Rüdiger Stuis, München

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