
Patrick Mariathasan für den SPIEGEL
Briefe
So sehen Loser aus
Heft 4/2023 Psychogramm eines Unternehmergenies auf Selbstzerstörungskurs
Ja, Elon Musk scheint für die Allgemeinheit verrückt zu sein. Aber dieses Genie quasi als Nazi abzubilden, wie Ihr Titelbild suggeriert, geht gar nicht. Ich finde, Sie liegen seit Längerem bei den Titelbildern und -storys daneben.
Marc Langentepe, Seedorf (Schl.-Holst.)Der SPIEGEL ist schuld daran, dass in meinem Exemplar die Seiten über Elon Musk nass wurden. So geweint habe ich, als ich las, dass er die Tabelle der Reichen nicht mehr anführt.
Andreas Willscher, Hamburg»Selbstzerstörung« mit 153 Milliarden US-Dollar auf dem Konto – klingt lässig.
Ulrich Bihler, Homburg (Saarl.)Warum widmen Sie dem überheblichen und offenbar größenwahnsinnigen Elon Musk, der innerhalb kurzer Zeit das meiste Privatvermögen aller Zeiten verloren hat, eine Titelgeschichte? Und dazu noch ein Interview mit seinem kritiklosen Bewunderer Frank Thelen, dessen Fonds im Jahr 2022 über 50 Prozent seines Werts verloren hat? So sehen Loser aus, die sich in krasser Verkennung der Realität für Gewinner halten. Sie verdienen keine mediale Aufmerksamkeit.
Dr. Helmut Eschweiler, BerlinMit der Twitter-Shoppingtour hat sich Elon Musk eine neue Baustelle geschaffen, die er nicht braucht. Und das zusätzlich zu den bestehenden Firmenbeteiligungen und der gerichtlichen Auseinandersetzung. Damit verläuft er sich mehr und mehr auf dem schmalen Grat zwischen Genie und Wahnsinn. Vielleicht hat er das ja nun eingesehen, da er Tom Zhu zum wichtigen Tesla-Manager berufen hat. Denn auch er ist nicht Gott.
Rainer Szymanski, Grünheide (Brandenb.)Die Twitter-Übernahme war Elon Musks Versuch, zum Gott zu werden, angebetet von Millionen Usern. Was will man von einem Soziopathen auch anderes erwarten? Die nächste Stufe wird sein, dass er, als Egomane, mit bodenloser Enttäuschung reagiert. Mal sehen, wo das hinführt. Im Übrigen beruht sein »Erfindergeist« im Wesentlichen darauf, mörderischen Druck auf seine Ingenieure auszuüben. Dass Investoren ihn verherrlichen, zeigt nur, dass sie das gutheißen. Insofern ist alles wie immer: Der größte Hai im Becken wird von allen anderen Fischen vergöttert – bis er sie frisst.
Dr. Michael Groß, Nesselröden (Nieders.)Musk reiht sich nahtlos ein in die Riege jener menschlichen Irrlichter unter uns, die in ihrer Selbstherrlichkeit davon überzeugt scheinen, dass das Bündel Materie, das wir »Mensch« nennen, bei ihnen von außergewöhnlicher Art sein muss. Mir sind Leute à la Musk grundsätzlich suspekt – von Göttlichkeit keine Spur!
Rüdiger Reupke, Isenbüttel (Nieders.)Wie beruhigend, dass solch reiche Menschen nicht gottgleich, sondern eher beschränkt und schwach sind. Das ist auch beim ehemals reichsten Mann Bill Gates sichtbar geworden. Denn das so verdiente Geld hat nichts zu tun mit der Bewahrung der Schöpfung. Diese kann sich nur durch gegenseitige Rücksichtnahme erhalten. Sowohl der Computer als auch das Internet und das Auto dienen nicht dem dazu nötigen reduzierten und nachhaltigen Lebensstil. Dass Autodeutschland, das einst reichste Land Europas, jetzt am Absteigen ist, bestätigt das. Wer mit seiner Tätigkeit die Schöpfung schützt, verdient dagegen kaum Geld.
Priska Gehring, Freiburg im Breisgau
Krieg ist Politikversagen
Heft 4/2023 Im Jahr des Leoparden
Ein Trupp von zehn exzellenten, fachlich ausgewiesenen Journalisten – darunter gottlob eine Frau – soll in Windeseile ein treffendes Porträt des neuen Verteidigungsministers Boris Pistorius erstellen. Seine Biografie und belegten Äußerungen sind eine dankbare Fundgrube. Fazit: durchsetzungsfähig, wenn auch manchmal robust, dabei von sich überzeugt, bisweilen zu offen (Deutschland sei indirekt am Krieg beteiligt), kanzlertreu. Die Truppe werde ihn mit offenen Armen aufnehmen, so die Erwartung des Kanzlers. Der wird Pistorius wohl in der Panzerfrage die Entscheidung für den »Leoparden« auferlegen, um sich vom Nimbus des ewigen Zauderers zu befreien. Wird der Minister damit gleichzeitig zum Hoffnungsträger für die angeschlagene Koalition?
Karl-Heinz Groth, Goosefeld (Schl.-Holst.)Nach der Blindgängerin Lambrecht sollte alles besser werden. Der Neue hatte ja wenigstens seinen Grundwehrdienst geleistet – toll, wie niedrig hier die Qualifikationslatte gelegt wird. Und dann dieser unsägliche Auftritt in Ramstein. Er habe sofort das Ministerium angewiesen, festzustellen, wie viele Panzer im Heer und der Industrie vorhanden seien, sagte Pistorius dort. Die nächste Blendgranate der aktuellen Regierung.
Knut Kriegsmann, UlmWollen die Union-Schreihälse und zahlreiche Boulevardschreiber partout nicht zur Kenntnis nehmen, dass eine Lieferung der Leopard-Kampfpanzer Deutschlands an die Ukraine nicht nur eine weitere Erhöhung der Kriegsgefahr zwischen Nato und Russland zur Folge hätte, sondern auch weitere Millionen ukrainischer Flüchtlinge Richtung Westen mit sich brächte? Scholz und Pistorius zeigen gottlob klare Kante trotz enormen Drucks.
Thomas Enders, KoblenzJa, Verteidigungsminister Struck war bei der Truppe sehr beliebt, denn sie will Einsätze, nicht nur üben. Wenn die Truppe nun hofft, Pistorius werde »eine Art Peter Struck 2.0«, dann hofft sie, auch er werde ihr zu einem militärischen Einsatz verhelfen.
Wolfgang Maucksch, Herrieden (Bayern)Im vergangenen Sommer hat die Ukraine mit den geeigneten Waffen an ungefähr einem Tag 6000 Quadratkilometer zurückgewonnen. Nichts spricht dagegen, dass es kommenden Sommer so weitergeht. Natürlich möchte keiner als Totengräber der russischen Armee dastehen. Für diese Rolle guckt man sich lieber ein besonders doofes Volk aus, dem zum Schluss jeder bestätigen wird, dass dank seiner tollen Panzer alles ganz schnell gegangen ist.
Peter Kampa, Dörpen (Nieders.)Die Deutschen sollten sich lieber für den Frieden mit Russland hervortun, als blindlings verantwortungslosen Kriegstreibern in deutschen und ausländischen Medien und Politik zu folgen. Die ersten mit Liebesgrüßen aus Moskau mittels nicht abwehrbarer Hyperschallraketen gesendeten Atombomben werden über den Köpfen derer explodieren, in deren Land die meisten von jeher gegen Russland gerichteten amerikanischen Bomben gelagert sind – richtig: über den Köpfen der Deutschen. Und die besten Freunde Deutschlands jenseits des Atlantiks werden aus sicherer Entfernung fasziniert den schaurig schönen Feuerball über Europa beobachten.
Dr. Hans Renner, Innsbruck (Österreich)20 Jahre lang hieß es, unsere Freiheit werde am Hindukusch verteidigt, jetzt wird sie in der Ukraine verteidigt. Wenn die selbst ernannten Sicherheitsexperten Strack-Zimmermann, Hofreiter und Co. sich durchsetzen, wird unsere Freiheit demnächst in Ostdeutschland verteidigt. Allerdings fehlen uns dann die Panzer – die wurden zuvor in der Ukraine zu Schrott geschossen. Als Kanzler Schröder die Teilnahme am Irakkrieg verweigerte, hat Angela Merkel ihm vorgeworfen, er habe Deutschland international isoliert. Gut, dass es in der SPD noch besonnene Kräfte gibt, die nicht aus reiner Betroffenheit handeln. Krieg ist nicht die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln, sondern die Folge von Politikversagen.
Hartmut Herbst, HannoverWenn wir uns Russlands Geschichte der vergangenen 200 Jahre vor Augen halten, im Besonderen mit Blick auf Putins Regime, so verliert ein Russland, das sich territorial nicht erweitert, für viele Russen an Legitimität. Dies ist einer der Gründe, weshalb Russland diesen Krieg vernichtend verlieren sollte. Andernfalls wird es kaum nach der Ukraine haltmachen und sich immer erweitern wollen, ob uns das gefällt oder nicht. Ich erinnere an die Drohung des russischen Außenministers Lawrow an Deutschland vor einigen Monaten, die Wiedervereinigung sei nicht rechtmäßig gewesen. Dmitrij Medwedew gab noch eins drauf, als er sagte, Russland mache in der Ukraine den ersten Schritt zur Schaffung eines Eurasiens von Lissabon bis Wladiwostok. So gesehen ist die zögerliche Haltung des Kanzlers bezüglich der Leopard-Lieferung an die Ukraine eine Katastrophe für Deutschland und die EU.
Richard Gubert, Meran (Italien)Deutschland darf nicht Teil dieses Krieges werden, auch nicht, wenn Frau Strack-Zimmermann, einige Nato-Partner und viele Journalisten offenbar eine andere Risikobereitschaft haben als der Kanzler.
Rüdiger Lüttge, Gielsdorf (Brandenb.)
Nur der Zipfel der Decke
Heft 3/2022 Wie eine Gruppe linker Journalisten den großen Deal mit einer Berliner Immobilie machte
Die Geschichte um das Haus Oranienstraße 169 macht wütend. Weniger weil die Besitzer 3,4 Millionen abzogen, sondern weil sie damit durchkommen. Manchmal muss man Summen auf eine persönliche Ebene herunterrechnen, um ein Gefühl für die Dimension zu bekommen: Ich müsste rund 250 Jahre alt werden, um mit meiner erarbeiteten Rente auf den Betrag der 3,4 Fördermillionen zu kommen. Nicht nur die Ultrarechten sind eine Gefahr für unsere Demokratie, sondern vor allem die Selbstgerechten mit ihren Ansprüchen an die Gesellschaft – ohne Gegenleistung, versteht sich.
Christoph Nitsche, Straßenhaus (Rhld.-Pf.)Im Kreise der sogenannten Edelfedern ist die Kriminalität, wie in allen anderen Bevölkerungsgruppen, ebenfalls vorhanden. Schlimm ist es, dass es sich bei dieser Klientel um einen Personenkreis handelt, welcher bei anderen solche Dinge gnadenlos anprangert.
Gerhard Draumann, Bürstadt (Hessen)Dieser Artikel zeigt genau die Doppelmoral, die manche haben, wenn es um den eigenen Geldbeutel geht. Es wird alles unternommen, was man wahrscheinlich aus eigenen Recherchen gesehen hat, um die hohen Zuschüsse nicht zu verlieren. Es werden Namensschilder für Wohnungen montiert, obwohl nicht selbst bewohnt, Mieter erhalten keinen schriftlichen Mietvertrag, Mieter sollen sich nicht oder in anderen Wohnungen anmelden, Nebenkosten werden bar kassiert. Hoffentlich hat der Beitrag Auswirkungen auf die Eigentümer der Oranienstraße 169.
Elmar Brändel, Königsbronn (Bad.-Württ.)Eine sehr aufschlussreiche Reportage. Sicherlich kein Einzelfall, auch über Berlin hinaus, wie Steuergeld in gutem Glauben gierigen Einzelpersonen in den Schlund gesteckt wird. Noch erschreckender als die versagenden Ämter ist allerdings die hier beschriebene Doppelmoral der Protagonisten. Aber das kennt man ja leider wiederum aus vielen anderen Bereichen.
Andrea Bauer, Oberammergau (Bayern)Es bleibt einem die Spucke weg, mit was für einer Selbstverständlichkeit die angebliche Fördertruppe kriminell zu Werke ging. Ich hoffe inständig, dass sie damit nicht durchkommt, und wünsche den Mietern einen gemeinwohlorientierten Eigentümer.
Christina Lolk, BremenDer so detaillierte und gute Bericht über die Doppelmoral, den dreisten Betrug am Steuerzahler und die Anstiftung zum Betrug der linken Journalisten macht mich fassungslos. Das gilt auch für die unfähige Berliner Verwaltung, die ihrer Kontrollfunktion nicht nachkommt und damit die Gier ermöglicht, die sonst in den Artikeln der betreffenden Journalisten angeprangert wurde. Die Krönung in diesem Sumpf ist Baustadtrat Florian Schmidt, der sonst kein Blatt vor den Mund nimmt, es aber nicht für nötig hält, den Betrug zu verfolgen, sondern lieber seinen Bekannten einen Tipp zum Kauf des Hauses in der Oranienburger Straße gibt und einen Mieter des Hauses auffordert, nicht mehr mit dem SPIEGEL zu sprechen. Wünschenswert wäre, dass der SPIEGEL zu den Verstößen der Journalisten Senator Andreas Geisel für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen und Justizsenatorin Lena Kreck einen Fragenkatalog vorlegt, damit der Fall nicht im Sande verläuft.
Patrizia Krienke, HamburgDas sind die tief recherchierten Hintergrundartikel, die den SPIEGEL unersetzlich machen. Danke!
Stefan Berkholz, BerlinSehr gut recherchiert und geschrieben. Es trifft die Verhältnisse in Kreuzberg. Leider ist der Bezirk außer Mythos bald nicht mehr sichtbar als ehemaliges Modellvorhaben der »behutsamen Stadterneuerung« der Internationalen Bauausstellung. Als links-ökologisches Modell für die Republik und darüber hinaus nach 40 Jahren grüner Stadtregierung ist das Quartier völlig abgerutscht, das ist überall sichtbar. Sie haben den Zipfel der Bettdecke angehoben, unter der sich ein verwobenes Konstrukt von Pseudopartizipation und Umweltorientierung bestens eingerichtet hat. Insofern weiter so, Sie könnten mit dem übernächsten Haus weitermachen.
Peter Beck, BerlinSo soll Journalismus sein: Missstände aufdecken, Namen nennen, auch wenn es wehtut. Bravo!
Inga Hänsel-Nell, Wuppertal
Was die Leser meinen
Heft 3/2023 Briefe
Es ist seit jeher äußerst interessant, was die Leser zu den einzelnen Themen meinen. Warum nicht endlich eine Seite mehr dafür, anstatt viele Seiten mit überflüssigen Themen wie den Royals zu vergeuden?
Klaus Schröter, Weißenburg (Bayern)
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