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Gaming-Influencer So verdienen Streamer auf Twitch ihr Geld

Die Streaming-Plattform Twitch ist von einem riesigen Daten-Leak betroffen. Unter anderem geht es um Auszahlungen an Streaming-Profis. Wie das Geschäft auf Twitch funktioniert, erklären wir hier.
Von Pelle Kohrs

Peter baut mit einer Spitzhacke gerade Steine in »Minecraft« ab. Mit ihnen möchte er eine Fabrik errichten. »Stöcke brauchst du auch noch«, schreibt ein Zuschauer im Chat. Peter bedankt sich für den Tipp. Mehrere Hundert Menschen gucken ihm gerade zu. Sie haben sich über das Internet zugeschaltet, denn Peter ist Streamer auf Twitch.tv. Das ist eine Website, auf der Menschen sich selbst und das, was auf ihrem Bildschirm passiert, in Echtzeit präsentieren können. Peter, der online als Debitor bekannt ist, macht genau das schon seit zehn Jahren. »Das Streamen ist ein Teil meines Berufs, ich verdiene damit mein Geld«, sagt er.

Peter ist als YouTuber bekannt geworden. Unter dem Namen DebitorLP streamt er seit zehn Jahren auch auf Twitch.

Peter ist als YouTuber bekannt geworden. Unter dem Namen DebitorLP streamt er seit zehn Jahren auch auf Twitch.

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Twitch wurde im Jahr 2011 von fünf US-Amerikanern gegründet. Schon bald besuchten viele Millionen Menschen die Plattform. Der Internethändler Amazon wurde darauf aufmerksam und kaufte Twitch den Gründern ab. Vor allem um damit Google Konkurrenz zu machen, das mit YouTube ebenfalls eine große Videoplattform besitzt.

Heute ist Twitch als Teil von Amazon ein großes Unternehmen. Bis zu sieben Millionen Streamerinnen und Streamer gehen jeden Monat auf der Plattform live. Nur die wenigsten von ihnen verdienen aber auch Geld. Dazu müssen Streamende nämlich eine Partnerschaft mit der Plattform eingehen. Und das ist nur für diejenigen möglich, die mit ihrem Twitch-Kanal bestimmte Anforderungen erfüllen. Sie müssen zum Beispiel an zwölf verschiedenen Tagen live gewesen sein und im Schnitt mindestens 75 Zuschauende gehabt haben. Das klingt nach wenig, ist aber gar nicht so einfach – nur etwa einer von 150 Streamenden ist mit Twitch verpartnert.

Peter ist einer von ihnen. Fünf- bis sechsmal die Woche ist er live. »Und dann meistens für vier bis fünf Stunden«, sagt er. In der Regel hat er dann konstant rund 400 Zuschauerinnen und Zuschauer. Dadurch verdient er Geld, zum Beispiel durch Werbung. Während seines Streams kann Peter bis zu drei Minuten lang Werbeunterbrechungen laufen lassen. »Das tue ich aber fast nie, weil das die Leute abschreckt.«

Dein SPIEGEL: Warum Freundschaften so wichtig sind
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Dein SPIEGEL

Es gibt Freundschaften, die so innig sind, dass sie Jahrzehnte überdauern oder sogar ein ganzes Leben lang anhalten. Normal ist das aber nicht: Laut Forschenden findet nach rund sieben Jahren jede zweite Freundschaft ihr Ende. In der Titelgeschichte von »Dein SPIEGEL«, dem Nachrichten-Magazin für Kinder, geht es darum, was wahre Freundschaft ausmacht und wie sie sich auch in schwierigen Zeiten erhalten lässt. Das Magazin gibt es am Kiosk, ausgewählte Artikel online. Erwachsene können das Heft auch hier kaufen:

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Die Einnahmen durch Werbung machen ohnehin nur einen kleinen Teil des Gesamteinkommens von Twitch-Streamenden aus. Das meiste Geld erhalten sie durch Abonnements, die Twitch-Währung Bits und Spenden.

Abos können Zuschauende bei Kanälen abschließen, die sie besonders gern mögen. Anders als zum Beispiel bei YouTube kostet ein Abo auf Twitch Geld und läuft nur einen Monat lang. Wer ein Abo abschließt, bekommt dafür ein Abzeichen vor seinem Twitch-Namen und Zugriff auf besondere Emoticons im Live-Chat, über den Streamende mit ihrem Publikum Kontakt halten. Es gibt drei Abo-Möglichkeiten: ein Abo für 3,99 Euro, eines für 7,99 Euro oder eines für 19,99 Euro. Je teurer das Abo, desto besser die Abzeichen und Emoticons. Das Geld müssen sich die Streamenden mit Twitch teilen. So ist es in ihrem Partnervertrag abgemacht.

Kosten und Altersgrenzen

Wer sich einen Twitch-Kanal anschauen möchte, muss dafür kein Geld ausgeben. Weder ein eigenes Nutzerkonto noch ein Abo sind notwendig, um sich einen Stream angucken zu können. Will man sich jedoch im Chat beteiligen oder Kanälen folgen, benötigt man einen eigenen Account. Den darf man sich auf Twitch erst erstellen, wenn man mindestens 13 Jahre alt ist und die Eltern einverstanden sind. Und selbst dann kann man sich nicht alle Kanäle anschauen: Einige sind nämlich erst ab 18 Jahren freigegeben. Das ist zum Beispiel bei Streamerinnen und Streamern so, die nicht jugendfreie Videospiele spielen oder die besonders häufig Schimpfwörter benutzen.

Bei Peters Kanal haben derzeit rund 600 Menschen ein Abo abgeschlossen. Weiteres Geld verdient er durch Bits. So heißt Twitchs virtuelle Währung, die sich Zuschauende für Echtgeld kaufen und dann an ihren Lieblingsstreamer oder ihre Lieblingsstreamerin weiterleiten können. 100 Bits kosten 1,47 Euro. Gibt man sie an einen Streamenden weiter, bleibt für den etwa ein Euro übrig. Der Rest der Summe geht an Twitch.

Auch durch Spenden erhalten Twitch-Streamende Geld. Sie kommen von Zuschauenden, die ihre Lieblingskanäle unterstützen wollen. Für Streamerinnen und Streamer sind sie eine besonders wichtige Einnahmequelle, weil sie nicht mit Twitch geteilt werden müssen.

Mehr als 30 Millionen Menschen besuchen Twitch.tv jeden Tag.

Mehr als 30 Millionen Menschen besuchen Twitch.tv jeden Tag.

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Trotz der vielen Möglichkeiten ist es schwierig, allein von den Twitch-Verdiensten zu leben. Peter kann das nicht, dafür reicht das Geld nicht aus. Deswegen ist er als Gaming-Influencer auch noch auf YouTube und Instagram aktiv. »Das Zusammenspiel aller Plattformen macht den Streamer-Beruf aus«, sagt er.

Nur besonders bekannte Streamerinnen und Streamer verdienen genug Geld auf Twitch, um hauptberuflich dort arbeiten zu können. Und einige wenige werden dadurch sogar reich. Der durch »Fortnite« bekannt gewordene Streamer Ninja zum Beispiel verdiente im Jahr 2018 mehr als 400.000 Euro pro Monat nur durch Abos auf seinem Twitch-Kanal. Damals schalteten bei seinen Livestreams durchschnittlich 58.000 Menschen ein.

»Das ist aber die Ausnahme«, sagt Peter. Vor allem wer neu mit dem Streamen anfängt, kann froh sein, überhaupt einen Zuschauer oder eine Zuschauerin zu haben. Für die meisten Menschen bleibt Twitch daher nur ein Hobby.

Dieser Artikel erschien in »Dein SPIEGEL« 10/2021.

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