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Andreas Chudowski

Gesundheitsminister Spahn im Kinder-Interview »Ich saß mit Jogginghose in der Videokonferenz«

Die »Dein SPIEGEL«-Kinderreporter trafen Gesundheitsminister Jens Spahn - mit Abstand und Maske. Sie sprachen mit ihm über Weihnachten in Pandemie-Zeiten und mögliche neue Schulschließungen.
Redaktionelle Begleitung: Antonia Bauer

Dein SPIEGEL: Wir waren dieses Jahr monatelang nicht in der Schule, unsere Eltern haben von zu Hause aus gearbeitet. Waren Sie auch im Homeoffice?

Spahn: Ja, sehr viel sogar. Ich besuche normalerweise viele Veranstaltungen, halte Reden und schüttele Hände. Das ist dieses Jahr fast alles ausgefallen. Ich war so viel zu Hause wie noch nie, habe aber meistens gearbeitet.

Dein SPIEGEL: Haben Sie sich immer mit Krawatte und Anzug vor den Computer gesetzt?

Spahn: Ich saß auch mal mit Jogginghose in einer Videokonferenz. Aber obenrum war ich immer schick und ordentlich!

Dein SPIEGEL: Wir mussten beide unsere Geburtstagsfeiern mit Freunden absagen. Das war ganz schön traurig. Wie haben Sie dieses Jahr Ihren Geburtstag gefeiert?

Spahn: Ich bin im Mai dieses Jahres 40 geworden und wollte eigentlich groß in meiner Heimat, dem Münsterland, feiern. Die Party habe ich auf nächstes Jahr verschoben – ich hoffe, wir können dann wieder gemeinsam feiern.

Dein SPIEGEL: Ideen für eine bessere Schulzeit

Lehrermangel, schlechte Ausstattung, ein veraltetes Noten-System – von vielen deutschen Schulen ist mehr Negatives als Positives zu berichten. Dabei könnte es fairer und zeitgemäßer laufen: In der Titelgeschichte des Kinder-Nachrichtenmagazins »Dein SPIEGEL« geht es um Schulen, die gute Beispiele abgeben. Außerdem: Bundesminister Cem Özdemir spricht mit Kinderreporterinnen über Ernährung. Das Magazin gibt es am Kiosk. Eltern können das Heft auch online kaufen:

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Dein SPIEGEL: Wann wird es denn einen Impfstoff geben?

Spahn: Gerade arbeiten Forscher mit Hochdruck daran, einen Impfstoff zu entwickeln. Es muss ja ein komplett neuer Wirkstoff entwickelt werden. Alle, die es bereits gibt, wirken nicht gegen das Coronavirus. Wir werden wahrscheinlich so schnell einen Impfstoff haben wie nie zuvor in der Geschichte. Schon in den nächsten Monaten könnte er fertig sein.

Dein SPIEGEL: Werden wir dann alle geimpft?

Spahn: Es wird keine Impfpflicht geben, man muss sich also nicht impfen lassen. Aber ich denke, dass viele Menschen geimpft werden wollen. Es können nicht alle Menschen gleichzeitig geimpft werden, sondern nach und nach. Außerdem müssen wir genau beobachten, wie der Impfstoff wirkt und wie lange er schützt.

Dein SPIEGEL: Was können wir bis dahin tun?

Spahn: Wir können aufeinander aufpassen. Abstand zu anderen einhalten, Hände waschen, eine Maske tragen – so wie wir das hier gerade machen. Wir sind nicht machtlos. Klar ist es schwer, eigentlich will man ja mal jemanden besuchen oder umarmen. Gibt es denn Momente, wo es euch besonders schwerfällt?

Rosa: Ich nähe gern mit meiner Nachbarin, die ein bisschen älter ist. Eigentlich hatten wir schon ein neues Projekt geplant, aber ich soll im Moment nicht zu ihr in die Wohnung. Das ist total schade.

Spahn: Das kann ich verstehen. Für Kinder ist die Corona-Zeit besonders schwer. Aber die Kinder in Deutschland haben in dieser Zeit auch besonders gut mitgeholfen und aufeinander achtgegeben.

Das Interview
Foto: Andreas Chudowski

Die Kinderreporter Jakob, 11, und Rosa, 12, aus Berlin gehen in dieselbe Klasse. Jakob ist dort Mitglied in einer Corona-Kommission, in der Eltern, Lehrer und Schüler beraten, wie gut es klappt, sich an die Regeln zu halten, und welche Schwierigkeiten es gibt. Rosa macht Karate und zeichnet und näht gern. Jakob spielt Bratsche und Klavier und singt in der Deutschen Oper.

Das Interview fand statt, bevor bekannt wurde, dass sich Jens Spahn mit dem Coronavirus angesteckt hatte. Beim Treffen saßen die Kinder in zwei Meter Abstand zum Minister. Als sie für Fotos näher beieinanderstanden, trugen alle eine Maske und berührten sich nicht. Die Hygienevorschriften einzuhalten hat funktioniert: Weder die Kinderreporter noch Fotograf Andreas Chudowski oder Redakteurin Antonia Bauer haben sich angesteckt. Alle haben sich isoliert, wurden negativ getestet und sind gesund

Dein SPIEGEL: Die Schulschließungen waren für uns schwierig. Man sollte die Aufgaben mit dem Computer erledigen, aber wir hatten zum Beispiel gar nicht genug Geräte in der Familie, damit alle gleichzeitig arbeiten und lernen konnten. War das wirklich notwendig, dass die Schulen geschlossen werden mussten?

Spahn: Wir wussten damals im März noch nicht viel über das Coronavirus. Andere Viren, wie das Grippevirus, verbreiten sich oft über Treffpunkte wie Schulen: Ein paar Kinder haben das Virus in sich, vielleicht auch ohne es zu merken, und stecken andere an, die es dann in die Familie tragen. Wir haben vermutet, dass das bei dem Coronavirus auch so ist. Aber mittlerweile gehen wir davon aus, dass Kitas und Grundschulen keine entscheidenden Infektionstreiber sind – dass es dort nicht sehr viele Ansteckungen gibt.

Dein SPIEGEL: Werden Schulen wieder zumachen?

Spahn: Ich bin gegen Schul-Schließungen. Eure Ausbildung ist zu wichtig. Und eure Eltern brauchen die Zeit ja auch, um zur Arbeit zu gehen.

Dein SPIEGEL: Wie werden Sie dieses Jahr Weihnachten feiern?

Spahn: Ich bleibe mit meinem Mann zu Hause, wahrscheinlich nur zu zweit. Erinnert ihr euch noch an Ostern? Da mussten wir alle Menschen in Deutschland bitten, nicht wegzufahren und ihre Familien nicht zu besuchen. Mit dem Reisen erhöht sich auch die Wahrscheinlichkeit, dass sich das Virus weiterverbreitet. Noch ist nicht klar, ob wir das an Weihnachten wieder machen müssen. Das hängt davon ab, wie viele Leute sich in den nächsten Wochen anstecken.

Dein SPIEGEL: Wie lange wird Corona noch dauern? Und wann ist wieder alles normal?

Spahn: Covid-19 geht leider nicht weg. Das Virus wird wahrscheinlich nie ganz verschwinden. Das ist ähnlich wie bei Masern oder Windpocken. Mit dem Unterschied, dass wir uns dagegen impfen lassen können. Das wird hoffentlich auch bald gegen das Coronavirus möglich sein. Unser Ziel ist es, dass sich so viele Menschen wie möglich impfen lassen. Dann wird nach und nach alles wieder wie früher: Es wird keine Maskenpflicht mehr geben, der Unterricht wird normal weitergehen, Geburtstagsfeiern sind wieder möglich. Sich die Hände gründlich zu waschen bleibt aber trotzdem Gewohnheit – das schützt auch vor vielen anderen Krankheiten.

Dieses Interview erschien in "Dein SPIEGEL" 12/2020.

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