

Schulversuch in Dresden »Ich schreibe die Tests erst, wenn ich glaube, alles verstanden zu haben«
»An meiner Schule ist alles ein bisschen anders. Es gibt hier keine Noten, und auch der Unterricht ist nicht so wie an anderen Schulen. Ich gehe auf die Universitätsschule Dresden. Das ist eine Schule, an der ausprobiert wird, wie sich der Unterricht in Zukunft verändern könnte. Meine Eltern und ich fanden das Konzept super, deswegen haben sie mich letztes Jahr hier angemeldet. Heute gehe ich in die sechste Klasse.
In unserem Unterricht sind mehrere normale Fächer zu einem zusammengelegt. Englisch und Deutsch bilden zum Beispiel das Fach ›Sprache‹, und Geschichte und Geografie sind ›GeWi‹. Woran ich in diesen Fächern arbeiten will, kann ich mir selbst aussuchen, das Thema muss aber zum Fach passen.
Wenn wir ›Naturwissenschaften‹ haben, kann ich mich zum Beispiel mit der Frage beschäftigen, wie wirbellose Tiere leben. Solche Themen heißen bei uns Lernpfade. Welche davon zur Auswahl stehen, kann ich auf meinem Laptop sehen – jeder Schüler hier hat einen eigenen. Darauf trage ich auch ein, wie weit ich mit einem Lernpfad gekommen bin.

Dein SPIEGEL
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In welchem Tempo ich die Lernpfade erledige, kann ich selbst entscheiden. Wir arbeiten nämlich die ganze Zeit eigenständig. Unsere Lehrer stehen nicht vor der Klasse und stellen uns Fragen, sondern lassen uns in Ruhe arbeiten und helfen nur, wenn wir mal nicht weiterkommen. Ich finde das gut, weil der Unterricht auf diese Weise viel entspannter ist. Es gibt keinen Zeitdruck, und wenn ich auf ein Thema gerade keine Lust habe, kann ich mich erst mal mit einem anderen beschäftigen.
Neben dem Fachunterricht haben wir noch Projektunterricht – insgesamt anderthalb Stunden pro Tag. Darin arbeiten wir in kleinen Gruppen zusammen an einer Frage. Wir finden zum Beispiel heraus, warum Flugzeuge fliegen können. Auch das macht mir großen Spaß.
Prüfungen wie an einer normalen Schule gibt es bei uns nicht. Wenn wir die Fragen aus dem Projektunterricht beantwortet haben, müssen wir die Ergebnisse in einer Präsentation vorstellen. Davor bin ich zwar oft nervös und aufgeregt, das wird aber meistens schon während des Vortrags besser. Und ansonsten schreiben wir zu den einzelnen Lernpfaden Tests. Aber wann wir das machen, kann sich jeder selbst aussuchen. Ich schreibe sie immer erst, wenn ich glaube, alles verstanden zu haben. Dann sind die Tests auch kein Problem mehr.
Noten bekommen wir für all das nicht. Ich kann bei den Tests nur sehen, wie viel ich richtig gemacht habe. Bei vielen Fehlern kann ich sie einfach noch mal bearbeiten, bis ich mit dem Ergebnis zufrieden bin. In unseren Zeugnissen steht am Ende nur, welche Lernpfade wir bearbeitet haben und wie gut uns das gelungen ist. Wenn ich hier später mein Abitur mache, soll es aber normale Noten geben. Bisher gibt es aber noch gar keine Oberstufe, weil die Schule noch im Aufbau ist.
Als ich in der ersten Klasse war, hatte ich oft Angst vor der Schule. Deswegen habe ich sogar die Grundschule gewechselt. Ich wollte damals auf keinen Fall schlechte Noten bekommen, weil ich dachte, dass mich die anderen dafür auslachen werden. Damit das nicht passiert, habe ich immer ganz viel gelernt. Dadurch hatte ich zwar keine schlechten Noten, dafür aber viel Stress. Das ist jetzt zum Glück anders. Manchmal finde ich Schule immer noch nervig, aber meistens macht sie mir Spaß. Und Angst habe ich überhaupt nicht mehr.«
Dieses Protokoll erschien in »Dein SPIEGEL« 04/2023.

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