Endlich: Die Impfungen gegen Covid-19 haben begonnen. Hier steht, wie die Impfstoffe wirken und wer wann geimpft wird. Außerdem gibt es die wichtigsten Infos zu den Virus-Mutanten.
Alle Impfungen gegen das Coronavirus haben dasselbe Ziel: Sie sollen immunisieren. Wer immunisiert ist, dem können Coronaviren nichts Schlimmes anhaben. Die Immunität entsteht, weil der menschliche Körper durch die Impfung angeregt wird, Antikörper zu bilden. Mit diesen Antikörpern werden die Coronaviren bekämpft und unschädlich gemacht.
Mehrere Firmen auf der ganzen Welt haben Impfstoffe entwickelt. Nicht alle funktionieren nach demselben Prinzip. In der Grafik haben wir beispielhaft erklärt, wie ein sogenannter mRNA-Impfstoff funktioniert. Darüber wird im Moment viel gesprochen – auch, weil eine der Firmen, die einen mRNA-Impfstoff entwickelt hat, aus Deutschland kommt. Das ist die Firma Biontech.
Foto: Lina Moreno
Darum hat es so lange gedauert, ihn zu entwickeln
Es hat gar nicht lange gedauert – im Gegenteil: Normalerweise dauert die Entwicklung eines Impfstoffs viele Jahre. Weil eine Impfung gegen Corona so dringend benötigt wurde, haben die Impf-ForscherInnen die Erlaubnis bekommen, gewisse Entwicklungsschritte gleichzeitig zu machen, die sonst nacheinander ablaufen.
Die ForscherInnen arbeiten in speziellen Labors. Wenn sie eine Substanz entwickelt haben, die im Labor funktioniert, beginnen umfangreiche Tests: Zunächst wird die Impfung an Tieren getestet, dann an kleinen Menschen-Gruppen, dann an größeren Gruppen mit vielen Tausend TeilnehmerInnen. Der Aufwand ist wichtig, schließlich tragen die Forschenden eine große Verantwortung: Impfstoffe können auch Nebenwirkungen haben wie etwa allergische Reaktionen. Erst wenn alle Tests gut gelaufen sind und man weiß, dass der Impfstoff gut verträglich ist, wird er zugelassen.
Uğur Şahin und Özlem Türeci von der Firma Biontech haben gemeinsam mit ihren MitarbeiterInnen im Labor eine Covid-19-Vakzine entwickelt.
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Die Corona-Pandemie ist ein globales Problem. Alle Länder sind daran interessiert, ihre Leute zu impfen. Die Nachfrage nach Impfstoffen ist also groß. Doch die Firmen kommen momentan nicht schnell genug hinterher, Impfstoffe herzustellen. Das Angebot ist also gering.
Erschwerend kommt hinzu, dass sich die Länder einigen müssen: Welches Land darf den Forschenden wie viel Impfstoff abkaufen – was ist fair? Deutschland zum Beispiel gehört zu der Staatengemeinschaft Europäische Union und hat seine Impfstoffmengen nicht allein, sondern gemeinsam mit anderen EU-Ländern gekauft. Außerdem ist die Impf-Logistik sehr komplex. Zur Logistik gehören Beschaffung, Transport, Lagerung und Verbreitung der Impfstoffe. Einige sind sehr temperaturempfindlich. Sie müssen bei -70 Grad in Spezialkühlschränken gelagert werden. Solche Kühlsysteme stehen aber normalerweise nicht in Arztpraxen herum, also braucht es eigene Zentren, in denen die Menschen die Impfung bekommen können. Diese Zentren mussten erst eingerichtet werden.
Hinzu kommt, dass jeder, der sich impfen lassen will, vorher von einem Arzt aufgeklärt werden muss – auch das nimmt Zeit in Anspruch. Und zu guter Letzt: Mit einer Spritze ist es nicht getan. Die Covid-19-Impfung muss nach einigen Wochen wiederholt werden, erst dann erreicht man die volle Schutzwirkung. All das sorgt dafür, dass es viele Monate dauern wird, bis alle geimpft sind, die sich impfen lassen möchten.
In dieser Reihenfolge wird geimpft
Es gibt keinen Impfzwang. Jeder Erwachsene entscheidet selbst, ob er die Impfung erhalten möchte oder nicht. Wer geimpft werden will, kann aber nicht einfach einen Termin beim Arzt machen und dann die Spritzen bekommen. In Deutschland wird nach einem mehrstufigen Plan geimpft. Das hat das Bundesgesundheitsministerium beschlossen.
Der Grund: Zunächst ist nicht genug Impfstoff verfügbar für alle, die eine Impfung möchten. Deswegen sind zuerst diejenigen dran, die einem hohen Ansteckungsrisiko ausgesetzt sind. Etwa weil sie im Krankenhaus als Ärztinnen und Ärzte, Pflegekräfte oder in der Notaufnahme mit Infizierten arbeiten. Auch alte Menschen über 80 Jahre gehören zur ersten Gruppe, da für sie Corona besonders gefährlich ist.
Impflinge: Die 101-jährige Edith Kwoizalla bekam als Erste in Deutschland die Spritze.
Foto: Matthias Bein / dpa
Auch ÄrztInnen und Pflegekräfte werden jetzt geimpft.
Foto: Marijan Murat / dpa/ picture alliance
Darum werden Kinder noch nicht gegen Corona geimpft
Das hat mehrere Gründe. Zum einen sind die Impfstoffe allesamt neu. Wenn ein neuer Impfstoff zugelassen wird, ist er zuvor an sehr vielen Menschen getestet worden. Die Testpersonen sind erwachsen. Wenn ihr Körper den Impfstoff gut verträgt und die Schutzwirkung ausreichend ist, wird der Impfstoff zugelassen. Ob Kinder die Vakzine gut vertragen, weiß man zu diesem Zeitpunkt aber nicht. Der Körper von Kindern reagiert auf viele Stoffe anders. Erst wenn man mit der Zeit genug Erfahrungen mit der Impfstoff-Wirkung an Erwachsenen gesammelt hat und auch Tests an Kindern durchführen konnte, dürfen Kinder geimpft werden. Es kann sein, dass die ForscherInnen die Impfstoffe dann noch anpassen müssen, sodass sie auch bei Kindern optimal funktionieren.
Außerdem ist es auch nicht so dringend, Kinder gegen Corona zu impfen. Wenn sie an Covid-19 erkranken, sind die Krankheitsverläufe in den allermeisten Fällen sehr milde. Manchmal bemerken sie sogar gar nichts von der Infektion. Alte Menschen hingegen erkranken oft schwer. Deshalb ist es wichtiger, sie zuerst zu impfen.
Das hat es mit den Virus-Mutanten auf sich
Eine Mutation ist eine Veränderung im Erbgut. In diesem Fall geht es um das Erbgut der Coronaviren. Zu Mutationen kann es kommen, wenn sich die Coronaviren vermehren. Das tun sie ständig, dafür werden sie immer wieder kopiert – und manchmal gibt es eben einen Fehler. Das ist völlig normal und kommt umso häufiger vor, je weiter verbreitet die Viren sind. Die mutierten Viren sind also immer noch Coronaviren, aber eben mit kleinen Veränderungen. Vor einigen Wochen ist bekannt geworden, dass in den Ländern Südafrika, Brasilien und Großbritannien mutierte Coronaviren aufgetaucht sind, die den Forschenden Sorgen bereiten.
Das weiß man über die Virus-Mutanten aus Brasilien, Südafrika und Großbritannien
Bisher hat man noch nicht so viele gesicherte Informationen über die veränderten Viren, aber gewiss ist: Sie sind ansteckender als die bisherige Corona-Variante, ihr R-Wert ist höher. Dieser Wert gibt an, wie viele Menschen ein Infizierter durchschnittlich ansteckt. Ein mit den Corona-Mutanten infizierter Mensch steckt sehr wahrscheinlich mehr Leute an. Dadurch könnten die Corona-Fallzahlen sehr schnell sehr stark ansteigen. Je mehr Infizierte es gibt, desto größer ist natürlich auch die Anzahl derer, die schwere Krankheitsverläufe haben. Eine kleine Rechnung veranschaulicht das: Wird von 2000 Infizierten ein Zehntel schwer krank, sind das 200 Personen. Wird von 200.000 Infizierten ein Zehntel schwer krank, sind das 20.000 Personen. Viele Krankenhäuser sind aber bereits stark ausgelastet mit Patienten. Die Fallzahlen so niedrig wie möglich zu halten geht nur mit strikten Kontaktbeschränkungen.
Die gute Nachricht zum Schluss: Die Mutationen bedeuten nicht, dass die Impfstoffentwicklung umsonst war. Die Impfstoffe helfen wahrscheinlich auch gegen diese Corona-Varianten – vielleicht aber nicht ganz so gut. WissenschaftlerInnen arbeiten weiterhin daran, die Impfstoffe zu verbessern, sodass sie immer auf dem neuesten Stand sind.
Dieser Artikel erschien in »Dein SPIEGEL« 03/2021.
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