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AYSE TASCI

Telekom-Chef im Kinder-Interview "5G wird alles miteinander vernetzen"

Timotheus Höttges ist der Chef der Deutschen Telekom. Den Kinderreportern Nika und Eduard erklärte er, warum es in Deutschland nicht überall Netz gibt und wie wir in Zukunft telefonieren werden.
Redaktionelle Begleitung: Marco Wedig

Dein SPIE­GEL: War das Netz wäh­rend des Lock­downs kurz vor dem Zu­sam­men­bruch?

Ti­mo­theus Hött­ges: Nein. Wir waren zwar auch be­sorgt, weil wir teil­weise dop­pelt so viel Last auf un­se­rem Netz hat­ten wie vor Co­ro­na. Plötz­lich fan­den bis zu 60.000 Vi­deo­kon­fe­ren­zen gleich­zei­tig statt. Die Leute haben auch mehr auf Net­flix oder Dis­ney+ ge­guckt. Aber unser Netz war un­heim­lich ro­bust. Wir hat­ten nicht einen ein­zi­gen grö­ße­ren Stör­fall.

Dein SPIE­GEL: Wie wird man ei­gent­lich Chef?

Ti­mo­theus Hött­ges: Ers­tens hat Chef-​Wer­den viel mit Glück zu tun. Man muss die rich­ti­gen Leute am rich­ti­gen Ort tref­fen und dann wis­sen: Das ist eine Chan­ce, hier kann ich er­folg­reich sein. Und zwei­tens muss man immer neu­gie­rig blei­ben. Ich habe am An­fang alle drei Jahre und spä­ter alle fünf Jahre eine neue Auf­gabe über­nom­men. So habe ich viel­sei​tige Er­fah­run­gen ge­sam­melt und mich da­durch für die kom­pli­zier­teste Auf­gabe im Un­ter­neh­men qua­li­fi­ziert.

Dein SPIE­GEL: Warum gibt es in so einem fort­schritt­li­chen Land wie Deutsch­land immer noch Re­gio­nen, die weder Netz noch schnel­les In­ter­net ha­ben?

Ti­mo­theus Hött­ges: Also, erst mal muss man sa­gen: Im Ver­gleich zu un­se­ren bei­den Wett­be­wer­bern schnei­den wir von der Te­le­kom viel bes­ser ab bei der Netz­ab­de­ckung. Bei allen Tests sind wir immer der Klas­sen­bes­te. Deutsch­land ist aber ein großes Land. Hier gibt es viele länd­li­che Ge­bie­te, in denen nicht so viele Men­schen woh­nen. Für uns ist es sehr teu­er, dort eine An­tenne auf­zu­stel­len, weil die Aus­las­tung so nied­rig ist. Ihr müsst euch das wie ein Flug­zeug vor­stel­len, in dem von 100 Sit­zen nur 10 be­setzt sind. Damit kann man kein Geld ver­die­nen. Des­we­gen wer­den wir in Zu­kunft in länd­li­chen Ge­bie­ten ge­mein­sam mit un­se­ren Wett­be­wer­bern An­ten­nen auf­stel­len. Das sorgt für eine hö­here Aus­las­tung, und dann lohnt sich der Netz­aus­bau für alle.

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Dein SPIE­GEL: Was be­deu­tet ei­gent­lich 5G?

Ti­mo­theus Hött­ges: 5G ist die fünfte Ge­ne­ra­tion der Mo­bil­funk-​net­ze. Frü­her, bei der ers­ten Ge­ne­ra­tion, konnte man über Mo­bil­fun­knetze nur te­le­fo­nie­ren. Da gab es noch kein In­ter­net auf dem Han­dy. Das än­derte sich mit der zwei­ten Ge­ne­ra­tion. Doch die Da­ten­über­tra­gung war am An­fang noch sehr nied­rig. Mit 3G und 4G nah­men die Da­ten­men­gen und die Über­tra­gungs­ge­schwin­dig­kei­ten immer wei­ter zu. Mit 5G ma­chen wir nun noch mal einen großen Sprung. Das ist so, als wür­den wir aus einer zwei­spu­ri­gen Au­to­bahn eine zehn­spu­rige ma­chen. 5G wird alles mit­ein­an­der ver­net­zen, was sich ver­net­zen lässt: Uh­ren, Au­tos, die Ma­schi­nen in den Fa­bri­ken, die Con­tai­ner auf den Welt­mee­ren. Damit wis­sen wir im­mer, wo alles ist, und so kön­nen wir zum Bei­spiel die Wirt­schaft und den Ver­kehr op­ti­mie­ren. Bis zum Ende die­ses Jah­res soll die Hälfte der deut­schen Be­völ­ke­rung damit ver­sorgt sein, bis 2025 fast die ge­samte Be­völ­ke­rung.

So sieht eine Antenne für das 5G-Funknetz aus.

So sieht eine Antenne für das 5G-Funknetz aus.

Foto: Peter Klaunzer / DPA

Dein SPIE­GEL: Wie wer­den wir in Zu­kunft mit­ein­an­der te­le­fo­nie­ren?

Ti­mo­theus Hött­ges: Ich glau­be, wir wer­den viel mehr per Video mit­ein­an­der spre­chen. Die reine Sprach­te­le­fo­nie wird we­ni­ger wer­den, das sehen wir heute schon. Au­ßer­dem wird es nicht mehr so sein, dass ich eine Num­mer wäh­le, son­dern ich werde sa­gen: "Ruf Tim an." Und dann wird das Sys­tem in dem Mo­ment die Num­mer von Tim wäh­len und die Ver­bin­dung her­stel­len. Alles wird sprach­ba­sier­ter und mo­bi­ler. Den klas­si­schen Fest­netz­an­schluss wird es in 20 Jah­ren nicht mehr ge­ben.

Dein SPIE­GEL: Was den­ken Sie über die Di­gi­ta­li­sie­rung an deut­schen Schu­len?

Ti­mo­theus Hött­ges: Wie lief denn der Un­ter­richt in der Co­rona-​Zeit bei euch ab?

Dein SPIE­GEL: Wir haben vie­les per E-​Mail be­spro­chen. Etwa vier-​ bis fünf­mal gab es eine Zoom-​Kon­fe­renz.

Ti­mo­theus Hött­ges: Also, ich finde es nicht gut, wie das in Deutsch­land ge­lau­fen ist. Viele Schu­len waren auf die Co­ro­na­krise nicht vor­be­rei­tet. Vi­deo-​Kon­fe­ren­zen, On­li­ne-­Klau­su­ren, eine ge­mein­same Cloud – all diese Sa­chen müss­ten auch in Deutsch­land schon längst funk­tio­nie­ren.

Eduard, 13, geht in die 7. Klasse des Gymnasiums Remigianum in Borken. Er spielt Fußball und Tuba. Seine Handy-Nutzung ist beschränkt. In Corona-Zeiten war er öfter als sonst online.

Eduard, 13, geht in die 7. Klasse des Gymnasiums Remigianum in Borken. Er spielt Fußball und Tuba. Seine Handy-Nutzung ist beschränkt. In Corona-Zeiten war er öfter als sonst online.

Foto: AYSE TASCI

Dein SPIE­GEL: Sie sind vor Corona sehr viel mit dem Flugzeug geflogen. Haben Sie dieses in den vergangenen Wochen sehr vermisst?

Ti­mo­theus Hött­ges: Zu meiner Überraschung vermisse ich das gar nicht. Normalerweise fliege ich mindestens dreimal die Woche, manchmal auch für zwei Tage nach Amerika. Das kostet viel Kraft: das Anreisen, Einchecken, Warten, Fliegen, Auschecken, Taxifahren zum Kunden. Diesen Kraftaufwand habe ich in letzter Zeit gespart. Was ich aber vermisse, sind die Menschen. Wenn ich mit meinen Kollegen über schwierige Dinge reden muss, mache ich das lieber persönlich als per Videokonferenz.

Dein SPIE­GEL: Sie haben die Corona-Warn-App als "Rockstar" bezeichnet. Warum?

Ti­mo­theus Hött­ges: Wir haben die App innerhalb von 50 Tagen gebaut. In dieser Zeit mussten wir die Technologie so organisieren, dass sie ständig die Kontakte und die Entfernungen zu den Kontakten misst. Und wir haben die App mit Gesundheitsämtern und Laboren, die die Corona-Tests machen, verbunden. Weil uns das in so kurzer Zeit gelungen ist, habe ich die App als Rockstar bezeichnet.

Nika, 12, geht in die 7. Klasse des Gymnasiums Hochdahl in Erkrath. In ihrer Freizeit tanzt sie Jazz und Modern Dance. Sie nutzt ihr Handy sehr oft, zum Beispiel für TikTok oder WhatsApp.

Nika, 12, geht in die 7. Klasse des Gymnasiums Hochdahl in Erkrath. In ihrer Freizeit tanzt sie Jazz und Modern Dance. Sie nutzt ihr Handy sehr oft, zum Beispiel für TikTok oder WhatsApp.

Foto: AYSE TASCI

Dein SPIE­GEL: Es gab aber auch Kritik an der App, weil sie nicht auf allen Geräten funktioniert. Können Sie die Kritik nachvollziehen?

Ti­mo­theus Hött­ges: Es stimmt, dass die App nicht auf alten Geräten läuft. Aber wir können Apple und Android, also Google, nicht sagen, dass sie die Software für die ganz alten Geräte so ändern, dass unsere App darauf funktioniert. Es gab auch Probleme bei neueren Geräten. Die App hat zwar immer gemessen und die App auch immer empfangen. Das heißt, sie hat immer funktioniert. Nur sie hat nicht immer den ganz aktuellen Stand angezeigt. Das liegt nicht an unserer App, sondern an der Einstellung, wie das Handy die Batterie schont. Aber deswegen die ganze App in Frage zu stellen, das finde ich unfair. Sie ist ein Baustein, wie wir Corona eindämmen können.

Eine gekürzte Fassung dieses Interviews erschien in "Dein SPIEGEL" 10/2020.

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