

Familien im Shutdown Zehn Tipps gegen den Corona-Koller
#1 Gehen Sie auf Schatzsuche mit Smartphone
Maria Venus, Vorsitzende des Bundes der Pfadfinderinnen und Pfadfinder (BdP), sagt: »Auf Schatzsuche können sich Familien überall machen, egal ob im Wald oder in der Stadt. Für folgende Idee brauchen Eltern nur ein Smartphone – und einen Topf mit Süßigkeiten oder einen anderen Schatz, den sie am Ziel verstecken.
Die Vorbereitung: Laufen Sie eine bestimmte Strecke ab und fotografieren Sie den Startpunkt und markante Orte auf dem Weg, etwa einen umgestürzten Baum oder ein einprägsames Haus. Drucken Sie die Fotos aus oder stellen Sie sie Ihren Kindern auf dem Handy zur Verfügung.
Sie können auch Anweisungen dazu geben, zum Beispiel: Lauft vom Baum aus 90 Meter weiter Richtung Süden. So können die Kinder nebenbei lernen, wie man mit Karte und Kompass umgeht. Oder Sie geben ihnen weitere Aufgaben mit: Sammelt unterwegs bestimmte Pflanzen und fotografiert euch neben jedem Wegpunkt.«
#2 Kochen Sie Tschai ohne (oder mit) Lagerfeuer
Wenn Pfadfinderinnen und Pfadfinder ums Lagerfeuer zusammensitzen, trinken sie oft ein selbst gemachtes Heißgetränk. Es nennt sich Tschai und ist sehr geeignet, um auch bei manchen Müttern und Vätern in der Küche Erinnerungen an Stockbrot, Gitarrenmusik und Nächte in der Jurte zu wecken.
Jeder Stamm bereitet seinen Tschai etwas anders zu, sagt Pfadfinderin Maria Venus. Es gehören hinein: Früchtetee oder schwarzer Tee, Fruchtsaft, Gewürze wie Anis, Zimtstangen und Nelken, außerdem kleine Snacks wie Trockenfrüchte und Orangenscheiben. Je nach Geschmack passen dazu auch weißer Pfeffer oder ein Stück dunkle Schokolade.

Pfadfinderinnen am Lagerfeuer: Hoffentlich bald wieder ohne Abstand möglich
Foto: Paavo Blofield / BdPDas Rezept eines Stammes aus Hessen: zwei Drittel schwarzer Tee, ein Drittel Fruchtsaft (Traube und Orange), ein Schuss Zitronensaft, zwei Zimtstangen, eine Orange (mit Nelken gespickt), Zucker nach Bedarf. Außerdem können Äpfel, Birnen und Haselnüsse hinein, aber nur in geringen Mengen – und natürlich nur bei Kindern ohne Nussallergie.
Den Tschai können Sie mit Ihren Kindern auf dem Balkon, im Garten oder im Park trinken, und beim nächsten Kindergeburtstag nach dem Shutdown auch mit ganz vielen Kindern an einem Lagerfeuer.
#3 Zocken Sie mit Ihrem Kind
Irgendwann fängt wohl jedes Kind damit an, auf dem Handy oder dem Computer zu zocken. Und die Eltern? Sie bleiben oft außen vor. Sie kennen sich nicht aus und wissen nicht, was die Kinder da eigentlich treiben. Und so erkennen sie schwer, ob ein Spiel altersgerecht ist oder nicht. Darum: Steigen Sie gemeinsam in die Welt des Gaming ein. Oder lassen Sie sich zeigen, wie's geht, wenn Ihr Nachwuchs bereits spielt.
»Ich finde es wichtig, generationsübergreifend darüber zu sprechen«, sagt SPIEGEL-Redakteur Tim Pommerenke, 34, selbst ein leidenschaftlicher Gamer. »Wenn Erwachsene sich damit auseinandersetzen, können sie besser beurteilen, welche Spiele für Kinder in welchem Alter adäquat sind. Im besten Fall spielen mehrere Generationen zusammen. Zum Beispiel ›Minecraft‹, ein Klassiker, der Kreativität fördert und auch Erwachsenen Spaß machen kann. Wer mehr Action sucht, findet sie im Großküchenabenteuer ›Overcooked 2‹ oder auf der Rennstrecke bei ›Mario Kart‹.«
#4 Bauen Sie einen Parcours
Mathis Wittneben leitet die Kinder-Sport-Schule des Eimsbütteler Turnverbands (ETV) in Hamburg. Er rät: »Viele Sportvereine haben sich schon im ersten Shutdown darauf eingestellt, online Tipps zu geben, was man mit Kindern tun kann, damit sie zu Hause genügend Bewegung bekommen. Deshalb mein erster Hinweis: Schauen Sie, was Ihr örtlicher Sportverein anbietet.
Tanzen und Toben, Hüpfen und Springen machen natürlich Lärm. Wer das vermeiden möchte, weil er auf die Nachbarn Rücksicht nehmen muss, dem würde ich vorschlagen: Bauen Sie einen Parcours auf, den ein Kind mit verbundenen Augen bewältigt. Es soll zum Beispiel unter Tischen durchkrabbeln oder über Sofakissen steigen.
Jemand leitet es dabei an, etwa so: ›Achtung, jetzt kommt ein Hindernis, da musst du auf allen vieren durch.‹ Das Kind tastet sich vor, statt zu rennen. Das ist anstrengend und fordert die Sinne ganz anders. Und wenn es im Ziel die Augenbinde abnimmt, erkennt es, wie sein Weg aussieht. Kinder sind manchmal überrascht, wo entlang sie sich bewegt haben. Aber: Bitte nur unter Aufsicht machen!«
#5 Spielen Sie mit Sprache
Beate Dölling ist freie Schriftstellerin und lebt in Berlin. Gegen Langeweile im Lockdown empfiehlt sie ein Erklärspiel: Eltern und Kinder schreiben Wörter auf Zettelchen und sammeln sie in einem Bonbonglas. Zum Beispiel: »Regenwolke«, »Zuckerrohr« oder »Pferderücken«. Nun zieht einer einen Begriff und erläutert ihn, ohne das Wort selbst zu nennen. Die anderen versuchen, es zu erraten.
Eine zweite Variante des Spiels: Alle schreiben Tiere auf kleine Zettel. Nun zieht einer einen Papierstreifen und muss das Tier so erklären, dass die anderen es möglichst lange nicht erraten. Steht dort zum Beispiel »Maus«, könnte die Person darauf eingehen, was sie als Maus riecht, was sie fühlt, wie sie lebt.
Das Spiel schule Fantasie und Einfühlungsvermögen, sagt Dölling. »Man muss sich auf ein Wort einlassen und kann dann frei loslegen. Das macht Lust auf Sprache.« Wer mag, kann die Begriffe auch mit Pantomime darstellen.
#6 Machen Sie Knete selbst
Mehl, Wasser, Salz und Öl sind in fast jeder Küche zu finden. Aus den Zutaten lässt sich nicht nur Brotteig zaubern, sondern auch Knetmasse. Ein paar Tropfen Lebensmittelfarbe tönt das Gemisch bunt. Kleine Türme bauen, Schnecken formen oder lustige Gesichter modellieren – Kinder können sich kreativ ausprobieren.
Bloggerin Nadja Luge empfiehlt auf ihrer Website »Mama im Spagat« ein Rezept: 30 gehäufte Esslöffel Mehl, 20 Teelöffel Salz, drei Esslöffel Öl und 350 Milliliter Wasser mischen. Wenn Sie die Knete nach dem Spielen luftdicht verpacken, hält sie sich laut Nadja Luge etwa acht Wochen.
#7 Recyclen Sie alte Seifen
Händewaschen mit Seife schützt euch und andere – das hören auch schon kleine Kinder gerade täglich. Warum nicht etwas Schönes aus dem Alltagsstoff schaffen? Aus Seifenresten lassen sich neue Seifen formen. Mit einer Reibe können Sie die Reste raspeln. Füllen Sie die Flocken in eine Schüssel. Ziehen Sie sich und Ihren Kindern Einweghandschuhe über, damit die Hände nicht zu seifig werden.
Nun kneten Sie oder die Kinder die Flocken zu einer Masse. Eventuell müssen Sie etwas Wasser hinzugeben, bis ein Teig entsteht. Dann können Sie sich ans Werk machen und neue Seifen formen. Auch Plätzchenausstecher eignen sich gut. Anschließend die neuen Kreationen aushärten lassen. Anleitungen gibt es zum Beispiel unter bastelstunde.de oder bei klett-kita.de.
#8 Spielen Sie Theater
Nadja Blickle ist freischaffende Theaterpädagogin und Projektleiterin bei dem Kinder- und Jugendtheaterfestival »Starke Stücke«. Sie empfiehlt dieses Spiel: Alle setzen sich in einen Kreis und wählen einen Gegenstand aus, etwa eine Zeitung. Dann sagt einer: »Meine Zeitung ist keine Zeitung, sondern ein…« Nun darf sich die Person etwas ausdenken und die Idee schauspielern, ohne den Begriff zu verraten. Sie formt die Zeitung zum Beispiel zu einem Blumenstrauß und riecht daran. Wer den Begriff errät, ist als Nächstes dran. Das Spiel funktioniert auch mit einem Ball, einem Stuhl oder einer Decke. »Man braucht nicht viel und kann so tun, als ob. Man darf spinnen und träumen. Das ist es, was Theater kann«, sagt Blickle.
#9 Bauen Sie einen Backpulver-Vulkan
Kleine Action-Fans dürften sich freuen: Aus Teller, Glas und Alufolie können sie schnell einen Vulkan formen. Nathalie Klüver betreibt den Blog »Ganz normale Mama«. Dort finden Sie eine Anleitung: Befestigen Sie ein Glas mit doppelseitigem Klebeband auf einem Teller. Wickeln Sie Alufolie um die Konstruktion und fixieren Sie diese ebenfalls mit Klebeband. Schneiden Sie oben an der Glasöffnung ein kleines Loch in die Alufolie hinein.
Dort füllen Sie Backpulver ein. In einem zweiten Glas vermischen Sie Wasser, Essig und rote Lebensmittelfarbe mit einem Tropfen Spülmittel. Stellen Sie ein Tablett unter. Das Gebräu gießen Ihre Kinder in den Vulkan und – whoosh! – der Essig reagiert mit dem Natron im Backpulver und setzt Kohlenstoffdioxid frei. Der Vulkan schäumt über.
#10 Stellen Sie berühmte Kunstwerke nach
Wenn schon Karneval ausfällt, warum nicht einfach als Kunstwerk verkleiden? Egal ob Leonardo da Vincis »Mona Lisa« oder Edvard Munchs »Der Schrei«: Suchen Sie online ein berühmtes Bild, stellen Sie es gemeinsam mit den Kleinen nach und schießen Sie ein Foto von Ihrer Reproduktion.
Wenn Sie sich beispielsweise für Jan Vermeers Werk »Das Mädchen mit dem Perlenohrring« entscheiden, kann sich Ihr Kind aus einem blauen Tuch einen Turban binden. Als Ohrring eignet sich zum Beispiel eine aufgefädelte Holzperle, die man sich über das Ohr hängen kann. Dann fehlt nur noch ein Schulterblick und Sie können auf den Auslöser drücken.