Finanzen in der Coronakrise Wie kann ich jetzt noch sparen und sinnvoll Geld anlegen?
Erst sind die Märkte weltweit abgestürzt, nun gibt es unerwartete Kurssprünge. Die Coronakrise schlägt sich auf die Börsen nieder, auch für Anleger sind es turbulente Zeiten. Nicht jeder traut sich noch, in sein Depot zu schauen. Wie soll man reagieren: ruhig bleiben, verkaufen - oder doch kaufen? Und was bedeutet die Krise für meine Ersparnisse?
Im Podcast "Smarter leben - unser Corona-Alltag" gibt Henning Jauernig Antworten. Er ist Wirtschaftsredakteur beim SPIEGEL und schreibt auf seinem Young-Money-Blog regelmäßig über Finanztipps.
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19.05.2022 05.37 Uhr
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[00:00:02] Henning Jauernig Die ersten Tage habe ich noch in meinem Depot reingeschaut und danach, als es nochmal so richtig runterging, so 10, 20 Prozent innerhalb von drei Tagen. Da hab ich mir gesagt: "Ich guck jetzt nicht rein."
[00:00:14] Lenne Kaffka Die Weltwirtschaft leidet unter der Coronakrise und die Börsen spielen verrückt. Was bedeutet das für mein Erspartes? Und wie kann ich jetzt noch sinnvoll mein Geld anlegen? Damit beschäftige ich mich in dieser Sonderfolge von Smarter leben. Ich bin Lenne Kaffka, und heute spreche ich mit Henning Jauernig. Er ist Wirtschaftsredakteur beim SPIEGEL und gibt auf seinem youngmoney-Blog Finanztipps. Hallo Henning!
[00:00:34] Henning Jauernig Hi!
[00:00:36] Lenne Kaffka Du warst ja im Januar schon bei Smarter leben zu Gast, als wir noch kein Corona Schwerpunkt in diesem Podcast hatten. Wir haben damals darüber gesprochen, warum wir alle Geld zur Seite legen müssen, um später finanziell besser dazustehen. Was bedeutet denn die Krise jetzt für meine Ersparnisse?
[00:00:51] Henning Jauernig Ja, vor allem merkt man das, wenn man Geld in Aktien investiert hat. Da sieht es tatsächlich momentan sehr übel aus. Die Aktienkurse weltweit sind eingestürzt in einem Ausmaß, wie wir es so bisher noch nie gesehen haben. Das übertrifft in dem Tempo vor allem sogar die Finanzkrise von 2008. Wir wurden alle auf dem falschen Fuß erwischt. Dass so etwas passiert, hätten wir vielleicht vor wenigen Wochen, als wir noch miteinander gesprochen haben, nicht in Ansätzen für möglich gehalten. Das heißt jetzt vor allem für Aktionäre, für Sparer, die Geld in Aktien investiert haben, dass sie jetzt erstmal Verluste hinnehmen müssen, zumindest auf dem Papier. Das ist, so glaube ich, das Deutlichste und das Erste, was man so selbst persönlich spürt. Das trifft aber natürlich nur die, die Geld in Aktien investiert haben, die dies noch nicht getan haben. Die sind natürlich davon nicht betroffen in der Hinsicht.
[00:01:46] Lenne Kaffka Was ist mit Leuten, die jetzt zum Beispiel einfach nur Geld angespart haben, auf Sparbüchern oder im Netz? Fragen sich ja schon wieder viele Menschen, wie sicher das Geld überhaupt noch auf der Bank ist. Droht die nächste Finanzkrise? Sind solche Sorgen schon berechtigt?
[00:01:58] Henning Jauernig Ganz so weit sind wir noch nicht, würde ich sagen. Natürlich ist das eine Krise, die extrem heftig ist, und wir wissen noch nicht, wo das Ganze enden wird. Aber es ist nun mal so, dass durch die EU Einlagensicherung erstmal die 100 000 Euro auf dem Tagesgeldkonto sicher sind, egal was da draußen passiert. Das sichert dir der Staat zu, dass er das Geld immer zur Verfügung hat. Und tatsächlich würde ich auch erst einmal davon ausgehen, dass das auch weiterhin gilt. Ich glaube nicht, dass die Leute jetzt schon auf die Bank rennen und ihr Erspartes da quasi abheben wollen. Das wäre ja auch, glaube ich, völlig verfrüht und nicht zu empfehlen. Also de facto ist es so, dass das Geld, das auf der Bank liegt. Das ist sicher. Zumal ja die Banken ganz anders finanziell aufgestellt sind, als sie das noch während der Finanzkrise waren. Insofern würde ich mir jetzt keine Gedanken um das Geld machen, was jetzt irgendwie auf der Bank liegt. Das Geld ist sicher.
[00:02:59] Lenne Kaffka Aber als Anlage bleibt es weiterhin wahrscheinlich eher ungünstig. Davor waren die Zinsen eher im negativ, im Minibereich. Daran ändert die Krise jetzt ja auch nichts, oder?
[00:03:08] Henning Jauernig Ja, doch. Ich vermute, das wird einfach bedeuten, dass das erstmal jahrelang so weitergeht, dass die Zinsen steigen werden, das ist jetzt erstmal undenkbar in den nächsten Jahrzehnten. Wir beide werden das vielleicht im Rentenalter vielleicht erleben. Aber dass die Zinsen jetzt irgendwann mal wieder steigen werden, ist völlig unrealistisch. Wir haben ja gesehen, die Zentralbanken pumpen weiter jetzt Geld in die Märkte, um sie zu stabilisieren, um die Konjunktur irgendwie zu beleben. Und das führt natürlich dazu, dass die Zinsen weiter runtergehen. Wir haben es jetzt auch gesehen bei den Immobilienzinsen, bei den Bauzinsen. Diese nochmal gefallen auf 0,6 Prozent, also von höheren Zinsen auf Erspartes können wir uns jetzt definitiv noch mehr verabschieden, als wir es eigentlich getan haben.
[00:04:00] Lenne Kaffka Wer sollten jetzt seine bisherigen Rentensparpläne anpassen in dieser Situation? Wer sollte nochmal prüfen, ob der bisherige Plan wirklich klug ist?
[00:04:07] Henning Jauernig Also wir haben ja im Januar darüber gesprochen, wie eine langfristige Strategie für den Vermögensaufbau aussehen soll. Und ich würde daran auch festhalten. Jetzt zu reagieren, in den meisten Fällen führt zu nichts, weil wer in so einem panischen, hektischen Moment agiert. Der verliert oft sozusagen die langfristige Perspektive aus den Augen. Und vor allem du hast ja zum Beispiel das Thema Rente angesprochen Die bleiben ja erst einmal bestehen. Die Renteneinzahlungen gehen weiter wie bisher. Da ist erst einmal wenig dran zu tun. Und genauso, wenn ich mir jetzt beispielsweise für die Altersvorsorge mir gesagt habe, ich mache Sparplan und investiere mein Geld monatlich in einen breit gestreuten Welt-Aktien-Sparplan, dann würde ich da auch jetzt erst mal dran festhalten. Vor allem, wenn man noch relativ jung ist, weil jetzt sozusagen zu reagieren und panisch zu werden und alles zu verkaufen ist eigentlich aus meiner Sicht das Dümmste, was man jetzt machen kann.
[00:05:05] Lenne Kaffka Genau im Januar, das ist jetzt gerade angesprochen. Hast du mir gesagt, dass ETFs eine echte Wunderwaffe sind, also Fonds, die sich an großen Aktienindizes orientieren. Jetzt sind doch vergangene Woche die Märkte komplett eingebrochen, so der Dax, zum Beispiel um knapp 40 Prozent. Seit zwei Tagen macht der Rekordsprünge. Ich bin kein Aktienprofi. Ich komme da langsam nicht mehr mit. Was heißt das jetzt genau für meine Sparpläne? Ist es wirklich klug, einfach die Füße still zu halten?
[00:05:35] Henning Jauernig Ja, ich kann das verstehen. Es ist tatsächlich momentan keine einfache Zeit für Aktionäre. Ich muss ehrlich sagen Ich habe so etwas noch nie erlebt. Das übertrifft nochmal bei weitem die Finanzkrise von 2008. Dass es so schnell runtergeht. Mir hat es persönlich geholfen - Ich habe tatsächlich die ersten Tage habe ich noch in meinem Depot reingeschaut. Und danach, als es nochmal so richtig runterging, so 10, 20 Prozent innerhalb von drei Tagen. Da hab ich mir gesagt: "Ich guck jetzt nicht rein". Weil wenn ich jetzt reingucke, dann wird mir wahrscheinlich übel, und ich krieg Panik. Und tatsächlich habe ich mich darauf besinnt, was ich eigentlich immer die Monate zuvor gesagt habe wie man in der Krise reagieren soll. Und am besten einfach gar nicht, die Füße stillhalten, weil es ist ja nun mal so: nur wer jetzt aussteigt, hat diesen Verlust auch tatsächlich realisiert. Aber wenn du jetzt langfristig investiert bist, ist dieser momentane Verlust, steht er erstmal nur auf dem Papier. Also wirklich den Verlust realisiert du ja erst, wenn du verkaufst. Und dementsprechend würde ich mich darauf besinnen, wie die langfristige Strategie eigentlich aussieht, wie die langfristige Perspektive aussieht. Da hatte ich dir damals gesagt 15 Jahre Zeit sollte man bei Aktien immer mitbringen, weil es zwischendurch zu heftigen Schwankungen kommen kann. Und auf lange Sicht hat man, wenn man 15 Jahre investiert hat, noch nie einen Verlust gemacht, und das ist auch weiterhin der Fall. Dementsprechend sollte man sich jetzt fragen: OK, hat das Coronavirus, diese Pandemie, tatsächlich das Potenzial, die Weltwirtschaft so zum Einsturz zu bringen, dass wir in 15 Jahren immer noch die Folgen davon sehen oder spüren? Das halte ich tatsächlich dann doch für etwas unrealistisch, dass wir in 15 Jahren irgendwie eine völlig eingebrochene Weltwirtschaft haben. Man sollte vor allem jetzt nicht kurzfristig nachdenken, sondern eher sich wieder darauf besinnen: Wie wird es denn langfristig aussehen? Und ich glaube, in 15 Jahren sieht es doch schon wieder deutlich besser aus als heute.
[00:07:41] Lenne Kaffka Aber so eine Pandemie als Auslöser? Das gabs ja noch nie. Also ist diese 15 Jahre-Regel ist die haltbar. Gibt es denn da irgendwelche Vergleichswerte? Die fehlen doch bisher.
[00:07:50] Henning Jauernig Natürlich ist es so, dass jede neue Krise erstmal neu für uns ist und auch eine neue Qualität hat. Ich erinnere mich auch: Ich habe tatsächlich im Buch auch eine Seuche als ein Risiko benannt, das tatsächlich dem entgegen sprechen kann. Ich glaube, ich hatte damals genannt den atomaren Weltkrieg und die Seuche. Das sind einfach so zwei Dinge, die kann einfach niemand irgendwie verlässlich berechnen. Natürlich haben wir keine Sicherheit und wissen nicht, wie es weitergeht. Das kann niemand sagen. Aber das ist eine Abwägung, die man für sich selbst treffen muss. Klar, aber ich bin tatsächlich, nach wie vor habe ich einen Grundoptimismus in mir und glaube, dass es auf lange Sicht, dass wir das schaffen werden, wenn man alles andere quasi für möglich erachtet, dann haben wir noch ganz andere Probleme als jetzt, quasi die Aktienanlage.
[00:08:42] Lenne Kaffka Kann es nicht auch sein, dass es seit der Jahrtausendwende extrem viele Börsencrashs gab?
[00:08:46] Henning Jauernig Ja, gut, es ist jetzt der dritte, aber zumindest mal so 2000 hatten wir die große Dotcombubble, die geplatzt ist. Wir hatten die Finanzkrise 2008, und jetzt haben wir Corona. Tatsächlich gebe ich dir insofern recht, dass es in einer gewissen Regelmäßigkeit vorkommt. Man darf aber auch nicht vergessen, wenn man das alles miterlebt hat, sozusagen. Auf Dauer ist man trotzdem im Plus. Man darf auch nicht vergessen, nach der Finanzkrise bis zum Ausbruch von Corona haben sich die Aktienkurse verdreifacht. Wer diese Phase mitgenommen hat, der ist immer noch im Plus, und insofern ist es im Durchschnitt. Von dieser Rendite, mit der man so im hundertjährigen Durchschnitt rechnet, sind es 5 Prozent plus im Jahr. Und da sind solche heftigen Einbrüche einfach mit einberechnet. Und 5 Prozent im Jahr sind jetzt auch einfach nicht wahnsinnig viel, sondern glaube ich, eine langfristige, seriöse Berechnung, an die man sich ein bisschen orientieren kann.
[00:09:46] Lenne Kaffka Einige Experten sagen ja auch schon wieder so: "Okay, Kurse fallen, investiert jetzt!" Würdest du dazu auch raten?
[00:09:52] Henning Jauernig Ja, insofern, für junge Leute würde ich das auf jeden Fall bestätigen, weil die haben ja den Vorteil, sie haben ewig lange Zeit um das aussitzen zu können aber natürlich ist es auch riskant. Wir wissen nicht, wie es in einem halben Jahr aussieht. Da können die Kurse nochmal um 20 Prozent gefallen sein. Das muss einem einfach klar sein, das Risiko. Wenn du jetzt quasi in einem Jahr schon deutlich besser dastehen willst als heute, dann ist es tatsächlich so, dass wir das nicht sagen können, wie es aussehen wird. Aber de facto ist es jetzt eine gute Einstiegsgelegenheit. Die Kurse sind nun mal um 30 Prozent niedriger als zu Jahresanfang. Wer jetzt mit einem Sparplan anfängt, hat eine ganz gute Möglichkeit.
[00:10:33] Lenne Kaffka Und wie stehst du dazu auf, einzelne Firmen zu setzen, die vielleicht Gewinner der Krise werden können? Also Netflix wird gerade häufig genannt. Ist es riskant? Kann das jeder tun?
[00:10:41] Henning Jauernig Davon würde ich tatsächlich abraten. Erstens sind das Firmen, die jetzt sozusagen überall genannt werden. Ich glaube, dass du da als Privatanleger keinen Vorsprung erarbeiten kannst. Das wird an der Wall Street ist es in den Kursen längst eingepreist, bis das sozusagen bei dir angekommen ist, die Information. Ist, dass im Kurs schon quasi mit einberechnet. Und um sich einen Vorteil zu verschaffen, muss man schon hochprofessionelle Aktieninvestor sein, und die Studienlage ist da eigentlich auch ziemlich eindeutig. Die zeigt nämlich, dass 98 Prozent der Fondsmanager es nicht schaffen, auf Dauer den Markt zu schlagen. Und daran ändert auch eine Krise nichts. Das ist sehr riskant. Netflix als Beispiel, klar, das kann jetzt mal funktionieren. Einzelaktien sind im Endeffekt Zockerei.
[00:11:33] Lenne Kaffka Wie erklärst du dir eigentlich, dass der Dax gerade Rekordwerte vermeldet?
[00:11:37] Henning Jauernig Ganz ehrlich: Ich kann es auch nicht so ganz nachvollziehen. Also die Börse ist teilweise irrational. Die Börse ist extrem schnell. Genauso wenig kann ich mir aber auch erklären, dass eine Firma, beispielsweise wie Adidas durch die Coronakrise, natürlich stark betroffen, aber das jetzt von einem Tag auf den anderen 30 Prozent weniger wert sein soll. Das erschließt sich mir nicht, weil natürlich haben die noch ihre Maschinen, die haben noch ihre Fabriken, die haben noch ihre Mitarbeiter, die hören ja jetzt nicht alle aufzuarbeiten. Aber das zeigt einfach, wie schnell es an der Börse gehen kann. Vor allem in der Krise. Und das zeigt eigentlich auch wieder, dass man sich als Privatanleger davon ein Stück weit zurückziehen sollte, weil diese Tagesschwankungen, die sind einfach teilweise nicht zu erklären. Und auf lange Sicht sieht das schon ganz anders aus. Gestern jetzt die 10 Prozent beim Dax. Die hätte auch niemand erwartet. Die waren wahrscheinlich einfach dadurch begründet, dass es jetzt die Investoren hoffen, dass das ein großes billionenschweres Konjunkturprogramm in den USA gibt und dass sich die Neuinfektionen ein bisschen abflachen. Aber in der Form kann ich mir das tatsächlich auch nicht besser erklären. Und ich weiß auch nicht, was der Dax tatsächlich dann nächste Woche oder morgen machen wird. Es ist derzeit sehr, sehr schwer zu beobachten.
[00:12:56] Lenne Kaffka Du sagst, die Börse ist irrational. Gibts denn deiner Meinung nach noch sicheren und berechenbaren Anlagemöglichkeiten?
[00:13:03] Hennig Jauernig Naja, bei Aktien ist es ja nun mal so, dass sie die Gewinne der Unternehmen widerspiegeln. Derzeit wissen wir noch nicht, wie die Gewinne der Konzerne tatsächlich weltweit jetzt in diesem Jahr einbrechen werden. Wir wissen ja noch nicht mal, wie die Wirtschaft überhaupt konjunkturell dastehen wird in ein paar Monaten. Dementsprechend ist die Analyse jetzt, da gib ich dir vollkommen recht, brutal schwierig geworden, weil wir derzeit im Nebel eigentlich uns befinden und so herumstochern müssen. Und wenn selbst die großen Weltwirtschaftssystem-Forschungsinstitute nicht genau wissen, wie es in einem Jahr aussieht, dann wissen wir beide als Anleger das umso weniger. Und gerade deshalb komme ich wieder auf den Punkt zurück. Ich kann mich da nur wiederholen, dass man als Anleger erst mal die Füße still halten sollte, bevor man sich entscheidet, etwas anderes zu tun, weil tatsächlich die Datengrundlage ja sich wirklich täglich ändern kann.
[00:13:59] Lenne Kaffka Es gibt ja auch mehr als Aktien, und viele Deutsche scheinen derzeit gerade eine bestimmte Wette einzugehen. Die Deutschen hamstern nach Klopapier und Nudeln jetzt Gold hast du neulich geschrieben.
[00:14:09] Henning Jauernig Ja, das ist richtig.
[00:14:10] Lenne Kaffka Wieso?
[00:14:11] Henning Jauernig Das kann ich mir nicht so ganz erklären. Natürlich ist Gold ein sicherer Hafen. Es verliert nicht so schnell an Wert. Man hat etwas, was man anfassen kann, und in der Krise kann das sozusagen eine Versicherung sein oder sogar ein Tauschmittel. Wahrscheinlich ist es ähnlich wie beim Klopapier. Die Leute kriegen Panik und wissen nicht, was sie tun sollen. Und um sich sozusagen selbst ein bisschen zu beruhigen, kaufen sie Gold, legen sich in den Tresor und sind zumindest etwas beruhigter. Aber in der Form ist es wirklich wahnsinnig. Goldshops sind ja online teilweise eingebrochen und konnten die Nachfrage gar nicht bedienen. Und der Witz an der ganzen Geschichte ist ja, dass auch der Goldpreis in den Keller gegangen ist. Es ist ja nicht so, dass die jetzt wahnsinnig profitieren, sondern der Goldpreis schwankt ähnlich stark wie die Aktienkurse. Auch da weiß niemand, wie es langfristig aussieht. Gold ist ein hoch spekulatives Invest und dementsprechend würde ich auch da ja eher von abraten.
[00:15:13] Lenne Kaffka Was vor ein paar Jahren ein großes Ding war. Bitcoins. Wie hat sich denn die Pandemie auf die weltweit führenden Kryptowährungen ausgewirkt?
[00:15:21] Henning Jauernig Ja, ich erinnere mich, als der Bitcoin aufkam, und auch da wurde er sozusagen als das digitale Gold beworben, als Krisenabsicherung, weil der Bitcoin jetzt sozusagen dann voll seine Power auf die Straße bringt, wenn alles einstürzt und das Finanzsystem kollabiert. Und dann wir alle nur noch mit Bitcoin handeln und uns dann darauf verlassen, aber genau das Gegenteil ist passiert. Der Bitcoin hat noch schlimmer verloren als die globalen Aktienmärkte, hat sich zwischenzeitlich halbiert, und das zeigt eigentlich auch das kryptowährungen wahnsinnig spekulativ sind und sich auch in Krisen bisher überhaupt nicht bewähren. Das wirft auch die Technologie jetzt erst um Jahre zurück. Wir haben jetzt andere Probleme, als uns um die Blockchain und um Kryptowährungen zu kümmern.
[00:16:15] Lenne Kaffka Beim letzten Mal wurde mir gesagt du bist ein optimistischer Mensch. Heute wirkst du einen Tick unentspannter. Ja, es gibt auch viele dramatische Fakten. Bleibst du optimistisch? Gibt es auch einen positiven Blick in die Zukunft?
[00:16:28] Henning Jauernig Grundsätzlich, glaube ich, kann so eine Krise auch positive Nebeneffekte haben, dass wir beispielsweise Unternehmen lernen, wie sie besser digital arbeiten. Wir beide sitzen jetzt zum Beispiel im Homeoffice, machen diesen Podcast, und der funktioniert trotzdem. Und anderen Konzernen wird es ähnlich gehen, dass sie merken: Okay, vielleicht können wir kostengünstiger irgendwie unsere Arbeit bewerkstelligen, wenn wir alle quasi nur noch digital arbeiten. Das ist nur ein Beispiel. Was mir so ein bisschen Hoffnung macht, ist, dass 2008 im Vergleich jetzt nochmal, da war es wirklich eine Kernschmelze im Finanzsystem. Und da sind die Banken reihenweise umgefallen und mussten vom Staat gerettet werden. Das ist in diesem Fall ja nicht der Fall. Und ich hab halt Hoffnung, dass wir irgendwie diese Pandemie besiegen werden, dass wir quasi das schaffen werden. Und dann kann es aus meiner Sicht auch eigentlich schnell wieder losgehen, wenn jetzt quasi die Beschränkungen wieder runtergefahren werden und wir wieder einkaufen gehen können, wenn wir wieder Freunde treffen können. Dann sollte die Wirtschaft auch schnell wieder an Fahrt aufnehmen. Nur sollte das dann mal langsam passieren. Wenn wir jetzt ein Jahr lang noch so weiter leben, dann ist das wahrscheinlich echt übel. Aber davon würde ich jetzt einfach mal nicht ausgehen. Aber natürlich, wissen tue ich das auch nicht. Und wie gesagt - die langfristige Perspektive sollte man sich immer wieder vor Augen führen. Ich glaube, dass die Welt in 15 Jahren natürlich immer noch darüber sprechen wird über Corona. Aber ich glaube nicht, dass die Welt in 15 Jahren komplett in sich zusammengebrochen ist.
[00:18:02] Lenne Kaffka Alles klar, danke, wir hören uns in ein paar Monaten.
[00:18:03] Henning Jauernig Ja gerne. Ich bin gespannt.
[00:18:06] Lenne Kaffka Noch mehr Infos zu den aktuellen Entwicklungen der Corona-Pandemie hören Sie jeden Tag ab 18 Uhr im SPIEGEL Update. Auch dort beantworten wir immer eine Frage unserer Leserinnen und Leser. Die nächste smarter Leben Episode gibts dann morgen. Denn bis auf weiteres geht es hier in diesem Podcast jeden Tag um ein Thema, das uns alle in der Coronakrise im Alltag betrifft. Und wenn Sie uns dazu auch eine Frage schicken wollen, dann schreiben Sie einfach an smarterleben@spiegel.de. Und wir versuchen dann hier im Podcast eine Antwort darauf zu finden. Ich bin Lenne Kafka, und bei der Produktion dieser Folge wurde ich unterstützt von Ole Reißmann, Matthias Kirsch, Sebastian Spallek und Yasemin Yüksel. Unsere Musik kommt von audioBOTIQUE. Tschüss, bis morgen.
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