Corona-Alltag Wie viel Bildschirmzeit ist für Kinder jetzt okay?
Homeschooling, Videocalls mit Oma und Opa, Serienschauen wenn die Eltern arbeiten müssen - die meisten Kinder verbringen gerade ungewöhnlich viel Zeit vor Bildschirmen. Beschäftigung am Computer oder auf dem Tablet wird bei einigen zum Normalzustand; aber wie schlimm ist das eigentlich?
Welche Tätigkeiten sind sinnvoll? Sollen Kinder auch allein am Computer spielen dürfen? Welche Programme sind zu empfehlen und was soll man besser meiden? Patricia Cammarata, Autorin des Medienkompetenz-Ratgebers "Dreißig Minuten, dann ist aber Schluss!", gibt im Podcast Tipps.
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[00:00:02] Patricia Cammarata Unter vielen Erwachsenen heißt es ja so: Oh Gott, YouTube, ist ja alles totaler Quatsch! Was soll das? Und dann muss man sagen: Ja, wenn die Zielgruppe Acht- oder Zehn- oder Zwölfjährige sind, dann ist das natürlich irgendwie für eine 38-Jährige vielleicht nicht mehr so lustig. Heißt aber nicht, dass die Inhalte schaden oder das sie per se blöd sind.
[00:00:23] Lenne Kaffka Serien schauen während die Eltern arbeiten, Homeschooling- Video Calls mit Oma und Opa - Kinder sitzen gerade ungewöhnlich viel vor Bildschirmen. Aber ist das ein Grund zur Sorge? Darüber hat mein Kollege Sebastian Spallek mit der Psychologin und Bloggerin Patricia Cammarata gesprochen.
[00:00:40] Sebastian Spallek Hi, Patricia.
[00:00:40] Patricia Cammarata Hallo.
[00:00:41] Sebastian Spallek Du hast ja selbst drei Kinder, zum Teil in der Grundschule und im Gymnasium. Wie sieht es denn gerade bei euch zu Hause aus? Sitzen deine Kinder auch deutlich mehr vor irgendwelchen Bildschirmen?
[00:00:51] Patricia Cammarata Um das kurz zu beantworten: Ja, aber ich mache mir keine Sorgen.
[00:00:56] Sebastian Spallek Du machst dir keine Sorgen. Also, habt ihr in der Familie schon Anwendungen entdeckt, die die Kontaktsperre so ein bisschen einfacher machen und helfen, durch die Zeit zu kommen?
[00:01:03] Patricia Cammarata Das sowieso. Die Kinder sind ja über Messenger-Dienste auch schon vor der Kontaktsperre mit ihrer Peergroup verbunden gewesen, und das ist auch definitiv das, was sie gerade über die Zeit bringt.
[00:01:16] Sebastian Spallek Viele fragen sich ja: Wie lange sollen Kinder vor Bildschirmen sitzen? Die WHO empfiehlt sogar, die unter Zweijährigen gar nicht ans Smartphone oder an den Computer zu lassen. Kinder bis zu fünf Jahren sollten dann laut der Empfehlung höchstens eine Stunde Bildschirmzeit bekommen. Was hältst du von solchen strengen Zeitlimits?
[00:01:35] Patricia Cammarata Also so gut wie gar nichts, weil ich glaube, dass das nur so eine Behelfsmaßnahme ist, wenn Eltern sich sorgen. Und viel wichtiger ist es, nicht nach dem Wie lange zu gucken, sondern nach dem: Was machen die Kinder da eigentlich? Wenn man jetzt ein Computerspiel erlaubt, was genau an der Stelle kein Speicherpunkt beispielsweise hat oder eine Serie, die gerade mitten im Höhepunkt der Handlung ist und man sagt, so, jetzt sind die 30 Minuten oder die Stunde - was auch immer man da festlegt - vorbei, dann muss man sich natürlich nicht wundern, wenn es auf jeden Fall Frust aufseiten der Kinder gibt.
[00:02:11] Sebastian Spallek Wie sieht es bei Kleinkindern aus, also bei den ganz Jungen? Schadet da vielleicht Medienkonsum, gibt's da Studien?
[00:02:17] Patricia Cammarata Also, es gibt ja viele sich widersprechende Studien. Man kann, glaube ich, so grob zusammenfassen, dass tatsächlich so das Alter bis zu zwei, drei Jahren, da kommen die auch gut ohne klar - was aber im Gegenzug nicht heißt, dass es schadet, wenn man es mal nutzt.
[00:02:33] Sebastian Spallek Und hast du jetzt für Eltern, die dem Ganzen ein bisschen ratlos gegenüberstehen, trotzdem so eine Faustregel, wie man die Bildschirmzeit ungefähr ans Alter des Kindes anpassen kann? Oder ist das Alter des Kindes überhaupt entscheidend?
[00:02:45] Patricia Cammarata Das Alter des Kindes ist wieder bezogen auf die Inhalte entscheidend, und da ist es ganz wichtig, dass man vor allem die kleinen Kinder gar nichts alleine machen lässt, sondern die beobachtet, weil selbst altersgemäße Inhalte können ja individuell ein Kind erschrecken. Wir hatten mal so einen Fall, wo ich mir gar keine Gedanken gemacht hatte bei dem kleinen Kind, weil das ältere Kind hat sich Videos auf YouTube angeguckt, wo so Häuser gesprengt worden sind, weil es das einfach total interessant fand. Und da dachte ich, na ja, Gott, das ist ja nichts Schlimmes. Da kann es daneben sitzen und zugucken. Aber das hat dem kleinen Kind total Angst gemacht, und deswegen ist es eben wichtig, dass man, wenn man was das Kind machen lässt, das man eben auch dabei ist und die Reaktionen sieht. Und auch sieht, wie ist es mit der Aufmerksamkeitsspanne, wird es irgendwie unruhig. Da spielen ganz viele Faktoren mit rein.
[00:03:35] Sebastian Spallek Dein Buch heißt "30 Minuten, dann ist aber Schluss". Das klingt nach so einem klassischen Eltern-Satz, um Kinder vom Fernseher wegzukriegen. Sollten Eltern da gerade jetzt in der Krise ein bisschen lockerer werden?
[00:03:47] Patricia Cammarata Auf jeden Fall und sie sollten sich auch dringend damit beschäftigen, was die Kinder machen. Also, Interesse zeigen, sich erklären lassen, warum findest du das so toll? Warum möchtest du das machen? Was macht dir daran Spaß? Und nicht einfach, ohne eigentlich sich auszukennen, was die Kinder da machen, irgendeine Zeitspanne festzulegen.
[00:04:07] Sebastian Spallek Man hat ja schon den Eindruck, dass für manche Eltern so ziemlich alle Medien per se etwas Schlechtes sind. Was hältst du davon? Was ist da dran?
[00:04:14] Patricia Cammarata Das ist, glaube ich, tatsächlich so auch eines der Probleme, nämlich dass man sein eigenes ästhetisches Empfinden, sein eigenes Humor-Empfinden mit einem pädagogischen Urteil verwechselt. So wie dieser Satz mit den 30 Minuten ist unter vielen Erwachsenen, so: "Oh Gott, YouTube, das ist ja alles totaler Quatsch! Was soll das?" Und dann muss man sagen: Ja, wenn die Zielgruppe Acht- oder Zehn- oder Zwölfjährige sind, dann ist das natürlich irgendwie für eine 40-Jährige vielleicht nicht mehr so lustig, das heißt aber nicht, dass die Inhalte schaden oder dass sie per se blöd sind. Und wenn man das so abwertet, dann führt das lediglich dazu, dass die Kinder einen langfristig an dieser Welt nicht mehr teilhaben lassen wollen.
[00:04:54] Sebastian Spallek Was zählt denn für dich eigentlich so alles zu Bildschirmzeit? Also macht es für dich ein Unterschied, ob ein Kind passiv vor dem Fernseher sitzt oder zum Beispiel sich mit einem Lernspiel auf dem Tablet beschäftigt?
[00:05:04] Patricia Cammarata Es macht schon einen Unterschied, aber man darf eben nicht vergessen, dass auch passiver Konsum Lerneffekte hat. Mein jüngstes Kind beispielsweise guckt total gerne Naturdokus. Und das hat einfach den Effekt, dass es in Sachkunde und auch in allen naturwissenschaftlichen Dingen wirklich ein riesiges Wissen aufgebaut hat. Und natürlich ist vom Bauchgefühl, glaube ich, für viele Eltern so, wenn die Kinder nicht konsumieren, sondern was produzieren, fällt es leichter, diese Zeitspannen zu erweitern. Da muss man sich aber vielleicht auch ein bisschen informieren, was sind denn die Sachen, die auch Spaß machen, weil manche Lernapps, die Eltern jetzt toll finden, die sind vielleicht für Kinder auch eher langweilig. Wohingegen so ganz einfache Apps, mit denen man zum Beispiel Stop-Motion-Videos machen kann, das finden Kinder vielleicht spannend und toll. Und da beschäftigen die sich dann auch gerne länger mit.
[00:05:57] Sebastian Spallek Wie finden Eltern eigentlich raus, welche Inhalte unbedenklich sind? Sollten die es vielleicht erst mal selbst ausprobieren? Und woran erkennt man ein gutes Spiel oder eine App?
[00:06:07] Patricia Cammarata Ich glaube, es gibt sehr, sehr viele Seiten im Internet, die das alles schon vorgearbeitet haben. Sowas wie "Schau hin" oder "Der Eltern-Ratgeber online" oder "Click Safe" oder für Computerspiele "Spiele Ratgeber NRW", wo man einen guten Einblick in diese Themen findet. Manchmal gibts auch extra Filter nach Alter, sodass man schon ein bisschen Zeit investieren muss, um sich erst mal so eine Grundlage zu verschaffen. Aber ich sage mir immer: Es ist doch total üblich, wenn ich ein Toaster kaufe, dass ich dann zwei, drei Stunden irgendwie recherchiere, welcher Toaster ist irgendwie der Beste? Und das sollte man doch auch für seine Kinder irgendwie aufbringen. Und dieses selber spielen, das finde ich sehr, sehr schwierig, weil wenn man da keine Erfahrung hat, dann kann das sein - zumindest bei den Spielen für ältere Kinder -, dass man das als Erwachsener gar nicht kann, wenn man selber gar nicht Computerspiel affin ist und dementsprechend dieses Erlebnis auch gar nicht haben kann. Da ist es vielleicht sinnvoller, dass man sich auf YouTube "Let's Plays" anguckt und anderen dieses Können beim Spielen zuguckt. Und so wie man das bei der Recherche auch macht, dass man sich zwei, drei unterschiedliche "Let's Plays" anguckt, sodass man einen guten Einblick in so ein Spiel bekommen kann.
[00:07:21] Sebastian Spallek Aber es ist ja auch nicht alles positiv. Also von welchen Spielen und Apps würdest du denn eigentlich dringend abraten?
[00:07:27] Patricia Cammarata Also, bei Apps und Spielen würde ich abraten von allem, was eine schlechte Spielmechanik hat, sprich was beispielsweise für ein Weiterkommen obligatorisch macht, dass man da Geld z.B. drauf wirft; dass man nicht einfach, weil man sich bemüht und Erfahrungen sammelt, besser werden kann, sondern dass man sich den Fortschritt nur erkaufen kann. Oder Spiele, die eben auch ganz viel durch Werbung unterbrochen sind, weil da gibt es oft das Problem, dass die Werbung gar nicht altersgemäß ist; dass das Spiel vielleicht ok ist für das Kind, aber die Werbung Sachen zeigt, die für das Kind eben nicht geeignet sind. Und es gibt Spiele, die in Echtzeit weiterlaufen, die dann, wenn das Kind aufgehört hat, diesen Druck machen und quasi immer im Hintergrund im Unterbewusstsein sagen: Hey, wenn du jetzt nicht erntest, wenn du dies und das nicht machst, dann gehen alle deine Spielerfolge kaputt.
[00:08:19] Sebastian Spallek Du hast vorhin auch schon mal YouTube erwähnt. Das ist sicher auch sehr beliebt bei Kindern. Aber wie ist das einzuschätzen? Man kann ja schließlich schlecht bei jedem Video daneben sitzen.
[00:08:29] Patricia Cammarata Das ist tatsächlich ein Problem, auf das YouTube ja auch schon reagiert hat, indem sie YouTube Kids geschaffen haben als eigene Plattform, wo man so grob sagen kann, die schlimmsten Sachen für Vorschulkinder sind da bestimmt nicht mehr drauf. Aber da kommt dann das Problem, da sind auch die ganzen Influencer nicht drauf oder die großen YouTuber, für die sich Kinder mit acht, neun, zehn Jahren vielleicht doch auch interessieren. Das macht dann wieder Frust auf der Plattform, und da muss man eben gucken, wie man Kompromisse findet. Bei ganz kleinen Kindern finde ich sogar besser, dass man YouTube gar nicht benutzt, sondern dass man ein sicheres Umfeld nimmt. Sowas wie die Streaming-Dienste, wo man eben weiß, das ist wirklich das, was das Kind jetzt guckt. Und da ist nicht ein "weiter", und dann hat man irgendwie einen Inhalt, der dann gar nicht mehr passt. Und ganz konservativ: DVDs tun's auch noch zur Not, weil dann haben die Kinder gar nicht die Möglichkeit, in irgendwelche Parallelinhalte abzudriften, weil man da gerade mal nicht hinguckt und sie irgendwas Komisches klicken.
[00:09:31] Sebastian Spallek Wenn das Kind seine Klassenkameraden und Freunde gerade nicht treffen darf, ist gemeinsames Online Gaming natürlich umso nützlicher. Findest du solche Spiele wie z.B. "Fortnite" eigentlich ein interessantes Projekt, also, dass Kinder dort auch virtuell Zeit miteinander verbringen können?
[00:09:47] Patricia Cammarata Ja, das war auch schon vor der Corona Zeit so. Das ist natürlich ein toller Raum, in dem Kinder digital zusammenkommen können, der auch in der Regel Eltern frei ist. Und das ist eine typische Entwicklungsaufgabe im Teenageralter, sich quasi einer neuen Gruppe von Gleichaltrigen zuzuwenden, sich ein bisschen abzuwenden auch von den bekannten Beziehungen im Elternhaus. Und da sind solche Spiele natürlich total gut, sowas umzusetzen, und das sehen ganz viele nicht, die da nicht tiefer reingucken, sondern sie sehen nur dieses: Oh Gott, da kämpfen hundert Leute gegeneinander. Aber es gibt ganz tolle Artikel, die beschreiben, wie das wie so ein Roadmovie benutzt wird. Die treffen sich an einer bestimmten Stelle - man kann ja auch so in kleinen Gruppen am Anfang miteinander eine Strategie wählen - und ziehen dann da über dieses Spielfeld und treffen sich irgendwo am Lagerfeuer und quatschen da et cetera. Für so etwas bieten solche Spiele natürlich eine ganz, ganz tolle Plattform. Bei vielen Erwachsenen kommt das aber, glaube ich, überhaupt nicht an, weil die so starke Vorurteile haben.
[00:10:54] Sebastian Spallek Mal so eine ganz grundlegende Frage: Was denkst du, was fasziniert Kinder überhaupt so sehr an Computerspielen?
[00:10:59] Patricia Cammarata Computerspiele, wenn sie gut gemacht sind, können einen sogenannten Flow-Zustand herstellen. Das heißt, die Herausforderung entspricht so ungefähr den Fähigkeiten, die man hat, das Spiel zu bedienen, das Level zu bedienen, man sammelt ja dann Erfahrungen, dann steigt eben die Herausforderung an. Dann ist die Fähigkeit auch wieder besser. Und wenn man genau in diesem Gleichgewicht ist, dann kommt man eben in diesen Flow-Zustand, indem man Zeit und Raum vergisst und sich gut fühlt und Spaß hat. Und deswegen wirken Computerspiele oft so, dass man sagt: Mensch, wenn ich da einmal drin bin und das fluppt irgendwie, macht das richtig Spaß. Und da weiß ich eigentlich gar nicht mehr so genau, wann jetzt die halbe Stunde, die wir ausgemacht haben, vorbei ist.
[00:11:46] Sebastian Spallek Gerade jetzt mit Homeschooling verbringen ja viele Schulkinder regelmäßig viel Zeit vor dem Computer. Wie schafft man denn da einen guten Ausgleich tatsächlich?
[00:11:56] Patricia Cammarata Indem man Dinge mit den Kindern tut. Wir machen das so, weil ich auch im Homeoffice bin, dass wir die Mittagspause zum Beispiel spazierend miteinander verbringen oder wenn die Kinder irgendwie Roller fahren wollen oder Fahrrad, dass wir das mitnehmen, weil man ist ja auch durch die Sperrung der Spielplätze et cetera sehr eingeschränkt. Also so viel ist ja gar nicht möglich. Aber dass man da mit gutem Beispiel voran geht, weil man ja selber auch unter Bewegungsmangel leidet. Wer irgendwie kann und sagt, ich habe irgendwie morgens vor der Arbeit Lust zu joggen, da kann man die Kinder auch mitnehmen. Und wenn das Wetter irgendwie schön ist, abends nach dem Abendessen noch eine Runde spazieren gehen. Oder natürlich die Leute, die auf dem Land wohnen, die Garten irgendwie haben. Da gibt's ja auch unterschiedliche Sachen, die man dann nutzen kann, um eben so ein bisschen einen Ausgleich zu bekommen. Aber ich glaube, das ist tatsächlich eine Sache, wo man im Moment drauf gucken muss, weil das im normalen Alltag an vielen Stellen ja einfach da ist, durch den Schulsport, durch Sportvereine, und das ist ja alles weggefallen. Und da müssen wir jetzt schon drauf gucken, dass man auch mal den Rücken entlastet et cetera. Ich glaube, das merken auch ganz viele Erwachsene, dass das gut tut.
[00:13:04] Sebastian Spallek Und was können Eltern eigentlich machen, wenn für die Kinder Fernsehen und Computerspiele eigentlich immer interessanter sind als zum Beispiel Fußballspielen oder draußen toben oder spazieren gehen?
[00:13:15] Patricia Cammarata Das ist, glaube ich, oft in so Fällen so, wenn man sagt, hey, geh doch mal raus, und man selber irgendwie zuhause bleibt oder vielleicht auch nicht irgendwie das beste Beispiel ist. Da hilft es, wenn man so ein bisschen Einsatz zeigt und es nicht bei dem, hey, geh doch mal raus, bleibt, sondern man da auch aktiv mitgeht. Oder die Kinder selber mal fragt, ich habe jetzt ein paar Vorschläge gemacht, findest du alles doof, sag mal einen Gegenvorschlag, auf was hättest du denn Lust? Und vielleicht findet man dann Kompromisslösungen, dass man sagt, wenn das Kind da gar nicht wegzukriegen ist, dann vielleicht mit Pokémon Go, dass man sagt, komm, dann ziehen wir hier um die Häuser und jagen ein paar Pokémons. Und dann sind wir wenigstens auch mal draußen gewesen.
[00:13:59] Sebastian Spallek Wenn wir jetzt an die Zeit nach der Krise denken, hast du dann einen Tipp, wie man die Bildschirmzeit dann wieder auf Normalmaß runterfahren kann?
[00:14:07] Patricia Cammarata Ich glaube, das wird total unproblematisch laufen, ehrlich gesagt. Man merkt, dass, also ich bei meinen eigenen Kindern und auch im Umfeld, die Kinder Sehnsucht nach dem normalen Alltag, nach ihren Sportgruppen, haben. Die sprechen sogar schon davon, dass sie freiwillig gerne wieder in die Schule gehen wollten. Denen ist einfach total klar, dass es jetzt gerade ein Ausnahmezustand. Und Kinder sind ganz flexibel. Man kennt das ja auch aus den Sommerferien. Da wird dann irgendwie mehr Eis gegessen, es wird irgendwie später ins Bett gegangen et cetera. Alles fällt so ein bisschen auseinander. Aber wenn es dann in den Schulalltag geht, dann findet sich da auch wieder der Rhythmus. Und da gibts bestimmt eine Übergangsphase. Da würde ich mir erst mal gar keine Sorgen machen. Da muss man, glaub ich, auch nichts anleiten.
[00:14:50] Sebastian Spallek Durch die Schulschließungen sind Lehrer ja gerade dazu gezwungen, mehr auf digitales Lernen zu setzen. Plötzlich nutzen viele Schüler z.B. Mathe-Apps. Glaubst du, diese Krise hat uns in Sachen Digitalisierung und modernes Lernen auch ein Stückchen vorangebracht?
[00:15:07] Patricia Cammarata Da muss ich sehr pessimistisch sein und sagen, nein, weil ich in meiner persönlichen Beobachtung wird das Digitale mit irgendwelchen Tools verwechselt. Aber was total fehlt, ist das Soziale. Ich glaube, das ist ein bisschen ein Problem einer älteren Generation, die denken Digitalisierung ist, man lernt eben nicht mehr im Unterricht miteinander, sondern das ist einfach jetzt in einer App drin. Aber es wird einfach nicht mitgedacht, dass Schule viel mehr ist als die Summe aller Arbeitsblätter; dass es da auch um die Art und Weise geht, wie man sich Inhalte kollaborativ erarbeitet, wie man im Team Dinge erarbeitet, wie man sich austauscht, wie man von unterschiedlichen Kompetenzlevels lernt et cetera. Und jetzt im Moment sind sehr viele Lehrer und Lehrerinnen erstmal dabei, wirklich die reinen technischen Kompetenzen zu lernen. Ich glaube, der nächste Schritt ist dann wirklich, dieses Gesamtkonzept irgendwie zu erfassen. Aber ich bin pessimistisch, dass das jetzt kurzfristig noch klappt.
[00:16:09] Sebastian Spallek Alles klar. Patricia, Vielen Dank für die Infos und bleib gesund.
[00:16:13] Patricia Cammarata Ebenso und vielen Dank.
[00:1617] Lenne Kaffka Patricia Cammarata bietet in ihrem Podcast "#Nur30Min - dann ist aber Schluss!" viele weitere Tipps für Eltern und den smarten Umgang mit digitalen Medien. Den Link finden Sie in den Show Notes zu dieser Episode. Das war's mit Smarter Leben für heute. Die nächste Folge hören Sie am Samstag und dann wird es nicht um die Coronakrise gehen. Denn ab dem 9. Mai erscheint wieder jeden Samstag eine Folge von Smarter leben, dem Ideen-Podcast, so wie er ursprünglich einmal war, mit Anregungen für den Alltag und Tipps von Experten, die selber schon den ersten Schritt gegangen sind. Diese Folge wurde produziert von Sebastian Spallek. Unterstützt wurde er von Sandra Sperber und mir, Lenne Kaffka. Unsere Musik kommt von audioBOUTIQUE. Tschüss, bis zum nächsten Mal.
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