Nadine von Kameke

Expertin über Umgang mit dem Tod Wie Jugendliche trauern - und was Erwachsene von ihnen lernen können

Nach einem Schicksalsschlag in der Familie wirken Teenager auf ihre Eltern oft teilnahmslos. Das kann zu Streit führen, sollte es aber nicht.
Foto: Emma Grann/ plainpicture/Emma Grann

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Ich verbrachte das Weihnachtsfest mit meiner Austauschfamilie in Toledo, Ohio: Eltern, sieben Kinder, drei davon schon mit Ehepartnern und eigenen Kindern. Ich war 16, und das sollte das beste Jahr meines Lebens sein. Es waren die Siebzigerjahre, und Amerika war das Sehnsuchtsland meiner Generation.

Nach vier Monaten in Ohio kam der Anruf meiner großen Schwester. Sie bereitete mich darauf vor, dass mein Vater sterben würde.

Ich ahnte damals von seiner Erkrankung, aber wahrscheinlich war ich aus Sicht der Erwachsenen zu jung, um einbezogen zu werden. Auch war die Zeit im Jahr 1977 noch nicht reif für einen offenen Umgang mit Abschied und Tod. Sowieso gab es kein WhatsApp, kein Skype oder Facetime. Einmal im Monat telefonierte ich oder bekam einen Brief. Darin stand aber nichts über den Gesundheitszustand meines Vaters.

Heute, als Trauerbegleiterin, liegt es mir besonders am Herzen, trauernden Jugendlichen zur Seite zu stehen. Noch immer erfahren sie wenig Unterstützung. Gleichzeitig ist die Hemmschwelle, sich Hilfe zu suchen, in dieser Altersgruppe größer als bei Erwachsenen.

Im Zusammenhang mit Schicksalsschlägen sprechen Psychologen immer wieder von Robustheit, Redundanz und Resilienz. Diese Begriffe sind sowohl für Trauer relevant als auch für die derzeitige Corona-Ausnahmesituation:

  • Es geht um die Fähigkeit, ein System aufrechterhalten zu können - auch wenn es gestört ist.

  • Nicht zu verdrängen oder nicht wahrhaben zu wollen, was passiert ist, sondern sich der Situation mit all ihrer Schwere zu stellen.

  • Und schließlich anzunehmen, was passiert ist und zu lernen, aktiv damit umzugehen, möglicherweise sogar daran zu wachsen.

Wir alle stellen uns jetzt die Fragen, die sich ein Trauender nach dem Tod eines geliebten Menschen stellt: Was bedeutet diese Veränderung individuell für mich - und allgemein? Wann kommt so etwas wie Normalität zurück? Ist es dann wieder so wie vorher - oder ganz anders?

Anfang und Ende

Lina Moreno / DER SPIEGEL

Geburt und Tod. Trauer und Glück. Unbegreiflich schön. Und unfassbar traurig. Anfang und Ende gehören zusammen – können sie auch noch so weit auseinanderliegen. Hier erzählen die Hebamme Agnes Maier, 28, aus Graz und die Hamburger Trauerbegleiterin Nadine von Kameke, 60, aus ihrem Alltag. Alle Kolumnen-Texte finden Sie hier.

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