
Ist scharfes Essen gesund? Eine Studie aus China kommt zum Schluss: Menschen, die oft scharf Gewürztes speisen, leben länger. Also mehr Chili ans Essen tun?
Zitat von vorname.nachname
Zitat: "Und es gebe Hinweise darauf, dass Teekonsum die Lebensdauer beeinflussen könnte."
Wenn die Verfechter dieser These auf die selbe Studie verweisen, müssten sie anmerken, dass es nicht unbedingt der Tee sein muss, da die exzessiven Teetrinker mehr Chili essen, der die Lebensdauer beeinflussen kann.
Eine Studie mit 500.000 Teilnehmern, die es nicht schafft, den zu untersuchenden Faktor zu isolieren, ist m.E. ein Fail.
Es wird schwer werden, solche Mengen an Teilnehmern zu finden, die sich ausschließlich von Chili oder Tee ernähren. Bei Alkohol mag das eher der Fall sein, aber vermutlich kann diese Teilnehmergruppe dann die Fragebögen nicht mehr ausfüllen.
Endlich mal eine Autorin, die darauf hinweist, dass i.d.R. Beobachtungsstudien keine Beweise für Thesen liefern. Das sieht in den Medien (gerade bezogen auf die Ernährung) meist völlig anders aus.
Wer kennst es nicht: "Forscher der Universität in XYZ haben festgestellt, dass ...." und schon bricht gerade in Deutschland insbesondere unter Frauen ein neuer Ernährungswahn aus.
Überschrift: Chinesische Studie: Wer scharf isst, lebt länger
Kleingedrucktes:
Das bedeutet nicht unbedingt, dass Capsaicin und andere scharf schmeckende Stoffe das Leben verlängern.
Das sogenannte Capsaicin und andere Pflanzenstoffe sorgen dafür, dass mit Chili Gewürztes auf der Zunge brennt und den Esser schon mal in Schweiß ausbrechen lässt.
Wieso das "sogenannte Capsaicin"? Das Zeug heißt eben so. Sie schreiben ja auch nicht "auf der sogenannten Zunge" oder "mal in sogenannten Schweiß".
... leidet irgendwann höchstens an Sodbrennen und Magenproblemen. Gerade bei heißem Klima erhöhen scharfe Speisen auch das Thromboserisiko. Blutgefäße erweitern sich und dadurch verlangsamt sich die Fließgeschwindigkeit des Blutes.
Ich begrüße sehr, dass das Wissenschaftsressort Informationen wie Geldgeber und Limitierungen der Studien nun anscheinend standardmäßig mit aufführt. Der nächste Schritt wäre, diese Informationen auch im eigentlichen Text in den Vordergrund zu stellen.
Ganz am Ende in einem Kasten zu sagen, dass das Studiendesign keine Rückschlüsse auf kausale Zusammenhänge zulässt, ist ja schön und gut. Aber wenn der Text zuvor dann doch so geschrieben ist, als sei das der Fall, ist nicht viel gewonnen. Das Risiko der Scharf-Esser war z.B. nicht "um 14% gesunken", sondern einfach "14% niedriger" als in der Kontrollgruppe.
Neben dem erhöhten Teekonsum hätte ich noch eine andere Erklärung, wie Scharf-Esser länger leben ohne dass scharfes Essen zu längerem Leben führt: Gut gewürztes Essen kostet mehr als weniger stark gewürztes. Da in vielen Regionen Chinas noch Armut herrscht, könnte es sein, dass reichere Menschen mehr scharfes Essen zu sich nehmen. Und reichere Menschen leben nun einmal länger.
Ich habe mir den verlinkten Originalartikel angeschaut. Die Studie unterteilt von vorneherein in unterschiedliche Gruppen und vergleicht diese untereinander. Die Daten für die Gruppen müssten aber auch mit den Daten der Gesamtheit verglichen und auf statistisch relevante Abweichungen getestet werden. Dies ist nicht geschehen. Außerdem fallen die Ergebnisse der Gruppen in (fast?) allen Fällen in die Fehlerbereiche der anderen Gruppen. Ein Test, ob die Unterscheidung statistisch gerechtfertigt ist, fehlt. So wie ich die Studie verstehe, wurde für die Auswertung der erhobenen Daten eine Gaußsche Normalverteilung zugrunde gelegt, allerdings wurde nicht geprüft, ob diese Verteilung tatsächlich gegeben ist.
>Scharfe Speisen haben sich in südlicheren Ländern deshalb durchgesetzt
In Südchina (Guangdong) ist die Küche aber eher fade, obwohl es dort am wärmsten ist. Auf den Philippinen isst man auch nicht sehr scharf.
Zitat von Kamillo
Ist doch klar! Hat jemand schon gesehen, dass Chili-Sauce (z.B. Sambal Olek aus Indonesien) verschimmelt, selbst wenn sie nicht im Kühlschrank gelagert wird? Das Zeugs ist so scharf, dass nichtmal Schimmel darauf wachsen will. Also verschimmelt auch der Mensch, der das isst, nicht.
Nach dieser Logik sollten Sie sich von reinem Salz ernähren.
Ich esse selbst auch ganz gerne scharf, finde aber nicht, dass man aus der Studie irgendwelche Schlüsse ziehen kann.
Zitat von dummkopf84
Ich begrüße sehr, dass das Wissenschaftsressort Informationen wie Geldgeber und Limitierungen der Studien nun anscheinend standardmäßig mit aufführt. Der nächste Schritt wäre, diese Informationen auch im eigentlichen Text in den Vordergrund zu stellen.
Ganz am......
So unterschiedlich können Geschmäcker sein. Ich fand diese Absatz fast schon albern, da das bei empirischen medizinischen Studien ohnehin implizit ist.
Sie wiederum wollen, dass eine ohnehin nicht-suggerierte Kausalität auch noch prominent als nicht erwiesen dargestellt wird.
SPON hat halt eine breite Zielgruppe, finds schon ganz ok so, dass es halt wenigstens noch erwähnt wird, ohne die Leserschaft gleich übermäßig mit wissenschaftlichen Trivialitäten zu langweilen.
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