
Einst waren sie Manager bei Microsoft, doch sie fühlten sich überflüssig oder überfordert. Heute sind sie Heilpraktiker, trainieren Führungskräfte oder produzieren Schmuckbänder. Drei ehemalige Mitarbeiter des Software-Konzerns berichten über ein neues Leben.
"Doch Voit fühlt sich überwacht durch die ständigen Zielvereinbarungen, wöchentlichen Berichte und Jahresgespräche."
Ähm, das ist schade - ich persönlich kann mir eigentlich keinen freieren Job vorstellen - einmal die Woche ein bisschen berichten und das Jahresgespräch dient ja auch eher der Kosmetik. Und Zielvereinbarungen sind meist an -zusätzliches- Geld gekoppelt, also nichts Schlimmes.
Auch wenn mit - als Unix und FOSS Advokat - Kritik an MS und Apple stets gut runter geht: die genannten Probleme und Anforderungen existieren in anderen Unternehmen und Branchen genau so. MS kann hier nur als Beispiel für ganz, ganz viele Arbeitgeber dienen
Zitat von sysop
Bernd Heiler sagt, er finde solche Aussagen von Ex-Mitarbeitern nicht hilfreich. Er wägt ab, formuliert vorsichtig. Bernd Heiler will nicht brechen mit seinem alten Leben. Er kann verstehen, dass manche Leute Probleme haben mit einem Bewertungssystem, dass vorschreibt, dass es in jedem Team feste Prozentsätze von Top-Leuten, mittelmäßigen und schlechten geben muss. Einer ist immer Loser, per Definition. Aber so sei das nun mal in amerikanischen Firmen, sagt Heiler. "Es ist ja kein spezielles Microsoft-Problem."
"Er will nicht brechen mit seinem alten Leben"...
Das merkt man.
Eine kritische Betrachtung wird dadurch allerdings verhindert.
Und heraus kommt nur abstoßendes Geschwalle.
Einem Selbständigen aus Überzeugung (ohne unternehmerischer Beziehung zu MS) fällt auf: Da es Ihnen gelungen ist, drei (!) Aussteiger von derzeit 2.600 Mitarbeitern (Microsoft: Über uns) aufzutreiben, scheint Microsoft als Arbeitgeber wirklich zu vollstem Recht sehr beliebt zu sein.
Ach, und einer wird auch noch "Heilpraktiker für Psychotherapie", ein Beruf dessen Prüfung sich laut Psychotherapie (Heilpraktikergesetz) weitgehend darin erschöpft, zu verhindern, dass er eine "Gefahr für die Volksgesundheit" darstellt. Supi.
Außer Selbstbezug in der ganzen Branche nix neues in 30 Jahren. Immer neue Software/Hardware um des neuens Willen. Sinn macht das alles nicht. Mache den Job seit 1982. Seit 1994 aks Freiberufler. Ist halt sehr gut bezahlt, wenn schon sonst nix sinnvolles bei abfällt. Aber Sinn suche ich eher in meiner Freizeit für mich. Der Job ist nur Vehikel, ein selbstbestimmtes Leben außerhalb des Jobs führen zu können. Dann klappts auch mit der modischen Burnout Vermeidung.
"Nimm dir die Freiheit, nicht tun zu müssen, was du nicht willst", diese Motto von Martin Massow (ich glaub Freiberufler-Atlas) habe ich mir zu eigen gemacht. Und wenn ich leider auch ohne Millionenabfindung auf dem Konto doch sehr genau auf jeden Euro "meiner Selbstverwirklichung" schauen muss, kann ich jedem nur sagen: nimm dir die Freiheit, selbständig zu werden, sobald du kannst, um dein eigenes Ding zu machen. Ich habe ein eigenes Putzunternehmen, verkaufe über Ebay bestimmte Klamotten und habe eine Seniorenumzugsbetreuung. Momentan läuft's. Und: Wir wissen eh' nicht was aus Renten, Geldwert und überhaupt wird, und wenn ich einmal auf dem Sterbebett liege, will ich zumindest sagen können: "Ich habe nicht am Leben vorbei gelebt, ich bin nicht in einer Behörde versauert oder im Hamsterrad der freien Wirtschaftssklaverei vorzeitig kollabiert. Ich muss nicht jeden Auftrag annehmen, und habe immer (meistens) nette Auftraggeber. Seither gehts mir blendend, keine Depressionen, Rückenschmerzen usw.
Der Beitrag schreckt irgendwie ab, wir dürfen aber nicht vergessen: MS ist eines der beliebtesten Arbeitgebern Weltweit.
Das alles ist sicher kein MS-Einzelfall - so geht Globalisierung heute.
Ich bin (zum Glück) schon seit 10 Jahren aus dieser Tretmühle raus - auch US-Konzern. Was mich damals nervte, war der ständige Zwang durch perfekt wissens- und erfahrungsbefreite BWL-Roboter, mein super Entwicklungsteam, das ich über zwei Jahrzehnte aufgebaut hatte, weitgehend wieder abzubauen und die gesamte Softwareentwicklung nach Indien auszulagern. Obwohl die Burschen dort nichts weiter wollten als Code hacken und mit so "unkreativen" Dingen wie Projektmanagement, Test und Nachsorge rein gar nichts am Hut hatten.
Zu meinem großen Glück konnte ich abspringen, noch bevor mir richtig klar war, dass meine neuerdings aufkommende, obwohl früher nie gekannte Arbeits-Unlust wohl ein Vorbote dessen war, was man heute chic als Burnout bezeichnet.
In der nachfolgenden Phase der Selbständigkeit arbeitete ich über Jahre hinweg härter als je zuvor, aber ich war stets Herr meiner Entscheidungen. Ich war zwar auch oft erschöpft, aber nie ausgebrannt oder unlustig, denn ich wusste immer, für wen ich das alles tat. Es war also nicht die harte Arbeit, die mich geschlaucht hatte, sondern einzig der brotlose Kampf gegen Windmühlen und Dummköpfe.
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