68er-Protestplakate Revolution reloaded

Viele Plakate der frühen Friedens- und Anti-Atom-Bewegung sind längst Ikonen der Zeitgeschichte. Jetzt erleben sie bei Demos eine Renaissance. Der Künstler Ernst Volland zeigt auf einestages seine besten Arbeiten von damals - viele wirken verblüffend aktuell.
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"Da strahlt die Familie:" Ernst Volland entwarf, produzierte und vertrieb seine Plakate und Postkarten in den siebziger Jahren selbst, wie dieses Motiv von 1976.

Foto: Ernst Volland
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"Gemütliches Atom-TV" hat Ernst Volland diese Zeichnung aus dem Jahre 1976 genannt.

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Horrorleben - Landkreis Psychow-Dannenberg: Ernst Vollands Bildsatire stammt von 1977, dem Jahr, in dem die Entscheidung fiel, einen Salzstock bei Gorleben im niedersächsischen Landkreis Lüchow-Dannenberg als Endlager für radioaktive Abfälle zu nutzen. Die Ortsausgangsschilder, die hier als Vorlage dienten, waren in den siebziger Jahren in Deutschland gerade eingeführt worden. 2010 griffen Gegner des Verkehrsprojektes Stuttgart 21 Vollands Idee vom durchgestrichenen Ortsschild auf.

Foto: Ernst Volland
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Lied vom Tod: Bildmontage aus dem Jahr 1976 von Ernst Volland

Foto: Ernst Volland
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Das Problem mit der Glaubwürdigkeit: "Kommen Sie doch näher, es ist völlig ungefährlich", tönt es aus der Flüstertüte. Federzeichnung von 1977

Foto: Ernst Volland
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"Ist das die Zukunft unserer Kinder?" Vor dem Hintergrund der Atomkatastrophe im japanischen Fukushima wirkt dieses Motiv aktuell wie nie. Es entstand aber bereits 1976 - zehn Jahre vor dem Reaktorunglück von Tschernobyl.

Foto: Ernst Volland
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Mehr als ein Spiel: In den siebziger Jahren begann sich der Protest gegen den Bau immer neuer Atommeiler in Deutschland zu regen. Zeichnung von 1977.

Foto: Ernst Volland
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"Raffgier" überschrieb Ernst Volland diese Zeichnung von 1977. Mit der Kernkraft, hier symbolisiert durch den Atompilz, assoziierte man schon in den Siebzigern ein lukratives Geschäft.

Foto: Ernst Volland
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Die Erde schützen: Initiativen gegen Umweltzerstörung bekamen Ende der siebziger, Anfang der achtziger Jahre massiven Zulauf. Postkarte von 1983.

Foto: Ernst Volland
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Stromerzeugung mit allen Mitteln: Anti-Atom-Plakat von 1977.

Foto: Ernst Volland
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Klares Bekenntnis: Träger dieses Aufklebers brachten ihre Haltung zur Atomkraft auch ohne viele Worte zum Ausdruck. Ernst Volland entwarf das Motiv 1970.

Foto: Ernst Volland
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Schleimer und Schnüffler gesucht: Das Motiv von 1975 brachte Ernst Volland ein Ermittlungsverfahren ein. Der Prozess endete aber mit einem Freispruch, da sein Anwalt glaubhaft machen konnte, dass es sich um eine Satire handelt - da es die aufgeführten Berufe nicht wirklich im Öffentlichen Dienst gab.

Foto: Ernst Volland
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"Ich trinke...": Bundesweite Aufmerksamkeit erregte Vollands Motiv "Jägermeister" von 1979 - nicht zuletzt, weil auch die gleichnamige Firma dazu beitrug: Sie ließ die Abbildung, die zuerst in der Satirezeitschrift "pardon" erschienen war, verbieten und forderte eine ganzseitige Gegendarstellung. Ernst Volland erinnert sich: "Den ersten Prozess vor dem Gericht in Hamburg verloren wir, dafür hatte ich erreicht, dass das Thema 'Alkohol und Kinder' in der Öffentlichkeit diskutiert wurde." Vor dem Revisionsprozess zog Jägermeister die Klage zurück und übernahm alle anfallenden Kosten.

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"Deutschland erwartet Sie": Volland antwortete mit dieser Parodie auf eine lange vor 1972 gestartete globale Imagekampagne der Bundesregierung. Mit "heiteren Spielen" sollten die Schatten der Vergangenheit - besonders aus der ehemaligen "Hauptstadt der Bewegung" München - vertrieben werden. Das mörderische Attentat auf die Olympia-Mannschaft Israels gab den Spielen, die ein neues Deutschland-Bild in der Weltöffentlichkeit etablieren sollten, nachträglich eine tragische Wendung.

Foto: Ernst Volland
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"Wir machen mehr als Öl": Mit schockierenden Fernsehbildern von havarierten Öltankern wie der "Torrey Canyon" 1967, etwa von elend zugrundegehenden Seevögeln, rückten neuen Krisenthemen wie Umweltverschmutzung und Grenzen des Wachstums ins öffentliche Bewusstsein. Dies und die sogenannte Ölkrise von 1973 trugen dazu bei, dass sich Mineralölkonzerne um ihr Image sorgten. Ihre Werbekampagnen sollten suggerieren, dass sie künftig "mehr als Öl" machen wollten. Volland benutzte diese Lobby-Aktion für eine geniale Umdeutung.

Foto: Ernst Volland
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Zeitgemäße Erziehungsmethoden: Dieses Plakatmotiv von 1971 erschien unter anderem als Illustration in der Satire-Zeitschrift "pardon". Die linksalternative Szene prangerte damals den autoritären und ihrer Ansicht nach noch vom Nazismus geprägten gewalttätigen Erziehungsstil in der bundesdeutschen Nachkriegsgesellschaft an. Es folgte die Zeit der Kinderläden und autonomen Apo-Jugendzentren.

Foto: Ernst Volland
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"Wir fordern Berufsverbot für...Anna Seghers": Mit dem "Radikalenerlass" von 1972, der alle Bewerber für den Öffentlichen Dienst unter eine Art Generalverdacht stellte, hatte die Regierung Brandt der linksalternativen Satire eine Steilvorlage geliefert. In Form eines polizeilichen Fahndungsplakats stellte Ernst Volland die Porträts prominenter, von den Nazis verfolgter und/oder ausgebürgerter Frauen und Männer zusammen; unter ihnen auch die Schriftstellerin Anna Seghers, die damals in der DDR lebte.

Foto: Ernst Volland
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"Gesundheit!" Schon in den siebziger Jahren waren die Kosten des Gesundheitswesens ein Dauerthema. Ernst Volland präsentierte 1977 einen jovial grinsenden Chefarzt-Typen, der seinen Patienten D-Mark-Scheine herraushusten lässt.

Foto: Ernst Volland
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Manipulation der Massen: Mit der wachsenden Zahl elektronischer Medien fürchtete sich die linksoppositionelle Szene vor hemmungsloser Manipulation durch Werbung und "Konsumterror". Volland sah die Bundesrepublik 1973 als Antennenwald, ähnlich wie im Vorspann zur berüchtigten DDR-Propagandasendung "Der Schwarze Kanal" - beherrscht vom Bundesadler. Unter dessen Schutz aber haben sich die wahren Programmgestalter versammelt: von Siemens über IBM bis AEG.

Foto: Ernst Volland
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Manhattan im Flammenschein: 1983 fotomontierte Ernst Volland diesen Alptraum - fast zwei Jahrzehnte vor den Ereignissen des 11. September.

Foto: Ernst Volland
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"Schnüffel - Nein danke": Um ihre Kernthemen aufs Papier zu bringen, heuerten die Grünen in ihrer Gründungsphase den Plakatkünstler Ernst Volland an. Dies ist eines der Motive, das in der Folge entstand.

Foto: Ernst Volland
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