Anti-Suffragetten-Cartoons Monster mit Mausphobie

Heulende Babys, verzweifelte Ehemänner, soziales Chaos: Sobald Frauen wählen dürfen, bricht die Welt zusammen. Befürchtete die Anti-Suffragetten-Bewegung - die in England fest in weiblicher Hand war.
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Sadistische Suffragetten: Wahlrechts-Aktivistinnen sehen nicht nur gruselig aus, sie sind auch gemeingefährlich, will uns diese zu Beginn des 20. Jahrhunderts veröffentlichte Karikatur sagen. Sie zeigt eine Schar von verhärmt ausschauenden, schielenden Frauen, die sich diebisch darüber freuen, dass eine von ihnen einem Mann mit ihrem Stiefel in den Hintern getreten hat.

Foto: Corbis
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"Bin in einer Stunde oder so zurück": Die Kinder schluchzen, der Mann, soeben von einem harten Arbeitstag zurückgekehrt, schaut versteinert in die Ferne. So sieht es aus, wenn sich Frauen nicht mehr um den Haushalt, sondern um die große Politik kümmern. An die Wand hat die böse Suffragette eine Nachricht für den armen Familienvater hinterlassen. Sie lautet: "Ich bin in einer Stunde oder so wieder zurück". Veröffentlicht wurde das Poster von der Ende 1910 gegründeten "National League for Opposing Woman Suffrage": einem Zusammenschluss der weiblichen Anti-Frauenwahlrechts-Liga ("Women's National Anti-Suffrage League") und des männlichen Pendants ("Men's League for Opposing Woman Suffrage").

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Herrschaft des Nudelholzes: Beunruhigt mustert der Dandy im Hintergrund die Dame mit der Wespentaille und dem kleinen Hündchen namens "Polizei" an der Kette. Wie ein Zepter schwingt sie ein gewaltiges Nudelholz. Die Anti-Suffragetten-Postkarte stammt von 1909.

Foto: Corbis
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Auf die Knie! Er trägt die Schürze, sie zieht ihn gebieterisch am Ohr. Dieser Mann hat definitiv nichts zu lachen: Seine Frau ist "Mitglied der Suffragetten-Bewegung", wie der Text auf dieser Postkarte von ca. 1910 verrät. In England organisierten sich die weiblichen Frauenwahlrechts-Gegnerinnen ab Juli 1908 in einem eigenen Verein, im Dezember 1908 formierte sich das männliche Pendant. Ähnlich ausgerichtete Verbände gab es unter anderem in den USA und Schottland, in Deutschland formierte sich 1912 der völkisch-nationale "Deutsche Bund zur Bekämpfung der Frauenemanzipation".

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"Ich würde ja gern wählen, aber meine Frau lässt mich nicht!" Der arme Kerl kümmert sich um Wäsche und Baby, während die eigentlich dafür Zuständige sich fürs Frauenwahlrecht engagiert. Vor einer gefährlichen Umkehrung der Verhältnisse warnt diese Anti-Suffragetten-Postkarte aus den USA von 1909, oben links prangt, hellblau unterlegt, die zentrale Anklage: "Alle arbeiten außer Mutti. Sie ist eine Suffragette".

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Hilfe, eine Maus! Sobald sie ein possierliches Nagetier erspähen, hüpfen sie vor Angst auf den nächsten Stuhl - und diese Spezies will demnächst die Geschicke der Nation mitbestimmen? Betitelt ist der Suffragetten-Schmäh-Cartoon mit dem Spruch "Aufstehen für die Rechte der Frau".

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Make love, not war: Anstatt Steine zu schmeißen und Brandbomben zu zünden, sollten die Wahlrechtsaktivistinnen lieber zu verträglicheren Methoden greifen, um ihre Ziele durchzusetzen, suggeriert diese Postkarte von 1912. Und schlägt den stürmischen Kuss vor.

Foto: Popperfoto/Getty Images
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"Nein, nein, Suffragette, hier ist kein Platz für Dich!" Auch diese hässliche Dame scheitert bereits an einer Maus - und disqualifiziert sich damit für den majestätisch hinter ihr aufragenden "Palace of Westminster": dem von Männerhand erbauten Parlamentssitz im Herzen Londons. Um Frauen das Wahlrecht madig zu machen, wurde munter gereimt, wie diese Postkarte von circa 1912 zeigt.

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Verkehrte Welt: Sie raucht Pfeife, er strickt - sie hält um seine Hand an, er errötet schamhaft. Sobald Frauen das Wahlrecht erhalten, kippen auch die etablierten Muster, warnt diese Postkarte von ca. 1908. Die Frauenwahlrechtsgegner waren der Meinung, die Frau sei vor allem zur Mutterschaft und zu sozialem Engagement berufen, ihre Politisierung indes führe zu Chaos in Haus, Familie und Staat.

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Einfach liegen bleiben! Suffrage Sue heißt diese nicht eben anmutige Wahlrechtsaktivistin, sie warnt ihren im Bett faulenzenden Mann mit den Worten: "Eines Tages wirst Du aufwachen und feststellen, dass Frauen die Welt regieren." Seine schlagfertige Antwort: "Dann wecke mich an jenem Morgen einfach gar nicht auf" (Postkarte von circa 1910).

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Wahltag! Sie, ein verknöchertes Mannweib mit Feder am Hut, er, ein devoter Pantoffelheld mit zwei schreienden Glatzköpfchen auf dem Arm: Der Wahltag gleicht auf dieser Postkarte von 1909 einem einzigen Horrorszenario. Die Frauenwahlrechtsgegner, in England "Antis" genannt, störten sich unter anderem an dem teils rabiaten Gebahren der Suffragetten. Nachdem diese zunächst friedlich für ihre Sache gekämpft hatten, radikalisierte sich die Szene ab circa 1910: Britische Frauenrechtlerinnen sprengten Briefkästen, warfen Fensterscheiben ein, zündeten Bomben und traten in den Hungerstreik.

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Kleine Raupe Nimmersatt: Der US-Zeichner Bernhardt Wall verlegte den Kampf ums Frauenwahlrecht ins Reich der Kinder (Postkarte von 1915). Der Junge hat dem Mädchen einen Sockel errichtet, er schleppt Geldstücke heran, er schenkt ihr sein Herz. Und wie reagiert die Kleine? Sie ist noch immer unzufrieden! "Sind Männer nicht großzügig? Alles, nur kein Wahlrecht!"

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Für das Männerwahlrecht: "Ich habe einen Mann, der für mich arbeitet und wählen geht. Ich sollte mir Sorgen machen!", sagt diese kleine Nörglerin und stützt sich auf ihren überdimensionalen Regenschirm. Mit zwei sauberen Strichen wurde aus dem "Votes vor Women" ein "Votes for men".

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Rabenmutter, Mannweib: Dicke Tränen rollen dem Säugling über die Backen, armer Tropf: Seine Mutter ist eine Suffragette! Wer sich für das Frauenwahlrecht einsetzte, wurde häufig als Rabenmutter und Mannweib diffamiert (Postkarte von 1911).

Foto: Corbis
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