Apokalypse-Szenarien Irre geht die Welt zugrunde

Komet auf Kollisionskurs! Atomwaffen verwüsten die Erde! Außerirdische vernichten uns! Horrorvisionen versetzten die Menschheit in Angst und Schrecken. einestages präsentiert die bizarrsten Szenarien - und jene Untergangspropheten, die sie propagierten. Von Benjamin Maack
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Der Tag, an dem die Erde Kopf stehen sollte: Bis 1995 war sie eine unauffällige Angestellte und Mutter aus Wisconsin. Doch dann machte Nancy Lieder mit einer irren Geschichte auf sich aufmerksam. Der Planet Nibiru, behauptete sie auf ihrer Website zetatalk.com, werde bald schon durch unser Sonnensystem donnern und nur knapp an der Erde vorbeischrammen. Und dann entwarf Lieder ein Szenario, wie es spektakulärer kaum sein könnte: Die Gravitation von Nibiru würde einen Polsprung auslösen, der die Erde um 180 Grad dreht. Die Folgen der plötzlichen Veränderung: Erhitzung des Erdkerns, kochende Meere, Verschiebungen der Kontinentalplatten, Erdbeben und Vulkanausbrüche. Kurz: die Vernichtung der Menschheit.

Die Untergangsprophetin kannte auch das genaue Datum der Apokalypse - der 27. Mai 2003. Die Quelle für ihre wirren Thesen: graue Außerirdische aus dem Sternensystem Zeta Reticuli, die Lieder in ihrer Kindheit in einem Wäldchen als ihr irdisches Sprachrohr auserkoren und ein Implantat eingepflanzt hatten. Als 2003 der Weltuntergang ausfiel, verlegte Lieder die Apokalypse durch den Planeten Nibiru kurzerhand auf "in den nächsten Jahren".

Es braucht nicht unbedingt knallharte Fakten, um ein Ende der Welt anzukündigen. Allein in den letzten 100 Jahren haben Dutzende Apokalypsepropheten Katastrophenszenarien verschiedenster Art vorausgesagt. mehr...

Foto: Reuters/Nasa
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Gastod im Kometenschweif: Wie eine Todesdrohung stand er für mehr als zwei Monate am Himmel. Im März 1910 konnten die ersten Menschen den Halleyschen Kometen mit bloßem Auge sehen - und waren sich sicher, dass der mehr als 30 Kilometer große Felsbrocken direkt in die Erde krachen würde. Diese Befürchtung konnten Astronomen bald zerstreuen. Doch schon kam die nächste Horrormeldung: Edwin Frost (3. v.l.) und sein Team vom Yerkes Observatorium in Chicago hatten im Schweif von Halley das giftige Gas Dicyan entdeckt. Bald hieß es, die Erde würde die Bahn des Kometen kreuzen, dabei ganz von dem giftigen Dunst eingehüllt werden. Wissenschaftler fanden kurze Zeit später heraus, dass die Konzentration des Giftes viel zu niedrig ist, um die Atmosphäre zu verseuchen. Doch da war es schon zu spät.

Gerüchte gingen um, dass das Giftgas seinen Opfern vor ihrem Ende die Haut am Leib zerfressen würde. Windige Geschäftemacher boten deshalb erfolgreich Anti-Kometen-Pillen, Gasmasken und Regenschirme als Halleyschutz an. Erst als sich der Komet am 19. Mai wieder langsam von der Erde entfernte, atmete die Menschheit auf - und unbesorgt wieder ein.

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Ufo-News für "God's Land": Es muss ein merkwürdiger Anblick gewesen sein. Unter den Augen von zahlreichen Kamerateams und Zeitungsjournalisten saßen Chen Hon-Ming, ein ehemaliger Soziologieprofessor aus Taiwan, und seine 150 Anhänger vor einem Fernsehgerät im Vorgarten ihres Sektenhauptquartiers in Garland. In dem texanischen Städtchen lebten Hon-Ming Chen (Mitte) und seine Anhänger, weil der Name klinge wie "God's Land". Am 31. März 1998, so hatte der Anführer der "God's Salvation Church" prophezeit, sollte Gott auf Kanal 18 erscheinen und zu ihnen sprechen. In der Ansprache würde der Herr verkünden, wo die fliegenden Untertassen aus der anderen Dimension landen würden, um sie abzuholen - und sie so vor der Weltende durch Nuklearwaffen zu retten.

Am Ende blies der Sektenguru die ganze Aktion ziemlich kleinlaut ab: "Da Gott nicht im Fernsehen erschien", soll er gesagt haben, "könnt ihr unsere Lehre vergessen." Kaum verwunderlich. Denn kurz zuvor hatte er noch vollmundig angeboten, dass seine Jünger ihn steinigen, enthaupten oder kreuzigen können, wenn seine Vorhersagen nicht einträfen.

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Netzwerk-Apokalypse: Am 31. Dezember 1999 kurz vor Mitternacht saß der Programmierer Bob Bemer mit seiner Frau im Garten seines Hauses am Possum Kingdom See in Texas - in seiner Hand ein Glas Scotch mit Milch, in seinem Keller 63 Kartons mit Nahrung für ein Jahr - und wartete auf den großen Knall.

Schon seit den siebziger Jahren hatte der Erfinder des ASCII-Codes und der Escape-Taste vor dem Jahr-2000-Problem gewarnt. Weil die Computerpioniere in den sechziger Jahren mit Speicherplatz sparen mussten, gönnten sie Jahreszahlen nur zwei Ziffern. Das Jahr 1965 wurde lediglich als 65 geführt. Das ging gut bis zum Ende des Jahres '99. Danach kam die "00" für das Jahr 2000. Oder war vielleicht doch das Jahr 1900 gemeint? An genau diesem Konflikt, so die Vorhersage, würden die Computer dieser Welt verzweifeln und en gros abrauchen. Die Folgen: fehlerhafte Kreditkartenabrechnungen, sämtliche Passagierflugzeuge am Boden, Pannen in Kernkraftwerken, vielleicht gar der unbeabsichtigte Abschuss von Atomraketen, eine Welt, die im Chaos versinkt, weil alle Computer gleichzeitig abstürzen - die Bedrohung durch den "Millenium Bug" schien gigantisch.

Doch soweit kam es nicht. Unternehmen gaben Milliarden aus, um die Rechner mit Updates auf den Jahreswechsel vorzubereiten. Am Ende wurden nur wenige Fälle bekannt, in denen es Probleme gab: Im Atomkraftwerk in Onagawa, Japan, ging tatsächlich zwei Minuten nach zwölf der Alarm los - ohne weitere Folgen. In einigen Teilen von Australien fielen die Maschinen zum entwerten der Bustickets aus. Auf einer Pferderennbahn in den USA streikten 150 einarmige Banditen - und Bob Beemer hatte mehr Lebensmitteldosen im Keller, als er essen konnte.

Foto: AP
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Das große Umgraben: Sie sahen aus, als würden sie schlafen. Die Fotos, die durch die Presse gingen, zeigten die 39 Anhänger der Sekte Heaven's Gate in ihren Etagenbetten, jeder einzelne schwarz gekleidet, unter dunklen Decken und mit brandneuen Nike-Turnschuhen an den Füßen. Mit einem Cocktail aus Apfelsaft, Wodka und einer Überdosis Schlafmittel waren sie und ihr Führer Marshall Herff Applewhite am 26. März 1997 auf die Reise zu dem Raumschiff gegangen, das sich ihrer Meinung nach im Schweif des Kometen Hale Bopp vor den Augen der Menschen verbarg.

Applewhite und seine Anhänger glaubten daran, dass die menschliche Zivilisation schon sehr bald "untergegraben" würde, um die Erde "aufzupolieren". Denn die Menschen hätten ihre Nützlichkeit für den Planeten verloren. Überhaupt sei das "Königreich der Menschen" nur eine Zwischenstufe zwischen dem "Königreich der Tiere" und dem "wahren Königreich Gottes". Doch der Weg dahin führte über andere Kreaturen dieser Bewusstseinsstufe - den Außerirdischen in dem Raumschiff.

Foto: AP
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"Nur weil sie Gott ist": "Gott wird unsere Seelen zu sich rufen; wir werden wie Luftballons von der Erde abheben", lautete die Botschaft der ukrainischen Sekte Die Weiße Bruderschaft. Auf den 14. November 1993 hatte ihre Führerin, Marina Zwigun, die sich selbst Maria Devi Christos nannte und behauptete, sie sei die Verkörperung von Jesus und Maria in Personalunion, das Ende der Welt terminiert - und angekündigt, dass ihre Gefolgschaft vorher kollektiv Selbstmord begehen müsse, um sich für das Himmelreich zu läutern.

Zu ihrer Blütezeit soll die Sekte mehr als 120.000 Anhänger gehabt haben, viele davon Jugendliche. Kurz vor dem prophezeiten Ende waren 800 von ihnen bereit, Zwigun in den Freitod zu folgen. Sie versammelten sich in Kiew und stürmten die Sofienkathedrale. Nur eine Großrazzia der Polizei konnte das Unglück verhindern. Mehr als 700 der suizidalen Sektenmitglieder - viele im Trance-Zustand - wurden vorläufig festgenommen und ihren Eltern übergeben. Als die Sektenführerin vor Gericht kam, sagte einer der Anhänger der selbsternannten Jesus-Wiedergängerin: "Heute wiederholen wir das, was sich vor 2000 Jahren ereignete. Ihr sprecht das Urteil über Maria Devi Christos, nur weil sie Gott ist."

Foto: EFREM LUKATSKY/ AP
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Ups, falschherum: Ausnahmsweise wirklich mal ein Scherz war das Weltuntergangsszenario der Spaßsekte namens Church of SubGenius. Am 25. Juli 1998 sollten Aliens vom Planeten Xists auf der Erde landen und die Weltbevölkerung äußerst langsam und qualvoll vernichten. Nur die Anhänger der Church of SubGenius sollten überleben und auf die Raumschiffe des - Achtung - Sexgottes gebeamt werden.

Die Anführer der Truppe trugen Nonsense-Namen wie "Susie the Floozie" und "Pope Sternodox". Ebenso kreativ wie der ganze Hokuspokus um die bevorstehende Apokalypse war die Ausrede, als ihre Prophezeiung nicht eintraf: Das Artefakt, von dem sie das Datum abgelesen hatten, hätte leider Kopf gestanden - nicht 1998, sondern 8661 sei das Jahr, in dem die Welt untergehen würde.

Filmbild aus Roland Emmerichs "Independence Day" (1996)

Foto: defd
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Weltende-Marketing vom Nasa-Techniker: "88 Gründe, warum das Jüngste Gericht 1988 stattfinden wird" war der schmissige Titel des Buches, das der ehemalige Nasa-Techniker Edgar C. Whisenant in den achtziger Jahren veröffentlichte. Dazu ließ der eifrige Bibelleser, der das Datum für den Weltuntergang - vom 11. bis 13. September 1988 - mithilfe der Heiligen Schrift ausgeknobelt hatte, noch einige Kommentare verlauten, die sich gewaschen hatten: "Nur wenn die Bibel im Unrecht ist, liege ich falsch", erklärte der selbsternannte Prophet unter anderem vollmundig, "und das sage ich zu jedem Priester in der Stadt."

Erst mal schickte er ihnen aber sein Buch - rund 300.000 Exemplare gingen an Pfarrer in ganz Amerika. Diese schienen eifrig Werbung für sein Werk zu machen, die "88 Gründe" verkauften sich mehr als 4,5 Millionen Mal und sorgten auch unter den Kirchenoberen für Wirbel. Am Tag des prophezeiten Weltuntergans unterbrach der christliche US-Sender Trinity Broadcasting Network sein reguläres Programm und strahlte Instruktionsvideos für Ungläubige aus.

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Endkampf der Rassen: Charles Manson erwartete keinen Weltuntergang - aber nur, weil er die Erde davor retten würde. Der Sektenführer war der Überzeugung, dass 1969 in den USA ein Rassenkrieg entbrennen würde. Das hatten ihm die Engel der Apokalypse berichtet - die Beatles. In ihren Songs "Helter Skelter" und "Revolution 9" sollten die vier Liverpooler Endzeitboten laut dem Chef der Manson-Family die Message verborgen haben. Sie verrieten ihm darin außerdem, dass die Schwarzen die blutige Auseinandersetzung gewinnen würden. Und weil die Farbigen nach Mansons Auffassung unfähig waren, eine funktionierende Gesellschaft aufzubauen, sah er sich dazu berufen.

Als sich der prophezeite Krieg nicht einstellte, befahl Manson seinen Anhängern die Morde an Mitgliedern der weißen Oberschicht, etwa der schwangeren Schauspielerin Sharon Tate und sechs weiteren Personen. Er glaubte, die Gesellschaft würde die Schuld bei den Schwarzen suchen - so wollte der Weltherrscher in spe den Rassenkrieg am Ende selbst entfesseln.

Foto: AP
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Die Rechnung ging nicht auf: "50 Millionen werden durch Erdbeben sterben, 50 Millionen bei Verkehrsunfällen, 50 Millionen durch Feuer, 50 Millionen in einstürzenden Gebäuden, 1,4 Milliarden im dritten Weltkrieg und 1,4 Milliarden in einem gesonderten Armageddon", so rechnete der koreanische Autor und Sektenführer der Dami Mission, Lee Jang Rim, seinen Anhängern in seinem Buch "Dem Ende nahekommen" vor. Das Armageddon datierte er auf den 28. Oktober 1992 - mit schrecklichen Folgen.

Tausende folgten dem falschen Propheten aus Seoul. Viele gaben ihre Jobs auf, manche verbrannten ihre Habe oder verschenkten ihr Haus. Mindestens vier Mitglieder seiner Sekte brachten sich aus Angst vor der Apokalypse um, einige Frauen sollen kurz vor dem Weltende abgetrieben haben - aus Angst, sie wären sonst zu schwer, um in den Himmel gehoben zu werden. Etwa tausend Menschen hatten sich am Tag des Jüngsten Gerichts in der Kirche der Sekte versammelt und erwarteten das Ende. Vor den Toren warteten 1700 Polizisten, um gewalttätige Ausschreitungen oder Selbstmorde zu verhindern. Doch als das Ende der Welt schließlich doch nicht eintrat, weinten die meisten Mitglieder einfach.

Sektenguru Lee Jang Rim wurde wegen Betrugs zu zwei Jahren Haft verurteilt. Die koreanische Polizei hatte bei ihm mehr als vier Millionen Dollar gefunden, die er von seinen Anhängern kassiert hatte. Ein Teil des Geldes war in Rentenpapieren angelegt - die erst im Mai 1993 fällig geworden wären.

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Gewappnet gegen den Dritten Weltkrieg: Auf einmal hieß es "Bunker bauen". Bereits in den späten fünfziger Jahren gegründet, war The Summit Lighthouse lange Zeit eine New-Age-Sekte, deren Lehre sich hauptsächlich darum drehte, die Seelen der Anhänger zu erleuchten. So sollten sie sich aus Kreislauf der Wiedergeburt lösen und höhere Wesen werden. Doch 1987 änderte die Führerin der Gemeinschaft, Elizabeth Clare Prophet, den Plan plötzlich. Sie predigte, dass das Weltende im März oder April 1990 durch einen Atomschlag der Russen und dem darauf folgenden dritten Weltkrieg kommen würde.

Anstatt auf eine Rettung durch Ufos oder Gott zu warten, reagierte Prophet allerdings erstaunlich pragmatisch. Um den Atomschlag zu überleben, ließ sie einen riesigen Atombunker in der Nähe ihres Hauptquartiers in Montana bauen und ein Waffenlager anlegen - für den Kampf ums Überleben nach dem Atomkrieg.

Foto: AP/Corbis
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Paris wird brennen: Paco Rabanne war in den sechziger und siebziger Jahren einer der einflussreichsten Modeschöpfer der Welt. Seinen Durchbruch hatte der Spanier, als er 1968 die Kostüme für den Film "Barbarella" entwarf. Doch 1999 sorgte er als Hobbyhellseher mit einem absolut Hollywood-reifen Katastrophenszenario für Schlagzeilen: Die Raumstation "Mir", so die Befürchtung Rabannes, würde noch im selben Jahr auf Paris stürzen und die ganze Stadt in Brand setzen. Die Medien tauften diese durchaus ernstgemeinte Prophezeiung scherzhaft "Pacolypse". Die "Mir" wurde am 23. März 2001 zum kontrollierten Absturz gebracht - im Pazifik.

Foto: REUTERS
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Rettung aus der Kiste: Johanna Southcott war eine Bauerstochter, die Ende des 18. Jahrhunderts festgestellt hatte, dass sie über übernatürliche Fähigkeiten verfügte und fortan gereimte Weissagungen verfasste. Nach ihrem Tod hinterließ sie eine geheimnisvolle hölzerne Kiste, angeblich randvoll mit Prophetien über das Schicksal der Welt. Sie verfügte allerdings, dass diese Kiste nur im Beisein aller englischen Bischöfe geöffnet werden dürfe.

Deswegen legte die 1920 gegründete britische Glaubensgemeinschaft Panacea Society einen schmissigen Slogan vor, um alle Bischöfe der Kirche von England um Southcotts Kiste zu versammeln: "Krieg, Krankheit, Verbrechen und Banditentum, die Not der Nationen und Verwirrung werden zunehmen, bis die Bischöfe die Johanna-Southcott-Box öffnen werden." 2004 werde das Jüngste Gericht die Welt ereilen - nur Johanna Southcotts Prophezeiungen können die Menschheit angemessen auf die Apokalypse vorbereiten.

Die Welt ist 2004 nicht untergegangen. Glück gehabt. Denn der Inhalt der Kiste hätte beim Jüngsten Gericht wohl kaum weitergeholfen. 1927 hatte sich zumindest ein Bischof erweichen lassen, beim Öffnen der Box anwesend zu sein. Der Überlieferung nach enthielt diese neben ein paar unwichtigen Papieren nur ein Lotterielos und eine Pistole.

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Schwarze Löcher schlucken Genf: Bei einem Experiment im Large Hadron Collider in Genf (unten) entsteht ein winzig kleines Schwarzes Loch. Doch es zerfällt nicht wieder zu Energie, sondern wächst und wächst, verschluckt erst die Forschungseinrichtung Cern, dann Genf, die Schweiz und schließlich den ganzen Planeten.

Vor diesem Szenario fürchteten sich unter anderem der Amerikaner Walter Wagner und der Tübinger Biochemiker Otto Rössler. Beide versuchten die Inbetriebnahme des Teilchenbeschleunigers per Gerichtsbeschluss zu verhindern. Erfolglos. Als der LHC am 10. September 2008 zum ersten Mal ans Netz ging, blieb den Gegnern nichts übrig, als die Köpfe einzuziehen.

Das Gros der Wissenschaftler glaubt allerdings nicht daran, dass vom Large Hadron Collider eine Gefahr ausgeht. "Jede Kollision eines Protonenpaares im LHC wird so viel Energie freisetzen, wie beim Zusammenstoß von zwei Mücken entsteht", erklären Cern-Experten - selbst wenn sogenannte mikroskopisch kleine Schwarze Löcher entstehen, würden diese sofort wieder verschwinden.

Foto: AP/Corbis
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Weltende im Massengrab: Der Schrecken begann mit einem riesigen Fest. Die Anführer der "Bewegung für die Wiederherstellung der zehn Gebote Gottes" in Uganda hatten drei Bullen rösten lassen und 70 Kisten Coca-Cola besorgt. 530 Anhänger der religiösen Gruppe hatten sich am 17. März 2000 in der Kirche versammelt, um dort singend und tanzend das Ende der Welt zu begrüßen. Credonia Mwerinde, Joseph Kibweteere und Bee Tait, die Führer der Sekte, hatten versprochen, dass ihre Anhänger nur dort vor der nahenden Katastrophe sicher seien. Wenige Minuten nach dem Beginn des Festes hörten Nachbarn eine Explosion. Die Kirche stand in hellen Flammen, alle Feiernden starben im Feuer. Der Weltuntergang blieb aus.

Zuerst deutete alles auf einen geplanten Selbstmord hin. Doch nach und nach ergab sich ein schockierendes Bild: Die Führer der Sekte hatten bereits einen Weltuntergang für die Jahrtausendwende einige Wochen zuvor angekündigt. Als die Apokalypse jedoch nicht eintrat, wurden ihre Anhänger ungehalten - einige verlangten das Geld zurück, das sie der Sekte im Glauben an das nahende Ende gestiftet hatten. Schnell verlegten Kibweteere und die anderen Anführer das Weltende auf März. Wie die Ermittlungen ergaben, hatte einer der Anführer kurz zuvor größere Mengen einer zum Herstellen von Sprengstoff benötigten Flüssigkeit gekauft - und vermutlich die Kirche in die Luft gesprengt. Die Polizei geht davon aus, dass die Sektenführer nicht im Feuer starben, sondern dass sie ihre Anhänger aus Geldgier töteten und anschließend flüchteten.

In den folgenden Tagen entdeckten Polizisten mehrere Massengräber mit mehr als 750 Leichen - sie waren schon Wochen vor dem Kirchenbrand systematisch mit Gift getötet oder erstochen worden.

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