Ausgegraben Die toten Kelten aus der Kirschbaumhöhle

Bergung eines menschlichen Schädels aus der Kirschbaumhöhle: Die letzten Menschen hier im Fränkischen Karst auf der Nördlichen Frankenalb waren frühe Kelten. Sie kamen in der Eisenzeit um 500 vor Christus. Ihre Knochen haben Forscher gefunden - unberührt seit zweieinhalb Jahrtausenden.

Arbeit im Anzug: Damit keiner der Funde kontaminiert wird, gehen die Wissenschaftler nun nur mit Schutzanzügen in die extrem enge Höhle.

Inventur: In Zusammenarbeit mit dem Restaurierungswissenschaftler Gerhard Gresik erfassten die Forscher die Höhlenstruktur und die oberste Knochenlage zunächst mit Hilfe eines hochpräzisen terrestrischen 3D-Scanners. Damit kann genau dokumentiert werden, welcher Knochen wo und wie liegt.

Menschen- und Tierknochen in einer der Kammern: Zufällig haben sich Tiere nicht in dem schmalen und engen Felsschacht verirrt, denn weder Rind, Schwein, Schaf, Hund, Rothirsch, Feldhase oder Wildkatze sind natürliche Bewohner von Schachthöhlen.

Schädel von zwei Erwachsenen aus der Kirschbaumhöhle: Dass Tote in der Eisenzeit in einer Höhle abgelegt wurden, ist höchst ungewöhnlich. Normalerweise bestatteten die frühen Kelten in dieser Region ihre Verstorbenen unter künstlich aufgeschütteten Hügeln - und zwar egal, ob arm oder reich.

Screenshot vom 3D-Scan eines Jugendlichenschädels: Wurden die Toten vielleicht geopfert? Oder wurden sie von der Gemeinschaft in die Höhle verbannt, weil sie an einer Seuche litten und daran starben? Kamen sie alle gemeinsam in die Höhle oder zu unterschiedlichen Zeiten?

Screenshot vom 3D-Scan eines Erwachsenenschädels mit verheiltem Stirnbeintrauma: Woher kamen die Toten aus der Kirschbaumhöhle? Siedlungen wurden in der Umgebung noch nicht gefunden.

Struktur der Kirschbaumhöhle (Screenshot aus dem dreidimensionalen Punktwolkenmodell): Fast alle Höhlen der Region wurden bereits im frühen 20. Jahrhundert ausgegraben, als die Forschung noch lange nicht die Möglichkeiten hatte, die ihr heute zur Verfügung stehen. So gingen viele Informationen für immer verloren. Die Kirschbaumhöhle bietet nun eine einmalige Gelegenheit.