Champions-League-Titelkandidaten Rot? Weiß? Gelb? Blau?

Bayern München, fünf Titel (1974, 1975, 1976, 2001, 2013), amtierender Champions-League-Sieger: Neuer Trainer, neue Stars, neue Taktik: Der FC Bayern hat sich nach seinem Triple-Triumph neu erfunden - und noch läuft nicht alles so, wie es sich Coach Josep Guardiola vorstellt. In der Gruppe D hat der deutsche Rekordmeister in Manchester City den wohl härtesten Konkurrenten um den Gruppensieg, trifft dazu auf ZSKA Moskau und Viktoria Pilsen. Doch nur das Überstehen der Gruppenphase ist natürlich viel zu wenig für den deutschen Meister, der bei den Buchmachern als Top-Favorit auf den Titel gilt.

Borussia Dortmund, ein Titel (1997), vorige Saison: Finalniederlage gegen Bayern München (1:2): Mario Götze ist weg, dafür haben die Zugänge Henrich Mchitarjan und Pierre-Emerick Aubameyang gleich eingeschlagen. Der rauschhafte 6:2-Sieg gegen den Hamburger SV am vergangenen Samstag lässt die Fans träumen. Doch wie im vergangenen Jahr muss der BVB gleich vom Champions-League-Start weg Vollgas geben. In der Gruppe mit dem FC Arsenal, Olympique Marseille und dem SSC Neapel gilt es, die Vorrunden-Top-Leistung des vergangenen Jahres zu wiederholen, als man sich gegen Manchester City, Ajax Amsterdam und Real Madrid als Gruppen-Erster durchsetzte. Einen Nachteil hat die rauschhafte vergangene Saison jedoch: Der BVB wird nur noch selten in seine so geliebte Außenseiterrolle schlüpfen können.

Real Madrid, neun Titel (1956, 1957, 1958, 1959, 1960, 1966, 1998, 2000, 2002), vorige Saison: Aus im Halbfinale gegen Borussia Dortmund (1:4, 2:0): Natürlich sind auch die "Königlichen" wieder Favorit auf den Champions-League-Triumph - wie jedes Jahr. Auf die Niederlage gegen den BVB in der vergangenen Saison hat man mit einem Wechsel an der Seitenlinie (Carlo Ancelotti statt José Mourinho) und dem Kauf des 100-Millionen-Euro-Mannes Gareth Bale reagiert. Auch Superstar Ronaldo wurde mit einem neuen Vertrag über den Verkauf seines zuverlässigen Vorlagengebers Mesut Özil getröstet. "Jeder in Madrid ist fokussiert auf den Gewinn des Europacups", sagt Ancelotti vor dem ersten Gruppenspiel am Dienstagabend bei Galatasaray Istanbul.

FC Barcelona, vier Titel (1992, 2006, 2009, 2011), vorige Saison: Aus im Halbfinale gegen Bayern München (0:4, 0:3): Ist die Ära des FC Barcelona vorbei? Bundestrainer Joachim Löw wird in dieser Saison genau hingucken, ob der Barça-Stil, der ja auch Vorbild für die spanische Nationalmannschaft ist, noch zum Erfolg führt. In dem brasilianischen Nationalspieler Neymar, dessen Verpflichtung die Katalanen am Abend des vergangenen Champions-League-Finals bekanntgaben (was als Kampfansage verstanden werden darf), hat Barcelona einen neuen Co-Star neben Messi verpflichtet. Der neue Trainer scheint dem alten Tiki-Taka wohl auch nicht mehr uneingeschränkt vertrauen: Gerardo Martino lässt vermehrt auch hohe Bälle spielen - und zieht die Außenverteidiger zurück. Ob Barcelona so den Titel Nummer fünf einfährt?

FC Chelsea, ein Titel (2012), vorige Saison: Aus in der Vorrunde (dritter Platz in Gruppe E): Chelsea, ein Kandidat auf den Champions-League-Triumph? Der Grund: Rückkehrer José Mourinho, der mit den Londonern Verpasstes nachholen möchte: 2008 stand er bereits mit dem FC Chelsea im Finale, verlor dies aber gegen Manchester United dramatisch im Elfmeterschießen. Der Europapokal steht beim Portugiesen immer im Vordergrund. "Das ist ein Wettbewerb mit einer ganz speziellen Aura, er hat etwas Magisches", sagt Mourinho, der den Cup bereits zweimal geholt hat (mit Porto und mit Inter Mailand): "Jeder will das Eldorado des Fußballs erreichen." Ein großer Vorteil Chelseas ist die enorme Heimstärke: Keines der vergangenen 13 Europapokal-Spiele an der Stamford Bridge ging verloren (elf Siege, zwei Remis). Unter Mourinho musste das Team zumindest in der Premier League noch keine Niederlage hinnehmen - bei immerhin 62 Partien.

Manchester United, drei Titel (1968, 1999, 2008), vorige Saison: Aus im Achtelfinale gegen Real Madrid (1:1, 1:2): Die "Red Devils", die gleich am ersten Spieltag auf Bundesligist Bayer Leverkusen treffen, sollten ihre Gruppe locker überstehen. Grund: die Erfahrung. Seit der Saison 1996/1997 ist ManUnited ununterbrochen in der Königsklasse, lediglich zweimal überstanden sie die Gruppenphase nicht. Außer dem deutschen Club sind noch Schachtar Donezk aus der Ukraine und Real Sociedad San Sebastian Konkurrenten um den Einzug in die K.o.-Phase - machbare Aufgaben für die Offensive um Wayne Rooney und Robin van Persie. "Die Engländer werden Vollgas geben", ist sich auch Bayerns Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge sicher: "Sie wollen ein großes Comeback feiern. Schließlich haben sie in der Vorsaison vom Viertelfinale an kein Team mehr dabeigehabt."

SSC Neapel, kein CL-Titel, vergangene Saison nicht dabei: Ein Favorit aus Italien, das muss doch Juventus Turin sein? Nicht unbedingt: Der SSC Neapel ist derzeit das Team der Stunde in Italien. Mit Top-Spielern in der Offensive wie Gonzalo Higuaín empfängt der italienische Vizemeister der vergangenen Saison im ersten Königsklassen-Gruppenspiel den deutschen Vizemeister Borussia Dortmund. Für den ganz großen Triumph wird es für den Neuling wohl noch nicht reichen, eine gute Rolle wird der Club dennoch spielen. Dafür hat sich Neapel für 87 Millionen Euro neue Spieler gegönnt.

Paris Saint Germain, kein CL-Titel, vergangene Saison: Aus im Viertelfinale gegen den FC Barcelona (2:2, 1:1): Wo Zlatan Ibrahimovic aufläuft, da ist der Erfolg: In der Vorsaison war er mit sieben Assists bester Vorlagengeber der Königsklasse, zudem hat er schon für sechs unterschiedliche Vereine in der Champions League getroffen. Der schwedische Top-Angreifer hat während seiner Karriere Titel in Serie abgegriffen - doch die Königsklasse hat er noch nie gewonnen. Das soll sich nun ändern, dafür hat sich Paris, das in der vergangenen Saison nur knapp das Halbfinale verpasste, in Edinson Cavani einen der begehrtesten Angreifer Europas gegönnt, insgesamt gab der Club 110 Millionen Euro für neue Spieler aus. Ein Triumph in Europa wäre eine Überraschung - ausgeschlossen ist er jedoch nicht.