Traditionszeitung Die Geschichte der "New York Times"

1922: Das historische Hochhaus (Mitte), in dem die "Times" von 1905 bis 1913 saß, gab dem Times Square seinen Namen. Es steht heute noch, ist aber modern und mit Leuchtreklamen zugebaut und dient an Silvester als Schauplatz des mitternächtlichen "Ball Drops".

1946: Arthur Hays Sulzberger (Mitte) war von 1935 bis 1961 "Times"-Verleger. Hier besichtigt er nach Kriegsende in Begleitung der Chefredakteure der "Detroit News" und des "Omaha World-Herald", W.S. Gilmore (links) und W.E. Christenson, die Ruinen des Hitlerbunkers in Berlin.

1961: Arthur Hays Sulzberger (2.v.r.) bekommt von Präsident John F. Kennedy (l.) den "Heart of the Year"-Preis der US-Herzstiftung verliehen. Seine Ehefrau Iphigenie Sulzberger (2.v.l.) war die Tochter von Adolph Ochs, der das damalige Lokalblatt "New York Times" 1896 kaufte und groß machte.
1971: "Times"-Verleger Arthur Ochs Sulzberger verteidigt bei einer Pressekonferenz die Veröffentlichung der geheimen "Pentagon Papers" über den Vietnamkrieg. Präsident Richard Nixon und die US-Regierung klagten vor dem Supreme Court vergeblich dagegen.

2009: Die "Times" zieht von ihrer langjährigen Zentrale an der West 43rd Street in ein neues Hochhaus an der Eighth Avenue in Midtown Manhattan. Der 52-stöckige Skyscraper wurde vom Stararchitekten Renzo Piano entworfen. Die meisten Etagen sind heute längst anderweitig vermietet, der berühmte "Times"-Newsroom umfasst den 3. und 4. Stock.

2011: Die Homepage der noch relativ jungen "Times"-Website. Die Schlagzeile vermeldet den Tod von Apple-Gründer Steve Jobs, einem Pionier des Tech-Zeitalters. Auch die "Times" musste Jobs' Vision folgen und 2008 eine eigene iPhone-App schaffen. Die Rezept-App "NYT Cooking" ist heute eine der erfolgreichsten Digitalprodukte der "Times".

2012: Altverleger Arthur Ochs Sulzberger - seit seiner Kindheit "Punch" genannt - stirbt im Alter von 86. Er leitete die "New York Times" fast 30 Jahre lang, von 1963 bis 1992, und war der letzte Patriarch der Verlegergeneration, der den "Times"-Urvater Adolph Ochs noch persönlich kannte.

2012: Der Brite Mark Thompson wird neuer CEO der New York Times Company. Zuvor war er acht Jahre lang Generaldirektor der BBC, wo er mehrere Kontroversen überstand. Unter Thompson sicherte sich die "Times" als erste Medienorganisation der Welt mehr als eine Million digitale Abonnenten.

2013: Die Verkündung von vier Pulitzerpreisen im Newsroom der "Times". Verleger Arthur Ochs Sulzberger Junior hält vier Finger hoch, rechts Chefredakteurin Jill Abramson. Einen der Preise erhielt die "Times" für die Enthüllung von Korruption in der kommunistischen Partei Chinas. Seitdem ist die Website der Zeitung in China bis heute gesperrt.

2013: Die "Times" verschmelzt die 1887 gegründete "International Herald Tribune", ihre langjährige internationale Ausgabe, aus Kostengründen mit dem Stammblatt. Die "Times" publiziert im Ausland seither als "International New York Times".

2014: Chefredakteurin Jill Abramson wird nach nur zweieinhalb Jahren von Verleger Arthur Ochs Sulzberger Junior (r.) gefeuert und von Dean Baquet (l.) ersetzt. Abramson wurde vorgeworfen, den digitalen Wandel nicht aggressiv genug betrieben zu haben und auch mit ihrer sperrigen Persönlichkeit angeeckt zu sein.

2014: Als Nachfolger von Abramson wird Dean Baquet der erste afroamerikanische Chefredakteur in der Geschichte der "Times". Er arbeitete früher unter anderem als Chefredakteur für die "Los Angeles Times" und als Reporter für die "Chicago Tribune", für die er 1988 einen Pulitzerpreis gewann.

2015: Zum zweiten Mal innerhalb einer Woche wird die internationale Ausgabe der "New York Times" in Thailand zensiert. Der fehlende Artikel handelte vom Vermögen des thailändischen Königshauses und wurde offenbar vom örtlichen Druckunternehmen auf eigene Faust entfernt. Inzwischen wird die "Times" außerhalb von Thailand gedruckt.

2016: Zwei Wochen nach seinem Wahlsieg besucht der designierte US-Präsident Donald Trump die Zentrale der "Times". Mitarbeiter warten in der Lobby, oben die Redaktionsspitze. Trump beschimpft die Zeitung gerne die "scheiternde 'New York Times'".
2016: Bei seinem "Times"-Besuch stellt sich Trump den Fragen der leitenden Redakteure. Hinter ihm die Fotos früherer Präsidenten. Trump kritzelte auf sein Foto, an den Verleger Sulzberger adressiert: "Arthur - Great Being with you - MAGA! (Make American Great Again - Red.) Best Wishes!"

2017: Auf Ersuchen der chinesischen Regierung entfernt Apple die "Times"-App aus dem iTunes Store in China. Damit verlieren die Chinesen eine der letzten Optionen, die "Times" online zu lesen, nachdem die chinesische Regierung die Website bereits 2012 wegen kritischer Berichte gesperrt hatte.

2017: Im Oktober beginnen die "Times" und der "New Yorker" parallele Enthüllungsserien, in denen Dutzende Frauen - darunter Hollywoodstars - dem Filmmogul Harvey Weinstein Belästigung, sexuellen Missbrauch und Vergewaltigung vorwerfen. Die Berichte stießen die #MeToo-Bewegung an. Weinsteins Karriere war beendet, die "Times" gewann einen weiteren Pulitzerpreis.

2018: Nach dem tödlichen Attentat auf die Lokalzeitung "Capital Gazette" bei Washington wird auch die "Times" unter Polizeischutz gestellt. Bei dem Anschlag erschoss ein Mann, der seit langem mit der Zeitung zerstritten war, fünf Redakteure. Drei Tage zuvor hatte US-Präsident Donald Trump Journalisten als "Feinde des Volkes" bezeichnet.