Eisdrama von Lillehammer Die Prinzessin und die Hexe

Die letzte Eisperformance: Tonya Harding durfte hier bei den Olympischen Winterspielen in Lillehammer 1994 noch antreten - obwohl gegen sie Ermittlungen wegen einer Schlagstockattacke auf ihre Konkurrentin Nancy Kerrigan liefen. Das Drama kurz vor Olympia in Norwegen zählte zu den krassesten Skandalen der Sportgeschichte.

Konkurrentinnen auf dem Eis: Tonya Harding (links) und Nancy Kerrigan gehörten Anfang der Neunzigerjahre zu den besten Eiskunstläuferinnen der USA. Das Foto entstand bei den nationalen Meisterschaften 1992. Tonya Harding, die im Jahr zuvor gewonnen hatte, landete auf dem dritten Platz. Nancy Kerrigan erreichte Silber.

Die Rolle der Prinzessin kam in dieser Rivalität Nancy Kerrigan zu - einer eleganten Läuferin mit grazilen Gesten, die 1991 in die US-Spitze aufstieg und sich weiter verbesserte. Im Jahr darauf gewann sie Bronze bei der WM und blieb gut in Form.

Tonya Harding musste derweil befürchten, von Kerrigan abgehängt zu werden und das Olympiaticket für Lillehammer zu verpassen. Das Foto zeigt sie 1991 in München mit der US-Flagge.

Gruppenbild: Die US-Nationalmannschaft im Eiskunstlaufen für die Olympischen Winterspiele 1992 posiert am Ende der US-Meisterschaft in Orlando für die Journalisten. Die Damen von links: Natasha Kuchiki, Jenni Meno, Calla Urbanski, Kristi Yamaguchi, Nancy Kerrigan, Tonya Harding, April Sargent und Rachel Mayer. Die Herren von links: Todd Sand, Scott Wendland, Rocky Marval, Christopher Bowman, Paul Wylie, Todd Eldredge, Russ Witherby und Peter Breen.

Freudenschrei: Tonya Harding fährt am 16. Februar 1991 jubelnd übers Eis. Da lief es noch rund - als erste amerikanische Eiskunstläuferin gelang es ihr, einen dreifachen Axel in einem Wettbewerb zu zeigen. Sie gewann damit die US-Meisterschaft.

Ganz oben auf der Siegertreppe: Bei der folgenden Siegerehrung steht Tonya Harding als strahlende Siegerin neben Kristi Yamaguchi (links) und Nancy Kerrigan (2. von rechts), die den zweiten und dritten Platz belegten. Im gleichen Jahr gelang es Harding noch dreimal, einen dreifachen Axel bei einem Wettbewerb zu präsentieren. Nach 1991 schaffte sie es nie wieder.

Podium verpasst: Bei den Olympischen Spielen 1992 in Albertville (Foto) wurde Harding noch Vierte, ebenso 1993 bei den nationalen Meisterschaften - und verpasste damit die Qualifikation für die WM.

Show-Sprung: Anders als Nancy Kerrigan war Harding keine grazile, elegante Läuferin - umso mehr punktete sie mit Athletik. Doch 1993 und 1994 war nicht mehr klar, ob ihr Talent für Olympia reichen würde. Und so entschlossen sich ihr Gatte und drei weitere Männer, Konkurrentin Kerrigan auszuschalten.

Geständig: Jeff Gillooly, der Ex-Mann der Eiskunstläuferin Tonya Harding, steht vor Gericht zwischen seinen beiden Anwälten. Am 1. Februar 1994 erklärte er sich schuldig, das Attentat auf Nancy Kerrigan in Auftrag gegeben zu haben.

Shawn Eric Eckardt (links), befreundet mit Jeff Gillooly, heuerte zwei Kleinkriminelle an. Der Auftrag: Sie sollten Nancy Kerrigan einen kräftigen Schlag aufs Bein verpassen, damit sie bei den US-Meisterschaften nicht starten konnte und so auch die Olympiaqualifikation verpasste.

Die Rückkehr: Der sinistre Plan ging insofern auf, als Nancy Kerrigan tatsächlich bei den US-Meisterschaften nicht mehr aufs Eis konnte. Er war allerdings so plump, dass die Verschwörer sofort aufflogen. Und Kerrigan fuhr trotzdem nach Lillehanmmer - das Foto zeigt sie bei einem Olympia-Auftritt am 23. Februar 1994.

Mutter und Tochter: Tonya Harding spricht während einer Trainingspause am 21. Januar 1994 am Rand der Eisarena mit ihrer Mutter LaVona Golden. Ihre Mutter nähte viele der Wettbewerbskleider selbst. Mit einer Millionenklage erzwang auch Harding ihre Olympiateilnahme, nachdem sie die US-Meisterschaft gewonnen hatte.

Die ignorier ich nicht mal: Die Konkurrentinnen versuchten sich in Lillehammer aus dem Wege zu gehen. Schwierig - das IOC lehnte einen Antrag der Amerikaner ab, sie wenigstens getrennt trainieren zu lassen. Beide mussten zu den Trainingszeit gemeinsam aufs Eis.

Eisiges Duett: Tonya Harding (vorn) und Nancy Kerrigan proben am 22. Februar 1994 in Lillehammer. Ihre Knieverletzung hatte Kerrigan inzwischen überwunden und war wieder bestens in Form.

Miss Drama: Tonya Harding zeigt den Juroren bei den olympischen Winterspielen in Norwegen am 25. Februar 1994 ein Problem an ihrem Schuh. Wegen eines zu kurzen Schnürsenkels unterbrach sie ihre Kür. Der eigentliche Senkel war kurz vor dem Auftritt gerissen und wurde in Eile ersetzt, doch so bot ihr der Schuh nicht genügend Halt.

Harding mit ihrer Trainerin Diane Rawlinson: Ein solcher Zwischenfall war keine Besonderheit für die Eiskunstläuferin aus Portland. Immer wieder sorgte sie bei Wettbewerben für kleinere Krisen - zum Beispiel, indem sie sich durch einen Stau verspätete oder sich der Verschluss an ihrem Kleid öffnete.

Unter Verdacht: Eiskunstläuferin Tonya Harding und ihr erster Ehemann Jeff Gillooly werden am 15. Januar 1994 beim Verlassen ihres Grundstücks in Beaver Creek von Reportern angehalten. Beiden wurde vorgeworfen, den Mann für das Attentat an der Eiskunstläuferin Nancy Kerrigan beauftragt zu haben.

Polizeifoto vom 18. März 1994: Die Ermittlungen wurden erst nach Olympia abgeschlossen. Ihre Mitwisserschaft bestritt Harding stets, wurde aber wegen Behinderung der Justiz verurteilt und zudem für alle Eiskunstlaufmeisterschaften lebenslang gesperrt. Die Goldmedaille der US-Meisterschaft von 1994 wurde ihr ebenfalls aberkannt.

Der neue Hollywood-Film "I, Tonya" greift das Drama von vor fast einem Vierteljahrhundert auf und verwandelt es in eine Komödie. Margot Robbie (rechts) spielt die Hauptrolle.

Das kleine Schuhdrama im Film, als Teil des großen Dramas um Tonya Harding und Nancy Kerrigan. Damals war es eine Reality-Show, bevor dieses Fernsehgenre überhaupt entstand.

Szenenbild aus "I, Tonya": 100 Millionen TV-Zuschauer waren live dabei, als 1994 die beiden Konkurrentinnen zum Showdown auf dem Eis antraten. Amerikanern ist das so gut in Erinnerung, dass dem neuen Film große Aufmerksamkeit sicher ist.

Tonya Harding heute: Seit 1994 rückte sie nie damit heraus, etwas über die Anschlagspläne gewusst zu haben. Erst jetzt sagte sie dem Sender ABC in einer Doku: "Ich wusste, dass da etwas lief." An den Plänen beteiligt gewesen sei sie nicht, habe aber mitbekommen, dass die Männer darüber redeten.

Das Scheinwerferlicht hatte Tonya Harding immer wieder gesucht, auch mit einem Ausflug ins Filmgeschäft - hier ein Szenenfoto aus "Breakaway" aus dem Jahr 1994.

Harding 2002 nach einem Gefängnisaufenthalt, weil sie betrunken am Steuer saß. Bereits einige Jahre vorher hatte sie einen Baum mit einem Truck gerammt.

Im Boxring versuchte es Harding ebenfalls, ohne großen Erfolg. Das Foto zeigt, wie sie 2003 in Memphis gegen Samantha Browning zu Boden geht. Im Bantamgewicht verlor Harding nach vier Runden.

Vom Akteur zum Experten: Nancy Kerrigan beendete ihre sportliche Eiskunstlaufkarriere 1995. Im Anschluss trat sie bei verschiedenen Broadway- und Fernseh-Shows auf und zog sich ansonsten ins Privatleben zurück. Am 7. Januar 2014 sprach sie als Expertin in einer NBC-Show über Sotschi. Das Bild zeigt sie kurz vor ihrem Auftritt hinter den Kulissen.